Kollegiale Hospitationen

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Die kollegiale Hospitation ist eine Feedbackmöglichkeit für Lehrende durch Lehrende. Durch den „Blick von außen" sollen Lehrende konstruktives Feedback geben können sowie wertvolles Feedback zur eigenen Lehre erhalten. Die kollegiale Hospitation soll die Qualität der Lehrveranstaltungen an der Vetmeduni Vienna weiter steigern, innovative Impulse fördern sowie die pädagogische-didaktische Selbstverantwortung der Lehrenden stärken

Kurzzusammenfassung des Projekts

Der Kollegiale Hospitation wurde zwischen 9.3.2018 und 14.9.2018 mit 10 Personen pilotiert. Das Programm besteht aus vier Meilensteinen: Kickoff-Runde, zwei Beobachtungseinheiten in insgesamt zwei Lehrveranstaltungen pro Teilnehmer und mit Videoaufzeichnung, einer persönlichen Rückmeldung und einer allgemeinen Rückmeldung. Die gesammelten Erfahrungen wurden am Teaching Vets Day (18.10.2018) in einer Keynote Lecture veröffentlicht. 2019 und 2020 wurde der zweite bzw. dritte Durchgang der kollegialen Hospitation an der Vetmeduni Vienna abgehalten.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The collegial observation was piloted between March 9, 2018 and September 14, 2018 with 10 people. The program consists of four milestones: a kickoff round, two observation units in a total of two courses per participant and with video recording, personal feedback and general feedback. The experiences gained were published in a keynote lecture on Teaching Vets Day (October 18, 2018). In 2019 and 2020, the second and third round of peer observation were held at Vetmeduni Vienna.

Nähere Beschreibung des Projekts

Reflektierte Praxis
Mit der Kollegialen Hospitation wurde ein strukturiertes hochschuldidaktisches Weiterbildungsangebot für Lehrende eingeführt, das durch die wechselseitige Beobachtung und Beratung von KollegInnen direkt an der Berufspraxis ansetzt und dabei die Lehrerfahrungen und die Gesamtheit der Lehrkompetenzen als Ressource für die alltägliche Lehrpraxis nutzt.
Die Kollegiale Hospitation verfolgt mehrere Zielsetzungen:
• Auf der Makroebene der universitären Organisation geht es um einen Beitrag zur Qualitätssicherung im Bereich der Lehre und deren politischer Sichtbarkeit.
• Auf der Mesoebene – d.h. der Vermittlungskultur der Lehrenden – steht die Erweiterung der pädagogischen Professionalität der Lehrenden im Vordergrund, d.h. ihre individuelle Lehrkompetenz, die sich nicht nur auf eine Didaktik- und Methodenkompetenz reduzieren lässt, sondern darüber hinaus immer in Verbindung mit den jeweiligen Fachkontexten zu betrachten ist.
• Auf der Mikroebene gelangen das individuelle Lehrhandeln und die konkreten Lehr-Lerndesign und in den Blick, wie etwa die Planungskompetenz, die didaktische Qualifikation, die Leitungskompetenz, die Methodenkompetenz sowie der Theorie- Praxistransfer (vgl. Wildt 2006, 14).


Kollegiale Hospitationen an der Vetmeduni Vienna
Nach einer universitätsinternen Ausschreibung wurde mit einer Gruppe von ausgewählten Lehrenden ein Kick-off-Meeting veranstaltet, mit dem Ziel, in den Themenbereich kollegiale Hospitationen einzuführen, Zielsetzungen zu klären und den genauen Ablauf zu besprechen. Die KollegInnen wurden mit praktischen Arbeitsmaterialien wie Reflexionsbögen für die Selbstreflexion, Hospitationsbögen und Materialien für eine strukturierte Nachbereitung versorgt und es wurden Tandempaare für die Durchführung der Kollegialen Hospitation gebildet.
Sowohl für die Präsenz- als auch die Online-Lehre wurde jeweils ein multiperspektivisches Konzept zur Anwendung gebracht, das drei Phasen umfasst:
• Selbsteinschätzung
• Kollegiale Beobachtung
• Externe Evaluation
SELBSTEINSCHÄTZUNG
Im Anschluss an die beobachtete Unterrichtsstunde geht es um die Auseinandersetzung mit der eigenen Wahrnehmung der Lehre und des eigenen Lehrverhaltens. Selbstreflexion und Selbstevaluation bieten zudem eine Chance stärkende Qualitaäten im Lehrverhalten zu erkennen, den Schwächen oder Unsicherheiten aufzuspüren und sie als Lernchance zu nutzen.
KOLLEGIALES FEEDBACK
Rückmeldeprozesse im Rahmen der Hospitation erfassen Probleme, Bedingungen und Fragestellungen der alltäglichen Lehrwirklichkeit und bilden somit ein solides Fundament, um Strategien und Lösungen für hochschuldidaktische Problem- oder Fragestellungen zu erarbeiten.
ZUSAMMENSCHAU: KOLLEGIALES FEEDBACK & SELBSEVALUATION
Der Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung ermöglicht eine neue Sichtweise unreflektierter, oft eingeschliffener Verhaltensweisen. Dieser Perspektivenwechsel ist daher eine wesentliche Zielsetzung von reflexivem Handeln.
EXTERNE EVALUATION
Anhand einer Videoanalyse der hospitierten Lehrauftritte durchgeführt vom Zentrum für Lehrkompetenz der Uni Graz wurde die Ergebnisse aus der Selbst- und Fremdevaluation um die Perspektive einer hochschuldidaktischen Expertin ergänzt und im Rahmen eines Abschlussgesprächs mit den TandempartnerInnen entwicklungsorientiert erörtert.


Fazit
Da die Kollegiale Hospitation unmittelbar an der didaktischen Praxis ansetzt, ermöglicht sie professionell angeleitete Reflexionsprozesse über die Lehrveranstaltungen und gezielte Handlungsveränderungen. Zudem hat sich gezeigt, dass Lehrende durch ihr Mitwirken in diesem Programm ihren Blick auf didaktisch relevante Aspekte qualitätsvoller Lehre schärfen und (jungen) KollegInnen differenzierte Rückmeldungen auf ihrer Lehre geben sowie Weiterentwicklungsmaßnahmen für ihre Lehre aufzeigen können. Durch die wiederholte Abhaltung der Weiterbildung im Rahmen Kollegialer Hospitationen an der Vetmeduni Vienna entsteht sukzessive ein immer größeres Pool an ausgebildeten Lehrenden, die ihren KollegInnen kompetent Auskunft über ihre Lehre geben können.
Zusammengenommen erweist sich das in diesem Projekt eingeführte mehrzyklische Verfahren der Kollegialen Hospitation als geeignetes Instrumentarium, Lehrende an Universitäten und Hochschulen in ihrer Verbesserung der Lehrqualität zu unterstützen.

Nutzen und Mehrwert

Verbesserung der Lehrqualität im Sinne des Systemziels 3 des GUEP

Nachhaltigkeit

Das Konzept wurde in das in Planung befindliche Zertifizierungsprogramm für Lehrende (VetDidactics) als obligatorisches Element aufgenommen.

Aufwand

Für die Lehrenden 4 LE Kickoff, 2 LE Kollegiale Hospitation, 2 LE Nachbesprechung; Für eLearning: 10 Videoaufnahmen für die externe Supervision der Lehrenden; Für die Trainerin: 75 Arbeitseinheiten, EUR 5000,-; Für Personalentwicklung: etwa 5 AE Planung/Durchführung

Ansprechperson
Sandra Hummel
Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft, Unversität Graz
+43-6646219332
Projektverantwortliche/r
Sandra Hummel
Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft, Unversität Graz
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Erfahrungslernen
  • Rund ums Evaluieren der Lehre
  • Weiterbildung Lehrende
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften