Fachhochschule Campus Wien
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Digitale Kompetenzen für Gesundheitsberufe

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Die Digitalisierung ist in der Gesundheitsversorgung längst angekommen und hat großen Einfluss auf den Arbeitsalltag der Gesundheitsberufe. Im Department Angewandte Pflegewissenschaften erhalten die Studierenden eine stark praxisorientierte Ausbildung. Was ihnen bis jetzt gefehlt hat, war sowohl eine Vorstellung von den heutigen Möglichkeiten von digitalen Technologien im Gesundheitswesen, als auch Praxis hinsichtlich der kritischen Abschätzung von den sich durch die digitale Transformation ergebenden Chancen und Herausforderungen. Diese Lücke soll durch das hier beschriebene Projekt geschlossen werden.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Im Rahmen des Projektes wird 1) Fachwissen im Bereich digitale Technologien in der Gesundheitsversorgung, elektronische Gesundheitsakte, Telemedizin, Digital Health, Ethik (Medien-, Informations- und Maschinenethik) und Datenschutz vermittelt (50%) und 2) ein besonderer Schwerpunkt auf den (künftigen) Berufsalltag gelegt (50%).

 

1) Die Erarbeitung der Fachinhalte erfolgt unter Einsatz des Flipped-Classroom-Konzepts

 

2) Was den Berufsalltag betrifft, sollen die Studierenden insbesondere mit folgenden, sehr praxisorientierten Bereichen vertraut

gemacht werden und zwar mit

- den Möglichkeiten von Digitalen Technologien im eigenen Berufsalltag

- aktuellen Entwicklungen und Forschungen im Bereich digitaler / assistiver Technologien und

- die kritische Betrachtung von ethischen und datenschutzrechtlichen Aspekten beim Einsatz dieser Technologien, und

- der Besichtigung des Forschungs-OPs (OPIC) der FH Campus Wien

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The project will provide 1) expertise in the field of digital technologies in health care, electronic health record, telemedicine, digital health, ethics (media, information and machine ethics) and data protection (50%) and 2) a special focus on (future) everyday working life (50%)

1) The preparation of the professional content is carried out using the Flipped-Classroom-Concept

2) As far as everyday professional life is concerned, students should be familiarised in particular with the following, highly practice-oriented areas

- the possibilities of digital technologies in their own everyday professional life

- current developments and research in the field of digital / assistive technologies and

- the critical consideration of ethical and data protection aspects in the use of these technologies, and

- the visit of the research operating theatre (OPIC) of the FH Campus Wien

Nähere Beschreibung des Projekts

ZIELE DER LEHRVERANSTALTUNG

Die Studierenden

- haben einen Überblick über Informationssysteme im Gesundheitswesen und deren Anwendungsbereich

- kennen die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA), deren Funktionalität und Möglichkeiten

- kennen Anwendungsgebiete von Telemedizin und Digital Health

- kennen aktuelle Entwicklungen und Forschungen in den Bereichen AAL, Robotik, Serious Games, etc…

- kennen die Vorgaben von Datenschutz und Datensicherheit im Gesundheitswesen

- können die Potenziale und Herausforderungen der Digitalen Transformation erfassen und bewerten

- und können mit ethischen Fragestellungen zu diesen Themen umgehen

 

BESCHREIBUNG

 

Teil 1)

unterliegt dem Flipped-Classroom-Konzept

Mit Hilfe von Moodle wird durch den Einsatz von verschiedenen Medien, wie Videos, Grafiken, PDFs, etc… der orts- und zeitunabhängige Wissenserwerb unterstützt. Die freie Zeiteinteilung durch das Flipped-Classroom-Konzept kommt den Studierenden sehr entgegen, da sie in dem betreffenden Semester auch ein Praktikum absolvieren müssen. Die Vereinbarkeit von Lernen und Arbeiten wird so unterstützt.

Dieser Teil 1) ermöglicht es, dass die Präsenzeinheiten (Teil 2) ausschließlich für vertiefende, praxisrelevante Inhalte verwendet werden können. Das erhöht die Motivation der Studierenden.

 

Teil 2)

In diesem Teil steht die Anwendung der im Teil 1 erlernten Inhalte im Vordergrund.

In Kleingruppen werden konkrete aktuelle Anwendungen und Entwicklungen (Robotik in der Pflege, SmartHome-Anwendungen, Technologien für Rehabilitation und Alltagserleichterung) betrachtet und bewertet. Die Ergebnisse werden dann der gesamten Gruppe präsentiert und zur Diskussion gestellt.

Anhand dieser Themen werden Chancen und Herausforderungen der digitalen Technologien betrachtet. Diese Beispiele ermöglichen auch eine praxisnahe Beschäftigung mit ethischen und datenschutzrechtlichen Aspekten der betrachteten Technologien. Die Studierenden sollen Fähigkeiten erhalten, die sie zu kritischen und verantwortungsvollen Nutzer*innen macht. Nicht zuletzt um Mitgestalter*innen künftiger Entwicklungen zu sein.

Die Besichtigung des Forschungs-OPs der FH Campus Wien zeigt den Einsatz verschiedener neuer Informationstechnologien in den Bereichen OP, Vorbereitungsraum und Intensivpflegebereich. Dieser Teil der Lehrveranstaltung findet in Kooperation mit dem MA23-Projekt „OPIC in die Lehre“ statt.

 

EINGESETZTE TECHNOLOGIEN

In dieser Lehrveranstaltung wird mit vielen digitalen Anwendungen gearbeitet. Es sollen den Studierenden verschiedenste Möglichkeiten und Ressourcen aufgezeigt werden, die in ihrer beruflichen Praxis Relevanz haben (können). Viele der Tools bzw. deren Anwendungsmöglichkeiten sind den Studierenden vorher nicht bekannt gewesen, können aber für ihren (künftigen) Berufsalltag sehr hilfreich sein. Verwendet werden zum Beispiel

- Lernplattformen (Moodle, Kahoot),

- Datenbanken (z.B. Gesundheitsportale,

Gesundheitsinformationssysteme)

- Bewertungsportale (z.B. für Gesundheits-Apps) und

- Portale zu Telemedizin-Projekten

- Online-Ressourcen, wie die Arbeitshilfe für Pflegedokumentation.

Nutzen und Mehrwert

- Lernerleichterung für Studierende durch Flipped-Classroom-Konzept
- höhere Zufriedenheit der Studierenden durch praxisnahe Inhalte - was sich in Mitarbeit, Anwesenheit, Lernzielerreichung und Feedback widerspiegelt
- Präsenz-Lehreinheiten konnten reduziert werden
- neue, zukunftsorientere Lehrinhalte wurden implementert, was für die Studierenden und ihre künftigen Arbeitgeber*innen einen großen Mehrwert darstellt

Nachhaltigkeit

Das Konzept ist auf andere Lehrveranstaltungen übertragbar - es wird bereits an einem Konzept für weitere Bachelorstudiengänge der Gesundheitsberufe gearbeitet. Konkret handelt es sich dabei um Lehrveranstaltungen für

- Ergotherapie

- Logopädie-Phoniatrie-Audiologie

- Orthoptik

- Physiotherapie

Akzeptanz

Das Projekt hat folgende Evaluierungsergebnisse:

(die Prozentanzahl ist der Wert der Gesamtbewertung, d.h. der Mittelwert über alle Fragen der Evaluierung)

WS 2019/20: 96,6% Zustimmung (bei 32% Teilnahme an der Evaluierung)

SS 2019_Gruppe 1: 94,8% Zustimmung (bei 15,4% Teilnahme an der Evaluierung)

SS 2019_Gruppe 2: 96,4% Zustimmung (bei 9,1% Teilnahme an der Evaluierung)

 

Geringere Fehlzeiten der Studierenden in den Präsenzphasen (im Vergleich zu den Jahren davor)

 

Positive Feedbacks der Studierenden (aus persönlichen Gesprächen und Online-Evaluierungen)

 

Hohe aktive Mitarbeit in den Online- und Präsenzphasen (Zahlen aus den Statistiken des Moodle-Kurses und gemachte Erfahrungen in den Präsenzeinheiten)

Aufwand

zeitlicher zusätzlicher Aufwand: ca. 90 Stunden (bei Erstellung), ca. 4-5 Stunden vor Beginn einer Lehrveranstaltung, um die Aktualität der Projekte, Links und Technologien zu prüfen
Keine Materialkosten

Positionierung des Lehrangebots

Bachelorstudium, 3. Semester

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2020 nominiert.
Ars Docendi
2020
Kategorie: Digitale Transformation in der Lehre
Ansprechperson
Eveline Prochaska, BSc MSc
Department Technik, Angewandte Elektronik
+43 1 606 68 77-2410
Nominierte Person(en)
Eveline Prochaska, BSc MSc
Department Technik, Angewandte Elektronik
Hubert Wimmer, MSc
Department Technik, Clinical Engineering
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Digitalisierung
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften