Universität Wien
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„Wissensvermittlung einmal anders! Digitale Medien/Videos in der schulischen Praxis“ Proseminar am Zentrum für LehrerInnenbildung

Würdigung der Jury

Frau Lingo erfüllt mit der von Ihr über mehrere Semester konzipierten und durchgeführten Lehrveranstaltung eine Doppelfunktion im Lehramtsstudium: Studierende erleben einerseits die Digitalisierung als methodisches Instrument in der eigenen Lehre und anderseits setzen sie digitale Methoden und Werkzeuge wiederum selbst ein durch die Gestaltung einer thematischen Lehreinheit in Ihrer Rolle als zukünftige Lehrerinnen und Lehrer.
Zunächst werden die theoretischen Grundlagen zum Wissen, Lehren und Lernen im Vermittlungskontext erarbeitet. Die eingesetzten Lehrmethoden sind dabei vielfältig und reichen vom klassischen Vortrag bis zu digital gestützten interaktionsintensiven Methoden. Den Studierenden bietet sich dabei die Möglichkeit ihren individuellen Methodenkoffer für die spätere Berufstätigkeit mit praktisch erlebten Beispielen zu füllen. Dabei kommen sowohl Präsenzphasen als auch Online-Phasen zum Einsatz und die Studierenden erhalten einen umfangreichen Überblick über zahlreiche relevante Themengebiete im Bereich der Wissensvermittlung insbesondere auch durch Einsatz digitaler Technologien. Für die Studierenden besteht dabei auch die Möglichkeit der persönlichen Schwerpunktsetzung.
Nach dem Aufbau dieses Grundlagenwissens bearbeiten die Studierenden eine eigene Aufgabenstellung als Theorie-Praxis-Transfer: die Konzeption einer Flipped-Classroom-Lehreinheit inklusive der Erstellung eines eigenen Vorbereitungsvideos. Dabei werden sie eng von Frau Lingo begleitet. Besonders gelungen erscheint der kollegiale, konstruktive Austausch zwischen den Studierenden über die erarbeiteten Lehreinheiten. Auch dabei kommen wieder digitale Werkzeuge zum Einsatz. Insgesamt eröffnet sich den Studierenden in der Veranstaltung von Frau Lingo eine innovationsfördernde und experimentierfreudige Atmosphäre.
Dies lässt sich auch aus den sehr positiven Stimmen der Studierenden ablesen, für die diese Lehrveranstaltung eine Bereicherung ihres Studiums war.
Die von Frau Lingo eingesetzten Werkzeuge und Methoden sowie die Abwechslung zwischen Präsenzveranstaltungen und Online-Phasen sind wohldurchdacht und gut begründet. Insbesondere der Einsatz im Lehramtsstudium mit der dadurch erzielten Multiplikatoren-Wirkung macht diese Veranstaltung besonders wertvoll in der universitären Lehre.

Univ.-Prof. Dr. Karsten Morisse
Hochschule Osnabrück

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Lehramtsstudierende sind im Zuge des Auftrags zur Förderung digitaler Kompetenzen von SchülerInnen aller Altersgruppen auch angehalten, den eigenen Umgang mit digitalen Technologien als Lehrkraft zu reflektieren (zu Digitalen Kompetenzen im österreichischen Bildungssystem (DigiKomp) siehe unter www.digikomp.at und dem dazugehörigen DigiCheck unter community.eeducation.at/digicheck/. Mit der zukünftigen Verpflichtung als LehrerIn, sich der Wissensvermittlung der digitalen Grundkompetenz für SchülerInnen anzunehmen und selbst auch noch an der eigenem Kompetenzerweiterung zu arbeiten steht diese Personengruppe in diesem Bereich unter stetigem Handlungsdruck.

Der Gap zwischen dem eigenen Medien- und Lernverhalten mit digitalen Tools, dem pädagogischen Wissen, der eigenen digitalen Kompetenz und der didaktischen, unterrichtsbezogenen digitalen Vermittlungskompetenz soll geschlossen werden.

Nicht nur die eigene Digital Literacy sondern auch die dazugehörige mediendidaktische Vermittlungskompetenz soll dahingehend entwickelt, ausgebaut, vertieft und professionalisiert werden. Die für den Ars Docendi eingereichte Lehrveranstaltung versucht dies für LehramtskandidatInnen und somit zukünftige LehrerInnen als Wissens- und KompetenzvermittlerInnen zusammenzuführen.

Die Forderung der Lehramtsstudierenden nach einer systematischen und praxisrelevanten Verknüpfung der pädagogisch-didaktischen Theorien mit der eigenen zukünftigen Praxis gelingt vor allem durch die Transparenz des eigenen Lehrkonzepts und dem damit verbundenen Instructional Design; sprich, der Nachvollziehbarkeit und Zusammenführung von Lehr-Lernaktivitäten und Studienzielen. Hierbei kommt die aktive Beteiligung der Studierenden vollends zum Tragen, da diese ihren persönlichen Lernerfolg begleitet und reflektiert mitbestimmen können.

Eine zusätzliche Intention diese Lehrveranstaltung durchzuführen liegt in Banduras Ansatz des „Lernens am Modell“ (vgl. Bandura, Albert: Sozial-kognitive Lerntheorie. Hrsg.: v. Rolf Verres. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1991) Innovation geschieht nicht in einer bloßen theoretischen Auseinandersetzung, sondern muss einen innovativen, experimentellen Raum zur Entfaltung erhalten und als Lehrende/r innovative und neuartige Lehr-/Lernkonzepte erlebbar machen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Lehrveranstaltungskonzept verfolgt zwei primäre Ziele im Lehramtsstudium: Studierende erfahren die digitalen Kompetenzerweiterung durch innovative Elemente der LV-Leitung und setzen digitale Tools, Methoden und Konzepte als zukünftige LehrerInnen selbst ein, indem sie, zum besseren Theorie-Praxistransfer, eine Flipped-Classroom-Einheit gestalten (und zur Vorbereitung ein Lernartefakt mit zumindest einem Video erstellen).

Dabei wird den Studierenden eine innovationsfördernde, experimentierfreundliche Lernatmosphäre mit vielfältigen, heterogenen Zugangsweisen/Disziplinen ermöglicht. Eine dichte, individuelle Betreuung und Unterstützung von den Theorien und Ideen bis zur tatsächlichen Umsetzung ist dabei unumgänglich.

 

Vorab erhalten die Studierenden jedoch ein umfassendes Methodenrepertoire und Grundlagenwissen, um diese sequenziell aufgebaute Projektarbeit der Flipped-Classroom-Einheit erfüllen zu können und somit eine reflexive Auseinandersetzung im Kontext Schule anzustoßen.

Dabei werden sowohl klassische Vermittlungselemente wie Vorträge als auch aktivierende Methoden mit und ohne digitale Tools ins Zentrum der Präsenzeinheiten gestellt. In den ergänzenden Online-Phasen erwerben die Studierenden bei Online-Assignments, der Erarbeitung von Lernpfaden, offene Bildungsressourcen wie MOOCs und Diskussion in Foren weitere digitale Kompetenzen und erschließen sich selbstverantwortlich die digitalen Möglichkeiten der Wissensvermittlung und Wissensaneignung.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The course concept pursues two primary goals in the teaching course: Students experience digital skills expansion through innovative elements of the course management and use digital tools, methods and concepts as future teachers themselves, by - designing a flipped classroom unit for better theory-practice transfer (and prepare a learning artifact with at least one video).

The students are given a possible innovation-promoting, experiment-friendly learning atmosphere with diverse, heterogeneous approaches / disciplines. Dense, individual support and support from the theories and ideas to actual implementation is essential.

In advance, however, the students receive a comprehensive repertoire of methods and basic knowledge in order to be able to fulfill this sequentially structured project work of the flipped classroom unit and thus to initiate a reflective discussion in the school context.

Both classic mediation elements such as lectures and activating methods with and without digital tools are placed at the center of the presence units. In the additional online phases, the students acquire additional digital skills through online assignments, the development of learning paths, open educational resources such as MOOCs and discussion in forums and independently tap into the digital possibilities of knowledge transfer and knowledge acquisition.

Nähere Beschreibung des Projekts

Nähere Beschreibung des Projekts (max. 13.000 Zeichen inkl. Leerzeichen)

Im Zentrum des didaktischen Konzepts steht die Wissensvermittlungs(-kompetenz) von und mit zukünftigen LehrerInnen und deren SchülerInnen.

 

„Wissen – ein zentrales Element, jedoch keine Struktur- oder Leitkategorie in der Pädagogik wie etwa Bildung und Lernen, – soll durch eine epistemische, wissenschaftstheoretische Aufarbeitung eine Brücke zur Pädagogik und Didaktik schlagen. Erst nach einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Wissensbegriff kann Lernen und Lehren reflexiv, theoretisch und praktisch betrachtet werden. Bildungswissenschaftliche Grundlagen sowie philosophische Klassiker sollen ebenso betrachtet werden, wie neuere, unkonventionelle Zugänge zu Lehr- und Lerntheorien. Die Überführung der Theorie in die schulische Praxis soll durch digitale Artefakte wie Videos, Online-Kursen, Gamification-Elementen etc. passieren.

Ziel dieses Seminar ist es, den Studierenden einen Einblick in theoretische Konzepte von digitalen Theorien zur Wissensvermittlung sowie den Wissens- und Lerntheorien aus unterschiedlichsten Perspektiven/Disziplinen zu geben. E-Learning-Trends für die Schule werden vorgestellt und kritisch hinterfragt, um ggf. eigene Strategien für den Medieneinsatz im fachbezogenen Unterricht zu entwickeln. Dabei soll dies nicht nur theoretisch erarbeitet werden, sondern es sollen Artefakte entstehen, welche tatsächlich im Schulalltag eingesetzt werden können“. (Auszug VVZ, WS 18/19)

 

Konkret wurde dieses Konzept wie folgt umgesetzt:

Studierende erhalten in den ersten LV-Terminen die Möglichkeit, die oben erwähnten theoretischen Grundlagen zum Wissen, Lehren und Lernen im Vermittlungskontext zu erarbeiten. Neben klassischen Vortragselementen stehen vor allem interaktionsintensive, aktivierende Methoden im Zentrum der Präsenz. Neben dem Einsatz von analogen Gruppenmethoden wie World Café, ExpertInnen-Runden und Think-Pair-Square-Share befüllen Studierende ihren sogenannten „Methodenkoffer“ auch mit digitalen Methoden in Präsenzveranstaltungen. Diese reichen von diversen Student-Response-Systemen bis hin zu Online-Recherchen und kooperativen Tools wie Padlets oder gemeinsamen Textbearbeitungen in Wikis. Um sich ein differenziertes Bild über eine Methode zu machen, erleben Studierende im Laufe des Semesters eine Methode mit mehreren Tools. Diverse Student-Response-Systeme, wie Kahoots, Mentimeter, ARSNOVA, Feedbackr etc. werden in unterschiedlichen Einsatzbereichen erlebt und reflektiert (einmal in Form einer Abstimmung, Wissensüberprüfung, Brainstorming oder Ähnliches).

In den alternierenden, ergänzenden Online-Phasen erwerben die Studierenden durch ihre aktive Teilnahme bei z. B. Forumsaufgaben, gemeinsamen Textgestaltungen etc. (Details siehe weiter unten) weitere digitale Kompetenzen und erfahren die Möglichkeiten der Wissensvermittlung und Wissensaneignung am „eigenen Leib“.

Durch Online-Aufgaben wie die Durcharbeitung einiger Module eines MOOCS (Massive Open Online Courses) zur Medienkompetenz von LehrerInnen (z. B. MeKo-MOOC auf imoox.at unter imoox.at/mooc/course/view.php, Lernen und Lehren mit digitalen Medien (siehe imoox.at/mooc/course/view.php )Kurse zur Sensibilisierung für OERs und Lizenzierungsangelegenheiten (siehe COER-MOOC unter imoox.at/mooc/local/courseintro/views/startpage.php) und dem Kurs E-Learning und Recht unter imoox.at/mooc/course/view.php oder dem vom Center for Teaching and Learning der Univ. Wien erstellten Kurs „Vom Video zum Lernvideo (siehe hier moodle.univie.ac.at/course/view.php nur mit aufrechterer userID der Univie erreichbar) sowie der Erarbeitung von individuellen oder auch kooperativen Online-Aufgaben (verschriftlichen von Reflexionen, Erarbeitung von Konzepten, Kriterien von Videos, Recherche von diversen Videotechniken) etc., erhalten die Studierenden einen groben Überblick über eine Vielzahl an relevanten Themengebieten und können sich individuell, je nach persönlicher Schwerpunktsetzungen damit auseinandersetzen.

 

Erst nach Erwerb eines großen Methodenrepertoires, dem Grundlagenwissen sowie der nötigen reflexiven, kritischen Auseinandersetzung im Kontext Schule erhalten die Studierenden ihre finale Aufgabenstellung. Nämlich die Konzeption und Umsetzung einer Flipped-Classroom-Einheit inkl. Erstellung eines eigenen Vorbereitungsvideos im Rahmen der Lehrveranstaltung. Im Zuge dieser Projektarbeit erhalten die Studierenden alle weiteren nötigen Informationen und Werkzeuge zur Umsetzung. Neben einer Einführung in didaktische Modelle von Flipped Classroom, werden die Grundlagen der technischen und didaktischen Herangehensweise eines Videoproduktionsprozesses kollektiv erarbeitet.

Der bereits oben erwähnte Theorie-Praxis-Transfer soll dabei durch eine innovative Form der Lernergebniskontrolle in Form der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Flipped Classroom Einheiten erfolgen und selbstgesteuert, individuell die geforderten digitalen Kompetenzen erweitern.

Nach Einzelberatungen der Gruppen (Konzeptberatung, Beratung bei der Erstellung der Story Boards etc.) werden die sogenannten Lernartefakte auf Moodle für alle KollegInnen online gestellt, durchgearbeitet und in realen Flipped-Classroom-Einheiten bearbeitet.

Einerseits gestalten Studierende so als kollegiale Lehrende selbstständig den gesamten Lehrprozess – von der thematischen Eingrenzung, der Konzepterstellung, der Lernartefakt-Erstellung (Video inkl. Lernpfad, Überprüfungsfragen, Assignments) bis hin zur Flipped-Classroom-Durchführung in der Präsenz. Andererseits sind die Studierenden nunmehr Lernende bei den Flipped-Classroom-Einheiten der KollegInnen, in denen sie die Lernerfahrung selbst erfahren und abschließend im Plenum einzelne Aspekte diskutieren, reflektieren konstruktives Feedback geben. Unterstützt wird dieser Prozess auch wieder mit unterschiedlichen digitalen Tools.

 

Die dabei vermittelten Themenfelder/Inhalte in den Flipped-Classroom-Einheiten sind nicht ganz unwesentlich, da, wie bereits eingangs erwähnt, das Wissen sowie die Wissensvermittlung im Fokus stehen. Beispielsweise wurden Lernartefakte (wie Moodle-Lernpfade, Selbsttests, eigene Websites) und Vorbereitungsvideos zu Johann Friedrich Herbarts „Pädagogischer Takt“ vertieft, Donald Schöns „Reflective Practitioner“ bearbeitet, Michael Polanyis „Implizites Wissen“ in der schulischen Praxis betrachtet oder aber auch der Wissensbegriff in der griechischen Antike mit Wissensbegriffen der Moderne und je nach Semester viele andere Themenfelder reflektiert.

Die thematische Auswahl soll die Vielfalt der Perspektiven auf die Wissensvermittlung mit digitalen Medien aufzeigen und den Studierenden in der LV-Gruppe ermöglichen, einen eigenen Theorie-Praxis-Transfer zu leisten.

 

Studierende haben mir die Erlaubnis erteilt, ihre Best-Practice-Videos zur Veranschaulichung zu zeigen. Aus Lizenzgründen teile ich hiermit zumindest die von den Studierenden freiwillig lizensierten und auf YouTube veröffentlichten Videos, die deutlich zeigen, welche Leistungen Studierende mit Begeisterung vollbringen können.

Die Links zu den weiteren Videos werden lediglich zur Veranschaulichung der Jury zur Verfügung gestellt und sind nicht für die Veröffentlichung auf der Website freigegeben.

 

Ein Blick in den Moodle-Kurs zu allen Lernartefakten und der gesamten Online-Aufgaben:

moodle.univie.ac.at/course/view.php (kann gerne auf Anfrage zur Ansicht ohne Studierendendaten freigeschaltet werden)

Beispiele für gelungene Videos: Der pädagogische Takt (WS 18/19): www.youtube.com/watch

Aus SS 2018 490057-1 Videos in der Lehre

Donald Schön: www.youtube.com/watch

 

Die Teilleistungen der Studierenden setzen sich somit aus allen individuellen und kollektiven Aufgabenstellungen (online und präsent) sowie der Erarbeitung des Flipped-Classroom-Konzepts, der technischen und didaktischen Online-Umsetzung des Lernartefakts, der Umsetzung in der Präsenz sowie der Reflexion der eigenen Arbeit sowie der Artefakte der KollegInnen zusammen. Studierende schätzen diese, für sie, neuen Formate der Leistungsüberprüfung sehr und sehen starken Praxisbezug zu ihrer zukünftigen Berufspraxis.

Obwohl in der Konzeptbeschreibung die Bedeutung der festgelegten Kriterien ersichtlich werden, sollen sie im folgenden Absatz noch zusammenfassend beschrieben werden:

 

#innovative Hochschuldidaktik#

Die Lehrveranstaltung bietet sowohl der Lehrenden als auch den Studierenden Raum, neue, interaktive und aktivierende Lehr-/Lernmethoden durchzudenken, zu konzipieren, auszuprobieren, zu reflektieren und für die zukünftige Lehrpraxis nutzbar zu machen. Dabei werden sowohl analoge, als auch digitale Werkzeuge und Praktiken angewendet. Der Fokus liegt jedoch auf der persönlichen Kompetenzerweiterung mit digitalen Tools, welche vor allem bei der Lernergebnisdarstellung in Form eines Flipped Classroom Konzepts zum Tragen kommt.

 

#Studierendenzentierung und Heterogenität#

Das Lehrprojekt im Rahmen des Lehramtsstudiums profitiert von der Transdisziplinarität und Heterogenität der Studierendengruppe (Studierende aller Lehramtsfächer) und der damit verbundenen unterschiedlichen Lehr-/und Lebensrealitäten sowie fachlichen bzw. fachdidaktischen Zugangsweise an Herausforderungen und Problemstellungen.

Das Konzept sieht vor, die persönlichen Interessen und Vorerfahrungen in der trotzdem interdisziplinären Themenwahl der jeweiligen Flipped-Classroom-Einheiten miteinzubeziehen. Studierenden wird im Rahmen eines sogenannten World Cafés (näheres zur Methode siehe hier www.methodenkartei.uni-oldenburg.de/uni_methode/world-cafe/) die Möglichkeit geboten, ihren Vorwissensstand abzugleichen sowie Prioritäten im Seminar zu legen. So kann es sein, dass eine Studierendengruppe die Fragen von Urheberrecht und E-Learning genauer in den Blick nimmt als eine andere Gruppe.

Gerade die Diskussion um digitale Medien im schulischen Umfeld wirft unweigerlich Fragen der Inklusionsmöglichkeiten auf, aber auch Fragen zu heterogenen SchülerInnengruppen (Bildungsbiographie, sozialer Hintergrund, Zugang zu digitalen Medien und Informationen) auf und finden im Rahmen des Workshops Raum zur näheren Bearbeitung.

 

#Kompetenzorientierung#

Die Lernziele, Lehr-/Lernaktivitäten und Leistungsfeststellungsmethoden sind eng an den Europäischen Digitalen Kompetenzrahmen und den damit verbundenen 21st century skills geknüpft. Die zukünftigen LehrerInnen müssen in der Lage sein, die digitale Grundbildung zu vermitteln und dessen stetige Weiterentwicklung mitzutragen. Dafür braucht es neben theoretischem Grundlagenwissen, praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten auch die Sensibilisierung und Reflexionsfähigkeit, dies später in der eigenen schulischen Realität (Theorie-Praxis-Transfer) verwirklicht werden kann.

 

#Europäische und internationale Ausrichtung#

Die Lehrveranstaltung folgt den Prinzipien des Bologna Prozesses und weist u. a. den Work Load aller (Online-)Aufgaben explizit aus. Die bildungswissenschaftlichen Theoriebezüge basieren auf internationaler Literatur, die Evidenzen aus internationalen Forschungserkenntnisse werden aktiv für den deutschsprachigen Bildungsraum transferiert.

Nutzen und Mehrwert

Der Mehrwert für Lehrende besteht im freudvollen Unterrichten und Begleiten von hochmotivierten Studierenden sowie der Möglichkeit, didaktische Ideen und thematische Vertiefungen durch die Studierendengruppe zu lernen. So gelingt ein wunderbarer Rollen-Switch vom Lehrenden zum Lernenden.

Nachhaltigkeit

Die Lehrveranstaltung „Wissensvermittlung einmal anders! Digitale Medien/Videos in der schulischen Praxis“ wuchs in einem langen, kooperativen Qualitätsentwicklungsprozess gemeinsam mit aktiver Beteiligung der Studierenden zu der, in den letzten 3 Semestern WS 2017/18, SS 2018 und WS 2018/19 durchgeführten Lehrveranstaltung heran.

Nach der Ehrung mit dem Teaching Award der Universität Wien im Sommer 2019 wurde das Konzept noch weiter ausgebaut, um vor allem die reflexive Ver-und Anwendung von digitalen Medien und Lehr-/Lernmethoden noch stärker einzubetten. Die Lehrveranstaltung wird nun seit WS 19/20 unter dem Titel „Unterricht digital!?...“ in einem Lehrverbund mit 3 LehrveranstaltungsleiterInnen in abgewandelter Form und Schwerpunktthemen durchgeführt. Das modulare didaktische Design dieser Lehrveranstaltung im Sinne des Instructive Allignment durch Variation von Aufgabenstellungen (digital oder präsent) und virtuellen Micro-Learning-Elementen bietet eine stetige Weiterentwicklung durch den digitalen Shift der zukünftigen Studierenden und deren Kompetenzprofilen und Lebensrealitäten an. Nicht außer Acht zu lassen ist dabei das persönliche Engagement der Lehrenden und Studierenden, inwieweit das Konzept mit adäquaten Zielen und Inhalten befüllt ist.

Akzeptanz

Die Evaluationen der Lehrveranstaltungen erfolgen sowohl auf mikrodidaktischer Ebene innerhalb der Lehrveranstaltung in Form von Reflexionsfragen/Reflexionsfragebögen und Student-Response-System-Abfragen als auch über mündliche/schriftliche Rückmeldungen in Bezug auf Verbesserungsvorschläge wie über die verpflichtende und auch freiwillig durchgeführte Lehrveranstaltungsevaluation der Qualitätssicherung (die vollständigen Evaluationsbögen sind für die Jury unter untenstehendem Link einsehbar)

Offene Antworten aus der universitätsinternen Evaluationen der Qualitätssicherung WS 2017/18 (letzter Punkt des Evaluationsfragebogens „Weitere Rückmeldungen an die/den LV-LeiterIn zur LV“):

„Es war ein überaus spannendes und auch interaktives Seminar. Das Drehen der Videos stellte uns allerdings vor großen Herausforderungen. Für uns wäre eine kurze Einführung, wie man überhaupt ein Video gestaltet, mehr als hilfreich gewesen. Auch der Zeitaufwand für die Gestaltung der Videos war nicht zu unterschätzen.“

„Der abschließende Workshop, in dem man sein Lernvideo vertiefen sollte, war für uns eine lehrreiche und hilfreiche Erfahrung.“

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Lehrveranstaltung durch und durch gelungen ist.“

„Ich fand es sehr gut, dass wir pädagogische Theorien für den flipped classroom verwendet haben, um diese dann im Workshop auch auf unsere Praxis anwendbar zu machen. Ich empfinde, dass dies wesentlich zur Reflexionskompetenz über den eigenen Unterricht beträgt, sowie auch unser methodisches Repertoire beeinflusst.“

„Ich finde auch, dass die Auseinandersetzung mit einem Thema als Gruppe und dann auch als große Gruppe im Kurs bereichernder ist als das Schreiben und präsentieren einer Seminararbeit.“

„Ich habe das Gefühl heute im Workshop alle Themen vertieft zu haben.“

„Ich finde den Inhalt der Lehrveranstaltung sehr relevant und habe durch die Videos und die Methode des "flipped classrooms" sicherlich mehr gelernt, als bei einem Frontalvortrag!“

„Ich fürchte ich vergaß mich für die netten Preise für das beste Video zu bedanken, also auf diesem Weg: Danke!“ (Anmerkung: Die LV-Leitung vergibt immer „Best Video-Awards etc.“ inkl. kleinem Preis in Form von Schokolade)

„Ansonsten danke für eine anregende LV in produktiver aber entspannter Atmosphäre!“

„Sehr kompetente, sehr motivierte und sehr freundliche LV-Leiterin!“

„Angenehme, anregende Atmosphäre!“

„Gutes/konstruktives Feedback!“

„Klare Anweisungen und Aufgaben!“

„Spannendes und neues Thema der LV!“

„Sehr tolle LV! Die Themen waren interessant und für den Schulalltag äußerst wichtig. Vor allem war es wirklich gut, dass Sie uns so viele verschiedene Methoden vorgestellt haben.“

Aufwand

Nachdem diese Lehrveranstaltung über viele Semester sukzessive weiterentwickelt und optimiert wurde, lässt sich der zusätzliche Aufwand dieses Projekts schwer in Zeit und Kosten und somit in Zahlen fassen. Meine persönliche Neugierde sowie die Möglichkeit, evidenzbasierte Konzepte nicht nur zur lehren sowie in der Beratung weiterzugeben, sondern auch selbst Evidenzen mit den Studierenden zu erproben und zu generieren, schafft ein enormes Potenzial und Erfahrungswissen, welches nicht ausschließlich aus der Literatur erfasst werden kann. Die stetigen Konzeptadaptierungen und mikrodidaktischen Änderungen sind selbstverständlich. Am meisten Zeit beansprucht die Qualitätssicherung der Online-Aufgaben sowie das fachliche Feedback auf die einzelnen Projektschritte (didaktisches Konzept, inhaltliches Konzept, Video-Storyboard, Durchführung der Präsenz sowie Nachbereitung und Reflexion), der jedoch durch die vorbildlichen, motivierten Arbeiten der Studierenden zur freudig erwarteten Lektüre wird.

Positionierung des Lehrangebots

Diese Lehrveranstaltung richtet sich an Lehramtsstudierende diverser Fächer und wird derzeit im Bachelor Lehramt Allgemeine Bildungswissenschaftliche Grundlagen im Verbund Nord-Ost (193/198) – ABGPM4 Vertiefung 1: Voraussetzungen, Verläufe und Folgen des Unterrichts (5 ECTS) angeboten.

Die fokussierte Einbettung digitaler Medien bereits im Bachelorstudium ist ebenso der persönlichen Lebensrealität der Studierenden als auch dem Ruf einer digitalen Grundbildung für alle Lehramtsstudierenden geschuldet.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2020 nominiert.
Ars Docendi
Gewinner 2020
Kategorie: Digitale Transformation in der Lehre
Ansprechperson
Mag. Dr. Sylvia Lingo
Zentrum für LehrerInnenbildung, Universität Wien
+43-1-4277-12062
Nominierte Person(en)
Mag. Dr. Sylvia Lingo
Zentrum für LehrerInnenbildung, Universität Wien
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Erfahrungslernen
  • Digitalisierung
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften