Karl-Franzens-Universität Graz
Universitätsplatz 3, 8010 Graz
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Tradition und Innovation: lateinische Texte der Spätantike (Auswahl) (LV, Konversatorium)

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

a) Ziele und Motive bei der Planung und Ausführung der Lehrveranstaltung

Die Konzeption der Lehrveranstaltung (LV) „Tradition und Innovation: lateinische Texte der Spätantike (Auswahl)“ stützt sich grundsätzlich auf drei Kernpunkte guter Lehre bzw. erfolgreichen Lernens. 1. Lernen muss transparent sein: Die Studierenden können sich die zu vermittelnden Kompetenzen (Learning Outcomes) nur dann aneignen, wenn deutlich dargelegt ist, was von ihnen wann, in welcher Form und mit welchem Ziel verlangt wird. Die Studierenden können sich zudem nur dann weiterentwickeln, wenn ihnen dargelegt wird, wann, wo und warum ihre Leistung die Anforderungen (nicht) erfüllt (Feedbackkultur). 2. Lernen ist ein Prozess: Die Studierenden müssen konstant aktiviert und zum Mitlernen motiviert werden, um die geforderten Kompetenzen (Learning Outcomes) zu erlangen. 3. Lernen ist divers: Studierende verfügen über verschiedene Bildungshintergründe, Rahmenbedingungen und Persönlichkeiten. Für das Erlangen der angestrebten Kompetenzen (Learning Outcomes) muss die Gestaltung der Lehrveranstaltung dieser Heterogenität der Studierenden gerecht werden.

 

b) Die Rahmenbedingungen im Fachbereich

Gemäß der Ausrichtung der Konversatorien im Fachbereich Klassische Philologie liegen die Lernziele der LV primär im Bereich der Fachkompetenz auf sprachlicher und auf inhaltlicher Ebene (zu den spezifischen Kompetenzen siehe die ausführliche Beschreibung der LV weiter unten). Den Mittelpunkt der Sitzungen bilden die gemeinsame Texterschließung (Übersetzung des lateinischen Textes ins Deutsche etc.) und die inhaltliche Analyse (Untersuchung der Argumentationsfolge etc.). Die Prüfungsformate für die einzelnen LV-Typen sind von der Curriculumskommission des Fachbereichs festgelegt: In einem Konversatorium sind Referate und/oder mündliche Kolloquien für die Leistungserbringung/-überprüfung vorgesehen. Die LV-Konzeption insgesamt, der Aufbau der einzelnen Einheiten und die Wahl der Prüfungsinstrumente unterliegen diesen Rahmenbedingungen im weitesten Sinne.

 

c) Die Umsetzung der Kernpunkte guter Lehre/ erfolgreichen Lernens unter den fachlichen Rahmenbedingungen

Essenziell bei der Planung und Durchführung der LV war es, die Transparenz, Prozesshaftigkeit und Heterogenität des Lernens unter Einhaltung der fachlichen Rahmenbedingungen zu gewährleisten, mit dem Ziel, den besten Weg für die Erreichung der sprachlichen und inhaltlichen Lernziele, die im Zentrum der LV stehen (Lernergebnisorientierung), zu finden. Um Transparenz zu erreichen, wurden die Studierenden in der ersten Sitzung nicht nur über den Aufbau/Inhalt des Kurses informiert; auch wurden die Leistungsanforderungen und die konkreten Bewertungskriterien anhand von tabellarischen Bewertungsrastern offengelegt. Die Ausgabe von konkreten Bewertungsrastern ist dabei neuartig im Fachbereich. Alle Dokumente waren über das Semester hinweg auf der Lernplattform Moodle abrufbar. Basierend auf den Bewertungsrastern bekamen die Studierenden außerdem zu jeder Leistung ein ausführliches schriftliches Feedback, das als Ausgangspunkt für die jeweils folgende Leistungserfassungskomponente diente. Zudem konnten die Studierenden nach vier Wochen ein kurzes Feedback zur LV abgeben (Was gefällt mir?; Was kann verbessert werden?), dessen Ergebnis im Plenum besprochen und als Ausgangspunkt für leichte Modifizierungen herangezogen wurde (z.B. wurden die Fragen zu den einzelnen Texten auf Wunsch der Studierenden zeitiger auf Moodle bereit gestellt). Die Studierenden hatten somit die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung der LV. Auch diese Rückmeldung im Verlauf des Semesters ist im Fachbereich nicht üblich. Die konstante Aktivierung und Motivierung der Studierenden wurde sodann durch eine Mischung aus abwechslungsreichen und für den Fachbereich teils innovativen Methoden des Lehren/Lernens innerhalb der festgelegten Phasen der Übersetzung und inhaltlichen Analyse erreicht (die Festlegung der Übersetzungsreihenfolge erfolgte z.B. nicht durch die Sitzordnung der Studierenden, sondern durch sich abwechselnde Systeme der Auslosung). Die Prozesshaftigkeit des Lernens wurde zudem durch eine mehrteilige Leistungserfassung gewährleistet, die über das Semester verteilt mit verschiedenen Formaten (Kurzreferat/Ansprechpartner/innen-Funktion [50% der Endnote], viermalige schriftliche Beantwortung von Fragen in Hausübungen [20% der Endnote], Minipräsentation [30% der Endnote]) stattfand. Dabei wurden einerseits verschiedene Lerntypen angesprochen (mündlich vs. schriftlich; analytisch vs. kreativ), andererseits auch das individuelle Zeitmanagement gefördert (den Zeitpunkt für die Abgabe der vier schriftlichen Hausübungen konnten die Studierenden je nach persönlichem Workload im Semester selbst festlegen), wodurch auch der Diversität der Studierendenschaft Rechnung getragen wurde. Die Arten und die Zusammensetzung der einzelnen Prüfungskomponenten waren dabei einerseits innovativ und abwechslungsreich für die Studierenden (Minipräsentationen gehören z.B. nicht zu den „gängigen“ Leistungserfassungen im Fachbereich, auch die wiederholte und flexible Abgabe von schriftlich beantworteten Fragen zu einem Text sind nicht üblich), was wiederum einen motivierenden Effekt hat. Andererseits sind die Formen der Leistungserfassung durchaus mit den Prüfungsvorgaben des Fachbereichs vereinbar; das im Fachbereich vorgesehene ausführliche Referat wich einem Kurzreferat und das Kolloquium wurde durch eine Minipräsentation mit anschließenden Fragen durch die Lehrperson ersetzt.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die LV mit dem Titel „Tradition und Innovation: lateinische Texte der Spätantike (Auswahl)“ behandelt elf christliche und pagane Texte der lateinischen Spätantike in Prosa und Dichtung. Die Lernziele der LV, an denen sich die Konzeption der LV orientiert (Lernergebnisorientierung), sind primär im Bereich der Fachkompetenz zu verorten: Auf sprachlicher Ebene ist die Übersetzung der Texte ins Deutsche zentral, auf inhaltlicher Ebene liegen die Felder „historischer Hintergrund“, „Autor“ und „Werk(inhalt)“ im Fokus der Kompetenzaneignung (für die konkreten Lernziele mit verschiedenen Operatoren siehe die ausführliche Beschreibung der LV). Die Frage nach Kontinuität (Tradition: Was bleibt gleich?) und Diskontinuität (Innovation: Was verändert sich?) der behandelten Texte im Vergleich zu ihren Vorgängern ist dabei der rote Faden für die sprachliche und inhaltliche Auseinandersetzung. Die LV gliedert sich grundsätzlich in drei Blöcke/Phasen: Die erste Einheit fungiert als Einstieg auf organisatorischer und inhaltlicher Ebene. Die Studierenden erhalten Informationen über Inhalt der LV, die Lernziele und Workload; sie werden in die Zeit der Spätantike eingeführt und das Vorwissen sondiert. Die folgenden Sitzungen (Erarbeitung) befassen sich sodann jeweils mit einem Autor/Text; sie gliedern sich in Einführung in das Stundenthema, sprachliche und inhaltliche Erschließung des Textes und Zusammenfassung. Die letzte Sitzung dient der Wiederholung/ Systematisierung des erworbenen Wissens.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The course „Tradition and Innovation: Latin Texts of Late Antiquity” is centered around eleven Latin texts (Christian/Pagan; poetry/prose) from Late Antiquity. The set of learning objectives that the design of the course is based on (learning-outcome orientation) primarily belongs to the area of professional competence: On a linguistic level, the translation of the texts from Latin to German is essential, on a content level, the learning objectives concern the fields of historical background, author and works (for the specific learning objectives and the methods being used to achieve them please see the detailed description of the class below). The questions “What remains the same with regard to predecessor texts?” (Tradition) and “What changes with regard to predecessor texts?” (Innovation) are central for the linguistic and content-related analysis of the texts throughout the class. The course is structured into three phases: To begin, the first session addresses issues of organization (structure and content of the class/learning objectives/test performance/workload) and serves as an introduction into the field of Late Antiquity, also the previous knowledge of the students is tested here. Then, the following sessions each deal with a specific author and text. They are divided into introduction into author/text, linguistic and content-related analysis of the texts and summary. Finally, the last session is aimed at repeating and systematizing the obtained knowledge.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die Lernziele (Kompetenzen) sind der Ausgangspunkt für die Konzeption der LV und werden deshalb auch zum Ausgangspunkt dieser ausführlichen Beschreibung der LV (Kompetenzorientierung). Im Folgenden werden die einzelnen Lernziele zunächst genannt. Anschließend wird in einem Fließtext beschrieben, mittels welcher Lehr-/Lernmethoden und Prüfungsformen die Lernziele an welchem Punkt in der LV erreicht werden (sollen). So soll auch die Lernergebnisorientierung der vorliegenden LV, die Kategorie, in der die vorliegende LV nominiert ist, heraustreten.

 

Elf lateinische Texte der Spätantike stehen im Mittelpunkt der LV. Die Spätantike stellt dabei einen Bereich der Latinistik da, der tendenziell wenig Beachtung in der Lehre findet, weshalb die Themenwahl der LV an sich bereits neuartig ist (Innovation). Die Lernziele der LV sind primär im Bereich der Fachkompetenz, auf sprachlicher und inhaltlicher Ebene, angesiedelt. Die Ziele, die im Folgenden besprochen werden, wurden den Studierenden in der einführenden Sitzung mit Verweis auf die zu erbringenden Leistungen (Workload) und Bewertungskriterien offengelegt (Kompetenzorientierung/ Internationalisierung).

 

1. Sprachliche Lernziele:

 

a) Die Studierenden können ausgewählte lateinische Texte der Spätantike fehlerfrei ins Deutsche übersetzen.

 

Die Textpassagen, die den Mittelpunkt jeder Stunde bilden, sind den Studierenden seit Beginn der LV bekannt und stehen ihnen in Form eines Readers zur Verfügung. Aufgabe der Studierenden ist es, die Textpassagen als Vorbereitung auf jede Sitzung in Hausarbeit zu übersetzen. Zusätzlich fungiert jeder/jede Student/in im Laufe des Semesters einmal als Ansprechperson für einen Autor und Text. Das bedeutet, dass diese Studierenden als einen Teil der Leistungserfassung nicht nur ein einführendes Kurzreferat vorbereiten und halten müssen, sondern auch die Texte unter Hinzuziehen von Kommentaren in Hausarbeit besonders intensiv vorbereiten und während der Übersetzungsphase als Ansprechpartner/innen bei Fragen fungieren, den Kolleg/inn/en bei der Übersetzung helfen und ggf. korrigieren.

In der Sitzung wird der vorbereitete Text gemeinsam übersetzt. Jeder/jede Student/in kommt wenigstens einmal an die Reihe. Dafür gibt es zu jeder Stunde ein neues und kreatives Auslosungsverfahren, das im Idealfall mit dem Inhalt der Stunde harmoniert. (Bei der Behandlung der Mosella des Ausonius wurden z.B. Kärtchen mit verschiedenen Fischen verteilt, die im Fischkatalog des Gedichtes vorkommen. Das Gewicht/die Größe der Fische (aufsteigend) bestimmte dann die Reihenfolge des Übersetzens.) Dieses Verfahren ist im Fachbereich innovativ (Innovation). Der/die Student/in muss zunächst einen Satz lesen und dann Übersetzen. Die Ansprechpartner/innen korrigieren und ergänzen dabei. Grammatische und stilistische Fragen der Lehrperson an die jeweiligen Kandidaten/innen vertiefen das Verständnis und schlagen Brücken zu anderen LV im Fachbereich (die grammatischen Fragen orientieren sich z.B. an den Inhalten der Sprachkurse und berücksichtigen grammatische „Problemkomplexe“). Da diese Fragen sich an dem Niveau der Studierenden orientieren, wird hier die Heterogenität der Studierenden berücksichtigt (Studierendenzentriertheit/Heterogenität).

 

b) Die Studierenden kennen ausgewählte Besonderheiten des lateinischen Sprachgebrauches der Spätantike.

 

Die grammatischen und stilistischen Fragen im Anschluss an die Textübersetzung berücksichtigen ebenfalls typische Phänomene des spätantiken Sprachgebrauches. Nach wiederkehrenden Besonderheiten wird wiederholt gefragt, wobei Verbindungslinien zu vorhergegangen Texten hergestellt werden. Im Verlauf des Semesters eignen sich die Studierenden so ein kleines Corpus an spätantiken sprachlichen und stilistischen Phänomenen an.

 

2. Inhaltliche Lernziele:

 

a) Die Studierenden können ausgewählte Autoren und Werke der Spätantike benennen.

 

b) Die Studierenden kennen grundlegende Informationen zu historischem Hintergrund/ Leben/Werk einzelner Autoren.

 

Im Zentrum einer jeden Sitzung steht ein Autor mit einem spezifischen Werk. Über den Verlauf des Semesters lernen die Studierenden so elf Vertreter der Spätantike mit ihren Texten kennen. Die Studierenden hören zu Beginn jeder Einheit ein Kurzreferat, das über historischen Hintergrund, Autor und Werk informiert. Das Ende der LV-Reihe bildet eine Überblicksitzung mit Minipräsentationen zu allen behandelten Autoren/gelesenen Texten, in der die Studierenden essenzielle Informationen zu einem Autor/Text in max. fünf Minuten von ihren Kolleg/inn/en kreativ präsentiert bekommen. Alle Studierenden werden so nicht nur zweimal im Verlauf des Semesters zu einem Autor/Werk auf unterschiedliche Weise (Studierendenzentriertheit/Heterogenität) informiert, sondern müssen im Verlauf des Semesters auch zweimal zu einem jeweils anderen Autor/Werk referieren (Prozesshaftigkeit). Die Themen für die Minireferate werden erst in der vorletzten Sitzung per Zufall vergeben. Grundlegend ist hier, dass niemand zu demselben Autor/Text wie im Verlauf des Semesters spricht. Da die Studierenden wissen, dass sie am Ende eine Minipräsentation zu einem noch zu bestimmenden Autor aus der Sitzung halten müssen, wächst die Motivation und Aufmerksamkeit auch während der Kurzreferate der einzelnen Sitzungen (Prozesshaftigkeit), wodurch einzelne Informationen nachhaltiger aufgenommen werden.

 

c) Die Studierenden können grundlegende Informationen zu historischem Hintergrund/ Leben/Werk einzelner Autoren zusammenfassend darstellen.

 

d) Die Studierenden können bereits erlerntes Wissen historischem Hintergrund/ Leben/Werk kritisch bewerten und neu organisieren.

 

Zu zwei unterschiedlichen Autoren/Werken müssen die Studierenden im Verlauf des Semesters als Teil der Leistungserbringung in unterschiedlichen Formen referieren. In beiden Präsentationen ist die Dauer ein Bewertungskriterium. Diese zeitliche Begrenzung macht es notwendig, wichtige Informationen zu filtern und in Auswahl zu präsentieren. Die Arten der geforderten Präsentation variieren dabei und werden unterschiedlichen Lerntypen gerecht (Studierendenzentriertheit/Heterogenität). Einerseits wird ein Kurzreferat als Einführung in eine Sitzung verlangt, in der die Studierenden in max. 20 Minuten wichtige Informationen zu historischem Hintergrund, Leben und Werk des Autors sowie Thema und Inhalt des behandelten Werkes vermitteln, wobei zur Vermeidung der Reizüberflutung lediglich ein Handout als Präsentationshilfe herangezogen werden darf. Andererseits müssen alle Studierenden in der Abschlusssitzung eine fünf-minütige Minipräsentation zu einem anderen behandelten Autor/Werk geben, die auf möglichst kreative Weise die essenziellen Informationen einer Sitzung vermitteln soll. (Ein Beitrag bestand z.B. aus einem Monolog des antiken Autors in der Ich-Perspektive, ein anderer war in Form einer Talkshow gestaltet, in der der antike Autor interviewt wurde.) Die sehr kurze Zeitspanne bei der Minipräsentation macht es notwendig, die essenziellen Informationen aus den Kurzreferaten des Semesters zu filtern; die kreative Komponente ermöglicht und erfordert eine Neuorganisation des bereits bestehenden Wissens. Diese kreative Methode ist im Fachbereich zudem innovativ (Innovation). Durch ausführliche schriftliche individuelle Feedbacks (Studierendenzentrierung/Heterogenität) wird dabei die persönliche Entwicklung der Studierenden von der ersten zur zweiten Präsentation gefördert.

Neben den beiden Präsentationen ermöglicht eine zweiminütige Stillarbeitsphase, in der am Ende einer jeden Stunde alle Studierenden für sich die wichtigsten Erkenntnisse der Einheit notieren, eine individuelle Wiederholung und abschließende Aktivierung der Studierenden (Prozesshaftigkeit). Auch diese Methode stellt ein neuartiges Detail im Fachbereich dar (Innovation) und trägt der Heterogenität der Studierenden Rechnung, die nun nicht zwangsläufig im Plenum elaborieren müssen wie beim Übersetzen.

 

e) Die Studierenden kennen inhaltliche Kerngedanken ausgewählter lateinischer Textpassagen der Spätantike.

 

f) Die Studierenden können inhaltliche Kerngedanken ausgewählter Textpassagen erfassen und erläutern.

 

g) Die Studierenden können Aussagen ausgewählter Textpassagen gegenüberstellen.

 

Für jede Einheit werden Fragen/Aufgaben zu der Argumentationsfolge und den inhaltlichen Kerngedanken der jeweiligen Textpassagen auf Moodle geladen. Die Aussagen der jeweiligen Texte sollen dabei auch mit denen bereits behandelter Textstellen verglichen werden, wodurch wiederkehrende und gegensätzliche Ideen der Texte heraustreten. Die Fragen müssen von den Studierenden zu jeder Sitzung beantwortet werden. Sie werden im Anschluss an die Übersetzung bei der inhaltlichen Erschließung der Passagen beantwortet. Außerdem müssen die Studierenden als weitere Bewertungskomponente die Antworten zu vier Fragenkatalogen schriftlich über das Semester zur Bewertung einreichen. Nicht nur wird durch diese Form der Leistungserfassung, die sich durch ihren schriftlichen Charakter auszeichnet, der Heterogenität der Studierenden Rechnung getragen, auch wird auf die individuellen Belastungen im Semester Rücksicht genommen und das persönliche Zeitmanagement der Studierenden gefördert, da der Zeitpunkt des Einreichens frei gewählt werden kann (Studierendenzentrierung/Heterogenität). Neben dem Kurzvortrag und der Minipräsentation am Ende des Semesters wird durch das Einreichen der vier Hausübungen über das Semester die Prozesshaftigkeit des Lernens gefördert. Da bei der Bearbeitung der Aufgaben auch der Verweis auf den spezifischen lateinischen Text erfolgen muss, erfüllt die Beantwortung der Fragen ebenfalls einen Teil des sprachlichen Lernziels. Außerdem gibt es eine räumliche Begrenzung der Antworten auf ca. eine Seite, wodurch die Studierenden angehalten sind, ihre Antworten prägnant zu formulieren. Besonders dieses präzise, textbezogene Beantworten von Fragen und die Extraktion und vergleichende Gegenüberstellung von Aussagen verschiedener Texte fördert dabei eine Methodenkompetenz, die für auch für andere Fachbereiche essenziell ist und über die viele Studierende nur unzureichend verfügen.

 

Nutzen und Mehrwert

1. Es gibt neue/alternative und abwechslungsreiche Methoden in Lehre und Leistungserfassung, die konstant aktivieren (Lernen wird zum Prozess) und die Heterogenität der Studierenden berücksichtigen.

1.1 Die einzelnen Methoden können ohne Probleme auf weitere LV im Fachbereich angewendet werden.

1.2 Die einzelnen Methoden können z.T. auch für den Unterricht an der Schule herangezogen werden.

 

2. Die Bewertungsbögen ermöglichen eine gezielte Vorbereitung der Studierenden (Checklistfunktion) und machen die Bewertung transparent. Für die Lehrperson ermöglichen sie ein standardisiertes Auswerten und reduzieren die Subjektivität bei der Bewertung. Ein Feedback kann sich gezielt an den Kriterien orientieren/diese abarbeiten, wodurch wiederum eine Zeitersparnis bei der Anfertigung der Rückmeldung zu verzeichnen ist.

 

3. Die Studierenden erhalten konstant und zu jeder Leistung (primär) schriftliches Feedback; durch die Aufteilung der Leistungserfassung in verschiedene Komponenten erhalten sie zudem die Möglichkeit, die Rückmeldung zeitnah bei der stets folgenden Leistungserfassungskomponente umzusetzen.

 

4. Die Studierenden verfügen teilweise über freie Zeiteinteilung, da sie entscheiden können, wann sie die vier Hausübungen über das Semester abgeben.

Nachhaltigkeit

Das Konzept in seiner Gänze bzw. in Teilen ist ohne Probleme auf weitere Konversatorien/LV im Fachbereich anwendbar. Da die Motivation der Studierenden in besonderem Maße durch die Neuartigkeit des Konzepts erhöht wird, ist es dabei allerdings ratsam, einzelne Elemente (Methoden/Leistungsüberprüfung) stets zu variieren. Aufgrund von Elternkarenz ist eine erneute Implementierung des Konzepts durch die Dozentin erst für ein Konversatorium im Wintersemester 2021/22 geplant. Einzelne Elemente/Prinzipien der LV können auch in anderen LV-Typen, für die z.T. eine andere Leistungserfassung durch die Curriculumskommission vorgesehen ist, implementiert werden. Dazu gehört z.B. das Prinzip verschiedener, abwechslungsreicher Teilleistungen für die Leistungserfassung. Das Prüfungsformat, das für den jeweiligen LV-Typ festgelegt ist, könnte dabei als Hauptelement bestehen bleiben und durch weniger stark gewertete Prüfungselemente ergänzt werden.

Auch einzelne Methoden, z.B. das Festlegen der Übersetzungsreihenfolge durch innovative und abwechslungsreiche Auswahl-/Reihungsverfahren, sind Elemente, die in jeder LV im Fachbereich angewendet werden können. Gleiches gilt für den Unterricht an der Schule, den die Mehrzahl der LV-Teilnehmer/innen als Lehramtsstudierende geben werden. Eine Rückmeldung in der LV-Evaluation nahm explizit auf die Übertragbarkeit der LV-Methoden auf die Schule Bezug. Auch die Bewertungskriterien/-bögen können in ihrem Kern für andere LV im Fachbereich übernommen werden.

Aufwand

Besonders die Konzipierung von Bewertungskriterien/-Bögen bedeutete einen zeitlichen Mehraufwand bei der Vorbereitung der LV. Auch das Verfassen individueller Feedbacks zu jeder Teilleistung nahm viel Zeit in Anspruch. Die Transparenz bei der Leistungsbewertung bzw. die Reduktion der Subjektivität beim Bewerten selbst sowie die Entwicklung der Studierenden aufgrund der persönlichen Rückmeldungen gleichen diesen Aufwand jedoch aus. Außerdem können die Bewertungsbögen (ggf. mit leichten Modifizierungen) auch in anderen LV verwendet werden.

Positionierung des Lehrangebots

Pflichtfach im

- Erweiterungsstudium Bachelor Sekundarstufe Allgemeinbildung

- Unterrichtsfach Griechisch Erweiterungsstudium Bachelor Sekundarstufe Allgemeinbildung

- Unterrichtsfach Latein

- Bachelorstudium Lehramt Sekundarstufe Allgemeinbildung

- Bachelorstudium Latein

- Bachelorstudium Griechisch

 

Wahlpflichtfach im

- Masterstudium Latein und Masterstudium Griechisch

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Lernergebnisorientierte Lehr- und Prüfungskultur
Ansprechperson
Sally Baumann, MEd
Institut für Antike
+49 (0)152 24152045
Nominierte Person(en)
Sally Baumann, MEd
Institut für Antike
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Rund ums Prüfen
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften