Hochschullernwerkstätten an der Pädagogischen Hochschule Steiermark

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Nach dem Motto „teach what you preach“ wurden an der Pädagogischen Hochschule Steiermark sieben „Hochschullernwerkstätten“ eingerichtet, um Theorie, Praxis und Forschung in den Lehramtsstudien eng zu verzahnen, Kooperationen über Fachgrenzen und Ausbildungsstufen hinweg zu ermöglichen und dafür innovative hochschuldidaktische Lernsettings zu schaffen.

Ziele:

• Umsetzung des ‚Shift from Teaching to Learning’ in der Praxis der Hochschullehre: Gestaltung anspruchsvoller hochschuldidaktischer Lehr-/Lernsettings, die studierendenzentrierte, kompetenzorientierte, interdisziplinäre und forschungsgeleitete Lehre sowie Erfahrungslernen ermöglichen.

• Studierende sollen aus eigener Erfahrung die Komplexität und Vielfalt von Lehr- und Lernprozessen, sowie die Chancen und Herausforderungen selbstverantwortlichen Lernens kennen und theoriebasiert reflektieren können.

• Studierende sind auf Basis dieser Erfahrungen in der Lage, schüler/innenzentrierte, differenzierte und fachübergreifende Lehr-/Lernsettings in ihrem zukünftigen Handlungsfeld Schule zu gestalten. Hochschullernwerkstätten wirken damit transdisziplinär.

• Kooperatives Lernen und Erfahrungsaustausch zwischen Lehramtsstudierenden der Primarstufe und Sekundarstufe Allgemeinbildung (alle Fächer) sollen zu wechselseitigen Kenntnissen und professionellem Verständnis beitragen. Dies soll Studierende befähigen, die institutionelle Transition der Schüler/innen von der Volksschule zur Sekundarstufe I schulisch besser zu unterstützen.

• Förderung der Kooperationen innerhalb der Hochschule über Teams, Fachgruppen, Disziplinen, Fächer und Fachdidaktiken hinweg. Hochschullernwerkstätten schaffen Raum und Anlässe für gemeinsames, bereichsübergreifendes Lernen, Lehren, Forschen und Entwickeln.

Kurzzusammenfassung des Projekts

An der Pädagogischen Hochschule Steiermark wurden sieben Hochschullernwerkstätten (HS-LWS) in den Fachbereichen Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Medien, Digital Learning, bildende Kunst und Musik entwickelt und eingerichtet. Sie ermöglichen in einem innovativen hochschuldidaktischen Setting das selbstorganisierte, forschungsbasierte, fachübergreifende und kooperative Lernen von Studierenden der Lehramtsstudien Primarstufe und Sekundarstufe Allgemeinbildung. Durch die Reflexion ihres eigenen Lernens und Lehrens in diesen vorbereiteten und begleiteten Räumen werden Studierende in die Lage versetzt, das Lernen ihrer zukünftigen Schüler/innen im Unterricht differenziert wahrzunehmen und gezielt zu fördern.

HS-LWS bieten Möglichkeits- und Erfahrungsräume für Studierende, Lehrende und Forschende, in denen selbstorganisiert und erfahrungsgebunden sowohl in offenen Angeboten als auch im Rahmen von spezifischen Lehrveranstaltungen gelernt wird. Das Angebot orientiert sich an international diskutierten hochschuldidaktischen Qualitätsmerkmalen, welche spezifisch weiterentwickelt wurden.

Zur kontinuierlichen Qualitätsentwicklung stehen die HS-LWS in enger Kooperation und im Austausch miteinander. In einer überfachlichen Arbeitsgruppe werden sie interdisziplinär und studierendenzentriert weiterentwickelt und an die internationale Diskussion angebunden. Sie fördern die Kooperation der Lehrenden und Studierenden an der PH Steiermark und leistet einen Beitrag zur Hochschulentwicklung.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The University College of Teacher Education Styria has developed and established seven university learning laboratories in the subject areas of German language, mathematics, general studies, media, digital learning, arts and music. In an innovative university didactic setting, learning laboratories support self-organized, research-based, interdisciplinary and cooperative learning for student teachers of primary and secondary education. By experiencing and reflecting on their own learning and teaching, student teachers are enabled to perceive and promote their future students’ learning in differentiated and specific ways.

University learning laboratories offer spaces of possibility and experience for student teachers, faculty and researchers. Experiential learning is supported in the context of specific courses, but also in public open hours. The concept is based on internationally discussed quality features of higher education didactics, which have been specifically refined to fit the local demands.

For continuous quality development, the university learning laboratories cooperate closely with each other. A multidisciplinary working group has been established in order to foster interdisciplinary and student-centred evolution, realise joint research and coordinate contributions to the international discussion. Thus, university learning laboratories promote the cooperation of faculty and students at PH Steiermark and contribute to higher education development.

Nähere Beschreibung des Projekts

Innovativer und qualitätsvoller Unterricht in österreichischen Schulen berücksichtigt die vielfältigen Ausgangssituationen, Interessen und Fähigkeiten der Schüler/innen und unterstützt ihr Lernen optimal (Meyer, 2019; Steffens & Messner, 2019; Helmke, 2010; Coriand, 2017). Um Lehrer/innen dafür auszubilden, werden in den Lehramtsstudien geeignete Lehr- und Lernsettings benötigt, die theoretisch fundiert sind und für eine anspruchsvolle Praxis qualifizieren. Ein solches Setting bieten Hochschullernwerkstätten (HS-LWS), welche sich seit einigen Jahren in der internationalen hochschuldidaktischen Diskussion für Lehramtsstudien etabliert haben (Peschel, 2020; Baar et al., 2019; Kekeritz et al., 2017; Hildebrandt et al., 2014; Peschel & Kelkel, 2018) und auf den theoretischen Konzeptionen des Erfahrungslernens, des selbstorganisierten Lernens, sowie des handlungsorientierten Unterrichts aufbauen (Wedekind & Schmude, 2017; Haas, 2015; Gudjons, 2014).

 

Die HS-LWS an der PH Steiermark orientieren sich an folgenden international diskutierten Qualitätsmerkmalen (NeHle, 2020; VeLW, 2009): Sie bieten didaktisch ausgestaltete RÄUME, welche flexibel genutzt werden können und vielfältiges didaktisches und hochschuldidaktisches Material, aber auch technisches Equipment zur Verfügung stellen. Sie fördern selbstgesteuertes, forschungsbasiertes und kooperatives LERNEN der Lehramtsstudierenden sowohl in der Fachdidaktik als auch in den Fächern und in überfachlichen Bereichen. Wesentlicher Fokus liegt auf der Beobachtung von Lernprozessen (eigenen und von anderen) und der theoriebasierten Reflexion der Interaktion von Lehrenden und Lernenden. Entsprechend qualifizierte Hochschul-LEHRENDE sind in der Rolle der Beratung und Begleitung von Lernprozessen tätig und in der Gestaltung des Raumes und der entsprechenden Materialien und Lernanlässe. Außerdem regen Lehrende dazu an, über den Tellerrand zu blicken und die Themen aus verschiedenen fachlichen und didaktischen Perspektiven zu beleuchten. Die Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden wird in der Lernwerkstattarbeit möglichst symmetrisch gestaltet: man lernt, forscht und arbeitet kooperativ. Schließlich sind die HS-LWS als NACHHALTIGE, langfristige Lernorte in der Hochschule institutionell verankert. Sie geben Impulse für Personalentwicklung (hochschuldidaktische Qualifizierung und Fortbildung) und für die Hochschulentwicklung, etwa über Beiträge zu einer neuen Lehr-, Lern- und Studienkultur und innovative Bildungsangebote an der Hochschule. Ergänzendes Merkmal der Hochschullernwerkstätten an der PH Steiermark ist das ÜBERGREIFENDE ANGEBOT für die Ausbildungsbereiche Primarstufe und Sekundarstufe Allgemeinbildung (alle Fächer), sowie Bachelor- und Masterstudierende. Die Hochschullernwerkstätten bieten einen hochschulisch einzigartigen Rahmen für professionell begleitetes Peer-Learning und Peer-Support. Lernwerkstattarbeit an der PH Steiermark ist interdisziplinär und transdisziplinär ausgerichtet, kooperative Lern- und Arbeitsformen stehen im Zentrum.

 

Die HS-LWS bieten Studierenden sowohl offene Lehr-/Lernangebote (a) als auch spezielle Lehrveranstaltungsangebote (b):

(a) Zu bestimmten wöchentlichen Öffnungszeiten oder nach Vereinbarung finden Studierende fachlich kompetente Ansprechpartner/innen und können die didaktischen Materialien und das technische Equipment der HS-LWS, aber auch die spezielle Raumsituation nutzen, um ihren eigenen fachdidaktischen oder fachlichen Fragen nachzugehen, für Prüfungen oder Lehrveranstaltungen zu lernen oder Unterricht vorzubereiten. Lehrpersonen stehen für Beratungen zur Verfügung, die über den engen fachlichen Bereich hinaus gehen und regen damit zur Erweiterung der Perspektiven und zur Nutzung weiterer HS-LWS an.

(b) Im Rahmen von spezifischen Lehrveranstaltungen werden die Prinzipien und Besonderheiten der Lernwerkstattarbeit vermittelt. Sie dienen der Aneignung fachlicher Kompetenzen und sollen fachdidaktische Möglichkeiten für innovativen und sachgerechten Unterricht aufzeigen. Auch diese Lehrveranstaltungen sind fachübergreifend und/oder bereichsübergreifend angelegt. Das Angebot wird weiter ausgebaut.

 

In HS-LWS wird der Fokus der Studierenden auf das eigene Lernen im Rahmen der Lehramtsausbildung gelenkt – und zwar sowohl in fachlichen als auch in fachdidaktischen und überfachlichen Bereichen. Neben der forschungsbasierten Reflexion des eigenen Lernprozesses stehen die vielfältigen Tätigkeiten des Lehrens bzw. Unterrichtens im Zentrum: Entwicklung und Herstellung von didaktischem Material, Planung und Vorbereitung einer Lernumgebung (dauerhaft und kurzfristig), Aufgabengestaltung und Anleitungen, Beratung und Begleitung von selbstständigen Lernprozessen etc. Eine neue Lehr- und Lernkultur soll erfahrbar und geübt werden, wohingegen die klassische Instruktion eher in den Hintergrund tritt.

Alle HS-LWS bereiten Lehramtsstudierende auf die Planung, Durchführung und Evaluation eines kompetenzorientierten Unterrichts nach den jeweiligen Lehrplänen vor. Die in den Curricula der Lehramtsstudien formulierten „Kernelemente der Profession“ - Inklusive Pädagogik mit Fokus auf Behinderung und Begabung; Diversität mit Fokus auf Mehrsprachigkeit, Interkulturalität, Interreligiosität; Sprache und Literalität; Gender; Global Citizenship Education; Medien und digitale Kompetenzen – bilden Leitprinzipien der Lernwerkstattarbeit an der PH Steiermark. Sie verbinden die einzelnen Hochschullernwerkstätten unter einander, verknüpfen sie aber auch direkt mit den beruflichen Anforderungen des Lehrberufs, für die Lehramtsstudierende qualifiziert werden sollen.

 

Derzeit sind an der Pädagogischen Hochschule Steiermark sieben solcher Hochschullernwerkstätten in unterschiedlichen fachlichen und überfachlichen Bereichen eingerichtet. Sie sind zur laufenden und langfristigen Qualitätssicherung und zur Angebotsentwicklung in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe vernetzt. Der Austauch- und Vernetzungsprozess wird vom Zentrum für Personal- und Hochschulentwicklung begleitet und moderiert. Das Modell fördert damit kooperative Lehr- und Arbeitsformen unterschiedlicher Fach- und Personengruppen sowie Ausbildungsbereiche innerhalb der Hochschule. Die wechselseitige Unterstützung in der Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der HS-LWS zeichnen das Lehrprojekt an der PH Steiermark aus und sind ein wichtiger Beitrag zur Hochschulentwicklung hin zu einer neuen Lehr- und Lernkultur.

 

Folgende Hochschullernwerkstätten können von Studierenden an der PH Steiermark genutzt werden:

 

• Hochschullernwerkstatt Hochschulchor

Im Hochschulchor und den Vokalensembles geht es um mehr als gemeinsame Musikpraxis. Mit den Themenbereichen Körper und Stimme, Sprache und Musik stehen unverzichtbare Aspekte des Lehrberufs im Zentrum. Sicheres Auftreten, stimmliche und körperliche Präsenz, Stimmhygiene, Deutlichkeit der Sprache etc. sind wesentliche Wirkfaktoren für gelungene Lehr-/Lernprozesse in der Schule. Stimme und Körper werden als pädagogische Ausdrucksmittel und als Medien der Vermittlung praktisch erkundet, trainiert und erforscht. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Medienwerkstatt Radio Igel/Igel TV. Aspekte des Raumes als didaktischer Faktor für die musische Bildung sind derzeit in Entwicklung.

 

• Hochschullernwerkstatt Hochschulgalerie

Die Hochschulgalerie ist ein Ausstellungsort der PH Steiermark. Im Foyer der Aula bietet sie nicht nur Raum für die Begegnung mit Künstler/innen und die Rezeption unterschiedlicher Kunstformen, sondern auch Gelegenheit zur Fokussierung auf gesellschaftspolitisch relevante Fragestellungen. Die Auswahl der Ausstellungen erfolgt nach ihrer Bedeutung für die thematischen Linien des Leitbildes der PH Steiermark. Dazu gehören die Kernelemente der Profession, welche Diversität in all ihren Facetten repräsentieren und eine beständige Reflexion der Praxis fordern. Studierende und Lehrende sind in vielfältiger und didaktisch-kreativer Weise in das Ausstellungsgeschehen eingebunden. In besonderen Lehrveranstaltungen ist dieser Ausstellungsraum zugleich Lernwerkstatt, in welcher die Auseinandersetzung mit Kunst und Raum ermöglicht wird. Damit fördert die Hochschulgalerie den Kompetenzerwerb für (angehende) Lehrpersonen, besonders die Fähigkeit, Inhalte didaktisch-gestalterisch so aufzubereiten, dass sie in diesem speziellen Raum erfasst werden können. Lernprozesse werden hier gestaltend und rezipierend initiiert.

 

• Medienwerkstatt Radio Igel/Igel TV

In der Medienwerkstatt Radio Igel/Igel TV stehen Mediendidaktik, umfassende Medienbildung und Medienproduktion im Zentrum. Durch die professionell begleitete Produktion von Radio- und TV-Beiträgen zu allen curricularen Inhalten werden kritische Medienkompetenzen von Lehrpersonen und Studierenden ebenso gestärkt wie didaktische Kompetenzen, z.B. mittels Lernen durch Lehren (Grzega & Schöner, 2008). Die Medienwerkstatt gibt Anregung zur aktiven Beteiligung an medialen Diskursen und qualifiziert angehende Lehrkräfte für Kernbereiche ihres Berufs: innovative Angebote zur Förderung der Medienkompetenz sowie die Entwicklung didaktisch durchdachter audio-visueller Lernmaterialien. Die Medienwerkstatt ist Kooperationspartner für alle HS-LWS, z.B. zur Produktion von didaktischem Material für die digitale Lehre in Schule und Hochschule.

 

• PHI – Mathematikdidaktikwerkstatt

In der Mathematikdidaktikwerkstatt PHI finden Lehramtsstudierende einen anspruchsvoll ausgestatteten Raum für die fachliche und fachdidaktische Kompetenzentwicklung in Mathematik vor. Verschiedene Materialien und Modelle verbinden anschauliche und abstrakte Lernprozesse miteinander. Eigenverantwortliche und selbstbestimmte Lernprozesse regen die Beobachtung und Selbstbeobachtung von Lernerfahrungen an und werden theoriegeleitete reflektiert. Dies leistet einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung einer lernzentrierten Haltung von angehenden Lehrkräften. Zusätzlich zu regulären mathematikdidaktischen Lehrveranstaltungen können sich Studierende in spezifischen Lehrveranstaltungen in Kooperation mit der Offenen Deutschwerkstätte ODE mit ihren individuellen Fragen und Interessen auseinandersetzen und Themen wie den sprachbewussten Mathematikunterricht von verschiedenen Seiten beleuchten. Die Medienwerkstatt Radio Igel/Igel TV ist Partner für die ggf. digitale Umsetzung in den Semestern, in denen die Lehre coronabedingt nur eingeschränkt vor Ort stattfinden kann.

 

• Digital Learning Lab

Das Digital Learning Lab bietet mit verschiedenen Lernzonen, einem Lego-Studio, Arbeitsplätzen und Entspannungsecken, zeitgemäß flexiblen Möbeln, Beamer und interaktiven Boards, WLAN, Tablets, Notebooks, Streaming- und Animationsmedien, 3D Drucker etc. ein ideales Umfeld, um medienpädagogische Lernsettings zu entwickeln, zu testen, zu analysieren und zu reflektieren. Hier können die Auswirkungen des Raumes und der Raumgestaltung auf die Möglichkeiten und Grenzen des Unterrichts direkt erfahren werden – von Studierenden und Hochschullehrenden gemeinsam. Das Digital Learning Lab steht für Kooperationen mit allen Fachbereichen offen.

 

• Offene Deutschwerkstatt ODE

Die Offene Deutschwerkstatt ODE bietet nicht nur umfassende Materialien für den sprachlichen, schriftsprachlichen und literalen Unterricht und die damit verbundene pädagogische Diagnostik, sondern ist auch offener Begegnungsraum für aktuelle Lehr-Lern-Arrangements und fachlichen Austausch. Zusätzlich ist dieser Raum Grundlage für innovative Forschung und Begleitforschung zum Kompetenzerwerb bei Studierenden und Schüler/innen und zu neuen Formen der Unterrichtsgestaltung. Diese neuen Konzepte sind nicht auf einen Schul- oder Altersbereich begrenzt; übergreifende Konzepte und Erkenntnisse können sowohl zwischen Elementar-, Primar- und Sekundarstufe als auch zwischen verschiedenen Fächern gedacht und umgesetzt werden. Somit ist die ODE ein Ansprechpartner und Lernort für Studierende aller Fächer und für die übrigen HS-LWS.

 

• Fachlernwerkstatt Sachunterricht

Die Hochschullernwerkstatt Sachunterricht bietet Denk- und Handlungsräume zur Auseinandersetzung mit aktuellen fachdidaktischen und fachlichen Fragestellungen des Sachunterrichts. Die Kompetenzorientierung des Sachunterrichts wird im Lernen und Lehren erfahrbar. Die Vernetzung naturwissenschaftlicher, sozial- und geisteswissenschaftlicher Inhalte soll diverse Zugänge schaffen, um den Sachunterricht in seiner Bedeutsamkeit für die Vorbereitung der Lernenden auf verantwortungsbewusstes Handeln in der natürlichen, kulturellen, sozialen und technischen Umwelt zu begreifen. Die HSLWS versteht sich zudem als Raum, der aktuelle fachdidaktische Forschung näherbringt und Szenarien schafft, diese praxisnah einzubeziehen. Derzeit wird der Raum für die flexible Lernwerkstattarbeit ausgestattet.

 

Das Lehrangebot der HS-LWS ist als langfristiges Entwicklungsprojekt angelegt. Entsprechend befinden sich die genannten Hochschullernwerkstätten in unterschiedlichen Entwicklungsstadien und wachsen laufend.

Nutzen und Mehrwert

• Nach didaktischen Kriterien hochwertig gestaltete Räume mit entsprechender Ausstattung (Möbel, didaktisches Material, technische Geräte…) und fachlich kompetenten Ansprechpartner/innen stehen den Studierenden für selbstständiges Lernen zur Verfügung.

• Die Räume haben Vorbildfunktion für die Gestaltung attraktiver und effektiver Lernumgebungen in der Schule.

• Das Angebot ermöglicht fachliche, didaktische und interdisziplinäre Kooperation zwischen Studierenden des Lehramts Primarstufe und Sekundarstufe Allgemeinbildung. Dies trägt zum wechselseitigen Verständnis der Lehr-/Lernsettings und zur Verbesserung der institutionellen Transitionen zwischen Volksschule und Mittelschule bzw. Gymnasium bei.

• Das Konzept fördert ein kooperatives Lern- und Lehrverständnis durch den Abbau asymmetrischer Lehr-/Lernsituationen zwischen Studierenden und Hochschullehrenden in den HS-LWS. Dies trägt zur Professionalisierung und zum Aufbau von beruflichem Selbstbewusstsein der Lehramtsstudierenden bei.

• Die in HS-LWS mit einander lernenden, arbeitenden und forschenden Studierenden und Lehrenden tragen zu einer veränderten Lehr- und Lernkultur an der Hochschule bei und sind ein wichtiger Faktor der Hochschulentwicklung.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist eines der vier Qualitätsmerkmale von Hochschullernwerkstätten (NeHle, 2020). An der PH Steiermark wird die Nachhaltigkeit dieses Lehrangebot durch folgende Maßnahmen unterstützt:

• Die HS-LWS werden in einer moderierten Arbeitsgruppe laufend fachübergreifend weiterentwickelt und sind ein langfristiges Aufbau- und Entwicklungsprojekt.

• Durch hochschuldidaktische Qualifizierungen von Lehrpersonen, die in HS-LWS unterrichten, wird die kontinuierliche personelle Betreuung der HS-LWS sichergestellt.

• Die Hochschullernwerkstätten sind in der Pädagogischen Hochschule institutionell verankert durch die spezifisch eingerichteten Räume, durch spezielle Lehrveranstaltungen im Rahmen der freien Wahlfächer, sowie durch Implementierung im Qualitätsmanagementsystem.

• Darüber hinaus wirkt das Lehrangebot nachhaltig, weil es ein Vorbild für schulische Lehr-/Lernsituationen ist und einen Beitrag zur Unterrichtsentwicklung und Steigerung von Unterrichtsqualität an Schulen leisten kann.

• Die angestrebte Einbindung in das internationale Netzwerk der Hochschullernwerkstätten (NeHle) wird das Projekt national und international sichtbar machen und zu Kooperationen und zur Übertragung auf andere Hochschulen anregen.

Aufwand

Zur Einrichtung und Ausstattung der Räume für die Hochschullernwerkstätten hat die PH Steiermark im Zuge der Modernisierung von Seminarräumen in die spezifische Raumausstattung und Raumgestaltung investiert und Budgetmittel dafür gewidmet.

Die Entwicklung der Konzepte und konkreten Angebote, die fachübergreifende und bereichsübergreifende Kooperation, der Aufbau der hochschuldidaktischen Kompetenzen und der offene Betrieb der Hochschullernwerkstätten ist mit nicht unerheblichem zeitlichem Aufwand für die Hochschullehrenden verbunden, der nicht unmittelbar im Rahmen der Lehrverpflichtung abgedeckt ist. Auch für die laufende Entwicklung sind Zeit und Arbeitspakte zu veranschlagen.

 

Literaturverweise:

NeHle – AG Begriffsbestimmung (2020). Arbeitspapier zum aktuellen Stand des Arbeitsprozesses. In U. Stadler-Altmann et al. (Hg.), Spielen, Lernen, Arbeiten in Lernwerkstätten. Facetten der Kooperation und Kollaboration (S. 249-259). Bad Heilbrunn.

Baar, R. et al. (Hg.). Struktur und Handlung in Lernwerkstätten. Hochschuldidaktische Räume zwischen Einschränkung und Ermöglichung. Bad Heilbrunn.

Coriand, R. (2017). Allgemeine Didaktik: ein erziehungstheoretischer Umriss. 2. Aufl., Stuttgart.

Grzega, J. & Schöner, M. (2008). The didactic model LdL (Lernen durch Lehren) as a way of preparing students for communication in a knowledge society. Journal of Education for Teaching 34(3), S. 167–175.

Gudjons, H. (2014). Handlungsorientiert lehren und lernen: Schüleraktivierung – Selbsttätigkeit –Projektarbeit. Bad Heilbrunn.

Haas, U. (2015): Selbstorganisiertes Lernen im Unterricht. Eine unterrichtspraktische Einführung. Weinheim.

Helmke, A. (2010). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität: Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. 3. Aufl., Stuttgart.

Hildebrandt, E. et al. (Hg.) (2014). Lernen zwischen freiem und instruiertem Tätigsein. Bad Heilbrunn.

Kekeritz, M. et al. (Hg.) (2017). Lernwerkstattarbeit als Prinzip: Möglichkeiten für Lehre und Forschung. Bad Heilbrunn.

Longhino, D. (2020). Mathematik in der Primarstufen-Lehramtsausbildung – wen interessiert das? Das Interesse von Primarstufen-Lehramtsstudierenden im ersten Studiensemester am Fach Mathematik unter Berücksichtigung des Einflusses einer Hochschullernwerkstatt. Masterarbeit. PH Steiermark, Graz.

Meyer, H. (2019). Was ist guter Unterricht? 14. Aufl., Berlin.

Peschel, M. & Kelkel, M. (Hg.) (2018). Fachlichkeit in Lernwerkstätten. Bad Heilbrunn.

Peschel, M. (2020). Lernwerkstätten und Hochschullernwerkstätten. Begrifflichkeiten und Entwicklungen. Journal für LehrerInnenbildung 20 (3), S. 96-105.

Steffens, U. & Messner, R. (Hg.) (2019), Unterrichtsqualität: Konzepte und Bilanzen gelingenden Lehrens und Lernens. Münster.

VeLW – Verbund europäischer Lernwerkstätten e.V. (2009): Positionspapier zu Qualitätsmerkmalen von Lernwerkstätten. Verfügbar unter: www.forschendes-lernen.net/files/eightytwenty/materialien/VeLW-Broschuere.pdf (2020-12-23)

Wedekind, H. & Schmude, C. (2017). Werkstätten an Hochschulen. Orte des entdeckenden und/oder forschenden Lernens. In M. Kekeritz et al. (Hg.), Lernwerkstattarbeit als Prinzip. Möglichkeiten für Lehre und Forschung (S. 185-200). Bad Heilbrunn.

Positionierung des Lehrangebots

Das Lehrangebot der Hochschullernwerkstätten ist bereichsübergreifend und niveauübergreifend positioniert: Es richtet sich an Lehramtsstudien der Primarstufe und Sekundarstufe Allgemeinbildung auf Bachelor- und Masterniveau.

 

Die sieben Hochschullernwerkstätten an der PH Steiermark können in ihrem offenen Angebot von allen Studierenden des Lehramts Primarstufe und Sekundarstufe Allgemeinbildung (Bachelor und Master) genutzt werden, das sind derzeit etwa 2.000 Personen. Dieses offene Angebot ist unabhängig von Lehrveranstaltungen und wird von Hochschullehrpersonen entwickelt und betreut.

Darüber hinaus werden ab Sommersemester 2021 spezifische Lehrveranstaltungen für Hochschullernwerkstätten angeboten. Diese Lehrveranstaltungen können jährlich von ca. 100 Studierenden der Lehramtsstudien Primarstufe und Sekundarstufe Allgemeinbildung (Bachelor und Master) besucht werden.

Weitere Lehrveranstaltungen sind in den nächsten Ausbaustufen geplant.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Claudia Stöckl, HS-Prof. PD Dr.
Zentrum für Personal- und Hochschulentwicklung
+43 316 8067 2206
Nominierte Person(en)
Daniela Longhino, Prof. MEd.
Institut für Elementar- und Primarpädagogik
Harald Burgsteiner, HS-Prof. Dr. Ing.
Institut für Digitale Medienbildung
Gilbert Flecker, Prof. Dr.
Institut für Elementar- und Primarpädagogik
Eva Freytag, Prof. Mag. BEd
Institut für Elementar- und Primarpädagogik
Michaela Frieß, BEd
Institut für Digitale Medienbildung
Elisabeth Herunter, Prof. Mag.
Institut für Primar- und Elementarpädagogik
Christina Imp, Prof. Mag.
Institut für Sekundarstufe Allgemeinbildung
Wolfgang Kolleritsch, Prof. BEd
Institut für Digitale Medienbildung
Nora Luschin-Ebengreuth, Prof. Dr.
Institut für Elementar- und Primarpädagogik
Michaela Reitbauer, Prof. Mag. MA BEd
Institut für Elementar- und Primarpädagogik
Ulrich Tragatschnig, Prof. Dr.
Institut für Sekundarstufe Allgemeinbildung, Institut für Elementar- und Primarpädagogik
Andrea Holzinger, Prof. Dr.
Institut für Elementar- und Primarpädagogik
Klaudia Singer, HS-Prof. Dr.
Institut für Sekundarstufe Allgemeinbildung
Martin Teufel, Prof. MA BEd Ing.
Institut für digitale Medienbildung
Monika Gigerl, Prof. Dr. MA BEd
Institut für Elementar- und Primarpädagogik
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Weiterbildung Lehrende
  • Erfahrungslernen
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften
  • Kunst, Musik und Gestaltung