„Digitalisierte Sprachausbildung“: Englisch-Sprachkurse als Vorbereitung für die Zulassungsprüfung für den FH-Masterstudienlehrgang „Militärische Führung“ (MaStg MilFü) an der Landesverteidigungsakademie (LVAk)/Wien.

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Das Sprachinstitut des Bundesheeres bietet Sprachkurse und -lehrveranstaltungen für Sprachen wie Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Russisch, Arabisch, Tschechisch und Kroatisch an. Beim beschriebenen Projekt handelt es sich um digital unterstützte Sprachkurse zur Verbesserung der Sprachkompetenz in Englisch. Die Fort- und Weiterbildungsbedürfnisse der Lehrveranstaltungsteilnehmer sind in der tertiären Bildungslandschaft des ÖBH vielseitig ausgeprägt. Durch den vermehrten Einsatz von digitalen Lehr- und Lernmitteln kann den Sprachbedürfnissen individueller entsprochen werden. Eine veränderte Aneignungsdidaktik, insbesondere das Anbieten verschiedener Module und die Flexibilisierung des Spracherwerbs, in zeitlicher und örtlicher Hinsicht, nimmt hier eine zentrale Rolle ein. Die Möglichkeiten zur selbständigen Vertiefung der vermittelten Lehrinhalte außerhalb der strukturierten Unterrichtszeit werden über Lernplattformen, Lernmanagementsysteme, Sprachlernapplikationen udgl. angeboten und dienen dem selbstverantwortlichen Sprachkompetenzerwerb.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Projekt „Digitalisierte Sprachausbildung“ des Sprachinstituts des Bundesheeres wird an der Landesverteidigungsakademie als Vorbereitung für die Zulassung zum FH-Masterstudienlehrgang (MaStg) „Militärische Führung“ angeboten. Es handelt es sich um ein Fokusprojekt der Militärhochschule (Landesverteidigungsakademie, Theresianische Militärakademie, Heeresunteroffiziersakademie) im Rahmen der digitalen Lehre in der Sprachaus-, -fort- und -weiterbidlung im tertiären Bildungsbereich.

 

Durch die Einbindung digitaler Medien in den Sprachunterricht soll eine zeitliche und örtliche Flexibilisierung des Sprachunterrichts erreicht werden. Durch das Anbieten von Online-Phasen als Vorbereitung auf die Präsenzphase können Ausbildungsteilnehmer bereits vor Beginn der Lehrveranstaltung an ihren Kenntnissen arbeiten. Durch die Zurverfügungstellung verschiedener Materialien (wie beispielsweise einer Sprach-App oder von den Lehrkräften erstellten Übungen) kann das Lerntempo individuell angepasst werden und alle Lernenden können autonom an den jeweiligen Sprachkenntnissen arbeiten. Ebenfalls wurden die Präsenzphasen gänzlich neu konzipiert. Um ein selbständiges sowie teamorientiertes Arbeiten zu fördern, wurde die Hörsaalstruktur umgebaut. Im neugestalteten digitalen Hörsaal, der über eine Vielzahl unterschiedlicher Projektionsflächen und eine vollständige Vernetzung inklusive WLAN-Fähigkeit verfügt, wird in sogenannten Lerninseln personalisiertes Sprachenlernen ermöglicht.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The Austrian Armed Forces Language Institute is running a Digitalised Language Training Project, which is offered at the National Defence Academy as a preparatory module before students are admitted to the Master Study Programme “Military Leadership”. It is a high priority project of Austria’s Military Academy Network (National Defence Academy, Theresian Military Academy, NCO Academy) in the context of digitalised language training in the tertiary education sector.

 

By using digital means and media, language training is meant to become more flexible in terms of time and space. During preparatory online phases, participants work on their skills before the face-to-face training starts. Language learning apps and other online training materials provided by their teachers allow the students to choose their individual training tempo and enhance their learning autonomy. Also, the face-to-face training phases have been redesigned completely. A new classroom infrastructure, including round desks, encourages group activities as well as self-reliant work with Apple’s iPad. The new digitalised classroom is equipped with several different displays and screens as well as with WIFI, thus enabling a networked training and learning environment.

Nähere Beschreibung des Projekts

Das Projekt „Digitalisierte Sprachausbildung“ ist Teil des übergeordneten Projekts „Digitalisiertes Sprachwesen“, welches den Zweck verfolgt, durch digitale Transformation und Innovation eine nachhaltige Digitalisierung des Sprachwesens im ÖBH vor allem im akademischen Bildungsbereich zu ermöglichen.

 

Grundsätzlich ist die Zielsetzung die Verbesserung der individuellen Sprachkompetenz auf das Niveau C1/GERS in allen vier Sprachkompetenzen (Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben) zu ermöglichen. Dieses Angebot ist optional und liegt zeitlich gesehen vor der Zulassungsprüfung zum FH-Masterstudienlehrgang „Militärische Führung“. Damit kann es individuell zur sprachlichen Vorbereitung genutzt werden.

Der große Vorteil dieses digitalen Lernangebotes ist auch die Tatsache, dass den Studierenden diese digitalen Inhalte fortlaufend auch während des nachfolgenden FH-Masterstudienganges zur Verfügung stehen und im Rahmen der vernetzten Aneignungsdidaktik dort weiter zur Anwendung kommen. Somit steht vor allem die Erweiterung der studentischen Lernautonomie durch ein digitales Angebot im Bereich der Sprachlehre im Vordergrund.

Diese neuen Ideen im Rahmen der digitalen Lehre wurden im digitalisierten Englischkurs an der Landesverteidigungsakademie in verschiedenen Phasen umgesetzt:

 

- Online-Phase:

o Durch die Erweiterung des Sprachunterrichts um die Online-Vorbereitungsphase wird sichergestellt, dass sich die Studierenden bereits vor Beginn mit den Unterrichtsthemen individuell befassen können und so die Präsenzphase sprachlich fokussierter genutzt werden kann.

o Mittels der Lernmanagementplattform SITOS Six wurde für die Lehrveranstaltungsteilnehmenden eine Vorbereitungsphase geschaffen, bei der sie sich individuell mit unterschiedlichen Themen allgemeinsprachlich, fachsprachlich und themenfokussiert auf die Präsenzphase vorbereiten können.

o Im Rahmen der Vorbereitungsphase werden Sprachlern-Apps zur Verfügung gestellt, welche das „Language Training TO GO“ ermöglicht. Diese soll das selbstständige Vorbereiten und Wiederholen von verschiedenen Bereichen des Spracherwerbs in interaktiver und spielerischer Art und Weise weiter fördern.

 

- Präsenzphase:

o Auch in den Präsenzphasen wurde die digitale Lehre bei Englisch-Sprachlehrveranstaltungen grundlegend weiterentwickelt. Der Unterricht im digitalen Hörsaal ist nicht mehr mit einem klassischen frontalen Sprachunterricht vergleichbar. Die Art, wie gelernt und unterrichtet wird, hat sich vollkommen verändert.

o Die Studierenden erhalten zu Beginn der Sprachausbildung iPads, Lernapplikationen und digitales Lernmaterial. Im neugestalteten digitalen Hörsaal, der über eine Vielzahl unterschiedlicher Projektionsflächen und eine vollständige Vernetzung inklusive WLAN-Fähigkeit verfügt, wird in sogenannten Lerninseln personalisiertes Sprachenlernen ermöglicht. So kann das Aneignen einer Sprache individueller und im Sinne eines mobilen Sprachenlernens flexibel sowie zeit- und ortsunabhängig, erfolgen.

o Die verschiedenen Präsentations- und Darstellungsmöglichkeiten sollen hierbei vor allem auch das Arbeiten in Teams fördern. Hier können verschiedene Inhalte parallel angezeigt und jedem Team ein oder mehrere Präsentationsmittel zugewiesen werden.

o Statt eines klassischen Sprachlehrbuchs erhalten alle Studierenden zu Lehrveranstaltungsbeginn ein iPad, welches in das Lernsystem „Apple School“ eingebunden ist und als Sprachenlernplattform im Rahmen der „community education“ das digitale Lernen ermöglicht.

o Durch den Einsatz von iPads soll die Interaktion mit Lerninhalten gefördert sowie auch die Beschäftigung mit den Inhalten über den Unterricht hinaus attraktiver gestaltet werden. Gleichzeitig werden auch die digitalen Kompetenzen der Lehrveranstaltungsteinehmenden gefördert.

o Die Lehrveranstaltungen werden auch während der Präsenzphase auf der Ausbildungsplattform SITOS Six begleitet. Mittels dieser Plattform sowie Cloud-Lösungen können die Lehrkräfte Material für das Selbststudium zur Verfügung stellen. So wird aus dem klassischen Hörsaal ein reales „flipped classroom“ bei dem die erarbeiteten Inhalte im Mittelpunkt stehen.

 

- Rückmeldung/Lernfortschritt:

o Der Lernfortschritt und die Rückmeldungen der Studierenden werden laufend über die Lernmanagementplattform aufgenommen und ermöglichen eine zeitverzuglose Evaluierung und Nachsteuerung der Sprachausbildung.

 

Für 2020 ist die Entwicklung eines sogenannten e-Learning Studios, welches vor allem den Unterricht via Videokonferenz und von Vodcasts im virtuellen Klassenzimmer ermöglicht, vorgesehen. Gleichzeitig soll auch das bisherige Online Lern- und Sprachserviceangebot ausgebaut werden. So sind beispielsweise weitere Selbsteinstufungstests, Online-Sprachkurse, Audiolerndatenbanken und Aussprachesoftware sowie Sprachlernapplikationen für das Handy in Planung.

Nutzen und Mehrwert

• Erhöhung der Lernautonomie (Language Training TO GO, Learn on demand)

• Erhöhung der Flexibilität und Mobilität (in der Vorbereitung für Masterstudiengänge) durch orts- und zeitunabhängige Sprachlehre

• Angebotserweiterung im Bereich der digitalen Sprachlehre für die tertiäre Bildungslandschaft

• Einführen eines vernetzten und umfassenden digitalen Angebots sowohl für den Spracherwerb, als auch Spracherhalt im ÖBH

• Stärkung der aneignungs- und kompetenzorientierten Bildung

• Stärkung des personalisierten Lernens

• Stärkung der digitalen Kompetenzen (Lehrer und Studenten)

• bessere und nachhaltigere Ergebnisse bei der Präsenzphase durch die vorgestaffelte Online-Vorbereitungsphase

• Ressourcenoptimierung beim Personal- und Mitteleinsatz (effizienter und effektiver)

Nachhaltigkeit

Ziel ist es einerseits bis 2024 diese digitale Transformation für alle Sprachkurse im ÖBH zu ermöglichen. Andererseits sollen die Erkenntnisse aus der Einführung der „Digitalisierten Sprachausbildung“ in den nächsten Jahren insbesondere auch in anderen Bereichen der Aus-, -fort- und -weiterbildung beispielsweise in den Militärwissenschaften im ÖBH ihre Anwendung finden. Damit wird die Landesverteidigungsakademie als höchste Ausbildungs- und Forschungseinrichtung des ÖBH auch zum Exzellenzzentrum für die digitale Lehre in der universitären Landschaft.

 

Als wesentlicher nächster Projektschritt soll vor allem das Online-Angebot ausgebaut werden und bis 2022 allen Bediensteten in der Aus-, Fort- und Weiterbildung unter der Bezeichnung „Globales Online Sprachservice des ÖBH“ (Abkürzung: GOS) weltweit zur Verfügung stehen.

Das Innovationsprojekt „Digitalisierte Sprachwesen“ soll wie geplant bis 2023 weiter umgesetzt und ab 2024 im ÖBH vollwertig implementiert werden. Die Landesverteidigungsakademie mit dem Sprachinstitut des Bundesheeres wird damit zum national und international anerkannten Center of Excellence und Innovationszentrum im Bereich der digitalen Lehre.

Akzeptanz

Sowohl auf Seite der Lehrenden wie auch der Lehrveranstaltungsteilnehmer besteht große Akzeptanz für das Projekt. Die Studenten zeigen sich motivierter und engagierter beim Sprachenlernen. Die durch die digitale Transformation gewonnene Lernautonomie erhöht den individuellen Zugang zum Lernen. Die Endergebnisse zeigen einen Anstieg der sprachlichen Kompetenzen bei weniger Aufwand.

Aufwand

Die Kosten für die Neugestaltung des digitalen Hörsaales beliefen sich auf in etwa € 25.000,--; hinzu kamen Kosten von ca. € 20.000,-- für die Umstellung der Hard- und Software sowie die Beschaffung von unterschiedlichen Endgeräten (iPads, IMacs, Smartboards etc.).

Für die digitalen Lernmittel fielen in etwa dieselben Kosten wie für übliche, konventionelle Lehrbücher an. Der Vorteil liegt hier jedoch in der unendlichen Verwendungsmöglichkeit der Lehrwerke und hat bereits innerhalb kürzester Zeit eine wesentliche Einsparung mit sich gebracht.

Intensive Schulungen des Lehrpersonals durch Experten für Educational Media und durch Fortbildungsinstitutionen sowie der begleitende interne und externe Erfahrungsaustausch haben zu Beginn des Projektes einen erhöhten zeitlichen Aufwand mit sich gebracht. Dieser muss heute jedoch als wichtiger Stimulus und Invest für den Innovationsschub im Bereich des digitalen Faculty Developments an der Landesverteidigungsakademie gesehen werden.

Positionierung des Lehrangebots

Für die Aufnahme in den FH-Masterstudienlehrgang „Militärische Führung“ ist als Mindestzulassungskriterium das Niveau C1 nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachenlernen (GERS) erforderlich. Da das Maturaniveau in etwa dem Niveau B2/GERS entspricht, wird zur Vorbereitung auf die Zulassungsprüfung ein mit modernsten digitalen Lehrmitteln und Lehrmethoden ein Sprachkurs im Umfang von 180 Kontaktunterrichtseinheiten als Studieneingangsphase vom Sprachinstitut des Bundesheeres (SIB) an der Landesverteidigungsakademie angeboten.

Die Ausbildungsteilnehmer erhalten am Sprachinstitut zu Beginn der Sprachausbildung iPads, Lernapplikationen und digitales Lernmaterial. So kann das Aneignen einer Sprache individueller und im Sinne eines mobilen Sprachenlernens flexibel sowie zeit- und ortsunabhängig in einer digitalen Lern-Community auf akademischen und wissenschaftlichen Niveau erfolgen.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2020 nominiert.
Ars Docendi
2020
Kategorie: Digitale Transformation in der Lehre
Ansprechperson
Elisa Schnell, MA
Sprachinstitut des Bundesheeres
0502011028580
Nominierte Person(en)
ObstdG Thomas FRonek, MMag
Sprachinstitut des Bundesheeres
OR Jürgen Kotzian, Mag.
Sprachinstitut des Bundesheeres
ObstdhmfD Wolfgang Zecha, DDr.
Sprachinstitut des Bundesheeres
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Infrastruktur/Lehrmaterialien
  • Digitalisierung
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften