Fachhochschule Burgenland GmbH
Campus 1, 7000 Eisenstadt
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Social Media Kommunikation – Lücken online mit Speed füllen

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

In den vergangenen Semestern stellte heraus, dass bei vielen Studierenden der Lehrveranstaltung „Community Management“ im 3. Semester des Masterstudiums „Information. Medien. Kommunikation“ der FH Burgenland noch Wissenslücken bei den Grundlagen zu Kommunikation in sozialen Netzwerken vorhanden waren. Daher war es in der Lehrveranstaltung nicht möglich, mit allen Studierenden in die Tiefe zu gehen, wissenschaftlich vertiefend zu arbeiten und gemeinsam zu reflektieren.

 

Durch das bereits vor einigen Jahren – als dieses Thema noch nicht die Relevanz für das Studium hatte – festgelegte Curriculum fehlte ein Teil, bei dem das Basiswissen betreffend Social Media Kommunikation gefestigt wurde. Daher war es sinnvoll eine möglichst kompakte und zeitsparende Lehrveranstaltung im Vor-Semester einzufügen. Dabei sollte sowohl berücksichtigt werden, dass es sich um ein berufsbegleitendes Masterstudium handelt und viele Studierende bereits Berufserfahrung in einigen Social Media Bereichen haben, andererseits aber auch, dass Lehre und Methoden zum Thema passend gestaltet werden. Aus diesen Gründen wurde die Lehrveranstaltung (bereits vor der Corona Pandemie) ausschließlich online abgehalten. Weiters war wichtig, dass diese Lehrveranstaltung die gemeinsame Basis für alle Studierenden – unabhängig von Vorwissen – legt, um dann im nächsten, also im 3. Semester, tiefer gehende Beschäftigung, Reflexion und (gesellschafts-)kritische Auseinandersetzung mit den sozialen Netzwerken, ihren Funktions- und ihren Wirkungsweisen zu ermöglichen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Viele Studierende des berufsbegleitenden Masterstudiums „Information. Medien. Kommunikation“ an der FH Burgenland arbeiten im Bereich Online-Kommunikation. Trotz Fachwissen sind – selbst nicht erkannte – Lücken zu Kommunikation in sozialen Netzwerken vorhanden. Dadurch war es im 3. Semester in der Lehrveranstaltung „Community Management“ nicht wie geplant möglich in die Tiefe zu gehen und zu reflektieren.

Daher wurde im 2. Semester die Lehrveranstaltung „Social Media Kommunikation“ eingefügt, mit einem Methoden-Mix, der gewährleistete, dass diese Lücken geschlossen wurden. Berücksichtigt wurden Zeitknappheit, etwaiges Vorwissen, wie auch das Online-Thema.

Im Selbststudium wurde Material zur Geschichte und Grundlagen der Online-Kommunikation erarbeitet und in einem Online-Test abgefragt. Am besten lernt man durch die Vorbereitung auf das Lehren: Die Studierenden wurden anschließend gebeten, drei Social Media-Themen zu nennen, die sie bereits beherrschten. Sie erhielten daraufhin Themen zugeteilt, die sie explizit nicht genannt hatten und bereiteten eine fokussierte 3-Minuten-Präsentation vor. In einer Online-Session präsentierten alle 40 Studierende nacheinander ihre erarbeiteten Themen, dies wurde aufgezeichnet und diente als Prüfungsstoff für die Masterprüfung.

Durch die eingesetzten Methoden Selbststudium, Online-Test, online inverted classroom und LdL (Lernen durch Lehren) kombiniert mit speed presentation gelang es die Lücken zu füllen und im 3. Semester vertiefend mit

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Several students of the part-time master's program "Information. Media. Communication" at the University of Applied Sciences Burgenland work in online communication. Despite specialist knowledge, there are – not recognized – gaps in communication basics in social networks. As a result, in the 3rd semester, in the course "Community Management" it was impossible to go as deep as intended and reflect with the students.

Therefore, a course "Social Media Communication" was added in the second semester, with mixed methods that ensured that these gaps were closed. Time constraints, previous knowledge, and the online topic were taken into account.

In the self-study phase, the material on the history and basics of online communication was acquired and queried in an online test. The best way to learn is to prepare for teaching: The students were asked to name three social media topics they already mastered (through their private or work experience). They were then assigned n topics that they explicitly had not mentioned and prepared a focused 3-minute presentation with just one presentation slide. In the Webex session in one evening, all 40 students presented their topics in succession in three minutes; this session was recorded and serves as exam material.

The applied methods of self-study, online test, online inverted classroom, and learning by teaching combined with speed presentation made it possible to fill all knowledge gaps and to reflect as intended in the third semester.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die Lehrveranstaltung wurde so aufgesetzt, dass zunächst sicher gestellt wurde, dass das Basiswissen über Online-Kommunikation (Geschichte, Funktionsweise, Grundlagen) bei allen Studierenden auf annähernd dem gleichen Niveau gefestigt wird.

 

Dazu wurden Videos, Artikel, Studien und wissenschaftliche Arbeiten online im Selbststudium selbstständig – in eigenem Tempo und mit der Möglichkeit, bereits Bekanntes zu überspringen – gelernt. Das dadurch erworbene Wissen wurde dann in einem (zeitlich frei einteilbarem) Online-Test über die Lernplattform Moodle abgefragt.

 

Danach wurden die Studierenden gebeten, drei Themen innerhalb des Bereiches Social Media in Moodle anzugeben, bei denen sie sich gut auskannten bzw. auf die sie sich in ihrer Arbeit spezialisiert hatten. Die Antworten wurden in einer vom Lektor selbst programmierten Datenbank erfasst. Danach erfolgte in dieser Datenbank die manuelle Zuteilung von 40 nummerierten und im Ablauf aufeinander aufbauenden Themen. Die Zuteilung erfolgte mit großem Bedacht darauf, dass die Studierenden Themen erhielten, die sie nicht genannt hattem, bei denen sie sich also explizit noch nicht auskannten bzw. mit denen sie beruflich wenig zu tun hatten. Dies war wichtige Voraussetzung, um allen den Blick über ihr bekanntes Wissensgebiet hinaus zu ermöglichen.

 

Im weiteren Schritt wurde dann den Studierenden die Aufgabe gestellt dieses (ihnen noch nicht gut bekannte) Thema innerhalb von zwei Wochen vorzubereiten. Dabei war ihnen nur ihr eigenes Thema bekannt und sie wussten auch nicht, welche Themen vor oder nach ihnen präsentiert werden. Dies war beabsichtigt, damit es einerseits den Spannungsbogen des Unbekannten bei den Präsentationen gab, damit sie eigenständig – ohne Abstimmung – vorbereiteten und andererseits, damit sie auch darauf achteten, nicht von Vorwissen bei den anderen Studierenden zu einem bestimmten Thema ausgehen zu können.

 

Die Studierenden durften für ihr Thema nur eine Präsentationsfolie verwenden, wurden darauf hingewiesen, dass Sie nur 3 Minuten Zeit für ihre Präsentation hatten und dass Sie so präsentieren müssen, dass die anderen Studierenden – welche das Thema nicht kennen – auch mitdenken und -schreiben können. Durch diese Vorgabe der Speed-Presentation mussten die Studierenden schnell und klar auf den Punkt kommen und in 3 Minuten alle wesentlichen Informationen präsentieren, ohne sich in den Details zu verlieren.

 

Alle 40 Folien wurden von der Lehrveranstaltungsleitung zu einer Präsentation zusammengefasst.

 

Nachdem die Studierenden berufsbegleitend studieren, wurde eine online Webex-Videokonferenz für einen Abend unter der Woche angesetzt. Die Studierenden präsentierten im Webex-Meeting nacheinander ihre Themen in drei Minuten. Die Lehrveranstaltungsleitung blendete nacheinander die nummerieren Folien der Studierenden ein, achtete auf die Zeit, und stellte Zwischenfragen bzw. wies darauf hin, wenn es Unschärfen oder falsche Informationen in den Präsentationen gab (was selten der Fall war).

 

Wir wissen, dass Studierende, die – Tage, aber auch nur Stunden – später als ihre Kolleg/inn/en präsentieren oft einen Vorteil haben, weil Sie anhand der vorangehenden Präsentation der anderen Studierenden wissen, worauf das Augenmerk der Lehrveranstaltungsleitung liegt und ihre Präsentation anpassen können. Dadurch, dass alle Präsentationsfolien vorab geschickt wurden und die Präsentationen an einem Abend (nur durch eine 15 Minuten Pause unterbrochen) stattfanden, und nur drei Minuten dauerten, gab es keinen Vorteil für Studierende, die später an der Reihe waren. Sie konnten ihre Präsentationen nicht schnell „gefälliger“ adaptieren.

 

Die Benotung der Präsentation fand durch die Studierenden selbst statt. Jede/r Student/in erhielt vorab per Zufallsgenerator eine der 40 Nummern zugeteilt. Diese Präsentation der Kolleg/in benoteten sie anonym – und übermittelten die Note direkt in der Webex-Session im privaten Chat an den Lektor. Durch die Rollenzuweisung der/des Beurteilende/n war sichergestellt, dass die Präsentationen aufmerksam verfolgt wurden.

 

Nach der online Lehrveranstaltung wurde den Studierenden die Aufzeichnung der Webex-Session zur Vertiefung zur Verfügung gestellt und diente auch als Prüfungsstoff für die Masterprüfung der Studierenden.

 

Die Kombination Selbststudium in Fernlehre, Online-Test, online inverted classroom, LdL (Lernen durch Lehren) und Speed-Präsentation bietet mehrere Vorteile:

1. Durch das abwechslungsreiche Selbststudium (Videos ansehen und wissenschaftliche Arbeiten bzw. Artikel lesen) – mit der Möglichkeit bereits aus dem Vorstudium oder der Arbeitspraxis bekannte Themen zu überspringen – und dem darauf folgenden Online-Test kann sichergestellt werden, dass die Studierenden Basiswissen zur Geschichte und Funktionsweise zu Online-Kommunikation haben und Zusammenhänge im geschichtlichen Kontext erkennen.

2. Viele Studierende haben bereits spezifisches Fachwissen in einigen Bereichen der Social Media Kommunikation, aber dennoch bestehen (oft selbst nicht erkannte) Wissenslücken in anderen Themen dieses inzwischen sehr großen Bereiches. Durch die Vorbereitung auf die Präsentation lernen die Studierenden genau die Bereiche, in denen sie sich noch nicht so gut auskennen.

3. Wir Lehrende wissen: Am meisten lernt man durch die Vorbereitung auf das Lehren. Durch die Vorgabe, dass die anderen Studierenden in drei Minuten alle wesentlichen Informationen präsentiert bekommen sollen und auch mitschreiben können müssen, mussten die vortragenden Studierenden die Vollständigkeitsfalle vermeiden und sich auf die wesentlichsten Fakten konzentrieren, um diese klar und ohne Umschweife zu präsentieren.

4. Die Studierenden haben sich mehrfach mit den verschiedenen Themen auseinandergesetzt: Beim Selbststudium; bei der Überlegung, welche drei Themen bereits aus eigener Forschung und Praxis bekannt sind; bei der Vorbereitung der Präsentation zu ihrem Thema, in der Webex-Sitzung, beim Beurteilen der Kolleg/in, sowie beim späteren Ansehen der aufgezeichneten online Lehreinheit.

5. Die Methoden: selbstbestimmtes, frei einteilbares Selbststudium, online Test zu beliebiger Zeit durchführbar, eigenständige Vorbereitung eines definierten Themas für eine zeitlich sehr beschränkte Präsentation mit nur einer Folie, und Webex-Session am Abend – werden der Situation der berufsbegleitend Studierenden gerecht.

6. Durch diese Lehrveranstaltung im 2. Semester gelang es dann, mit allen Studierenden im 3. Semester vertiefend zu arbeiten, Offensichtliches zu hinterfragen und das Thema Reflexion bekam auch seinen ihm zustehenden Stellenwert.

7. So konnte im 3. Semester dann auch experimentiert werden: Auf einem neuen, noch leeren Instagram-Account (https://www.instagram.com/igcrasher/) wurden von den Studierenden die perfekt inszenierten Welten, die jeden Tag auf Social Media präsentiert werden, kritisch (und humorvoll) hinterfragt. In Gruppenarbeiten produzierten sie je Gruppe zwei Postings inklusive Beschreibung und Hashtags, die dann auf dem Account publiziert wurden. Die Gruppen standen mit ihren Postings bei dieser Aufgabe in einem spielerischen Wettbewerb zur Erreichung von vorher definierten Kennzahlen, dies förderte die Motivation der Studierenden. Weiters gab es eine zusätzliche Motivation besonders gute Ergebnisse zu liefern: Der Lektor stellte persönlich einen Preis für die Gruppe, welche die besten Kennzahlen erreichte. Dieses Experiment diente einerseits dafür das erworbene Wissen anzuwenden, und auch der Reflexion über eigene und fremde Instagram-Postings, wie auch als Basis für Diskurse zu dem Thema.

 

Nutzen und Mehrwert

Neben der Zeitersparnis für Studierende (durch die reine Online-Abhaltung müssen die Studierenden nicht nach Eisenstadt anreisen) und der ihnen zeitlich entgegenkommenden Abhaltung der Online-Videokonferenz am Abend, ist es vor allem eines, was dieses Projekt erfolgreich macht: die intensive Auseinandersetzung der Studierenden mit allen Themenbereichen der Kommunikation in sozialen Netzwerken. Von der Geschichte über Grundlagen bis zum Hinterfragen und Verstehen der Algorithmen, von der Reflexion, was diese Mechaniken für unsere Gesellschaft bedeuten bis zum Experimentieren und Zweifeln an den zur Schau gestellten perfekten Welten. Gemeinsam sorgen diese Faktoren für nicht nur für informierte, sondern auch für Zusammenhänge erkennende, wissende und kritische Studierende, die im Bereich der Online-Kommunikation forschen oder arbeiten.

Nachhaltigkeit

Das Konzept wurde die nächsten Semester so weitergeführt und in Details verfeinert.

Es bietet sich an, die Methoden auf andere Lehrveranstaltungen zu übertragen, vor allem auf solche, bei denen berufsbegleitend studiert wird.

Aufwand

Es entstanden keine zusätzliche Kosten. Der Aufwand war nur für die Lehrveranstaltungsleitung wesentlich höher (Auswahl Material für Selbststudium, Online-Test Erstellung, Vorbereitung der Themen, Datenbank-Erstellung und manuelle Themenzuordnung, Benotung durch Studierende, etc.: gesamt 30 Stunden).

Positionierung des Lehrangebots

Master

Links zu Social Media-Kanälen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Lernergebnisorientierte Lehr- und Prüfungskultur
Ansprechperson
Mag. Gergely Teglasy
Master Digitale Medien und Kommunikation (vormals Information Medien Kommunikation)
+43 69910047225
Nominierte Person(en)
Mag. Gergely Teglasy
Master Digitale Medien und Kommunikation (vormals Information Medien Kommunikation)
Themenfelder
  • Digitalisierung
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Flexibel Studieren
  • Erfahrungslernen
  • Curriculagestaltung
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften