- Clinical Data Warehousing & Analytics
- Präsentationslehrveranstaltung mit Peer-Beurteilung
- Moderne Gestaltung von Lehrveranstaltungen für dislozierte Studienstandorte durch interaktives Videostreaming in Verbindung mit praxisorientierte Laborübungen
- Grundlagen des Wissenschaftlichen Arbeitens – Studiendesign und Forschungsmethoden greifbar machen!
- Auf die Plätze, forschen, los! – Gemeinsam mit Studierenden die Insel der Forschung erkunden.
- Multiples Betreuungskonzept für die Erstellung von Abschlussarbeiten
- Kooperatives Lernen in rein online-gestützten Lernsettings: Konzept, Umsetzung und Evaluierung des Studienkonzepts zum UMIT-Universitätslehrgang „Health Information Management“
- Die Expertenmethode als wissensgenerierendes und wissensvermittelndes Lehr- und Lerninstrument in heterogenen Gruppen Vorlesung „Health Care zwischen Ethik und Recht - aktuelle Fragestellungen im Fortpflanzungsmedizinrecht“
- Psychologische Diagnostik – vom theoretischen Wissen zur praxisrelevanten Handlungskompetenz Diagnostik-Vertiefungsseminar: Fähigkeits-, Leistungs- und Persönlichkeitsmessung
- “House of motivational Education – HomE”
- Finanzmanagement
- Einführung in Sport- und Gesundheitstourismus – Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile! LV-Typ: Vorlesung mit Übung
- Online-Kurs Biostatistik 1, Masterstudium Public Health
- Forschung erleben: kreative Lernmethoden für einen nachhaltigen Lernerfolg
- Master-Studium „Regional- und Destinationsentwicklung“ Ein gemeinsames „Joint Degree Programme“ der UMIT – Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik und der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (LFUI)
- Data Mining in der Biomedizin
- Risikokompetenz
- Mittendrin statt nur dabei – Das „Empirisch-experimentelle Praktikum“ als Einstieg in das wissenschaftliche Arbeiten
- Asynchron und doch gemeinsam lernen: Das vollständig online-gestützte Modul „Evidence-Based Medical Informatics and Evaluation of Information Systems“
- MAsKs.com - Mitmachen, Aktiv studieren, Kreativ sein. collaborative online modules
- Konzeptionierung und Umsetzung der Lehrveranstaltung “Simulation in der Regelungstechnik”
- Das Lernen Lernen unterstützen: Konzeption einer reinen online Lehrveranstaltung mit synchronen und asynchronen Phasen
- Scientific Reporting and Writing - ONLINE
- Aus der Not eine Tugend machen: Umstellung eines praktischen Unterrichts in der Physiotherapie auf Hybrid-Unterricht
- „Quantitative Methoden IV – Logistische Regressionsverfahren “; konsekutive Lehrveranstaltung im 2. Semesters des Doktoratsstudiums
- Ich packe meinen Koffer - praxisrelevante Werkzeuge & Herangehensweisen in der psychologischen Diagnostik
- Aktivierende Gestaltung der "VU Buchhaltung und Bilanzierung"
- Zertifizierung und rechtliche Grundlagen von Medizinsoftware
- Applications of Machine Learning in Health Care – Constructivist learning of a multi-disciplinary technical and ethical topic
- Lehrveranstaltung „IT-Sicherheit & IT-Risikomanagement im Gesundheitswesen“ (Masterstudium Medizininformatik, UMIT TIROL)
Risikokompetenz
Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung
AUSGANGSLAGE
Die Herausforderungen durch Risiken, also unsicheren und offenen Situationen, die einen negativen Ausgang haben können, werden in einer zunehmend komplexeren und interdependenteren Welt immer größer. Die Finanzkrise oder aktuell die Ausbreitung des Coronavirus haben auf globaler Ebene gezeigt, welche massiven Auswirkungen miteinander verschränkte Risiken haben können. Gleichzeitig haben Menschen massive Probleme, selbst banale Alltagsrisiken wie die Wahrscheinlichkeit eines Autounfalls auch nur annäherungsweise korrekt einzuschätzen.
MOTIVE
Wie sich die beruflichen Anforderungen und die notwendigen spezifischen Berufskompetenzen in einzelnen Berufen in den nächsten 10 oder 20 Jahren verändern werden, ist ungewiss. Sicher ist aber, dass in qualifizierten Berufstätigkeiten Komplexität und damit Risiken und Unsicherheiten zunehmen werden. Der kompetente Umgang damit wird daher eine Schlüsselqualifikation sein. Da Psychologen/innen häufig als Spezialisten für die Gestaltung von Entscheidungsprozessen arbeiten, sollen unser Studenten/innen für diese Herausforderungen vorbereitet werden.
ZIELE
Die Studenten/innen erlesen, erarbeiten, erfahren, erlernen und vermitteln Kompetenzen zum Umgang mit Unsicherheit und Risiko in unterschiedlichen Kontexten. In der Veranstaltung wird Risikokompetenz in seiner Gesamtheit von Theorie über Selbsterfahrung hin zur praktischen Anwendung abgebildet. Entsprechend beginnen wir mit Theorie und Forschungsergebnissen im Seminarraum, erfahren die persönliche Bedeutsamkeit der Themen im Gebirge und wenden das Erlernte schließlich bei Praktikern an.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Studenten/innen der Psychologie lernen eine der Schlüsselkompetenzen der Zukunft für hochqualifizierte Tätigkeiten: Risikokompetenz. Die zunehmende weltweite Interdependenz unterschiedlichster Produktions- und Dienstleistungsbereiche geht mit einer zunehmenden Komplexität und Unbestimmbarkeit der möglichen Risiken einher. Im Kontext dieser Unsicherheit ist es für Unternehmen, Organisationen, soziale Einrichtungen oder staatliche Stellen von großer Bedeutung, möglichst widerstandsfähig gegenüber unerwarteten Ereignissen zu sein und möglichst gute Zukunftsentscheidungen zu treffen. Dies wird durch eine passende Risikokultur und damit Risikokompetenz innerhalb der Organisation gewährleistet. Die psychologische Forschung konnte sowohl auf Individualebene (z.B. Persönlichkeitsstruktur, Wahrnehmung) als auch Gruppen- und Organisationsebene (z.B. Group-think-Phänomene) zahlreiche Faktoren identifizieren, die die Einschätzungen von Risiken verzerren und adäquate Entscheidungen und Verhalten behindern.
In der Lehrveranstaltung erarbeiten sich die Studenten/innen die theoretisch-empirischen Grundlagen von Risikokompetenz. Die praktischen Auswirkungen und Dynamiken der Forschungsinhalte erfahren sie dann selbst unmittelbar im Rahmen eines Selbsterfahrungsblockes in den Tiroler Bergen. Schließlich transferieren sie das Gelernte in die Arbeitswelt und organisieren eine Veranstaltung für professionelle Entscheidungsträger.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
Psychology students learn a future key skill for highly qualified occupations: risk competence. A growing global interdependence of different productions and service branches comes along with an increasing complexity and indefiniteness of potential risk. In the context of this uncertainty it is essential for companies, organizations, social facilities, and public agencies to build up resilience against unexpected events and to make the best possible decisions for the future. This is facilitated by a fitting risk culture and an according risk competence within the organization. Psychological research identified both on the individual level (e.g., personality traits, perception) and on the group and organizational level (e.g., group-thinking-phenomena) many factors, which bias the assessment of risk as well as hinder proper decision making and behavior.
During the current course students elaborate the theoretical and empirical bases of being risk savvy. They experience the practical impact and dynamics of these contents during a self-awareness training in the Tyrolean mountains. Finally, they transfer their new skills and knowledge into the working environment by organizing an event for professional decision makers.
Nähere Beschreibung des Projekts
Die Lehrveranstaltung Risikokompetenz vermittelt Studenten/innen im Masterstudiengang Psychologie sowohl theoretisch-empirische Grundlagen als auch Selbsterfahrungen und praktische Kompetenzen in der Umsetzung von Risikokompetenz. Das Seminar basiert auf einem theoretischen Modell der Risikokultur (Streicher, Eller & Zimmermann, 2018) und einem didaktischen Konzept mit vorab definierten Kompetenzen und folgenden Lernzielen:
• persönliche Auseinandersetzung mit eigenem Umgang mit Risiken
• Erlernen von Moderationskompetenzen bei Gruppenentscheidungen unter Unsicherheit
• theoretisches und praktisches Wissen über die Gestaltung von Selbsterfahrungsseminaren
• theoretisches Wissen zu ausgewählten Aspekten der psychologischen Risikoforschung
• Verknüpfung von theoretischem Wissen und praktischen Erfahrungen
• Befähigung zum Transfer von theoretischem Wissen und praktischen Erfahrungen in den Arbeitskontext von Entscheidungsträgern
• Befähigung zur Organisation und Durchführung populärwissenschaftlichen Informationsveranstaltungen
• Befähigung zur professionellen Gestaltung und Präsentation populär-wissenschaftlicher Vorträge
Die genaue inhaltliche Ausrichtung wird gemeinsam mit den Studenten/innen festgelegt, die auf Basis ihres Vorwissens und ihrer Interessen große Teile der Lehrveranstaltung eigenverantwortlich unter Supervision durch den Lehrveranstaltungsleiter gestalten. Vom Aufbau gliedert sich das Seminar in folgende vier, aufeinander aufbauende, verpflichtende Teile und einen sich anschließenden fünften optionalen Teil:
1) PLANUNG UND INHALTLICHE FOKUSSIERUNG
Der erste Termin dient dem Kennenlernen, der Erwartungsklärung, inhaltlichen Festlegung und Aufgabenverteilung. Damit die Teilnehmer/innen eine konkretere Vorstellung zu den möglichen Inhalten und der Ausgestaltung der Lehrveranstaltung haben, wird zunächst das Konzept, der Ablauf und die Aufgaben der Lehrveranstaltung vorgestellt und Fragen hierzu ausführlich beantwortet. Dann findet wegen des jahrgangsübergreifenden Teilnehmerkreises ein Kennenlernen statt. Anschließend werden die gegenseitigen Erwartungen an die Lehrveranstaltung geklärt. Das Kennenlernen und die Erwartungsklärung wird durch verschiedene Methoden unterstützt (z.B. wechselnder Kleingruppenaustausch zu unterschiedlichen Fragen). Da die Qualität der Lehrveranstaltung stark vom Engagement und der Eigenverantwortung der Teilnehmer/innen abhängig ist, wird an dieser Stelle besonders darauf geachtet, eine offene, vertrauensvolle und konstruktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Im Anschluss an die Erwartungsklärung werden gemeinsam Regeln für die Zusammenarbeit erarbeitet und vereinbart.
Nach diesem ersten Teil werden mögliche inhaltliche Fokussierungen (z.B. gruppendynamische Aspekte, Intuition, Wahrnehmung und Verzerrungen) vorgestellt und auf Basis der Vorerfahrungen und des Vorwissens der Studenten/innen die Präferenzen geklärt. Aufbauend darauf werden Themenfelder und dazugehörige Grundlagenliteratur nach Interesse an Kleingruppen vergeben.
In Vorbereitung auf die Selbsterfahrung und den Wissenstransfer werden von den Studenten/innen weitere Arbeitsaufgaben erarbeitet und vergeben (z.B. Organisation Selbstversorgerhütte, Bustransfer, Ausrüstungs- und Essensliste, Klärung Versicherungsfragen; Literaturrecherche; Einlesen in Literatur und Erstellung einer populärwissenschaftlichen Präsentation; Kontakt zu potentiellen Interessenten für den Wissenstransfer; Erstversion Ausschreibungstext Wissenstransfer; Organisation Wissenstransfer; Layoutvorlage Teilnehmerunterlagen und Präsentationen).
Bis zum nächsten Treffen werden die vergebenen Arbeitsaufträge bearbeitet. Für den gegenseitigen Austausch, Terminerinnerungen, Upload von erledigten Arbeitsaufträgen und als Datendepot ist eine entsprechende Seite auf der Lernplattform Moodle eingerichtet.
2) AUFBEREITUNG AKTUELLER FORSCHUNGSSTAND
Das zweite Treffen beginnt mit einem Bericht der Kleingruppen zum aktuellen Stand der Erledigung ihrer Arbeitsaufträge. Dann findet ein Austausch über die bisherigen Erfahrungen und die eventuellen Schwierigkeiten statt, bei dem auch nochmals die Regeln des Zusammenarbeitens angesprochen und auf ihre Passung überprüft werden. Anschließend stellen die Kleingruppen ihre aufbereitete Literaturrecherche in Form von Kurzpräsentationen vor. Ziel ist zum einen, dass alle Teilnehmer/innen über den gleichen Wissensstand verfügen; zum anderen, dass für den Wissenstransfer Inhalte ausgewählt werden können und die Kurzpräsentationen als Basis für die populärwissenschaftlichen Beiträge dienen.
Ferner wird der aktuelle Stand der sonstigen Arbeitsaufträge besprochen; die Planung für den Selbsterfahrungsteil finalisiert und eine Zielgruppe bzw. Organisation für den Wissenstransfer festgelegt und das Konzept für den Wissenstransfer erarbeitet (z.B. Vortrags- und Diskussionsabend; Inhouse-Fortbildung). Je nach Konzept, das die Studenten/innen erarbeitet haben, werden unterschiedliche Arbeitsaufträge für die inhaltliche Gestaltung des Wissenstransfers an die Kleingruppen vergeben (z.B. populärwissenschaftliche Präsentationen; Übungen). Die Ausarbeitungen dieser Arbeitsaufträge präsentieren dann die Studenten/innen im Rahmen einer Probeveranstaltung circa zwei Wochen vor dem Wissenstransfer. Diese Präsentationen werden benotet. Die Kriterien für die Benotung und die jeweilige Gewichtung wird zusammen mit den Studenten festgelegt (z.B. inhaltliche Vollständigkeit, Klarheit der Präsentation). Als weitere Arbeitsaufträge werden organisatorische Aufgaben für den Wissenstransfer vergeben (z.B. Ausschreibung, Raumorganisation, evtl. Catering).
3) PRAXISTEIL: SELBSTERFAHRUNG IM GEBIRGE
Der Praxisteil findet für 2.5 Tage in einem Selbstversorgerhaus (Seminarhaus der OeAV-Jugend in Obernberg am Brenner) in den Tiroler Bergen statt in Begleitung von Florian Bischof, Mitarbeiter der Jugendbildungsstätte des Deutschen Alpenvereins mit langjähriger Erfahrung in der Moderation von Entscheidungsprozessen unter Unsicherheit. Ziele sind, in realistischen Situationen die eigene Risikowahrnehmung, das eigene Risikoverhalten und dazugehörige gruppendynamische Effekte zu erfahren, zu verstehen und moderieren zu lernen, um in Risikosituation reflexions- und handlungsfähig zu sein und zu guten Entscheidungen zu kommen. Zentrale Inhalte sind hierbei:
• Persönlicher Umgang mit Risiken und Risikobereitschaft
• Persönliche Faktoren, die die Entscheidungsfindung beeinflussen
• Entscheidungsfindung in Gruppen
• Schulung der inneren Wahrnehmung
Nach der Anreise am frühen Nachmittag werden in der Natur Übungen zum eigenen Risikoverständnis durchgeführt (z.B. Standogramme zu Fragen) und über die möglichen Wirkungen unterschiedlicher Risikoverständnisse diskutiert. Am Abend findet eine Selbsterfahrungsübung zur Sensibilisierung für eigene Verzerrungen statt: Die Teilnehmer/innen zeichnen einen Rucksack mit ihren aktuellen Themen aus ihrem studentischen, privaten, beruflichen und/oder familiären Umfeld zu den Initiativfragen „Was habe ich an Themen dabei?“, „Was zieht Energie?“, „Was unterstützt mich?“, „Wie beeinflusst es mich?“. Anschließend findet ein Austausch zu den Erfahrungen mit der Übung und den möglichen Auswirkungen auf Risikosituationen mittels einer sogenannten Pow-Wow-Runde statt. Dabei wird eine ‚Redestein‘ im Kreis herumgegeben; wer den Stein hat spricht; das Pow-Wow ist beendet, wenn der Stein eine Runde macht, ohne dass jemand etwas sagt.
Nach einer Morgenrunde („Was beschäftigt mich?“, „Gedanken von gestern“) wird die Gruppe in zwei Teilgruppen geteilt. Die Teilgruppen planen unabhängig voneinander eine Wanderung zu einem gemeinsamen Mittagstreffpunkt auf einem Gipfel. Bei der Planung sollen die Gruppen ihr Risiko durch beispielsweise weglose Strecken oder Einzelgehen selbst festlegen. Die Wegfindung auf Tour geschieht in wechselnder Leitungsrolle durch die Studenten/innen. Je nach Situation finden während der Wanderung Reflexionsrunden zu folgenden Themen statt:
• Wie sehr ist Aufmerksamkeit nach innen/außen gerichtet? Was nehmt ihr an Informationen wahr?
• Wie trefft ihr Entscheidungen; sind die Entscheidungen allen bewusst / bekannt; alle damit einverstanden?
• Wer hat Verantwortung / ist für Entscheidung verantwortlich?
• Eigenes Verhalten in Gruppen bzw. Risiko/Entscheidungssituationen.
• Einschätzung der eigenen Kompetenz (z.B. blind aufstellen): Was bedeutet Verteilung (z.B. alle schätzen sich weniger kompetent ein)?
• Bedingungen (Gruppe, persönliche Befindlichkeit) unter denen gute Entscheidungen getroffen werden können.
Am Treffpunkt findet nach einem gemeinsamen Mittagsbuffet ein Austausch über das Erlebte statt. Dieses wird dann in das Modell der Risikokultur eingeordnet und in Bezug zu den im ersten Seminarteil erarbeiteten theoretisch-empirischen Inhalten gesetzt. Der Abstieg erfolgt auf einem unbekannten Weg wieder in wechselnder Leitungsrolle durch die Studenten/innen mit der Vorgabe, das am Vormittag Erfahrene und Gelernte umzusetzen. Eine Pow-Wow-Runde zu den persönlichen Erkenntnissen bildet den Abschluss der Tour.
Am Abend wird eine Phantasiereise zur eigenen Risikogeschichte durchgeführt:
• Wie wurde in der Familie mit unbekannten Situationen umgegangen? Gab es typische Sprüche?
• Wie fand Ausprobieren / Grenzen verschieben als Kind statt; wann verletzt; Unfälle; Reaktionen darauf?
• Jugendlicher: in welchen Gruppen; welches Risikoverhalten (z.B. Alkohol); Sonstige Vorbilder
Der dritte Tag beginnt mit einer Übung zur eigenen Risikobereitschaft und Schärfung der inneren Wahrnehmung: Die Studenten/innen laufen mit verbundenen Augen über eine große Bergwiese. Jede/r hat einen sehenden Partner/in für ihre Sicherheit an ihrer Seite. Mit ihrer Risikobereitschaft experimentieren die Studenten/innen selbst, indem sie ihre Geschwindigkeit und Distanz variieren. Nach einem Erfahrungsaustausch zur Übung gehen die Studenten/innen in ein Solo; d.h. sie suchen sich im Gelände einen Ort, an dem sie allein und außer Sichtweite sind. Dort gestalten sie in ca. 1.5 Stunden mit Naturmaterialen ein Landartprojekt zu ihrer eigenen Risikopersönlichkeit. Anschließend findet eine Vernissage statt, bei der die Studenten/innen ihre Projekte und Gedanken bei deren Erstellung vorstellen können. Eine Pow-Wow-Runde zu den Lernerfahrungen der letzten Tage bildet den Abschluss des Selbsterfahrungsteils. Initiativfragen für diese Runde sind:
• Was waren bedeutende Momente; Gedanken, Ideen, Erkenntnisse, die ich mitnehme?
• Was habe ich über mich, Gruppen, mich in Gruppen erfahren?
• Was möchte ich ändern, in welcher Situation, wie; woran erkenne ich Veränderung?
4) WISSENSTRANSFER: VERANSTALTUNG FÜR PRAKTIKER
Zwei Wochen vor der Wissenstransferveranstaltung findet mit den Studenten/innen ein Probedurchlauf statt. Die dabei präsentierten Vorträge bzw. Übungen der Kleingruppen werden für die Beurteilung anhand der gemeinsam erstellten Kriterien benotet. Sonstige Seminarleistungen werden nicht benotet, weil aufgrund des Selbsterfahrungscharakters des Praxisteil dieser nicht benotet werden kann und soll. Ebenso erzeugt eine Beurteilung der Präsentationen bei Veranstaltung zum Wissenstransfers unnötigen Stress bei den Studenten/innen in einer für sie eh schon aufregenden und neuen Situation.
Die Kleingruppen erhalten zu ihren Präsentationen ausführliches kollegiales Feedback inklusive konkreter Verbesserungsmöglichkeiten. Ferner werden ein professionelles Auftreten, Umgang mit Fragen, Moderations- und Präsentationskompetenzen in Rollenspielen geschult.
Die Veranstaltung zum Wissenstransfer findet je nach Konzept der Studenten/innen und angesprochener Zielgruppe entweder Inhouse in einem Unternehmen (z.B. Versicherungsunternehmen) oder an der Universität (z.B. für Führungskräfte) statt. Im letzten Durchgang organisierten die Studenten/innen eine mehrstündige Vortragsveranstaltung mit Diskussionen und Austausch für Entscheidungsträger von Landwirtschaftsverbänden. Die Veranstaltung wird von den Studenten/innen nach den in der beruflichen Praxis üblichen Standards vorbereitet (Ausschreibungsflyer, Einladung, Teilnehmerlisten, Catering, Namensschilder, Unterlagen etc.) und durchgeführt (Begrüßung, Moderation, Präsentation, Diskussion, Verabschiedung).
5) POPULÄRWISSENSCHAFTLICHE AUFBEREITUNG
Optional wird den Studenten/innen angeboten, dass sie nach Seminarabschluss ausgewählte Inhalte in einer populärwissenschaftlichen Publikation (z.B. als White Paper) zusammenfassen können. Von dieser Möglichkeit haben in der Vergangenheit einzelne Studenten/innen Gebrauch gemacht.
Nutzen und Mehrwert
Der große Mehrwert liegt meines Erachtens in der Kompetenzerweiterung der Studenten/innen. Sie lernen nicht nur die theoretisch-empirischen Inhalte einer Schlüsselqualifikation kennen, sondern lernen Methoden wie sie diese Inhalte in realen Situationen moderieren können und wie sie diese Inhalte in die berufliche Praxis transferieren können. Zusätzlich stellt das Erlernen dieses Prozesses, wie man theoretisch-empirische Inhalte methodisch gut aufbereitet in die Praxis transferiert eine Kompetenz da, die die Studenten/innen auf andere Inhalte und Kontexte anwenden können.
Durch den Kontakt zu Unternehmen und Praktikern im Rahmen der Lehrveranstaltung ergaben sich in der Vergangenheit für die Studenten/innen Praktikumsplätze; ein Student wurde nach seinem Studium aufgrund der Lehrveranstaltung in einem beteiligten Unternehmen angestellt; eine Studentin erhielt von einem Unternehmen ein Promotionsstipendium.
Für die erfolgreiche Teilnahme erhalten die Studenten/innen ein Zertifikat mit einer Auflistung der vermittelten Inhalte und Kompetenzen. Dieses können sie bei zukünftigen Bewerbungen verwenden. Aus Rückmeldungen ehemaliger Studenten/innen weiß ich, dass dies insbesondere im Beratungs- und Unternehmenskontext von Firmen sehr positiv aufgenommen wird.
Ferner haben mir ehemalige Teilnehmer/innen rückgemeldet, dass in ihrem Rückblick auf das Studium die Lehrveranstaltung Risikokompetenz zu den lehrreichsten ihres Studiums gehörte und das sie viele der gelernten Inhalte und Kompetenzen in ihrer beruflichen Praxis verwenden können.
Nachhaltigkeit
Das Grundkonzept von Theorie-Selbsterfahrung-Transfer kann meines Erachtens auf alle Inhalte bzw. Lehrsituationen mit Praxisbezug übertragen werden. Innerhalb der Psychologie könnten dies beispielsweise die Themengebiete Kommunikation, Gruppeninteraktion, Präsentation, Anwendung sozialpsychologischer Theorien, Gesprächsführung, Stress oder Gesundheit sein. Zusätzlich ließe sich das Konzept auch um ein Peer-to-peer oder Train-the-trainer-System erweitern, indem höhere Semester, die die Veranstaltung und evtl. ein Zusatzmodul zu Trainingskompetenzen besucht haben, jüngere Semester anleiten.
Ein Vorläuferkonzept wurde erstmals von mir 2012 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München durchgeführt. Nach meiner Berufung an die UMIT habe ich es in modifizierter Form zweimal, 2018 und 2019, an der UMIT durchgeführt. Derzeit ist geplant, die Lehrveranstaltung als Ergänzungsfach zweijährig anzubieten, um allen Interessenten im Master Psychologie die Möglichkeit zu geben, an der Veranstaltung teilzunehmen.
Bezüglich einer konzeptionellen Weiterentwicklung ist angedacht, die Erkenntnisse einer gerade laufenden großen Feldstudie in Kooperation mit der Sicherheitsforschung des Alpenvereins einzuarbeiten. Zusätzlich würde ich gerne den Kreis im Sinne des Levin Zitates oben insofern schließen, dass noch ein Brückenschlag aus der Praxis – also aus dem Selbsterfahrungsteil und dem Wissenstransfer mit den Praktikern – in die Forschung gemacht wird. Hier könnten beispielsweise die Kleingruppen noch eine Forschungsfrage oder Forschungskonzept skizzieren auf der Basis der erfahrenen praktischen Probleme. Daraus könnten sich wiederum entsprechende Masterarbeiten ergeben.
Akzeptanz
Die Rückmeldungen zur Lehrveranstaltung Risikokompetenz waren bisher immer sehr gut bis euphorisch. Die Evaluationsergebnisse waren überdurchschnittlich gut. Teilweise wollten Studenten/innen unbedingt an der Lehrveranstaltung teilnehmen, obwohl sie bereits alle notwendigen ECTS erreicht hatten. Zusätzlich wurde die Lehrveranstaltung von den Studenten/innen für den jährlichen Lehrepreis der UMIT vorgeschlagen und auch ausgezeichnet (2. Preis). Das Vorläuferkonzept der Lehrveranstaltung, das ich an der Ludwig-Maximilians-Universität in München durchgeführt habe, wurde dort ebenfalls von den Studenten/innen und der Studierendenvertretung aus hunderten Lehrveranstaltungen der Fakultät für Psychologie und Pädagogik für den universitätsweiten Lehrepreis nominiert.
Zusätzlich waren die Rückmeldungen der Praktiker, die an den Transferveranstaltungen teilgenommen haben, ebenfalls ausgesprochen positiv. Die Transferveranstaltung wurde durchwegs als sehr bereichernd beschrieben und die Praktiker waren beeindruckt von der Qualität der studentischen Beiträge.
Aufwand
Im Vergleich zu einem klassischen Seminar mit Referaten bedeutet die semi-strukturierte inhaltliche Planung der Lehrveranstaltung Risikokompetenz und die Organisation des Selbsterfahrungsteils einen erhöhten zeitlichen Aufwand durch die Lehrperson vor und während des Semesters: Die Erledigung von Arbeitsaufträgen muss sowohl bezüglich der Termine als auch der Inhalte kontrolliert werden. Um diesen Prozess für alle zu strukturieren, wurden auf der Lernplattform Moodle entsprechende Uploadlinks mit Terminerinnerungen eingerichtet.
Für die 2.5 Tage Selbsterfahrung auf einer Selbstversorgungshütte mit einem externen Trainer entstanden Mehrkosten von ca. 2.800 EUR. Diese wurden anteilig durch das Institut für Psychologie und die Studierendenvertretung getragen. Auf Wunsch der Studierendenvertretung wurde ferner von den Studenten/innen ein Teilnehmerbeitrag von 40,-- EUR erhoben.
Positionierung des Lehrangebots
Masterstudium Psychologie; jahrgangsübergreifend im 2. bzw. 4. Semester
- Flexibel Studieren
- Curriculagestaltung
- Lehr- und Lernkonzepte
- Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
- Erfahrungslernen
- Infrastruktur/Lehrmaterialien
- Sonstiges
- Medizin und Gesundheitswissenschaften