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oICM & die 4P’s: fach- und hochschulübergreifend Gesundheitsförderung in den „Digi-Audimax“ bringen
Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung
Gesundheitsförderung und Prävention stellen ein interdisziplinäres Handlungsfeld dar. Gerade in gesundheitswissenschaftlichen Studiengängen sind diese Themen nicht mehr wegzudenken, zumal die Konzipierung, Umsetzung und Evaluation gesundheitsbezogener Interventionen zunehmend zu Kernkompetenzen von in Gesundheitsberufen Tätigen werden. Nachdem hier idealerweise in interdisziplinären Teams gearbeitet wird, ist eine gemeinsame Wissensbasis der Akteur*innen unabdingbar. So müssen studiengangsübergreifend Standards für Lehr- und Lerninhalte geschaffen werden. Die Vorlesung „Einführung in die Gesundheitsförderung und Prävention“ richtet sich an Bachelorstudierende und kann in unterschiedlichen gesundheitswissenschaftlichen Studiengängen eingesetzt werden. Nach langjähriger Lehrerfahrung in diesem Themenkomplex, wurde die Lehrveranstaltung im Zuge der Corona-Pandemie in den „virtuellen Raum“ transformiert und im Wintersemester 20/21 erfolgreich an dem Bachelorstudiengang Gesundheitsförderung der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd (Deutschland) pilotiert. Ab dem Wintersemester 21/22 wird sie zudem an unterschiedlichen gesundheitswissenschaftlichen Studiengängen der FH Kärnten nachhaltig implementiert werden. So kann eine wesentliche gemeinsame Basis in Hinblick auf Gesundheitsförderung und Prävention im Ausbildungskontext geschaffen werden. Beflügelt durch die Rahmenbedingungen, die sich im Zuge der Corona-Pandemie für hochschulische Lehre ergeben haben, wurden in der Entwicklung der Vorlesung ein innovatives Online-Konzept und darauf abgestimmte Online-Tools eingesetzt. Dabei geht es in erster Linie darum, flexible Lehr- und Lernformen zu schaffen und durch den Einsatz von Audience-Response-Systemen kontinuierlich Feedback zur Lehrveranstaltung einzuholen, um formativ evaluativ an deren Verbesserung zu arbeiten.
Durch die Teilnahme der Lehrenden an dem Multiplikator*innen-Programm „Digital Health & Education“ (Careum Stiftung, Robert Bosch Stiftung; www.careum.ch/documents/20181/56162/200210_Flyer_Multiplikatoren-Training.pdf) waren dafür optimale Voraussetzungen gegeben. So konnte die Lehrende ihre digitalen Kompetenzen ausbauen und mit Didaktik-Expert*innen Ideen für das Lehrveranstaltungsvorhaben kritisch reflektieren. Hier konnten wichtige Wissensbestände generiert und für die Lehrveranstaltung nutzbar gemacht werden. So konnten die Erkenntnisse aus dieser modular aufgebauten Fortbildung für Fach- und Führungskräfte aus dem deutschen, österreichischen und Schweizer Gesundheitssystem direkt in die eigene Praxis der Online-Lehre integriert werden.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Gesundheitsförderung und Prävention sind integrale Bestandteile gesundheitswissenschaftlicher Studiengänge. Die Vorlesung „Einführung in die Gesundheitsförderung und Prävention“ ist ein gelungenes Beispiel, wie in Zeiten der Corona-Pandemie, eine fachübergreifende Lehrveranstaltung im „Digi-Audimax“ realisiert werden kann. Dabei kommt das online Inverted Classroom Model (Tolks et al., 2020) zur Anwendung. Lernvideos und Arbeitsaufträge für asynchrone Online-Selbstlernphasen, deren Diskussion in synchronen Online Face-to-face Phasen unter Einsatz von Audience-Response-Systemen, bilden das Kernstück. Neben der inhaltlichen Arbeit wird großes Augenmerk auf ein soziales Miteinander und das Generieren eines Wir-Gefühls gelegt. Damit kann Engagement und Commitment der Studierenden gefördert werden. Die gemeinsame Entwicklung von Prüfungsfragen unterstützt aktives Lernen, die Prüfung erfolgt in einem Online-Setting. Pilotiert wurde die Lehrveranstaltung am Bachelorstudiengang Gesundheitsförderung der PH Schwäbisch Gmünd (Deutschland), parallel wurde an der curricularen Verankerung an gesundheitswissenschaftlichen Studiengängen der Fachhochschule Kärnten (Österreich) gearbeitet. Die nachhaltige Nutzung, studiengangsübergreifend und über Hochschulgrenzen hinweg, ist somit gewährleistet.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
Health promotion and prevention are integral parts of study programs in health sciences. The lecture “Introduction to health promotion and prevention” presents a successful example of how an interdisciplinary lecture can be realized in the “Digi-Audimax” in times of the coronavirus pandemic. The online Inverted Classroom Model (Tolks et al., 2020) was applied. Educational videos and assignments for asynchronous self-learning phases, which were discussed by using synchronous Online Face-to-face phases, supported by an audience-response-system, represent the core concept. Besides content-related work, attention was paid to social aspects and the generation of connectedness, which promotes students’ engagement and commitment. By involving students in the development of exam questions active learning is furthered. The exam was performed online. The lecture was piloted within the study program Bachelor Health Promotion at the University of Education Schwäbisch Gmünd (Germany). At the same time, it was integrated within the curricula of various study programs at the Carinthia University of Applied Sciences (Austria). Thus, sustainable use, within various study programs and across universities, is guaranteed.
Nähere Beschreibung des Projekts
Die Lehrveranstaltung „Einführung in die Gesundheitsförderung und Prävention“ arbeitet nach dem online Inverted Classroom Model (oICM; Tolks et al., 2020) und findet somit ausschließlich online statt. Nach einer synchronen Online-Informationsphase (Onboarding), wechseln asynchrone Online-Selbstlernphasen und synchrone Online Face-to-face Phasen ab. Für die asynchronen Online-Selbstlernphasen wurden eigens Lernvideos und damit in Verbindung stehende Arbeitsaufträge entwickelt. Damit wird der Empfehlung, Lernmaterialien in Form von Videos zur Verfügung zu stellen (Tolks et al., 2020), Rechnung getragen. Die Studierenden können die Materialien zeit- und ortsunabhängig bearbeiten, was ein hohes Ausmaß an Vereinbarkeit mit mannigfaltigen Lebensrealitäten und individuellen Studienbedingungen gewährleistet. Die Erarbeitung der Lernmaterialien liegt somit in der Gestaltungsfreiheit der Studierenden, selbstgesteuertes, aktives Lernen wird damit unterstützt. Im Rahmen der synchronen Online Face-to-face Phasen werden die selbständig erarbeiteten Inhalte reflektiert und diskutiert. Dabei kommt, didaktischen Empfehlungen folgend, ein Audience-Response-System, nämlich feedbackr, zum Einsatz, um die Studierenden kontinuierlich zu aktivieren, einen Eindruck zum Lernfortschritt zu bekommen, Lehrenden-Feedback zu den Inhalten sicherzustellen. Mittels feedbackr werden potentielle Prüfungsfragen zu den einzelnen Inhalten gemeinsam bearbeitet, formatives Feedback zu den Lehrveranstaltungsinhalten von den Studierenden erhoben und auch Raum eingeräumt, um in anonymisierter Form alles anzusprechen, was den Studierenden am Herzen liegt. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist letzteres von großer Bedeutung, da Studierende nicht nur auf einer inhaltlichen Ebene, sondern auch auf einer sozialen Ebene „abgeholt“ werden müssen.
Die Lehrveranstaltung im Überblick
Die Lehrveranstaltung „Einführung in die Gesundheitsförderung und Prävention“ ist nach dem Bild einer gemeinsamen Reise, mit Onboarding, unterschiedlichen Haltestellen und Endstation gestaltet. Konzipiert wurde sie unter Nutzung der Plattform Moodle, die synchronen Online Face-to-face Phasen wurden mittels MS Teams realisiert.
Im Detail sieht die gemeinsame Reise wie folgt aus:
Onboarding: Gestartet wird mit einer synchrone Online Face-to-face Phase, dem „Onboarding“, zur Vorstellung des Lehrkonzepts, der Lernziele sowie des Prüfungsrahmens. Darüber hinaus erfolgt ein gegenseitiges, inhaltlich getriebenes Kennenlernen. So erhalten die Studierenden bereits im Vorfeld die Aufgabe, eine „One Minute Slide“ vorzubereiten, um der Gruppe zu vermitteln, was für sie persönlich Gesundheit und Gesundheitsförderung bedeutet und was aktuell ihre Gesundheit beeinflusst. So bietet sich die Möglichkeit, alle am Kurs Beteiligten (auch die Lehrperson mit ihrer „One Minute Slide“) auf das Thema zugeschnitten kennenzulernen und erste Akzente für ein Wir-Gefühl zu setzen.
Haltestelle 1: Ein Ausflug in die Welt der Begriffe: Anhand eines Videos erarbeiten sich die Studierenden zentrale Grundbegriffe. Zur Vertiefung beschäftigen sie sich mit einem Text zu subjektiver Gesundheit und Krankheit und schreiben dazu ein 2-Minuten-Statement für Journalist*innen (Einzelarbeit). In einer synchrone Online Face-to-face Phase werden die Inhalte reflektiert und diskutiert.
Haltestelle 2: Gesundheitsförderung und (Krankheits-)Prävention
Ein Video stellt Gesundheitsförderung und ihre Handlungsfelder anhand der „Bibel“ der Gesundheitsförderung, der sogenannten Ottawa-Charta, vor. (Krankheits-)Prävention und ihre unterschiedlichen Formen werden adressiert. Zur Vertiefung erarbeiten die Studierenden ein Fallbeispiel, das sich mit Defizit- versus Ressourcenorientierung beschäftigt (Gebhard & Mir, 2019), im Tandem. Wie Prävention und Gesundheitsförderung in einem integrierten Versorgungskonzept verflochten zum Einsatz kommen können, wird abschließend beleuchtet. In der synchronen Online Face-to-face Phase werden, vor allem ausgehend vom Fallbeispiel, die Inhalte reflektiert und diskutiert.
Haltestelle 3: Salutogenese: Entstehung von Gesundheit im Fokus
Nach einem kurzen historischen Rückblick auf Krankheitsmodelle steht im Zentrum des dritten Lernvideos die Salutogenese. Ihre zentralen Modellkomponenten und deren Wechselwirkungen werden vorgestellt. Die Studierenden setzen sich hier vertieft mit dem Kohärenzgefühl auseinander und erkunden etwa, wie dieses bereichspezifisch für Studierende konzipiert sein kann (dazu zusätzliches Video unter www.youtube.com/watch [Zugriff am 07.02.2021] abrufbar). In der synchronen Online Face-to-face Phase werden vor allem die komplexen Beziehungen innerhalb des Modells diskutiert und näher beleuchtet.
Haltestelle 4: Public Health Action Cycle (PHAC): Systematische Gesundheitsförderung im Fokus
Wie Projekte der Gesundheitsförderung qualitätsvoll konzipiert, umgesetzt und evaluiert werden können, steht im Zentrum dieses vierten Lernvideos. Die Phasen des Public Health Action Cycle werden vorgestellt und mit Ausführungen zu einem Beispiel aus der Praxis der Gesundheitsförderung der Lehrenden untermalen (z.B. Präsentation des Kommunikationskonzepts). Dabei handelt es sich um das Projekt „Gesunder Start ins Studium“, das auf Selbst- und Sozialkompetenzförderung von Erstsemestrigen abzielt. Um sich mit „Gesunder Start ins Studium“ vertraut zu machen, erarbeiten die Studierenden im Selbststudium einen wissenschaftlichen Artikel zum Projekt (Mir & Gebhard, 2015). Verbindung von Theorie und praktischer Anwendung stehen im Video und auch in der folgenden synchronen Online Face-to-face Phase ganz oben auf der Agenda.
Endstation: Studentisches Gesundheitsmanagement und “Gesunder Start ins Studium“: Praktische Anwendung im Fokus
Die Endstation stellt eine synchrone Online Face-to-face Phase dar. Gesundheitsfördernde Hochschulen, und hier vor allem Studentisches Gesundheitsmanagement, werden als Beispiel für die Anwendung vorgestellt. Nachdem zunehmende finanzielle Engpässe im Gesundheitssystem den Legitimationsdruck auf Maßnahmen der Gesundheitsförderung erhöhen, wird hier vor allem die Evaluation ins Zentrum gerückt. Andrea Limarutti, die sich im Rahmen ihrer kumulativen Dissertation in diesem Bereich große Expertise erarbeitet hat, fungiert als Co-Lehrende und gibt Einblicke in die Fallstricke der Praxis.
Add-on: Prüfungsvorbereitung und Lehrveranstaltungsevaluation
Neben dem kontinuierlichen Besprechen prüfungsrelevanter Fragen, dem Vorstellen potentieller Fragen mittels Audience-Response-System im Rahmen aller synchronen Online Face-to-face Phasen, wurde im Zuge eines letzten synchronen Online-Termins ein Online Probeprüfung durchgeführt. Zudem wurde die Evaluation der Lehrveranstaltung mittels Befragung der Studierenden realisiert, und zwar entlang von Fragen aus dem EvaSys (Evaluation digitaler Lehre, Mikroebene, Studierende; mehr Info unter evasys.de/evasys/ [Zugriff am 07.02.2021]).
Grundprinzipien der Lehrveranstaltung
Grundprinzipien, an denen sich die Lehrveranstaltung orientiert, lassen sich einprägsam mit „4 P‘s der (Online-)Lehre“ beschreiben.
Positives Mindset: (Online-)Lehre in Zeiten der Corona-Pandemie ist mit vielen Herausforderungen besetzt, sowohl auf Seiten der Studierenden als auch auf jener der Lehrenden. So liegt in der Lehrveranstaltung „Einführung in die Gesundheitsförderung und Prävention“ großes Augenmerk auf der Schaffung einer freudvollen Atmosphäre des Miteinander. Studierende an der eigenen Begeisterung für das Fach teilhaben lassen, Online-Tools als Bereicherung sehen und an didaktisch sinnhaften Stellen gewinnbringend einsetzen, nicht nur „das Beste“ aus der Situation zu machen, sondern Lehre „neu erfinden“ – mit derartigen Grundhaltungen wird ein positives Mindset gegenüber des veränderten Miteinanders geschaffen, das Lernen fördern kann.
Programm: Großes Augenmerk wurde auf eine klare Kommunikation zum „Programm“ der Lehrveranstaltung gelegt. Eine klare Darstellung des Lehrveranstaltungskonzepts, synchron online im Rahmen des Onboardings und jederzeit asynchron online anhand der Ausführungen im Moodle-Kurs ersichtlich, erscheinen gerade in Zeiten der Online-Lehre zentral, um den Studierenden Vorhersagbarkeit und Sicherheit zu vermitteln.
Partizipation: Die Förderung der studentischen Teilhabe im „Digi-Audimax“, und auch im Rahmen asynchroner Online-Phasen, stellt eine große Herausforderung dar und wird in der Lehrveranstaltung im großen Ausmaß realisiert. Durch den Einsatz des Audience-Response-Systems feedbackr im Rahmen der synchronen Online Face-to-face Phasen können die Studierenden aktiviert und an der Gestaltung der Lehreinheiten beteiligt werden. Zudem erstellen die Studierenden im Rahmen der Lehrveranstaltung selbst potentielle Prüfungsfragen, wodurch eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Inhalten angeregt wird und eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Prüfung und deren Format stattfindet. So können Ängste reduziert werden und positive Auswirkungen auf die Prüfungsresultate (bessere Performance) sind zu erwarten. Eine lebendige Feedbackkultur wird ermöglicht.
Präsenz: Sich im „Digi-Audimax“ zu bewegen bzw. asynchrone Online-Phasen zu betreiben, macht präsent sein nötiger denn je. So ist es im Rahmen der Lehrveranstaltung oberste Prämisse, den Studierenden zu vermitteln, dass man als Lehrende „ansprechbar“ ist, sowohl auf inhaltlicher als auch auf persönlich-sozialer Ebene. Die kontinuierliche Möglichkeit, mittels feedbackr anonymisiert Fragen aller Art stellen zu können, die informelle Gestaltung einer synchronen Online Face-to-face Phase vor Weihnachten, inklusive Erstellung einer gemeinsamen Rezeptsammlung der liebsten Weihnachtskekse der Studierenden, schaffen hier inhaltliche und soziale Räume, die Wir-Gefühl und Commitment erhöhen. Zukünftig soll dies noch stärker ausgebaut werden, etwa durch die Einführung von informell gestalteten „Online-Sprechstunden“ unter dem Motto „Lass uns über Gesundheitsförderung reden!“. So können studentische Ressourcen in Krisenzeiten von Seiten der Lehrenden gefördert werden (Limarutti & Mir, 2020).
Weitere Ausführungen zu den „4 P‘s der (Online-)Lehre“ zum Nachhören im FH talk „Studienbeginn und Studienerfolgsfaktoren während der Corona-Pandemie“ unter podcast.fh-kaernten.at/fhtalk/fht003-studienbeginn-und-studienerfolgsfaktoren-wa%cc%88hrend-der-corona-pandemie/ [Zugriff am 07.02.2021].
Realisierung der Lehrveranstaltung
Die Lehrveranstaltung „Einführung in die Gesundheitsförderung und Prävention“ wurde im Wintersemester 2020/21 am Bachelorstudiengang Gesundheitsförderung der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd (Deutschland) erfolgreich pilotiert. Dreißig Studierende nahmen an der Lehrveranstaltung teil. Für die Online-Prüfung wurde auf der Plattform Moodle ein Fragenkatalog angelegt. Die Prüfung wurde, als Teil einer Modulprüfung, Mitte Februar 2021 online durchgeführt.
Im Februar 2021 wurden die Lehrinhalte von der Moodle-Plattform der PH Schwäbisch Gmünd, inklusive Online-Fragenkatalog für die Prüfungen, in die Moodle-Plattform der FH Kärnten importiert. Ab Wintersemester 2021/22 wird die Lehrveranstaltung an unterschiedlichen gesundheitswissenschaftlichen Studiengängen innerhalb und außerhalb der Fachhochschule Kärnten realisiert werden (z.B. Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie).
Evaluation der Lehrveranstaltung
Im Rahmen der letzten synchronen Online Face-to-face Phase wurde unter Nutzung von feedbackr anonyme, studentische Rückmeldung zu der Lehrveranstaltung eingeholt, unter Nutzung von Fragen aus dem EvaSys (Evaluation digitaler Lehre, Mikroebene, Studierende; mehr Info unter evasys.de/evasys/ [Zugriff am 07.02.2021]). Hier einige zentrale Ergebnisse im Überblick:
83.3% der befragten Studierenden stimmen der Aussage „Die Dozierende war für Fragen zur Lehrveranstaltung gut erreichbar.“ völlig zu. Knapp 70% stimmen völlig zu, dass sie gemessen an den eigenen Vorkenntnissen in der Lehrveranstaltung viel dazu gelernt haben. Die Lehr- und Lernmaterialien und deren Bereitstellung via Moodle wurden durchwegs positiv beurteilt. Das gemeinsame Erarbeiten von Prüfungsfragen sowie die Konzipierung der synchronen Online Face-to-face Phasen entlang des Audience-Response-Systems feedbackr wurden von den Studierenden als besonders gelungen erachtet. 85% stimmen (völlig) zu, dass im Vorfeld klar kommuniziert wurde, wie die Online-Lehrveranstaltung aussehen wird. Alle befragten Studierenden haben sich laut eigenen Angaben gut auf der Lehr- Lernplattform zu der Lehrveranstaltung zurechtgefunden. 85% der Studierenden erachten die eigenen technischen Voraussetzungen für die digitale Lehre als gut, 15% verorten hier Probleme. Knapp 80% haben die Lehr- und Lernmaterialien, wie vom Konzept intendiert, semesterbegleitend bearbeitet, lediglich 20% tun dies vorwiegend klausurvorbereitend. Den Workload schätzen knapp 84% der Befragten als genau richtig und gerecht ein.
Nutzen und Mehrwert
Mehrwert lässt sich auf unterschiedlichen Ebenen verorten.
1. Die Studierenden können dank der asynchronen Online-Phasen zeit- und ortsunabhängig lernen, in ihrer individuellen Geschwindigkeit, nach ihren individuellen Lernvorlieben. So werden flexible Lernräume geschaffen. Die Studierenden werden an der Gestaltung der Lehrveranstaltung beteiligt, etwa durch den Einsatz des Audience-Response-Systems feedbackr oder durch die Vorbereitung potentieller Prüfungsfragen, die Eingang in den Fragenkatalog für die Prüfungen gefunden haben. Die synchronen Online Face-to-face Phasen schaffen einen Raum für inhaltlichen und sozialen Austausch. Qualitative Blitzlichter aus der studentischen Evaluation weisen darauf hin, dass dies gut gelungen ist: „Sehr angenehmes "Arbeitsklima" / Stimmung in den Vorlesungen!!! und man hat das Gefühl, dass Sie sich auch wirklich interessieren, wie es uns in der aktuellen Situation geht.“ / „Ich fand die Veranstaltung wirklich sehr gut gelungen.“ / „Ich finde es toll wie fröhlich und freundlich Sie sind“. Positive Effekte auf Engagement, Motivation, Zufriedenheit und Lern-Outcomes können angenommen werden (Tolks et al., 2020).
2. Der Mehrwert für die Lehrende ist im Schaffen eines gemeinsamen Lern- und Lehrraums zu sehen, der die Lehrende mit kontinuierlichem studentischem Feedback „versorgt“. So kann die eigene Performance laufend reflektiert werden, Lehre formativ verbessert werden und ein freudvoller Austausch mit den Studierenden sichergestellt werden. So konnte in die Qualitätsverbesserung der Lehre investiert werden. Großer Mehrwert liegt auch in den entwickelten Lehr- und Lernmaterialien, die weiterverwendet werden können. Mit den Videos stehen hier wesentliche Ressourcen für zukünftige Lehrtätigkeiten zur Verfügung. Nachdem die Lehrende an dem Multiplikator*innen-Programm „Digital Health & Education“ (Careum Stiftung, Robert Bosch Stiftung; www.careum.ch/documents/20181/56162/200210_Flyer_Multiplikatoren-Training.pdf) teilnimmt, war die Lehrveranstaltung eine ausgezeichnete Möglichkeit, um das erworbene Wissen und die erweiterten digitalen und didaktischen Kompetenzen in die Praxis umsetzen zu können.
3. Die Lehrveranstaltung kann dank der Konzipierung entlang des online Inverted Classroom Models (oICM) problemlos an unterschiedlichen Hochschulen und in unterschiedlichen Fachbereichen realisiert werden. Zukünftig ist es ein Anliegen, die Studierenden aus den unterschiedlichen Studiengängen in einem zusätzlichen „interdisziplinären synchronen (Online-)Slot“ zusammenzubringen, um in einen professionsübergreifenden Diskurs zu Gesundheitsförderung und Prävention einsteigen zu können.
Nachhaltigkeit
Die Lehrveranstaltung wird an zahlreichen unterschiedlichen Studiengängen und Hochschulen implementiert werden. So war die Lehrende etwa Mitglied in der Entwicklungskommission zu den Curricula der Physiotherapie und Ergotherapie der Fachhochschule Kärnten, die die Lehrveranstaltung zukünftig aufnehmen werden. Die weitere Umsetzung an dem Studiengang Gesundheitsförderung der PH Schwäbisch Gmünd, sowie die Integration am Studiengang Logopädie der Fachhochschule Kärnten sind ebenso geplant. Weitere Implementierungsmöglichkeiten, etwa an den Studiengängen Gesundheits- und Pflegemanagement der Fachhochschule Kärnten, werden nun geprüft. Ein hochschulübergreifender, nachhaltiger Einsatz der entwickelten Materialien ist somit gewährleistet. Sobald „Lehre vor Ort“ wieder Einzug an den Hochschulen halten wird, können die synchronen Online Face-to-face Phasen bei Bedarf problemlos in traditionelle Face-to-face Phasen überführt werden. So kann nach der Corona-Pandemie, ohne großen Aufwand, die vorliegende Lehrveranstaltung in ein Blended Learning Konzept transformiert werden (Tolks et al., 2020).
Das Projekt startete im Sommer 2020, mit der Konzipierung der Lehrveranstaltung und der Vernetzung mit jenen FH Kärnten-internen Studiengängen, die ab Wintersemester 2021/22 die Lehrveranstaltung in ihre Curricula übernehmen werden. Ein Endzeitpunkt ist, der nachhaltigen strukturellen Verankerung geschuldet, somit nicht vorhanden und spricht für die erfolgreiche, fachübergreifende Implementierung der Lehrveranstaltung, und das über Hochschulgrenzen hinweg
Aufwand
Die Konzipierung der Lehrveranstaltung sowie die Entwicklung der Lehr- und Lernmaterialien (hier vor allem der Videos) war für die Lehrende mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. So war für die Produktion eines Videos ein Zeitbudget von 20-30 Stunden nötig. Um qualitativ hochwertige Lernvideos generieren zu können, bedarf es einer sorgfältigen Konzeption und Produktion (z.B. Storyboard erstellen, Aufnahmen). Von einem geschätzten zeitlichen Mehraufwand von in etwa 100 Arbeitsstunden ist somit auszugehen. Nachdem die Lehrende aktuell an dem Multiplikator*innen-Programm „Digital Health & Education“ (Careum Stiftung, Robert Bosch Stiftung; www.careum.ch/documents/20181/56162/200210_Flyer_Multiplikatoren-Training.pdf) teilnimmt, konnte sie in diesem Rahmen ihre digitalen Kompetenzen ausbauen und die Ideen für die Lehrveranstaltung mit Didaktik-Expert*innen kritisch reflektieren. Hier konnten wichtige Wissensbestände generiert und für die Lehrveranstaltung nutzbar gemacht werden. So konnten die Erkenntnisse aus dieser modular aufgebauten Fortbildung für Fach- und Führungskräfte aus dem deutschen, österreichischen und Schweizer Gesundheitssystem direkt in die eigene Praxis der Online-Lehre integriert werden.
Positionierung des Lehrangebots
Die Lehrveranstaltung richtet sich an Bachelorstudierende unterschiedlicher gesundheitswissenschaftlicher Studiengänge. Pilotiert wurde sie im WS 2020/21 an dem Bachelorstudiengang Gesundheitsförderung der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd (Deutschland) mit dreißig Erstsemestrigen. Die Lehrveranstaltung ist dort als Vorlesung konzipiert (2 SWS/3 ECTS).
Parallel konnte die Lehrveranstaltung im Zuge der Curriculumsentwicklung an den Studiengängen Ergotherapie und Physiotherapie, sowie am Studiengang Logopädie der Fachhochschule Kärnten (Österreich) für die Zukunft positioniert werden. Ab dem Wintersemester 21/22 wird die Lehrveranstaltung dort nachhaltig implementiert werden, eine Fortführung an der PH Schwäbisch Gmünd ist geplant. So werden in etwa 120 Studierende an der Lehrveranstaltung teilnehmen können.
- Rund ums Evaluieren der Lehre
- Lehr- und Lernkonzepte
- Weiterbildung Lehrende
- Rund ums Prüfen
- Curriculagestaltung
- Medizin und Gesundheitswissenschaften