Wirtschaftsuniversität Wien
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Research Proposal

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Die Lehrveranstaltung „Research Proposal“ zielt darauf ab, die Studierenden im dritten Semester des fünfsemestrigen Studiums bei der Erstellung ihres Proposals für die Masterarbeit durch konstruktives Feedback zu begleiten. Bei diesem Begleitprozess wird auf unterschiedliche Feedbackschleifen abgestellt, wobei der Multiperspektivität im Lehr-/Lerndesign ein hoher Stellenwert zugeschrieben wird. Das Ziel der Lehrveranstaltung besteht darin, dass die Studierenden nach Abschluss der

Lehrveranstaltung in der Lage sind:

-) die Zielsetzung ihrer geplanten Masterarbeit zu präzisieren.

-) die kritischen Begriffe ihrer Masterarbeit zu definieren.

-) das entwickelte Forschungsdesign kritisch zu reflektieren.

-) das geplante methodische Vorgehen zu begründen.

-) das eigene Forschungsvorhaben im Diskurs zu argumentieren.

 

Das Design der Lehrveranstaltung stellt vorwiegend den Entwicklungsprozess vom ersten schematischen Entwurf bis zum fertigen Proposal in den Vordergrund. Um diesen Prozess optimal zu begünstigen, werden an unterschiedlichen Stellen gezielt Feedbackschleifen und Möglichkeiten zur Reflexion eingesetzt. Einerseits erfolgt dieses Feedback durch den LV-Leiter sowie gezielt durch die Kommiliton/inn/en in Form von Online-Diskussionen und in Form schriftlicher blind reviews. Andererseits wird durch den Perspektivenwechsel als Peer die Fähigkeit zur Argumentation und Reflexion im wissenschaftlichen Diskurs gestärkt.

 

Outcome der Lehrveranstaltung ist ein fertiges Proposal, das die Grundlage für einen erfolgreichen Start in den Betreuungsprozess einer Masterarbeit in der Disziplin Wirtschaftspädagogik bildet und somit die potenziellen Betreuer/innen in der ersten Kontaktaufnahme entlastet, da die Studierenden ihre Grundüberlegungen bereits hinreichend artikuliert und reflektiert haben. Somit kann auf dieser Basis im weiteren Studienverlauf konstruktiv an der eigenen Masterarbeit gearbeitet werden. Der erfolgreiche Abschluss des Masterstudiums in der Mindeststudienzeit wird dadurch begünstigt.

Die Erfahrung zeigt, dass das LV-Design bei den Studierenden auf hohe Akzeptanz stößt. Dabei ist interessant zu beobachten, dass der wahrgenommene Workload für die Lehrveranstaltung (Umfang 2 ECTS) durch die Studierenden als weit geringer wahrgenommen wird als der tatsächlich zu investierende workload. Das dürfte daran liegen, dass der Prozess des Verfassens des Proposals bereits stark der eigentlichen Masterarbeit zugeordnet wird und lediglich die Anwesenheit sowie die Reflexionsphase als Peer dem Arbeitsaufwand für die Lehrveranstaltung zugeordnet wird.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die Lehrveranstaltung „Research Proposal“ wird im Masterstudium Wirtschaftspädagogik abgehalten und beschäftigt sich mit der Entwicklung eines Proposals für die Masterarbeit. Ziel der Lehrveranstaltung ist es daher, die Studierenden bei der Erstellung eines Proposals durch Feedback zu begleiten, wobei die Qualität des Entwicklungsprozesses während der Erstellung des Proposals beurteilt wird. Der Lernprozess wird dabei durch aufeinander aufbauenden Assessments (visuelle Skizze der Masterarbeit, Diskussion der Skizze mit Peers, Erstellung eines Entwurfs des Proposals, Blind Review eines zugeteilten Proposals, Posterpräsentation, Erstellung des Proposals) begleitet.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The course "Research Proposal" is held in the master program "Business Education" and is dedicated to support the student’s competence in academic writing. Through different phases of feedback, students are actively guided through the composition of a research proposal. The learning process is accompanied by structured assessments (visual sketch of the master's thesis, discussion of the sketch with peers, creation of a draft of the proposal, blind review of an assigned proposal, poster presentation, creation of the proposal).

Nähere Beschreibung des Projekts

Aus der Literatur ist bekannt, dass sich auf der einen Seite die Leistung von Lernenden beim Schreiben deutlich verbessert, wenn Rückmeldungen auch durch Peers gegeben werden (Topping 1998:260). Die Leistungssteigerung ist in der Regel dann am höchsten, wenn das Feedback nicht nur von einer einzelnen Person, sondern von mehreren Stellen, also auch von Kommiliton/inn/en erfolgt. Auf der anderen Seite verbessert sich die Leistung von Lernenden beim Schreiben auch durch das Geben von peer feedback. (vgl. Goldey et al. 2016) Bekannt ist auch, dass eine Kombination von peer feedback und Feedback durch Lehrende eher zu tiefergehenden Überarbeitungen durch die Lernenden führt. (Paulus 1999) Dabei zeigt sich, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Feedback besteht, das Studierende für andere geben und ihren eigenen Forschungsarbeiten. Kein Zusammenhang besteht jedoch zwischen der Qualität des empfangenden Peer feedbacks und den eigenen Forschungsarbeiten. (Li/Liu/Steckelberg 2010) Dieser Befund lässt vermuten, dass durch Peer feedbacks das Konzept des deep learners (vgl. Marton/Saljo 1976) stärker unterstütz wird.

 

Auf Basis dieser Befunde wurde vor dem Hintergrund der geplanten Learning Outcomes die Überlegung angestellt, den Erstellungsprozess des Research Proposals durch den Einsatz von peer feedbacks als Assessmentmethoden zu begleiten. Gerade im Erstellungsprozess eines Proposals ist es notwendig, dass die Lehrperson den Studierenden zwar eine fachliche Orientierung gibt, diese aber sehr intensiv zum Selbststudium anregt, die Aktivität des Denk- und Schreibprozesses unterstütz und versucht, die Eigenverantwortung der Studierenden zu fördern. Insbesondere der dialogische Austausch während des Lehr-/Lernprozesses zur Reflexion des Vorgehens und Stärkung der Argumentation wurde vom LV-Leiter als wesentliches Lehrziel definiert. Schließlich sollen die Studierenden durch das Seminar auch ein Stück weit zur Teilnahme am wissenschaftlichen Diskurs in der Disziplin befähigt werden.

 

Vor diesem Hintergrund können die Methoden und Assessments wie folgt gegliedert werden:

 

Inhaltsvermittelnde Teile

Die notwendigen inhaltlichen Grundlagen werden in einem ersten dreistündigen Input-Teil vermittelt. Zunächst wird der grundlegende Aufbau wirtschaftspädagogischer Masterarbeiten vorgestellt. Es wird das Spektrum theoretischer, empirischer bis hin zu fachdidaktisch ausgerichteten Arbeiten abgegrenzt und die Notwendigkeit einer Zielsetzung bzw der Forschungsfrage auf Basis der ersten Forschungsidee thematisiert. Dabei werden mehrere Übungen zur Formulierung einer Forschungsfrage durchgeführt. Anhand einer exemplarisch formulierten Forschungsfrage bzw. eines Problems werden die möglichen Einflussfaktoren auf einen ausgewählten Themenbereich gemeinsam mit den Studierenden herausgearbeitet um aufzuzeigen, wie notwendig das Formulieren einer eindeutigen, abgeschlossenen

Forschungsfrage für ihr Vorhaben ist. Im Anschluss grenzen die Studierenden die drei wesentlichsten Begriffe/Faktoren ihrer geplanten Masterarbeit ab und stellen diese in Mini-Sessions im Plenum vor. Dies ist oft der Ausgangspunkt für die weitere Stoßrichtung der einzelnen Masterarbeiten. Während der Präsentationseinheiten (Poster-Sessions) erfolgen bedarfsorientiert Inputs durch den LVLeiter, die vor allem methodischer oder theoretischer Natur sind. Diese Rückmeldungen werden dadurch begünstigt, als dass die Einteilung der Präsentationen so vorgenommen wird, dass thematisch nahe oder methodisch ähnliche Arbeiten in einzelne Blöcke zusammengefasst werden. Der Lernfortschritt stellt hier die Reflexion der dargebotenen Inhalte dar. Ob die Inhalte bzw. die methodischen und/oder theoretischen Inputs von den Studierenden berücksichtigt wurden wird in der finalen Abgabe des Research Proposals sichtbar da hier vorwiegend beurteilt wird, inwiefern die Rückmeldungen aus der Online-Session, der Blind-Reviews, der Rückmeldung des LV-Leiters per E-Mail und aus der Poster-Session berücksichtigt wurden.

 

Selbstlern- und Reflexionsphasen & Präsentation

Online-Diskussion: Relativ zeitnahe nach der ersten LV-Einheit muss nach ca. drei Wochen eine visuelle Skizze der Masterarbeit erstellt werden. Diese Skizze baut auf den Mini-Sessions der ersten Einheit auf. Es wird von den Studierenden bewusst eine Visualisierung mit einfachen grafischen Primitiven gefordert, da die Überlegungen meist noch nicht stark gefestigt und argumentativ brüchig sind, weswegen ein konkretes Ausformulieren in diesem Stadium nicht zielführend wäre. Die Skizze wird in einer Online-Session in kleineren Gruppen zu je ca. vier Studierenden präsentiert und argumentiert. Somit erhalten die Studierenden jedenfalls einmal Feedback und geben zu drei anderen

Arbeiten Rückmeldung. Die Rolle des LV-Leiters besteht darin, die Aufzeichnung durchzusehen und bei jenen Studierenden gezielt zu intervenieren, die größere Probleme haben, eine Forschungsfrage zu definieren bzw. ein Forschungsdesign stringent zu argumentieren.

Blind Review: Nach weiteren drei Wochen wird der erste Entwurf eines Proposals abgegeben. Hier soll die Forschungsfrage, die kritischen Begriffe der Arbeit, das geplante methodische Vorgehen sowie die erwarteten Ergebnisse und ein Zeitplan konkretisiert werden. Dieser Erstentwurf wird anonymisiert und randomisiert anderen Studierende des Kurses zur Verfügung gestellt. Jede/r Studierende verfasst zu einem dieser Konzepte ein Blind-Review, welches dann gemeinsam mit dem Feedback des LVLeiters an den Verfasser/die Verfasserin zurückgespielt wird. Die Variante des anonymen Feedbacks hat sich in Lehrveranstaltungen des LV-Leiters insofern bewährt, als dass die Rückmeldungen trennschärfer und auch direkter und somit leichter nachvollziehbar erfolgen als mit Klarnamen bzw. im

Plenum. Diese Erfahrung deckt sich auch mit der Literatur (Topping 1998: 256). Beurteilt wird hier, ob die geforderten Parameter des Erstentwurfs berücksichtigt wurden und ob das Blind-Review nachvollziehbar nach den Feedback-Regeln formuliert wurde. Wesentlich ist hier, dass die Feedbackgebenden Studierenden ihre Kritik begründen und argumentieren.

Poster-Präsentation: Die Studierenden bereiten ein Poster ihres Forschungsvorhabens vor, welches den Problemhintergrund, die Forschungsfrage, die kritischen Begriffe bzw. die theoretischen Grundlagen,

das gewählte methodische Vorgehen sowie die erwarteten Ergebnisse umfasst. Das Forschungsvorhaben wird im Plenum vorgestellt und mit den Kommiliton/inn/en und dem LV-Leiter diskutiert. Dabei versucht der LV-Leiter den Diskurs aktiv zu fördern, bevor gezielt Hilfestellungen bzw. Verbesserungsvorschläge vorgelegt werden. Die Rückmeldungen aus den Poster-Präsentationen sollen Eingang in das finale Research Proposal finden.

 

Research Proposal

Das finale Research Proposal zwei Wochen nach Ende der Vorlesungszeit des jeweiligen Semesters abzugeben, da die Studierenden hier mehr Zeit finden, sich noch ein Stück intensive mit ihrem Forschungsvorhaben zu beschäftigen. Das Proposal soll einerseits nach den Empfehlungen des Instituts für Wirtschaftspädagogik gestaltet sein. Andererseits liegt das Augenmerk der Beurteilung vor allem auf der Reflexion und Berücksichtigung der Rückmeldungen aus der Online-Session, den Blind-Reviews und der Poster-Präsentation. Kriterien hierfür sind insbesondere ein logischer Argumentationsgang und die Begründung der theoretischen Grundlagen, die an dieser Stelle bereits in Grundzügen durch wesentliche Literatur gestärkt sein soll.

Nachhaltigkeit

Das Format kann gut auf jene Lehrveranstaltungen übertragen werden, wo ein Prozess begleitet wird, der von den Studierenden aktiv verfolgt werden soll. Naheliegend sind andere Seminare zur Begleitung einer Bachelor- oder Masterarbeit oder Seminare, die eine Entwicklungsarbeit als Output verfolgen.

Positionierung des Lehrangebots

Die Lehrveranstaltung „Research Proposal“ ist lt. Studienverlaufsplan des Masterstudiums Wirtschaftspädagogik im dritten Semester angesetzt. Sie baut inhaltlich auf der Lehrveranstaltung „Wissenschaftliches Arbeiten & Forschungsmethoden“ auf, welches im zweiten Semester angeboten wird. Die Intention dieser Studienverlaufsplanung ist, dass die Studierenden im zweiten Semester ein brush-up im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens erfahren und mit den Spezifika der Disziplin vertraut gemacht werden.

Im dritten Semester soll ein Proposal entwickelt werden, das die Grundlage für das Abfassen einer Masterarbeit während der Regelstudienzeit im vierten und fünften Semesters des Masterstudiums darstellt. Auf Basis des entwickelten Proposals können sich die Studierenden anschließend bei der Programmkoordination um eine Betreuung bewerben und bei in Frage kommenden Betreuer/inne/n vorstellig werden.

Das vorrangige Ziel der Lehrveranstaltung ist daher, die Studierenden aktiv bei der Erst

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Ansprechperson
Franz-Karl Skala, Dr.
Wirtschaftspädagogik
+431313364854
Projektverantwortliche/r
Franz-Karl Skala, Dr.
Wirtschaftspädagogik
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Erfahrungslernen
  • Wissenschaftliche (Abschluss)Arbeiten
Fachbereiche