Wirtschaftsuniversität Wien
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Umwelt und Wirtschaft: Akteure des Nachhaltigen Konsums

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Die Lehrveranstaltung „Umwelt und Wirtschaft I – Akteure des Nachhaltigen Konsums“ behandelt ausgewählte, systemische Zusammenhänge von sozio-ökologischen Problemen mit unternehmerischer Aktivität und Konsummustern in marktwirtschaftlich organisierten Industriestaaten. Dabei werden insbesondere die Rollen und Handlungsoptionen der drei Akteure Politik, Unternehmen und KonsumentInnen erarbeitet, diskutiert und reflektiert. Die Lehrveranstaltung ist interdisziplinär ausgerichtet und bedient sich theoretischen Konzepten und empirischen Studien aus den Wirtschaftswissenschaften, Naturwissenschaften sowie aus der Psychologie und Soziologie. Ziel ist es, den Studierenden in einem interaktiven Prozess, die Perspektiven und bedingten Zusammenhänge von Konsummustern, Unternehmenspraktiken, und politischen Rahmenbedingungen zu vermitteln. In der Lehrveranstaltung wird eine Bandbreite an didaktischen Methoden eingesetzt wie beispielsweise interaktive Diskussionsformate, Selbsterfahrung, Gastvorträge und Peer-Feedbacks. In der Selbststudienphase setzen sich Studierende außerdem mit einem spezifischen Konsumkontext auseinander. Dabei werden ausgewählte Fragestellungen selbstständig adressiert und erworbene (Er-)Kenntnisse multimedial in Form einer Design-A-Class Einheit und eines E-Portfolios aufbereitet. Somit wird in der Lehrveranstaltung aktivierendes Lernen mit erfahrungsbasiertem und analytischem Lernen kombiniert.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Bei der Lehrveranstaltung „Umwelt und Wirtschaft I – Akteure des Nachhaltigen Konsums“ handelt es sich um ein Wahlfach im Bachelorstudium Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der WU Wien. Im LV-Design werden vielfältige didaktische Elemente - wie etwa E-Portfolio, Design-A-Class, Pro&Contra Debatte, Peer Feedback, Stationsgespräch, Videoanalyse und Berechnung des ökonomischen Fußabdrucks - miteinander verbunden, um die Studierenden zu aktivieren und zu motivieren.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The course Environment and the Economy I - Actors of Sustainable Consumption was taught as an elective course in the Bachelor degree program "Business, Economics and Social Sciences" at the University of Economics and Business (WU Vienna). The course design combines a variety of didactic elements - such as E-Portfolio, Design-A-Class, Pro&Contra Debate, Peer Feedback, Calculation of the Ecological Footprint - in order to foster student engagement and motivation.

Nähere Beschreibung des Projekts

I. Learning Outcomes

Nach erfolgreichem Abschluss der Lehrveranstaltung sollen Studierende in der Lage sein:

1) bestehende sozio-ökologische Probleme in Zusammenhang mit ausgewählten Konsumkontexten zu beschreiben.

2) die Perspektiven, Rollen und Handlungsoptionen von politischen, wirtschaftlichen und individuellen Akteuren zu erfassen und zu analysieren.

3) ihre erworbenen (Er-)Kenntnisse multimedial aufzubereiten und zielgruppenspezifisch in schriftlicher und verbaler Form zu kommunizieren.

4) konstruktives Feedback zu formulieren und anzunehmen.

Im Zuge der LV erwerben Studierende nicht nur theoretisches Wissen und lernen dieses zu vertiefen und anzuwenden, sondern entwickeln zudem ihre Kommunikations- und Problemlösungskompetenzen. Mit dem Erreichen der Lernziele werden somit sowohl Fach- und Methodenkompetenzen als auch soziale und persönliche Kompetenzen der Studierenden gefördert.

 

II. Inhalte und Struktur der Lehrveranstaltung

Die Ablauf der Lehrveranstaltung gliedert sich in die 4 inhaltlichen Schwerpunkte (i) ökologische Herausforderungen, (ii) Perspektive Politik, (iii) Perspektive Unternehmen, und (iv) Perspektive Konsum/entInnen.

 

III. Überprüfung der Learning Outcomes

Im Zuge der LV arbeiten die Studierenden in Teams an jeweils einem gewählten Konsumkontext mit Fokus auf Österreich. Diese Konsumkontexte fokussieren auf die Bereich Mobilität, Ernährung und Kleidung mit jeweils einem Beispiel rund um nachhaltige Produkte und einem Beispiel aus der Sharing-Economy. Es gilt den gewählten Konsumkontext zu analysieren hinsichtlich (i) der ökologischen, sozialen, und ökonomischen Herausforderungen sowie (ii) der Rollen der drei Akteure Politik, Unternehmen und KonsumentInnen um diese Herausforderungen zu adressieren.

 

Die Überprüfung der Lernergebnisse erfolgt kompetenzorientiert anhand von drei Beurteilungskriterien. Die Lernergebnisse 1) bis 3) werden sowohl in Form einer E-Portfolioarbeit als auch anhand einer Design A Class – Einheit adressiert; die Überprüfung von Lernergebnis 4) erfolgt durch das Peer Feedback.

 

*) E-Portfolio: Jedes Team gestaltet eine Website zu dem gewählten Konsumkontext. Ziel ist es, die im Zuge der Teamarbeit erworbenen (Er-)Kenntnisse multimedial aufzubereiten und zielgruppenspezifisch in unterschiedlichen Formaten zu kommunizieren. Die Struktur der Website sowie spezifische Lernaufgaben und die Beurteilungskriterien werden von den LV-Leiterinnen vorab vorgeben und kommuniziert. Auf der Website sollen unterschiedliche mediale Formate zur Anwendung kommen i.e. geschriebener Text, Grafiken, Bilder, Video(s) und Audio.Die kreative Gestaltung und der Einsatz von unterschiedlichen medialen Tools sollen vor allem motivierend für die Auseinandersetzung mit den Inhalten und Aufgabenstellungen der LV wirken, den eigenständigen Wissenserwerb unterstützen sowie die Medien- und IT-Kompetenzen der Studierenden auf kreative Weise fördern. Darüber hinaus werden die Studierenden über die Richtlinien des Datenschutzes aufgeklärt.

 

*) Design A Class: Ein Ziel der LV ist, Studierende zu ermächtigen, ihre erworbenen (Er-)Kenntnisse zielgruppenspezifisch aufzubereiten und zu kommunizieren. Dabei sollen die Studierenden selbst in die Rolle des Lern-Designers schlüpfen und ihre Inhalte „zuhörerzentriert“ aufzubereiten. Die Design-A-Class Einheit geht damit über eine klassische Präsentation hinaus; die Studierenden üben sich zudem in Zeitmanagement und Moderation. Jedes Team gestaltet eine in sich abgeschlossene Lehreinheit zu Ihrem jeweiligen Konsumkontext bzw. zu den darin bestehenden sozio-ökologischen Problemen sowie den Perspektiven und Rollen von politischen, wirtschaftlichen und individuellen Akteuren. Es geht darum, ausgewählte im Zug der Teamarbeit erworbenen (Er-)Kenntnisse innerhalb von 30 Minuten im Kontext einer Lehreinheit Ihren Mit-Studierenden auf kreative Weise zu vermitteln.Die Design-A-Class Einheit sollte kreativ gestaltet werden und über eine reine Power-Präsentation hinausgehen. Die Erfahrung zeigt, dass die Studierenden bei der Gestaltung der Design-A-Class Einheiten durchwegs sehr kreativ vorgehen; beispielsweise wurden Quizzes konzipiert, Videos gedreht, über „Selbstversuche“ reflektiert (z.B. 1 Woche ohne Lebensmittelabfälle) oder Gastvortragende (z.B. der Erfinder der Wurmkiste) eingeladen. Die Beurteilung der Design-A-Class Einheiten erfolgt anhand von vorab definiteren Beurteilungskriterien.

 

*) Peer Feedback: Studierende sollen im Zuge der Lehrveranstaltung die Kompetenz festigen, konstruktives Feedback in strukturierter Art und Weise zu formulieren und anzunehmen. Jedes Team verfasst ein umfassendes Peer Feedback über jeweils eine Design-A-Class Einheit und ein E-Portfolio eines anderen Teams. Dadurch setzen sich die Studierenden mit 2 weitern Konsumkontexten intensiver auseinander. Die Studierenden orientieren sich beim Peer Feedback an Richtlinien die von den LV-Leiterinnen zur Verfügung gestellt werden. Das Feedback wird in schriftlicher als auch verbaler Form direkt im Anschluss an die Design A Class-Einheiten bzw. nach Abgabe des E-Portfolios an das jeweils andere Team übermittelt.

 

IV. Innovative didaktisch-methodische Konzepte: Aktivierende Lehre – Aktives Lernen

Das Design der Lehrveranstaltung ist studierendenzentriert, multimodal und soll eine aktive Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten fördern; es eignet sich besonders für Kleingruppen von bis zu 30 Studierenden. In der Selbststudienphase sammeln die Studierenden Daten und Informationen zum jeweiligen Konsumkontext und sollen diese kritisch reflektiert. Dabei werden insbesondere die Rollen der unterschiedlichen Akteure analysiert sowie Lösungsansätze herausgearbeitet und argumentiert. Im Zentrum der LV steht das E-Portfolio und die Design-A-Class Einheit als innovative und durchaus unorthodoxe Methoden um über ein Thema zu reflektieren und zu argumentieren, die über eine klassische Präsentation oder Seminararbeit hinausgeht. Der Lernfortschritt wird durch Feedback zu den Konzepten und Mentoring der LV-Leiterinnen unterstützt. Darüber hinaus sind die verschiedenen Aspekte der Teamarbeit mit den Inhalten bzw. der Struktur der LV verflochten und auf diese abgestimmt. In den Präsenzeinheiten kommen neben einem Gastvortrag und einer Exkursion noch weitere, innovative Lernmethoden zum Einsatz um unterschiedliche Lerntypen zu adressieren und die Studierenden interaktiv in die Lehrveranstaltung einzubinden:

 

*) Videoanalyse & Diskussion “The Story of Stuff“: Vorrangiges Ziel der ersten Lehreinheit ist es, die Studierenden an die unterschiedlichen Facetten von nachhaltigem Konsum und Produktion heranzuführen und insbesondere bestehendes Wissen und Erfahrungswerte in die Diskussion und Gestaltung der LV-Einheit einzubringen. Zu diesem Zweck wird das Video „The Story of Stuff“ in der LV-Einheit angeschaut und anschließend mit den Studierenden diskutiert.

 

*) Berechnung des eigenen ökologischen Fußabdrucks: Um die Zusammenhänge von Konsummustern und ökologischen Konsequenzen möglichst anschaulich zu machen, berechnen Studierenden in der 2. LV-Einheit ihren eigenen ökologischen Fußabdruck mit dem „Fußabdruck-Rechner“ (http://www.mein-fussabdruck.at/). Anschließend reflektieren die Studierenden in Kleingruppen zu je 2-3 Personen die Ergebnisse. Diskutiert werden dabei vor allem Möglichkeiten und Strategien um den eigenen Fußabdruck zu reduzieren aber auch Barrieren der effektiven Umsetzung dieser Strategien.

 

*) Pro & Contra Debatte: Eine wichtige Kompetenz die durch die LV gefördert werden soll, ist die Fähigkeit, unterschiedliche Sichtweisen auf eine Thematik nachzuvollziehen, Standpunkte einzunehmen und überzeugende Argumente zu formulieren. Um diese Kompetenz zu festigen, nehmen die Studierenden in der 3. Einheit an einer Pro- & Contra-Debatte teil bei der es um die zentrale Fragestellung geht: „Kann und soll individueller Konsum eine führende Rolle einnehmen um den Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft voranzutreiben?“ Zunächst sollen sich die Studierenden mit dem Thema und der Fragestellung vertraut machen; dazu wird in einer Abstimmung ein erstes Meinungsbild sichtbar. Anschließend werden die Studierenden in zwei Gruppen eingeteilt; die eine Gruppe vertritt dabei die „Pro“-Seite, die andere die „Contra“-Seite. Die Gruppen setzen sich nun vertiefend mit „ihren“ Positionen auseinander und erarbeiten begründete Standpunkte. Dabei sollten sie auch Argumente der gegnerischen Partei erkennen und überlegen, wie man sie widerlegen kann. Anschließend bestimmen sie Gruppensprecher (3 pro Gruppe). Zudem wird ein Gesprächsleiter für die Debatte gewählt. Die Gesprächsleiter eröffnen die Pro-und Contra-Debatte, begrüßen die Zuschauer, nennen das Thema, stellen die Gesprächsteilnehmer vor und erklären den Ablauf. Anschließend halten die Gruppensprecher jeweils einen Eingangsvortrag (Statement) für ca. 1-2 Minuten. Danach erfolgt in Rede und Gegenrede der Austausch der Argumente und Gegenargumente (ca. 15-20 Minuten). In der Auswertung teilen Beobachtermit, welche Argumente sie überzeugend fanden und welche nicht. Außerdem sollen sie ihren Gesamteindruck wiedergeben und sagen, was gut war und was ihnen nicht gefallen hat. Zum Abschluss der Debatte wird noch einmal eine Abstimmung über die Ausgangsfrage durchgeführt. Das Ergebnis wird mit dem ersten Abstimmungsergebnis verglichen. Wenn es Unterschiede gibt, sollten die Gründe dafür diskutiert werden.

 

*) Stationengespräch „Möglichkeiten und Barrieren der Akteure des Nachhaltigen Konsums“: Um eine intensive Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten weiter zu fördern und bereits Gelerntes zu wiederholen und zu reflektieren, wird in der 6. Einheit ein sogenanntes "Stationengespräch" durchgeführt. Das Stationengespräch eignet sich gut als Methode in LV-Designs für Kleingruppen um Ideen und Beiträge der Studierenden zu sammeln. Es ist eine Mischung aus verbaler und schriftlicher Diskussion bei der kleine Gruppen verschiedene Fragen diskutieren und die Beiträge anderer Gruppen kommentieren. In unserem Fall werden die Studierenden in die drei "Akteursgruppen" KonsumentInnen, Politik, und Unternehmen eingeteilt. In einer ersten Runde verschriftlicht jede Gruppe (max. jeweils 4) Ideen zu den beiden Fragestellungen auf einem Flipchart: (1) Welche Handlungsmöglichkeiten hat der Akteur um nachhaltiger zu agieren? (2) Welchen Barrieren erschweren es für den Akteur zukunftsfähig zu handeln/wirtschaften? Nach einer festgelegten Zeit (7 Minuten) gehen die Gruppen im Uhrzeigersinn eine Station weiter und finden bei der nächsten Station die Beiträge der Vorgängergruppe zu einem jeweils anderen Akteur vor. Diese Beiträge werden diskutiert; Ergänzungen werden mit blauem Stift hinzugefügt, Zustimmungen werden in grün unterstrichen, Widersprüche oder Fragen mit rot gekennzeichnet. Nach weiteren 10 Minuten folgt die letzte Runde. Zum Abschluss werden alle Stationen nochmals im Plenum diskutiert mit einem besonderen Fokus auf die rot markierten Widersprüche und Fragen.

 

V. Reflexivität

Im Zuge der LV wird die Reflexion über behandelte Inhalte gefördert und auch gefordert. Darüber hinaus ist es den LV-Leiterinnen wichtig, eine starke Feedbackkultur innerhalb der Studierendengruppe aber auch zwischen Studierenden und LV-Leiterinnen zu etablieren. Darüber hinaus reflektieren die LV-Leiterinnen mit- und untereinander (als auch mit KollegInnen) intensiv über die Lehrveranstaltungskonzeption und die Inhalte. Das manifestiert sich unter anderem darin, dass das Lehrveranstaltungsdesign in den letzten drei Semestern immer wieder teilweise adaptiert und verbessert wurde.

Nachhaltigkeit

Die Umsetzung des didaktischen LV-Designs ist in jedem Fall auch in anderen Lehrveranstaltungen mit einer Gruppengröße von bis zu 30 Studierenden möglich. Auch die einzelnen Lernmethoden können je nach Bedarf für andere Lehrveranstaltungen adaptiert und übernommen werden. Insbesondere das E-Portfolio lässt sich in anderen Lehrveranstaltungssettings – als Alternativen zu anderen Formen der schriftlichen Aufbereitung – einsetzen.

Ansprechperson
Karin Dobernig, Dr.
Institute for Ecological Economics
+43 1 31336 5214
Projektverantwortliche/r
Dr. Karin Dobernig
Institute for Ecological Economics
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Erfahrungslernen
  • Digitalisierung
Fachbereiche
  • Wirtschaft und Recht