Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Innrain 52, 6020 Innsbruck
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Neue Technologien in der psychologischen Forschung: Synergie zwischen Grundlagenforschung und Anwendungspraxis

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Moderne Technologien sind im digitalen Zeitalter fester Bestandteil unserer Gesellschaft und beeinflussen auch die psychologische Forschung und Praxis maßgeblich. Im Rahmen der digitalen Transformation verändert sich in der Psychologie nicht nur das „Wie“, sondern auch das „Was“ – neben einer Vielzahl an neuen Forschung- und Anwendungsmethoden kommt es zu einer Veränderung bisheriger Erlebens- und Verhaltensweisen oder gar zur Entstehung vollkommen neuer Phänomene. Perspektivisch gilt es deswegen, die Studierenden hinsichtlich ihrer Anwendungskompetenzen moderner Technologien zu fördern sowie hinsichtlich der Auswirkungen dieser Technologien auf die Gesellschaft zu sensibilisieren. Zentrale Elemente bilden dabei die Verbindung von Grundlagen- und Anwendungswissen, die Förderung interdisziplinärer und eigenständiger Interessens- und Kompetenzentwicklung sowie kritisches Hinterfragen digitaler Technologien.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Im Rahmen des Seminars beschäftigen wir uns damit, wie moderne Technologien als wertvolle Informationsquellen für psychologische Forschung genutzt und wie sie in der psychologischen Praxis (v.a. Diagnostik und Therapie) eingesetzt werden können. Außerdem setzen wir uns damit auseinander, welche Auswirkungen diese Technologien sowohl auf die Gesellschaft als auch auf individuelle Verhaltensweisen haben. Studierende werden dabei zu Beginn mit dem aktuellen Stand der Forschung in verschiedensten Themenbereichen (u.a. ambulantes Assessment, Social Media, Big Data, Künstliche Intelligenz und Virtual Reality) vertraut gemacht und vertiefen dieses Wissen im Rahmen von fireside chats, in welchen Expert*innen Einblick in spezielle Forschungs- und Anwendungsfelder geben und grundlegende Fragestellungen gemeinsam mit den Studierenden diskutieren. Zur Anwendung des erworbenen Wissens entwerfen Studierende basierend auf den Seminarinhalten individuelle Konzepte für (fiktive) Forschungsprojekte, welche einen Peer-Review-Prozess unterlaufen und dann im Rahmen einer seminar-internen Konferenz präsentiert werden. Dies soll den Studierenden einen Einblick in moderne Forschungs- und Publikationsprozesse ermöglichen und auch ihre empirischen Grundkompetenzen vertiefen. Studierenden wird zusätzlich die Möglichkeit geboten, mittels weiterführender Materialien ihre Interessengebiete weiter zu verfolgen und mittels Workshops praktische Kompetenzen in der Anwendung spezifischer Software zu erlernen.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The seminar addresses in how far modern technologies can be used as valuable sources of information in psychological research, and in which ways these technologies can be put into psychological practice (especially in regard to diagnostics and therapy). It is also examined what kind of impact these technologies have on both society and individual behavior. Within the first sessions, students are familiarized with the current state of research in various fields (e.g. ambulatory assessment, social media, big data, artificial intelligence, virtual reality). This knowledge is then deepened by the use of fireside chats, in which experts provide insight into specific fields of research and application and also discuss fundamental questions together with the students. To apply the previously acquired knowledge, students will then design individual concepts for (fictional) research projects based on the seminar content. These concepts undergo a peer-review-process and are then presented at a “mock”-conference within the seminar. This approach intends to provide students with an insight into the various stages of research and publication and also to deepen their writing and presenting skills. Students are additionally offered the opportunity to further pursue their areas of interest by access to advanced materials and by learning practical skills (e.g. specific software) within the scope of voluntary workshops.

Nähere Beschreibung des Projekts

Im Rahmen des Seminars beschäftigen wir uns damit, wie moderne Technologien als wertvolle Informationsquellen für psychologische Forschung genutzt und wie sie in der psychologischen Praxis (v.a. Diagnostik und Therapie) eingesetzt werden können. Außerdem setzen wir uns damit auseinander, welche Auswirkungen diese Technologien sowohl auf die Gesellschaft als auch auf individuelle Verhaltensweisen haben. So werden beispielsweise neue methodische Ansätze für bereits bekannte Phänomene vorgestellt (z.B. Ermittlung eines Persönlichkeitsprofils mittels Facebook-Likes, Vorhersage des Risikos psychischer Erkrankungen durch Analyse von Instagram-Posts, Anwendung von VR-Therapie in der Behandlung von Angststörungen) als auch (neuartige) Phänomene vor dem Hintergrund der digitalen Transformation diskutiert (z.B. menschliche vs. künstliche Intelligenz, bildgebende Verfahren, Online-Dating). Das Seminar ist dabei in drei Bereiche unterteilt: Basiseinheiten, Vertiefungseinheiten und das Forschungsprojekt.

 

In den Basiseinheiten werden Studierende mit den Grundlagen verschiedenster Themenbereiche (u.a. ambulantes Assessment, Social Media, Big Data, Künstliche Intelligenz und Virtual Reality) vertraut gemacht und lernen dann den aktuellen Stand der Forschung in ausgewählten Bereichen kennen. Dieses Wissen wird im Rahmen von (interdisziplinären) Vertiefungseinheiten ergänzt. Dabei treffen Studierende auf Expert*innen unterschiedlicher Fachbereiche (z.B. Psychologie, Neurowissenschaften, Informatik) und vertiefen ihr Wissen im Rahmen unterschiedlicher Formate – beispielsweise mittels fireside chats, in welchen Expert*innen spezifische Fragestellungen mit den Studierenden diskutieren. Im Rahmen der Präsenzlehre werden in diesem Zusammenhang auch Exkursionen zu Forschungseinrichtungen von Expert*innen mit eventueller Möglichkeit zur Selbsterfahrung neuer Technologien (z.B. Eye-Tracking, EEG, VR, Computational Science) angeboten.

 

Basierend auf den Inhalten der Basis- und Vertiefungseinheiten erarbeiten Studierende dann zur Vertiefung ihrer empirischen Grundkompetenzen ein Konzept für ein (fiktives) Forschungsprojekt. Ziel dabei ist es jedoch nicht nur die empirischen Kompetenzen der Studierenden zu vertiefen, sondern auch einen möglichst realitätsnahen Einblick in den modernen Forschungs- und Publikationsprozess zu bieten. So wird das eingereichte Konzept im Rahmen einer Peer-Review von Mitstudierenden sowie der Seminarleiterin begutachtet und basierend auf diesem Feedback von den Studierenden im Rahmen einer Überarbeitungsphase optimiert. Der Prozess des Feedbackgebens und Feedbackeinarbeitens wird dabei als zentrales Element zur Erweiterung der wissenschaftlichen Schreibkompetenzen gesehen. Das überarbeitete Konzept wird von den Studierenden dann im Rahmen einer seminar-internen Konferenz als Poster oder mündlicher Vortrag präsentiert. Zudem stellen sich die Präsentator*innen Fragen eines studentischen Fachkomitees – somit werden auch die Kompetenzen in Präsentation und Wissenschaftsvermittlung erweitert. Das Thema des Forschungsprojekts ist im Rahmen der im Seminar behandelten Themenbereiche frei wählbar und soll somit auch das Eigeninteresse und die Freude an empirischer Forschung fördern.

 

Zur weiteren Vertiefung im Rahmen der individuellen Interessen der Studierenden werden je nach Möglichkeit Workshops angeboten, die die Inhalte des Seminars vertiefen (z.B. Erstellung von Online-Fragebögen und Online-Experimenten, Software zur computerbasierten Textanalyse). Zudem werden weiterführende Materialen (z.B. Artikel, Buchempfehlungen, Filme) zum Selbststudium zur Verfügung gestellt.

 

Um die Interessen der Studierenden so gut wie möglich abzubilden, werden diese zu Beginn des Seminars erhoben und der weitere Verlauf der Lehrveranstaltung (z.B. Inhalte, Workshops, Exkursionen) entsprechend angepasst. Konsequenter Austausch zwischen Studierenden und der Seminarleitung zu Beginn und im Laufe des Seminars wird als wichtiger Anhaltspunkt zur Qualitätssicherung erachtet. Den Studierenden wird dabei durchgängig die Möglichkeit gegeben, namentliche oder anonyme Rückmeldungen zur Lehrveranstaltung zu geben.

Nutzen und Mehrwert

Seminarinhalte werden aufgrund des laufenden Austauschs mit den Studierenden an die jeweiligen Interessen angepasst. Studierende haben außerdem die Möglichkeit, sich im Rahmen ihrer Interessen in bestimmten Themenbereichen und Kompetenzen zu vertiefen (z.B. Workshops). Studierende erhalten detaillierte Rückmeldungen zu ihren Leistungen (in diesem Fall Kompetenzen im empirischen Arbeiten) und können diese Kompetenzen in Folgeprojekten anwenden (z.B. Bachelor- oder Masterarbeit).

Nachhaltigkeit

Das Konzept des Seminars wird laufend überarbeitet und basierend auf den Rückmeldungen von Studierenden entsprechend angepasst. Die Feedbackkultur (z.B. anonyme Rückfragemöglichkeiten) können einfach in anderen Lehrveranstaltungen angewendet werden. Detailliertes Feedback zur Leistung von Studierenden ist zwar zeitaufwändig aber kann in vielen weiteren Lehrveranstaltungen eingebunden werden und wird auch so gemacht (z.B. Vorlesungsprüfung mit offenen Fragen).

Aufwand

Der Aufwand für die Planung und vor allem das Feedback für die Arbeiten der Studierenden geht über die für Lehre eingeplante Zeit von zwei Semesterstunden hinaus – jedoch fällt es mir schwer hier eine genaue Zeit zu nennen. Soweit sind keine Kosten angefallen (außer Ausgaben für kleine Geschenke für Gastvortragende).

Positionierung des Lehrangebots

Die Lehrveranstaltung richtet sich (gemäß Curriculum an Studierende im letzten Drittel des Bachelorstudiums. In abgewandelter Form wurde die Lehrveranstaltung bereits auch in der zweiten Hälfte des Masterstudiums als Wahlseminar angeboten.

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
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Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Ansprechperson
Hannah Strauß, MSc BA
Institut für Psychologie Fachbereich Persönlichkeit, Emotion und Musik
+43512 507 56054
Nominierte Person(en)
Hannah Strauß, MSc BA
Institut für Psychologie Fachbereich Persönlichkeit, Emotion und Musik
Themenfelder
  • Digitalisierung
  • Wissenschaftliche (Abschluss)Arbeiten
  • Erfahrungslernen
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften