Paris-Lodron-Universität Salzburg
Kapitelgasse 4-6, 5020 Salzburg
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PS: Understanding Drama and Film

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Dieser Kurs hat vor allem zum Ziel, den Studierenden durch den Erwerb der Analysekompetenzen und durch das interkulturelle Lernen, das im Kontakt mit Literatur ermöglicht wird, einen kritischen Blick auf die (Medien-)Welt zu schaffen und sie zu mündigen Nutzer/innen und effektiven Kommunikator/innen zu machen.

Zu erkennen, dass unsere Welt von medialer Repräsentation geformt wird, ist ein wichtiger Schritt hin zu einer kritischen Medienkompetenz. Zu diesem Ziel führen alle Teilbereiche des Kurses auf verschiedene Art: ein Verständnis von Filmsprache und der Kraft der Bühnendarstellung zusammen mit dem Wissen um die Wirkung von Sprache und über Gesetzmäßigkeiten von Gattungen sind ebenso wichtig um Perspektiven und Intentionen von Medienprodukten zu hinterfragen wie für das Erkennen von Identitätskonstruktionen und ideologischen Einfärbungen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Medienkompetenz gilt unumstritten als eine der wichtigsten Kernkompetenzen unserer Zeit. Dieser Kurs setzt es sich zum Ziel, die Medien Film und Drama auf viele verschiedene Arten erfahrbar zu machen, um es den Studierenden zu ermöglichen, ihr neu gewonnenes Wissen als Multiplikatoren weiterzugeben. Wichtige Kernthemen des Kurses sind eine detaillierte Beschäftigung mit der formalen Analyse von Texten, sowie mit gattungsspezifischen Merkmalen, Sprache, Charakterisierung und Struktur im Drama und dem Kennenlernen von Filmsprache und ihrer potenziellen Wirkung auf die Zuseher im Film. Neben der detaillierten Analyse von Texten war der Kurs mit Movie Night, Theaterbesuch, Theaterworkshop, Kreativprojekten, drama techniques, und interaktiven Online Tools so konzipiert, die Studierenden durch sehr viel aktives und gemeinsames Handeln darauf aufmerksam zu machen, wie wir den Medien, die unsere Welt so stark bestimmen, kritisch, kreativ und konstruktiv entgegentreten können.

Vielen Dank an alle Studierenden, die das mit ihrer hervorragenden Arbeit möglich gemacht haben!

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Media literacy is considered one of the most important competencies of our time. The aim of this course is to make drama and film graspable in many different ways so as to enable students to pass on their newly-won knowledge to others. Important core topics of the course are the formal analysis of texts, genre-specific and linguistic characteristics, as well as characterization and the structure of plays along with the language of film and its potential effects on the audience. Next to the detailed analysis of texts, the course included a movie night, attending a theatre performance, participating in a drama workshop, offered participants to engage with creative projects, drama techniques and interactive online tools. In short, it was designed to reveal to students through a lot of action and collaboration how we can counter the media, which determine our world to such a high degree, in a critical, creative and constructive way.

I’d like to express my gratitude to all the students who made this possible with their excellent contributions!

Nähere Beschreibung des Projekts

Medienkompetenz nach Renée Hobbs (2011; 12) erreicht man am besten über die folgenden fünf Ebenen: access, analyse, reflect, act, create. Diese Aspekte wurden im Kurs Understanding Drama and Film folgendermaßen angewendet:

 

#access

Zum ersten Punkt, access, wurden im Laufe des Semesters viele verschiedene Formen der Perzeption angeboten: Für die Filmanalyse im ersten Teil des Kurses habe ich für das WS 2019/20 keinen Film, sondern die Serie Patrick Melrose (Showtime/Sky, 2018) ausgewählt. Während einer TV/Movie-Night konnten wir die ersten drei Folgen der Serie nicht nur auf großer Leinwand sehen, sondern auch ein Gefühl dafür bekommen, wie andere auf den Inhalt reagieren. Besonders für die beunruhigende Thematik der Serie, die unter anderem von sexuellem Missbrauch, Drogenkonsum und Suizid handelt, ist das gemeinsame Erlebnis hilfreich, die oft schockierenden Eindrücke einordnen zu können.

Weitere Zugänge zu den Texten waren natürlich das Lesen von Teilen des Filmskripts und des Theaterstücks, sowie der Besuch einer Theatervorstellung, um eine Möglichkeit der Umsetzung des Stücks sehen und diskutieren zu können. Im Gegensatz zum häufigen Kontakt mit Film und Fernsehen sind viele Studierende dem Theater sehr fern. Um sie für Theaterstücke und den Theaterbetrieb zu begeistern, versuche ich regelmäßig, aktuelle Produktionen in Salzburg zu besuchen. Im WS 2019/20 war dies My Fair Lady am Salzburger Landestheater, eine sehr nahe Adaption des Stückes Pygmalion des irischen Dramatikers George Bernard Shaw.

 

#analyse

In der gemeinsamen Analyse der TV-Serie konnten die Studierenden selbst entdecken, wie komplex und vielschichtig sie gestaltet ist und haben mithilfe von gezielten Fragen und Aufgabenstellungen unter anderem herausgefunden, dass Patrick Melrose auf einer subtilen Meta-Ebene die Funktion von traditionellem Fernsehen reflektiert und sich selbst dabei als quality TV definiert.

Im Sinne des constructive alignment sind die Testformate so gewählt, dass die Studierenden zum einen die narrativen Strategien und Techniken von Film und Fernsehen sowie deren Effekt auf die Zuseher beleuchten und zum anderen die Darstellungsmöglichkeiten des Dramas näher untersuchen sollen, um damit ihre critical media literacy weiterentwickeln zu können. Die schriftlichen Aufgaben dienen vor allem dazu, wissenschaftliche Arbeitstechniken zu erproben und präzises und ausführliches Analysieren, punktgenaues Recherchieren, sowie überzeugendes Argumentieren zu trainieren.

In diesem Kurs mussten die Studierenden in zwei Analysen zeigen, dass sie die relevanten Analysetools in den beiden Hauptbereichen Film und Drama autonom anwenden können und interpretatorische Schlüsse ziehen können. Als Vorbereitung darauf sollten die Studierenden aus einer mit der gesamten Gruppe erstellten Liste von 7-10 Filmen eine schriftliche Analyse einer Szene von ca. 1 Minute Länge verfassen. Die Möglichkeit, die Filme sowie die Szene selbst aussuchen zu können, birgt für die Studierenden oft eine höhere Motivation, sich im Detail mit der Materie zu befassen.

Alle schriftlichen Texte bereiteten die Studierenden für das term paper vor, das erst nach Ende des Semesters einzureichen war. Um sich dem größeren Umfang einer PS-Arbeit schrittweise zu nähern, mussten die Studierenden die Einleitung/das Konzept schon Ende Jänner abgeben. Dies ermöglichte mir, schon vorab Rückmeldungen zu Themenwahl, Umfang und Struktur der Arbeit zu geben. Eine Kurseinheit zum Thema wissenschaftliches Arbeiten bot darüber hinaus die Möglichkeit, sich über Schwierigkeiten und Hindernisse beim Schreibprozess auszutauschen, sowie Recherche-Techniken zu testen.

 

#reflect

Nummer drei, die Reflexion über den Einfluss von Medien auf unser Denken und auf die Art, wie wir die Welt sehen, kam zum Einsatz, als wir Film- und Dramentechniken auf ihre ideologische Wirkung hin hinterfragt und Wertevorstellungen der dargestellten Welt definiert haben.

Ein für mich sehr wertvoller Bestandteil des Kurses ist die Hinführung der Studierenden zu theoretischen Ansätzen der Literaturwissenschaft. Bei Fragestellungen zu Identität, Ideologie, und Repräsentation sowie zu gender, class and ethnicity versuche ich anhand von Diskussionsanregungen den Studierenden die Relevanz dieser Aspekte näher zu bringen. Dabei finde ich es sehr hilfreich, kurze Szenen aus aktuellen Filmen, Serien, und YouTube Videos für Beobachtungsaufgaben heranzuziehen und die critical approaches auf unsere Kerntexte anzuwenden.

 

#act

Der Aspekt des Agierens war ein weiteres wichtiges Anliegen dieses Kurses. Selbstverständlich agieren die meisten der Studierenden später als Lehrende, und können so ihre Medienkompetenz an die Schüler/innen weitergeben.

In den Kurseinheiten waren es vor allem die handlungsorientierten Unterrichtsmethoden, bei denen Studierende Theater selbst ‚machen‘ konnten, wie zum Beispiel Übungen zur Intonation, zur Bedeutung von Requisiten für die Charakterisierung, sowie Aufgaben zum Körperbewusstsein.

Ein besonderes Highlight war der Besuch einer Theaterpädagogin des Salzburger Landestheaters, die mit den Studierenden eine halbe Unterrichtseinheit gestaltet hat. Frau Lukasser-Weitlaner konnte den Studierenden von der Aufführungsgeschichte des Stücks erzählen und vor allem von der spannenden Thematik des Endes; denn der Autor von Pygmalion, George Bernard Shaw, und die Macher des Musicals My Fair Lady, hatten hier sehr konträre Ansichten. Nach einem kurzen warm-up und einigen Übungen mit einem Schwerpunkt auf Körperbewusstsein und der Wirkung von Sprache und äußerem Erscheinungsbild, wurden die Studierenden aktiv angeregt, ihr eigenes Ende des Stückes als Pose darzustellen und konnten dadurch die Charakterentwicklung im Stück noch einmal kritisch reflektieren und die historische Einbettung des Stoffes mit Konzepten wie Publikumserwartungen und eigenen Wünschen abwägen. Anschließend wurden die Studierenden eingeladen, in einer kurzen Szene eine Werbung zum Thema Diskriminierung aufgrund von Sprache in verteilten Rollen vorzuspielen. Diese einzelnen Sketche haben uns nicht nur viele, wirklich unterhaltsame Momente bereitet, sondern vor allem sehr kreativ und kritisch auf aktuelle Probleme unserer Gesellschaft hingewiesen. Der Theaterbesuch selbst hat den meisten Studierenden sehr gut gefallen, und sogar einige wenige Theater-Skeptiker konnten das Erlebnis als positiv bewerten.

 

#create

Der Höhepunkt des Semesters war zweifellos die letzte Kurseinheit, in der die Studierenden einander ihre Kreativprojekte vorgestellt haben. Die Aufgabenstellung war sehr offen – es sollten in Teams von zwei bis fünf Studierenden ein Comic, ein Fotoroman, ein kurzes Rollenspiel oder eine Filmszene erstellt werden, die sich mit einem oder mehreren der drei Haupttexte des Kurses auseinandersetzen. Sehr beliebt sind hier erfahrungsgemäß die Optionen, verschiedene Charaktere aus den verschiedenen Texten zusammentreffen zu lassen, oder einen gender-swap oder ein alternatives Ende darzustellen. Die Qualität der studentischen Beiträge war schlicht beeindruckend und die Formate reichten von einem selbstgezeichneten Manga, drei Fotoromanen, einer spannenden Verfolgungsjagd bis hin zu einem professionell erstellten Kurzfilm, mit Aufnahmen einer Kameradrohne, selbst eingespielter Klaviermusik als Soundtrack und vielschichtiger Schnitt- und Kameratechnik (https://www.youtube.com/watch?v=TBLzL2WYzQE&feature=youtu.be).

Dieses Aufgabenformat erlaubt es den Studierenden, sich mit dem Stoff des gesamten Semesters noch einmal im Detail auseinanderzusetzen und in kreativer Weise zu reflektieren. So werden nicht nur thematische Gesichtspunkte in den Vordergrund gerückt, sondern auch Film- bzw. Fototechnik aktiv eingesetzt und so die oberste Stufe der Bloomschen Taxonomie erreicht, sodass eine weitere Vertiefung des Gelernten durch die praktische Anwendung stattfinden kann.

 

#Methode

Voraussetzung für produktives Arbeiten und Interaktion sind eine angenehme Atmosphäre und ein gutes Gruppengefühl. Zu Beginn des Semesters gibt es daher kreative Kennenlernspiele und während des Semesters sind interaktive Formate und Gruppen- und Partnerarbeit ein fester Bestandteil in meinem Unterricht. Gruppen werden oft nach dem Zufallsprinzip gebildet, um Abwechslung zu bieten und den Studierenden die Chance zu geben, einander besser kennen zu lernen, sowie um eine offene Diskussionskultur zu ermöglichen.

Nach dem Prinzip des Flipped Classroom wurden die Studierenden aufgefordert, aus einem Reader die fachlichen Termini für den Unterricht vorzubereiten, damit im Unterricht selbst Anwendungsbeispiele und Interpretationsansätze durchgearbeitet werden konnten.

Hilfreiche Mittel bei Brainstormings und dem Einholen eines Meinungsbilds waren online tools wie Mentimeter, MindMup oder Coggle. Die schnelle und einfache Visualisierung von, zum Beispiel, Gender Stereotypen ermöglicht es allen Studierenden gleichzeitig und anonym ihren Beitrag beizusteuern und wirkt sehr motivierend.

Nutzen und Mehrwert

Studierende haben vor allem die angenehme und anregende Lernatmosphäre als positiv rückgemeldet und haben sich mit großem Interesse und teilweise weit über das geforderte Maß hinaus mit den Kursinhalten beschäftigt.

Nachhaltigkeit

Dieser Kurs wird jedes Semester angeboten, wobei das Grundkonzept immer wieder verwendet wird, jedoch die Auswahl der diskutierten Theaterstücke und Filme nach verschiedenen Kriterien verändert wird. Viele der Methoden kommen natürlich auch in anderen Kursen zur Anwendung. Speziell die Lehramtsstudierenden im Kurs können ihrerseits die Methoden und gewonnen Einsichten ihren zukünftigen Schüler/inne/n weitergeben.

Aufwand

Für den Theaterbesuch mussten die Studierenden die Theaterkarten bezahlen. Ansonsten sind keine Kosten angefallen.

Positionierung des Lehrangebots

Das Proseminar Understanding Drama and Film ist im Bachelorstudium Anglistik und Amerikanistik und im Bachelorstudium Lehramt Sekundarstufe Unterrichtsfach Englisch empfohlen für Studierende im 3. Semester und mit 3 ECTS bewertet. Es soll eine Grundlage für die Analyse von dramatischen Texten und Filmen sowie eine theoretische Basis für die kritische Betrachtung literarischer Texte bieten.

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Lernergebnisorientierte Lehr- und Prüfungskultur
Ansprechperson
Rita Schrattenecker-Travnitzky, Dr.
Qualitätsmanagement
+43 (0)662 8044 2331
Nominierte Person(en)
Elisabeth Schober, Dr.
Fachbereich Anglistik & Amerikanistik
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Wissenschaftliche (Abschluss)Arbeiten
  • Rund ums Prüfen
  • Erfahrungslernen
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften