Universität für Bodenkultur Wien
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Raumplanungslehre im Bachelorstudium LAP/LARCH

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Raumplanung ist ein wesentliches Steuerungsinstrument, um das Lebensumfeld zu gestalten. Es werden die räumlichen Voraussetzungen geschaffen, wo und in welchen räumlichen Strukturen wir wohnen, arbeiten, einkaufen, uns erholen, unsere Kinder in die Schule gehen, wie wir uns im Raum fortbewegen und wo wir unsere Kommunikationsorte finden. Durch diese Raumorganisation wird beeinflusst, wie nachhaltig unsere Lebensstile und Wirtschaftsweisen sein können, wie die Mobilität stattfindet, d.h. wie viel zu Fuß gehen und Rad fahren möglich ist, ob ein leistungsfähiger öffentlicher Verkehr organisiert werden kann und wie sehr man auf das Auto angewiesen ist. Wie viel Fläche für Bauland und Infrastruktur in Anspruch genommen wird, wie die Energiewende umgesetzt werden kann, wie viel Grün in unseren Städten und Orten Platz findet oder wie die Klimawandelanpassung vonstatten gehen kann. Die beiden Lehrveranstaltungen dienen nicht nur dem Ziel, dass die Studierenden die grundlegenden Wechselbeziehungen zwischen Raum, Lebensstil und Wirtschaftsweisen sowie den wichtigen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Nachhaltigkeit, demo-graphischer Wandel, Klimakrise, Energiewende, Digitalisierung etc. erkennen, sondern dass die Studierenden auch in der Lage sind, Lösungsstrategien zu erarbeiten und mit Spektrum der Raumplanungsinstrumente umzusetzen.

 

In der Raumplanung werden die Grundsteine für nachhaltig(er)e Lebensstile und Wirtschaftsweisen gelegt. In welchem Maße sie umgesetzt werden, wird durch das Verhalten öffentlicher Entscheidungsträger, Haushalte und Unternehmen bestimmt und entzieht sich raumplanerischer Steuerung. Damit ist es auch wichtig, dass die Studierenden die Möglichkeiten und Grenzen der Steuerung gesellschaftlicher Prozesse durch Raumplanung erkennen und dafür ein generelles Rollenverständnis innerhalb der Gesellschaft sowie ein individuelles Rollenverständnis als Planer*in im konkreten Planungsprozess vor Ort entwickeln.

 

Im Pflichtbereich des Bachelor-Studiums LAP/LARCH stehen dem Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung (IRUB) die beiden genannten Lehrveranstaltungen zur Verfügung, um die Studierenden in den Themenkomplex Raumplanung einzuführen und sie auf die Berufswelt vorzubereiten. In erster Linie sollen Studierende in die Lage versetzt werden, in Raumplanungsbüros Projekte auf Basis wissenschaftlicher Theorien und Methoden zu erarbeiten und die Planungsinstrumente der Raumplanung im Sinne der rechtlichen Vorgaben anzuwenden. Studierende erhalten mit dieser Ausbildung in Österreich nämlich die Befugnis, Raumplanung auszuüben und ein fachspezifisches Büro zu betreiben. In die Ausarbeitung der verwendeten Lehr – und Lernmaterialien wurde dazu viel Zeit und Fachwissen investiert.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die VO Allgemeine Raumplanung beschäftigt sich ausgehend vom Raumbegriff mit räumlichen Entwicklungstrends und den Aufgaben und der Funktionsweise der Raumplanung. Sie behandelt Planungstheorien, Leitbilder und unterschiedliche Planungsmethoden, bevor die Aufgaben und Instrumente der überörtlichen und der örtlichen Raumplanung vorgestellt werden. In einem abschließenden Repetitorium wird zusammengefasst und auf die schriftliche Prüfung vorbereitet. Für die beiden Lehrveranstaltungen wurde ein Lehrbuch verfasst, wobei der Prüfungsstoff durch die auf der elektronischen BOKU-Lernplattform bereitgestellten Folien definiert ist. Ein Erwerb des Lehrbuchs ist für die Prüfung nicht notwendig. Das transdisziplinäre Projekt zu Raumplanung wird in Kleingruppen (fünf Personen) bearbeitet. Inhalt des Projekts ist es, in einer österreichischen Gemeinde zu einer realen raumplanerischen Aufgabe Planungsentwürfe zu entwickeln und im Flächenwidmungsplan umzusetzen. Thema ist zumeist eine nachhaltige Abdeckung des Wohnraumbedarfs durch eine Kombination aus Innen- und Außenentwicklung. Den Abschluss des Projekts bildet ein systematischer Vergleich der beiden Entwürfe als Grundlage für eine Planungsempfehlung an die Gemeinde. Ergebnis ist ein Entwurf zur Änderung des Flächenwidmungsplans auf Basis des geltenden Rechts, der vor Gemeindevertreter*innen präsentiert wird. An sozialen Kompetenzen werden Präsentationsfähigkeit, Organisation von und Arbeiten in Teams, sowie Reflexionsfähigkeit erprobt.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The lecture Spatial Planning deals with spatial development trends as well as tasks and functioning of spatial planning. It introduces planning theories, models and different planning methods, before the tasks and instruments of regional and local spatial planning are presented. A final revision lecture summarises and prepares for the written examination. A textbook has been published for the lecture, yet the examination material is defined by the slides provided on the electronic BOKU learning platform. It is not necessary to purchase the textbook for the examination. However, it also serves very well for the completion of the Project in Spatial Planning.

The Project in Spatial Planning is elaborated in small groups (five persons). The content of the project is to develop planning drafts for a real spatial planning task in an Austrian municipality and to implement them in the zoning plan. The topic is usually a sustainable coverage of the housing demand through a combination of town core and greenfield development. The project concludes with a systematic comparison of the two drafts as a basis for a planning recommendation to the municipality. The result is a draft amendment to the zoning plan based on current law, which is presented to and discussed with municipal representatives. Transferable skills such as presentation skills, organization of and working in teams as well as reflection skills are tested.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die Vorlesung führt in das System Raumplanung ein, stellt aktuelle räumliche Entwicklungstrends zur Diskussion und behandelt Theorien, Methoden, Inhalte und Instrumente der Raumplanung an zahlreichen Beispielen aus der Praxis. Damit setzt sie den inhaltlichen und methodischen Rahmen für das Projekt zu Raumplanung und bereitet unmittelbar darauf vor. So wurde für die Projekt-LVA eine praxistaugliche Methode der Folgenabschätzung entwickelt, die in der Vorlesung erörtert wird. Für die Vorlesung und das Projekt wurde als wichtiges Produkt der Institutslehre ein Lehrbuch „Grundlagen der Raumplanung 1 – Theorien, Methoden, Instrumente“ entwickelt. Es ist mit Erscheinungsjahr 2019 das erste in einem wissenschaftlichen Verlag erschienene Lehrbuch für Raumplanung in Österreich. Im Lehrbuch sind die Inhalte so aufbereitet, dass die Studierenden nicht nur den in der Vorlesung angestrebten Überblick über die Elemente und Funktionsweise der Raumplanung erhalten, sondern auch sämtliche methodischen Zugänge, Inhalte, Richtwerte und Kennzahlen für das Projekt zu Raumplanung dokumentiert sind. Das Lehrbuch wird im März 2023 in einer aktualisierten 2. Auflage vorliegen.

Das Projekt zu Raumplanung findet in mehreren, aufeinander aufbauenden, strukturierten Teilen statt, damit die Studierenden in einer ausgewählten Gemeinde eine reale planerische Aufgabe lösen. Wesentliches Grundprinzip der LVA ist, dass jeder Entwurf gut ist und akzeptiert wird, solange er inhaltlich konsistent und formal korrekt ist, ein Bedarf an der Planungslösung ermittelt wird, diese aus Raumplanungszielen abgeleitet ist und mit klar nachvollziehbaren Kriterien der Folgenabschätzung argumentiert werden kann.

Im Detail beruht das didaktische Konzept auf folgenden Elementen:

Das Kernelement der Wissensvermittlung stellt die enge Verschränkung des Projekts mit der Vorlesung sowie die konsistente Unterstützung der Studierenden durch gezielt über BOKUlearn bereitgestellte Unterlagen dar. In der Einführungsveranstaltung zum Projekt und in den daran anschließenden Themenworkshops wird nicht nur die Projektgemeinde vorgestellt, sondern auch in stark kondensierter Form auf zentrale Lehrinhalte der Vorlesung referenziert. Die Studierenden haben dadurch die Möglichkeit, die in der Vorlesung erlernten Inhalte aufzufrischen bzw. allenfalls nochmals zu vertiefen, um auf die nachfolgenden Herausforderungen im Projekt gut vorbereitet zu sein. Gleichzeitig werden maßgebliche Vorlesungsinhalte im Rahmen des Projekts in einen konkreten räumlichen Kontext gestellt, der anhand zahlreicher Beispiele zu Planungsgrundlagen, -methoden und -instrumenten in der Vorlesung zwar präsentiert wird, aber nicht in der nötigen Anschaulichkeit vermittelt werden kann. Dadurch erfahren die Studierenden den Gegenstand von Vorlesung oftmals in bisher nicht erkannten Facetten und werden abstrakt wirkende Aussagen für sie besser verständlich. Dazu trägt auch eine eintägige Exkursion in die Projektgemeinde bei, in deren Rahmen die Bürgermeister*innen und/oder die Ortsplaner*innen die jeweiligen Rahmenbedingungen und Herausforderungen der örtlichen Planung vorstellen und die Fragen der Studierenden mit viel Bezug zur Planungspraxis beantworten.

Im Rahmen des Projekts steht nicht nur die Wissensvermittlung im Vordergrund der Lehrziele, sondern auch die Erhöhung der Problemlösungskompetenz der Studierenden. Basierend auf den Lehrinhalten der Vorlesung werden Studierende im Projekt an verschiedene Arbeitspakete einer konkreten Planungsaufgabe herangeführt, deren Lösung ein erhebliches Maß an Abstrahierungsvermögen (worin besteht die Herausforderung?) sowie an Zielorientierung (wie lässt sich die Herausforderung meistern?) bedarf: Erste Schritte der Literaturrecherche und -verwaltung, die Anwendung einfacher, im Rahmen der Vorlesung vermittelter Planungsmethoden und bereits erlernter Planungswerkzeuge sowie das Verfassen eines wissenschaftlichen Berichts fordern die Studierenden heraus, das im Rahmen der Vorlesung bzw. dank des Lehrbuches vermittelte Wissen auf eine konkrete Aufgabenstellung anzuwenden. Das Denken in Zusammenhängen über verschiedene spezifische Themengebiete hinaus, das eigenständige Planen und Entwerfen von zukunftsorientierten Lösungen sowie erste Kontakte mit Entscheidungsträger*innen auf örtlicher Ebene erfordern viel Kreativität und Eigeninitiative der Studierenden.

Durch ein ausgeklügeltes System der Zusammenarbeit in jeweils wohl durchdacht zusammengesetzten Gruppen bzw. Kleingruppen erleben die Studierenden die Herausforderungen und den Mehrwert der Teamarbeit. Alle Studierenden sind grundsätzlich in Gruppen von je 15 Teilnehmer*innen mit jeweils einer eigenen Betreuungsperson aus dem LVA-Team und den Tutor*innen organisiert. Innerhalb dieser Gruppen wird in Kleingruppen zu je fünf Personen während des gesamten Semesters gearbeitet, die Aufbereitung der Planungsgrundlagen vorgenommen, die Entwurfsarbeit geleistet und der Projektbericht verfasst. Darüber hinaus werden die Studierenden für die im Rahmen der Exkursion erfolgenden Nutzungskartierung der Projektgemeinde so in Gruppen eingeteilt, dass jede der fünf Personen aus einer Kleingruppe für ein anderes Erhebungsgebiet der betrachteten Gemeinde verantwortlich ist; durch die Zusammenführung der Erkenntnisse der fünf Mitglieder einer Kleingruppe verdichten sich die einzelnen Erhebungen zu einem fundierten Wissen über die gesamte Gemeinde. Andererseits zeichnen die fünf Mitglieder einer Kleingruppe für jeweils eigene Fachbereiche in der Erfassung und Analyse der Planungsgrundlagen verantwortlich und tauschen sich in den Themenworkshops mit den jeweils für dieselben Fachbereiche zuständigen Mitgliedern der anderen Kleingruppen aus. Dadurch können die auf breiter Basis und mit Unterstützung des LVA-Teams sowie unter Verweis auf Vorlesungs- und Lehrbuchinhalte in den Themenworkshops erarbeiteten Erkenntnisse in die einzelnen Kleingruppen hineingetragen werden. Darauf basierend erfolgen die anschließende Entwurfsarbeit sowie das Verfassen des Projektberichts in der fünfköpfigen Kleingruppe. Die Arbeit in vielfältig zusammengesetzten und mit unterschiedlichen Aufgaben betrauten Gruppen fördert die Fähigkeit zur Selbstorganisation und Teamfähigkeit der Studierenden: Sie müssen in den jeweiligen Gruppen ein gemeinsames Verständnis der Ausgangssituation entwickeln, eine grundsätzliche Einigung über die erforderlichen Herangehensweisen erzielen, eine Diskussion über potenzielle Lösungsstrategien führen, letztere allenfalls hinterfragen bzw. adaptieren, um schließlich in konstruktiver Debatte und im Konsens die gestellten Aufgaben bewältigen zu können.

Ein besonderes Merkmal des Projekts besteht in der ständigen Begleitung der Studierenden durch das LVA-Team und die Tutor*innen. Im Anschluss an die Einführungsveranstaltung und die Themenworkshops werden eigene Besprechungen für die einzelnen Kleingruppen abgehalten, in denen die Studierenden laufend – von der Nutzungskartierung bis zum Endberichtsentwurf – eingehendes Feedback zu ihrer Arbeit erhalten und die stete Rückkopplung zu den Inhalten der Vorlesung und zum Lehrbuch erfolgt. Eine intensive Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Planungsentwürfe erlaubt zudem ein ein- bis zweitägiger Entwurfsworkshop in der Projektgemeinde. Er eröffnet den Studierenden die Gelegenheit, ihre ersten Entwurfsskizzen durch eine eingehende Besichtigung der Planungsgebiete mit den örtlichen Gegebenheiten abzugleichen, in den Kleingruppen zu vertiefen und mit Akteur*nnen der Projektgemeinde zu erörtern. Durch die kleingruppenspezifische Betreuung werden die Studierenden unmittelbar an ihrem jeweiligen Arbeitsfortschritt „abgeholt“, kann unmittelbar auf die Diskussionen und allenfalls Diskurse in den einzelnen Kleingruppen eingegangen werden und können die Kleingruppen individuell auf ihrem Weg zur Lösung der diversen Aufgabenstellungen unterstützt werden. Darüber hinaus wird im Rahmen des Projekts den Studierenden in einer Entwurfs- und einer Endpräsentation die Möglichkeit geboten, ihre Arbeit vor einem größeren Publikum, nämlich dem gesamten LVA-Team sowie allen Tutor*innen und ihren Studienkolleg*innen sowie – im Falle der Endpräsentation – vor Vertreter*innen der Projektgemeinde zu präsentieren. Im Vorfeld der Präsentationen erhalten die Studierenden ein Feedback zu ihren Folien, im Anschluss an die Präsentationen werden in einer eingehenden Diskussion die Herangehensweisen und Argumente der einzelnen Kleingruppen seitens des Publikums kritisch hinterfragt, die Studierenden in ihrer Herangehensweise bestärkt und/oder auf allfällige Potenziale zur Weiterentwicklung der Entwürfe, aber auch zu den Präsentationstechniken hingewiesen. Ein weiteres Element des kontinuierlichen Feedbacks besteht in der Abgabe eines Zwischenberichts sowie eines Endberichtsentwurfes, der jeweils von den verantwortlichen Betreuer*innen aus dem LVA-Team und den Tutor*innen kommentiert und in den Kleingruppenbesprechungen erörtert wird. Die Studierenden erhalten dadurch die Gelegenheit, noch während der LVA auf allfällige Unzulänglichkeiten der Berichtslegung hingewiesen zu werden und entsprechende inhaltliche und/oder formale Verbesserungen vor der finalen Abgabe und abschließenden Beurteilung vornehmen zu können.

Die Projektarbeit ist demnach durch ein enges Wechselspiel zwischen dem Input aus dem LVA-Team und seitens der Tutor*innen sowie intensiver Auseinandersetzung der Studierenden mit den zu bewältigenden Aufgaben gekennzeichnet. Das LVA-Team wägt dabei sorgfältig ab, in welcher Form den Studierenden welche Unterstützung zuteil werden soll, um sie einerseits optimal zu begleiten, ohne andererseits ihre eigenen Problemlösungskompetenzen in Frage zu stellen. Während in der Einführungsveranstaltung mehrheitlich die Vertreter*innen des LVA-Teams referieren, sind die übrigen Lehrveranstaltungstermine stets interaktiv konzipiert und werden wesentlich von den Studierenden getragen. Dafür werden ihnen umfangreiche Arbeitsmaterialien über die Online-Lernplattform BOKUlearn zur Verfügung gestellt, die von detaillierten Unterlagen für die Nutzungskartierung (Kartengrundlagen, Kartierschlüssel etc.) über ausgewählte Planungsdokumente und Geodaten zur jeweiligen Projektgemeinde, Gesetzestexte und Verordnungen, methodische Anleitungen bis zu einer kommentierten Formatvorlage für die Berichtslegung einschließlich Regeln zum Zitieren der im Rahmen der Projektarbeit verwendeten Unterlagen reichen.

Dies fördert insgesamt zielgerichtetes Arbeiten auf hohem Niveau und schafft eine breite Wissensbasis für das spätere Berufsleben.

Nutzen und Mehrwert

Angesichts der Tatsache, dass das didaktische Konzept detailliert ausgearbeitet und die Kooperationsintensität im Lehrendenteam sehr hoch ist, kann für die Studierenden gruppenübergreifend eine hohe und gleichwertige Qualität der Lehre auch zwischen den Gruppen sichergestellt werden. Die Erfüllung der Learning Outcomes kann für jede/n engagierte/n Studierende/n garantiert werden. Die Resilienz der Lehre ist sehr hoch. Durch das in der Tiefe ausgearbeitete didaktische Konzept ist es einfach, auch für Lehrende, die unerwartet längere Zeit ausfallen, während des Semesters einzuspringen. Zum anderen können sich neue Lehrende rasch in ein hohes didaktisches Niveau einarbeiten. Das didaktische Programm ist gemessen am Umfang der ECTS für die Studierenden anspruchsvoll. Dieser Umstand ist uns bewusst. Durch die Intensität der Aufbereitung der Lehrunterlagen ist es dennoch möglich, die LVA innerhalb der vorgesehenen ECTS zu absolvieren. Letztlich erlernen die Studierenden nicht nur, inhaltlich-methodisch und theoriegeleitet auf hohem Niveau in der Praxis Raumplanung zu betreiben, sie erhalten auch entsprechende Social Skills: Organisieren von und Arbeiten mit Teams, Kommunikations- und Präsentationsfähigkeit, Projektmanagement. Durch das didaktische Konzept und die Abstimmung von VO und Projekt erlernen die Studierenden, Planungslösungen zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung zu erarbeiten, um bestehende räumliche Strukturen im Lichte des Bedarfs, der aus der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung entsteht, besser und effizienter zu nutzen, die Energiewende und den Klimaschutz zu unterstützen, Klimawandelanpassung zu betreiben und die weitere Flächeninanspruchnahme für Bauland und Infrastruktur zu minimieren. Mit diesem Konzept werden wissenschaftsgeleitete Lehre und Third Mission verbunden, indem Gemeinden mit Ideen für eine nachhaltige räumliche Entwicklung im Wege der Studierendenarbeiten in Kontakt kommen. Damit entsteht auch ein gesellschaftliche Mehrwert.

Nachhaltigkeit

Die VO allgemeine Raumplanung und das Projekt zur Raumplanung sind im Pflichtteil des Studienplans LAP/LARCH seit der Umstellung auf das Bachelor-/Mastersystem in dieser Form etabliert und werden auch in Zukunft eine Säule des Studiums darstellen. Damit ist die Nachhaltigkeit in besonderem Maße gewährleistet, da der hier vorgestellte Zugang folgende Aspekte vereint: (1) ein ausgefeiltes didaktisches Konzept, um Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten in der Raumplanung anhand realer Beispiele in einem transdisziplinären Lehr- und Lernsetting zu vermitteln, (2) gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen, wobei die Inhalte der LVA diesbezüglich laufend übererarbeitet und angepasst werden (3) institutsinternes Wissensmanagement, sodass die didaktischen Zugänge, Methoden und Inhalte leicht an neue Lehrende weitergegeben werden können. Damit ist die Nachhaltigkeit des hier eingereichten in drei Dimensionen gesichert: (a) durch die Verankerung im Pflichtbereich des Bachelorstudium LAP/LARCH. (b) durch den hohen Mehrwert für die Institutslehre, sodass der Zugang gemeinschaftlich im Team permanent angewendet, reflektiert und weiterentwickelt wird, sowie (c) durch die Übertragung auf weitere Lehraufgaben, insbesondere die Pflichtenlehre im Masterstudium LAP/LARCH, wo die VO Spezielle Raumplanung und die Projektlehrveranstaltung "Ordnungsplanerisches Projekt“ in ähnlicher Weise organisiert sind, sowie auf einzelne LV, die aus einem VOs- und einem Praxisteil (SE, Ü, PJ) bestehen.

Dissemination/Transfer

Im Master-Studium Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur besteht eine ähnliche Kombination aus Vorlesung „Spezielle Raumplanung“ und Projektlehrveranstaltung „Ordnungsplanerisches Projekt“. Über die Jahre werden nicht nur über die LVA-Evaluierung, sondern auch über Feedbackrunden mit den Studierenden und im Lehrendenteam Adaptierungen und Weiterentwicklungen vorgenommen. Im Lehrendenteam des Instituts werden mindestens einmal im Semester interne Reflexionen des Lehrangebots durchgeführt und mit in ein- bis zweijährigen Abständen stattfindenden Lehrstrategie- und Didaktikreflexionen in halb- bis eintägigen Workshops unter Beiziehung von externen Didaktikexpert*innen ergänzt. Dieser reiche Erfahrungsschatz in der Abstimmung zwischen Vorlesung und praktischer Anwendung wird für alle LVAs des Instituts angewendet, in denen Vorlesungen mit Projektlehrveranstaltungen, Seminaren und Übungen entweder aufbauend oder in einer LVA kombiniert werden. Im Zuge der derzeit an der BOKU umgesetzten Modularisierung werden diese Zugänge für die Ausformulierung von Modulen weiterentwickelt und auf interdisziplinäre und institutsübergreifende Lehr- und Lernsituationen übertragen.

Institutionelle Unterstützung

Für die Vorlesung (2 ECTS, 2 SWS) und das Projekt (6 ECTS, 4 SWS) werden Lehrbetrauungen entsprechend des Aufkommens an Studierenden bereitgestellt. Im Projekt werden Gruppengrößen von fünf Personen pro Kleingruppe bzw. 15 Personen (drei Gruppen) pro Lehrauftrag abgedeckt. Je 15 Personen wird ein Lehrauftrag vergeben, der von einem Tutor/einer Tutorin unterstützt wird.

Es ist Institutspolitik, diese wichtige Kernlehre mit eigenem Personal abzudecken. Allenfalls wird für einzelne Lehraufträge Drittmittelpersonal herangezogen. Seit Univ.-Prof. Stöglehner die Institutsleitung 2016 übernommen hat, wurden keine externen Lehraufträge für diese wichtigen Pflichtlehrveranstaltungen mehr vergeben.

In die LVA sind eintägige Exkursionen und ein- bis zweitägige Entwurfsworkshops eingebaut. Diese ziehen Reise- und Aufenthaltskosten nach sich, die aus den Exkursionsbudgets der Universität gedeckt werden.

Die Gemeinden unterstützen das Projekt nicht nur finanziell (Bereitstellung von Essen und Getränken sowie mietfreie Nutzung von Räumlichkeiten während der zwei bis drei Aufenthaltstage vor Ort), sondern auch durch persönliche Anwesenheit lokaler Entscheidungsträger*innen, Kontaktaufnahme und Abstimmung mit Ortsplaner*innen und mit der Zurverfügungstellung von Planungsunterlagen.

Positionierung des Lehrangebots

Das eingereichte Lehrangebot umfasst die aufeinander aufbauenden und gemeinsam konzipierten Pflicht-LVAs „Allgemeine Raumplanung“ im 2. Semester sowie „Projekt zu Raumplanung“ im 5. oder 6. Semester im Bachelorstudium für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur (LAP/LARCH). Die LVAs ergänzen einander und legen den Grundstein für das wesentliche Berufsfeld Raumplanung, in dem mittlerweile zahlreiche Absolvent*innen der Studienrichtung LAP/LARCH sehr erfolgreich arbeiten. Aufgabe der LVAs ist es, dass die Studierenden ein Grundverständnis für Theorien, Methoden und Inhalte der Raumplanung entwickeln und das österreichische Raumplanungssystem kennenlernen. Im transdisziplinären Projekt erlernen die Studierenden, eine reale Planungsaufgabe der örtlichen Raumplanung in einer ausgewählten Gemeinde zu lösen und die Planungsinstrumente der Raumplanung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und formal korrekt nach Raumplanungsgesetz anzuwenden.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Univ.Prof. Dr. Gernot Stöglehner
Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung (IRUB)
+43 1 47654-85501, 85511
Nominierte Person(en)
Univ.Prof. Dr. Gernot Stöglehner
Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung (IRUB)
Dipl.-Ing. Franz Grossauer MAS
Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung (IRUB)
Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Georg Neugebauer
Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung (IRUB)
Dipl.-Ing. Dr. Lore Abart-Heriszt
Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung (IRUB)
Themenfelder
  • Diversität und Soziales
  • Erfahrungslernen
  • Kooperationen in der Lehre
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Infrastruktur/Lehrmaterialien
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften