Johannes Kepler Universität Linz
Altenberger Straße 69, 4040 Linz
Weitere Beispiele der Hochschule

Weiterentwicklung der professionellen Lehrer/innenkompetenz

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Mit der neuen Studienorganisation im Lehramt Sekundarstufe und der Einteilung der Lehrer/innenbildung in vier Verbünde in Österreich hat auch eine umfassende Neuorganisation der Lehramtsstudien an den Universitäten eingesetzt. In dieser kompetenzorientierten Studienarchitektur im Bachelor- und Mastersystem sind Pädagogische Hochschulen und Universitäten gemeinsam an der Planung und Durchführung von Lehrveranstaltungen beteiligt (vgl. u.a. Kucher & Rulofs 2018).

Im Verbund Mitte, also in den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich kooperieren am Standort Oberösterreich in den Bildungswissenschaften die Pädagogische Hochschule Oberösterreich, die Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz und die Johannes Kepler Universität. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurden gemeinsame Rahmenkonzepte für die bildungswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen erarbeitet und die Pädagogisch Praktischen Studien, also die schulpraktischen Phasen sowie die entsprechenden Begleitlehrveranstaltungen, werden gemeinschaftlich organisiert. Die Ausdifferenzierung der Anforderungen des Curriculums in den gemeinsamen Rahmenkonzepten ist notwendig, da Studierende an allen drei beteiligten Hochschulen bildungswissenschaftliche Lehrveranstaltungen besuchen und die Praktika im Bachelor-Studium von einem gemeinsamen Zentrum organisiert werden. Das Arbeitsausmaß der jeweiligen Curriculum ist durch die ECTS-Angabe geregelt und in den Rahmenkonzepten sind die Arbeitsaufträge die außerhalb der Anwesenheitszeit geleistet wird, geregelt.

Als ein Beispiel für gelungene, hochschulübergreifende Kooperation soll dabei die Lehrveranstaltung „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“ (vgl. Rahmenkonzept 2019) herausgegriffen werden, da hier auf fünf Ebenen kooperative Lehr- und Arbeitsformen praktiziert werden. Diese LVA ist im 5. Semester angesiedelt und wurde im Wintersemester 2018/19 zum ersten Mal abgehalten. Die Studierenden müssen neben dieser LVA ihr zweites Fachpraktikum und eine entsprechende fachdidaktische Veranstaltung besuchen.

Die zentralen Learning Outcomes der Lehrveranstaltung „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“, die im Curriculum festgehalten wurden, sind zum ersten „Unterricht eigenständig unter dem Gesichtspunkt der Qualität von Unterricht planen, gestalten, reflektieren und evaluieren“. Zweitens sollen die Studierenden „über ein breites Spektrum an Methoden und Medien zur Unterrichtsgestaltung verfügen, diese situationsadäquat und unter dem Aspekt der Differenzierung und Individualisierung im pädagogischen Handlungsfeld verwenden“ und drittens „Lernprozesse forschungsbasiert gestalten, die berufliche Praxis aus verschiedenen Perspektiven reflektieren und daraus Konsequenzen zur persönlichen professionsbezogenen Weiterentwicklung ziehen.“ (Curriculum 2016, S. 31). Die LVA-Inhalte sind daher zusammengefasst Allgemeine Didaktik und Methodik, Kriterien guter Unterrichtsplanung, -gestaltung und -auswertung, Innovative Lern- und Lehrkulturen, Individualisierung und Differenzierung, Classroom Management – Kommunikation und Interaktion und das Lehren und Lernen mit Medien und neuen Technologien.

Um diese Inhalte optimal umzusetzen, wurde von der PHOÖ unter der Hauptverantwortung von Prof.in Karin Grinner eine Zusammenarbeit mit dem Zentrum für lernende Schulen gestartet. Das Zentrum für Lernende Schulen entwickelt virtuelle Lernumgebungen zu Rückwärtigem Lerndesign, Differenzierung und Leistungsbeurteilungen und diese werden in der LVA im Sinne des Flipped Classroom Konzepts eingesetzt. Diese innovative Hochschuldidaktik hat sich in dem ersten Einsatz sehr bewährt.

Ein weiteres inhaltliches Konzept dieser Lehrveranstaltung ist das Aufstellen, Verfolgen und Reflektieren eines persönlichen Entwicklungszieles. Da die Studierenden zu diesem Zeitpunkt ihr zweites Fachpraktikum absolvieren, sollen am Beginn des Semesters die Erfahrungen aus den bisherigen schulpraktischen Phasen reflektiert werden und in einem persönlichen Entwicklungsziel festgehalten werden. Im Sinne des Forschenden Lernens (vgl. Reitinger 2015) werden die Studierenden unterstützt Hypothesen zu entwickeln und angehalten im Fachpraktikum diese Hypothesen authentisch zu explorieren. In der LVA wird die individuell notwendige Theoriearbeit geleistet und ein kritischer Diskurs geführt, um den conclusiobasierten Theorie-Praxis-Transfer zu ermöglichen.

Für eine optimale Unterstützung der Studierenden bei diesem anspruchsvollen Konzept wurde an den Lehrveranstaltungen an der Johannes Kepler Universität mit externen Supervisor/innen kooperiert. Dieses freiwillige Angebot bestand aus sechs Kleingruppentreffen mit je zwei Einheiten, wobei diese Gruppen im mit den gleichen Teilnehmer/innen abgehalten wurde. Die LVA-Leitung und die Supervisior/innen einigten sich bei der Konzepterstellung, dass Verschwiegenheit in den Supervisionsgruppen herrscht und die Lehrveranstaltungsleitung nur Rückmeldung über die Teilnahmen an den sechs Terminen erhält. Dies stellt sicher, dass Studierende in ihrem Tempo individuell und lernen, womit auf die Heterogenität der Studierenden (verschiedene Fächer, Kurse an verschiedenen Hochschulen, unterschiedliche Praktikumsschulen und individuelle Lernvoraussetzungen) eingegangen werden kann. Somit steht das Lernen der Teilnehmer/innen im Zentrum.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass im Rahmen der Lehrveranstaltung „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“ kooperative Lehr- und Arbeitsformen erforderlich sind, um

• Rahmenkonzepte mit den Inhalten der Lehrveranstaltung zu erstellen und gemeinsame Arbeitsformen festzulegen, diese umzusetzen und zu reflektieren (Kooperation zwischen den beteiligen Hochschulen)

• Verbindung zur Schulpraxis herzustellen, Rückmeldung der Praxispädagog/inn/en zu ermöglichen (Kooperation LVA-Leiter/innen und Praxispädagog/inn/en an den Schulen)

• eine Verzahnung mit der Fachdidaktik zu erreichen und gemeinsame Arbeitsaufträge zu formulieren (Kooperation der Bildungswissenschaften mit Fachdidaktiker/innen)

• die Idee des Flipped-Classroom zu forcieren und ein geeignetes Lernarrangement innerhalb der LVA „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“ einzusetzen (Kooperation mit dem Zentrum für Lernende Schulen)

• bei der Begleitung des persönlichen Entwicklungsziels zu unterstützen, den Reflexionsprozess anzuregen und in Kleingruppen an diesen zu arbeiten (Kooperation der JKU-LVA-Leiter/innen mit Supervisor/innen)

Referenzen

Curriculum (2016). Curriculum Bachelorstudium Lehramt Sekundarstufe (Allgemeinbildung). Abgerufen unter www.jku.at/studium/studienarten/bachelordiplom/ba-lehramt-sekundarstufe/.

Kucher, V.; Rulofs, M. (2018). Gemeinsam eingerichtete Lehramtsstudien in Österreich. Im Spannungsfeld zwischen Ansprüchen und Herausforderungen. Herausforderungen Lehrer_innenbildung Zeitschrift zur Konzeption, Gestaltung und Diskussion, 1.

Rahmenkonzept (2019). Rahmenkonzept BW B 4.2 Weiterentwicklung der Professionskompetenz. Abgerufen unter www.lehrerin-werden.at/lehramtsstudien/sekundarstufe_allgemeinbildung/pps_linz/bw_modulbeschreibungen/).

Reitinger (2015). Selbstbestimmungsorientiertes forschendes Lernen – Theoretische Konzeption und empirische Zugänglichkeit. Erziehung und Unterricht, 09/10.

 

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Proseminar „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“ im BA-Studium Lehramt Sekundarstufe fördert die Kooperation zahlreicher Akteur/innen und bietet neue, innovative Lehr- und Arbeitsformen. Durch die Neuorganisation der Lehrer/innenbildung wird dieses Proseminar am Standort Linz an drei verschiedenen Hochschulen angeboten. Für vergleichbare Inhalte und Anforderungen bedarf es einer umfassenden Kooperation zwischen den beteiligten Personen der verschiedenen Hochschulen, die in einem gemeinsamen, kompetenzorientierten Rahmenkonzept münden. Diese Lehrveranstaltung ist an eine fachdidaktische Lehrveranstaltung und eine schulpraktische Phase gekoppelt. Für das Gelingen ist daher auch eine Kooperation mit der Praxisschule und den fachdidaktischen Lehrveranstaltungen notwendig.

Eine der Leistungsanforderungen ist das Finden eines persönlichen Entwicklungszieles. Studierende reflektieren ihre bisherigen Erfahrungen und verfolgen im Proseminar und in der Schulpraxis dieses Ziel. An der JKU wurde im WS 18/19 die Möglichkeit geschaffen, dass Studierende freiwillig an Supervision teilnehmen. In Kooperation mit externen Supervisor/innen wurde in Kleingruppen an den individuellen Fragestellungen gearbeitet.

Zentrale Inhalte der Lehrveranstaltung wurden methodisch mit Flipped-Learning vermittelt. Das Zentrum für Lernende Schule hat virtuelle Lernumgebungen für diesen Kurs erstellt, auf die die Studierenden jederzeit nutzen können.

 

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The proseminar „Weiterentwicklung der Professionkompetenz“, which is part of the Bachelor-curriculum in teacher education, fosters cooperation among various partners and offers new and innovative learning-environments for students. As a result of the Bolognia-process,teacher education programs had to be reorganised and, as a consequence, similar courses are held at three different institutions in Linz. Therefore, lectureres at the Johannes Kepler University and at the Pädagogische Hochschule have to collaborate to develop common concepts for each course in the academic teacher program.

As students who participate in the proseminar have to do an internship at a school, university teachers and school mentors work closely together on supporting students on the tasks and reaching the competences announced in the common concepts.

One of the tasks is to persue an goal of personal development which every student defines individually based on their own experience. At JKU students were supported by external supervision, which was installed to foster personal reflection processes and professionalisation. More than half of the students used the optional offer to meet in small groups of maximum 5 persons.

In a collaboration with the Zentrum für Lernende Schulen virtual learning environments were designed. Students could use this offer for free and at any time. This inverted classroom setting included the topics about heterogeneity, assessment and planning strategies for school-lessons.

Nähere Beschreibung des Projekts

Im Jahr 2016 begannen die ersten Studierenden am Standort Linz mit dem neuen Studium Bachelor Lehramt Sekundarstufe (Allgemeinbildung). Mit der neuen Studienorganisation im Lehramt Sekundarstufe und der Einteilung der Lehrer/innenbildung in vier Verbünde in Österreich hat auch eine umfassende Neuorganisation der Lehramtsstudien an den Universitäten eingesetzt. In dieser Studienarchitektur sind Pädagogische Hochschulen und Universitäten gemeinsam an der Planung und Durchführung von Lehrveranstaltungen im Bachelor- und Masterstudium beteiligt.

Im Verbund Mitte, also in den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich sind zehn Hochschulen (vier am Standort Salzburg, sechs am Standort Linz) beteiligt und bilden nach einem gemeinsamen Curriculum Lehramtsstudierende aus. Am Standort Linz sind dies die Pädagogische Hochschule Oberösterreich (PHOÖ), die Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz (PHDL), die Johannes Kepler Universität (JKU), die Kunstuniversität (UFG), die Katholische Privat Universität (KU) und die Anton Bruckner Privat Universität (ABPU). Entsprechend der aktuellen Lehrer/innenforschung ist das vorliegende Curriculum in fachliche, fachdidaktische, bildungswissenschaftliche und pädagogisch-praktische Veranstaltung gegliedert, wobei Studierende in der Regel zwei Unterrichtsfächer inskribieren.

Die Bildungswissenschaften und die pädagogisch-praktischen Veranstaltungen werden am Standort Linz von der PHOÖ, der PHDL und der JKU angeboten. Studierende können also Lehrveranstaltungen an allen drei Institutionen (wobei es bis zu 17 parallele Lehrveranstaltungen gibt) besuchen. Daher ist es notwendig gemeinsame Rahmenkonzepte für die bildungswissenschaftlichen und pädagogisch-praktischen Lehrveranstaltungen zu erarbeiten, um einerseits vergleichbare Inhalte auf Basis des Curriculums zu fixieren und andererseits vergleichbare Leistungsanforderungen zu stellen.

Ein Best-Pratice-Beispiel für erfolgreiche Kooperation bei Lehr- und Arbeitsformen ist die Lehrveranstaltung „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“ (Proseminar, 2 SWSt, 3 ECTS). Diese findet regulär im 5. Semester des Bachelor-Studiums statt, wobei die Studierenden das Praktikum B (2 ECTS; 50 UE in einer Praxisschule) und eine entsprechende Fachdidaktik (Form und Ausmaß variiert nach der jeweiligen Fachwahl) gemeinsam besuchen müssen.

Bei der Erstellung, Reflexion und Adaption des Rahmenkonzepts findet auch die erste Form der Kooperation statt. Vertreter/innen der beteiligten Institutionen (JKU: Michael Himmelsbach, Heike Pichler, PHOÖ: Karin Grinner, PHDL: Ernst Nausner) haben entsprechend den Anforderungen des Curriculums ein Rahmenkonzept entwickelt. Die im Curriculum festgehaltenen Learning Outcomes (Kompetenzen) und Modulinhalte wurden übernommen und um detaillierte LV-Inhalte ergänzt.

Im Proseminar gibt es Input durch LV-Leiter/in, findet eine Reflexion der Schulpraxis statt und wird Theorie- bzw. Literaturarbeit der Studierenden (Integration der eigenen Erfahrungen aus Schulpraxis und Aufarbeitung mit wissenschaftlicher Literatur) forciert. Die formulierten Ziele werden durch Hospitationen und eigene Unterrichtstätigkeit in der Schulpraxis sowie durch die Beschäftigung mit Inhalten aus dem Proseminar (z.B. Kriterien guter Unterrichtsplanung, -gestaltung und –auswertung; Innovative Lern- und Lehrkulturen – Individualisierung und Differenzierung; Lehren und Lernen mit Medien und neuen Technologien; Grundfragen der Leistungsbeurteilung; auf Basis der Erfahrungen ein persönliches Entwicklungsvorhaben festlegen und verfolgen) erreicht.

 

Um die Learning Outcomes näher zu spezifizieren, sind folgende Kompetenzen näher ausformuliert worden:

• Die Studierenden planen mittelfristigen Unterricht und zeigen die Bereitschaft, ihren Unterricht an Qualitätskriterien auszurichten.

• Die Studierende wissen, wie Qualitätskriterien im Unterricht umgesetzt werden können und sind fähig Unterricht entsprechend zu beurteilen, reflektieren und evaluieren und können diese Erkenntnisse für zukünftiges pädagogisches Handeln nutzen.

• Die Studierenden kennen ein breites Spektrum an Methoden und Medien zur Unterrichtsgestaltung und verwenden diese situationsadäquat und vielfältig im pädagogischen Handlungsfeld.

• Die Studierenden kennen Konzepte der Differenzierung und Individualisierung zur Organisation von Rahmenbedingungen und Angebote für Lernende mit unterschiedlichen Ausgangslagen und Bedürfnissen.

• Studierende kennen die Bezugsnormen der Leistungsbeurteilung, kennen die Formen der Leistungsfeststellung und wenden diese unter Berücksichtigung der pädagogischen Aspekte von Leistungsbeurteilung an. Der Beobachtung und Feststellung von Mitarbeit kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu.

• Die Studierenden analysieren und reflektieren Situationen der beruflichen Praxis aus verschiedenen Perspektiven und ziehen Konsequenzen zur persönlichen und professionellen Weiterentwicklung.

Somit ist in der Lehrveranstaltung „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“ klar eine Kompetenzorientierung vorhanden und die Lehrpersonen richten ihre Lehre an vorab definierten Kompetenzprofilen und Lernzielen aus dem Curriculum aus. Dabei liegt durch die Verknüpfung mit dem Praktikum in der Schule ein besonderer Schwerpunkt auf die Verbindung von Theorie und praktischer Anwendung des Gelernten und die Lehrveranstaltung stellt Bezüge zwischen wissenschaftlichen Theorien und Methoden und der Berufspraxis her.

Im Rahmenkonzept werden auch die Leistungsanforderungen an die Studierenden genau festgehalten. Neben der verpflichtenden Anwesenheit von mindestens 80% gibt es unter anderem einen Beobachtungsauftrag (Beobachten, dokumentieren und reflektieren von z. B. Differenzierung und Individualisierung), einen Planungsauftrag (Schriftliche Planung im Sinne eines rückwärtigen Lerndesigns) und die Dokumentation eines persönlichen Entwicklungsvorhabens (Ausgangslage, Theoriearbeit, Umsetzung im Praktikum).

Durch die Verknüpfung mit dem Praktikum B an einer Schule, ist auch die zweite Kooperationsebene notwendig. Die Studierenden verbringen mindestens 50 Unterrichtseinheiten an einer Praxisschule, wobei sie 4 – 8 Unterrichtseinheiten selbst unterrichten. Am Schulstandort werden sie von einem/einer Praxispädagog/in/en betreut. Das Zentrum für Pädagogisch Praktische Studien, welches für die Praktikaeinteilung verantwortlich ist, schickt an die Praxispädagog/inn/en die aktuellen Rahmenkonzepte und die gemeinsamen „Spielregeln“ für Schulpraktika am Beginn des Praktikums aus. Zudem hat es sich als gewinnbringend herausgestellt, dass der/die Lehrveranstaltungsleiter/in mit den jeweiligen Praxispädagog/inn/en Kontakt aufnehmen, um bei allfälligen Fragen oder auftretenden Problemen in der Betreuungsphase Ansprechpartner/in zu sein. Diese Kooperation ist notwendig, da nicht nur die Schulformen (AHS, NMS, BMHS, Polytechnischer Lehrgang), sondern auch die Schulkultur in den Praxisschulen unterschiedlich ist und die Praxispägog/inn/en unterschiedliche Ausbildungslehrgänge für Betreuungslehrkräfte besucht haben.

Eine weitere Kooperation findet zwischen den bildungswissenschaftlichen und den fachdidaktischen Lehrveranstaltungsleiter/innen statt. Um die Triade „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“ – Praktikum B – Fachdidaktik zu stärken, wurden in einem ersten Treffen die Inhalte und Anforderungen der fachdidaktischen Lehrveranstaltungen verglichen, um herauszufinden in welcher Form gemeinsame Arbeitsaufträge möglich sind. Diese Kooperation wird weiter intensiviert, damit hier eine stärkere inhaltliche bzw. didaktische Verzahnung (z.B. durch das Abhalten von gemeinsamen Terminen im Teamteaching) forciert wird.

Die didaktischen Ideen im Rahmenkonzept halten einen weiteren besonderen Aspekt für kooperative Lehr- und Arbeitsformen fest. Die Inhalte des Proseminars werden u.a. mit Hilfe von interaktiven Lernumgebungen des Zentrums für Lernende Schulen (ZLS) vermittelt. Prof.in Karin Grinner (PHOÖ) hat die Kooperation mit dem ZLS angeleitet und die Anforderungen des Proseminars dem ZLS bekannt gegeben. Dieses hat zwei Kursräume (Flipped Learning – Flexible Differenzierung und Flipped Learning – Rückwärtiges Lerndesign) entwickelt und zur Verfügung gestellt. In diesen virtuellen Kursen werden mehr als zehn Videos angeboten, die mit Begleittexten, Literaturangaben und Zusammenfassungen versehen sind. Bei zahlreichen Videos stehen weitere Materialien wie z.B. Podcasts zum Nachhören, interaktive Kontrollaufgaben zur Verfügung.

Studierende nutzen dieses Angebot im Sinne des Flipped Classrooms. Sie erkunden also vor der Lehrveranstaltung die entsprechenden Materialien im Kursraum. Dort werden die Inhalte vertieft und Anwendungsmöglichkeiten erarbeitet. Dieses kostenlose Angebot unterstützt die Studierenden bei ihrem Lernprozess, was in einer ersten Evaluation dieser Lehrform auch rückgemeldet wurde. Dieses innovative, neuartige blended-learning Lehrkonzept fördert den Kompetenzaufbau bei den Studierenden und ermöglicht das Eingehen auf unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten und individuelle Lernvoraussetzungen, da die virtuellen Lehrmaterialien im Kurs jederzeit aufgerufen werden können.

Ein wesentlicher Baustein des Proseminars ist die Formulierung und das Verfolgen eines persönlichen Entwicklungszieles. Da die Studierenden zu diesem Zeitpunkt bereits ein 50-stündiges Fachpraktikum (in ihrem ersten Fach) absolviert haben, verfügen sie bereits über zahlreiche Eindrücke aus der schulischen Praxis. Aus der Praxis treten in der Regel zahlreiche Fragen auf, die im Rahmen des ersten Fachpraktikums und den vorangegangenen Lehrveranstaltungen nicht behandelt werden konnten. Bei der Formulierung des Entwicklungsziels wird also an die bisherigen Praxiserfahrungen angeknüpft. Die Studierende werden an der Konzeption und Durchführung ihres Entwicklungsziels aktiv beteiligt und beim individuellen Erforschen gefördert.

Zur Unterstützung wurde ergänzend zu den Lehrveranstaltungen „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“, die an der JKU abgehalten wurden, externe Supervision angeboten. Studierende hatten die Möglichkeit freiwillig sechs Termine je 2 Einheiten Supervision in Anspruch zu nehmen, um in Kleingruppen (max. fünf Studierende) Themen aus dem Praxisfeld zu erörtern. Für die Ausgestaltung der Supervision wurde vorab ein Konzept erstellt, welches von den Lehrveranstaltungsleiter/inn/en MMag.a Heike Pichler und Dr. Michael Himmelsbach und den Supervisor/innen entsprechend den Rahmenbedingungen erstellt wurde.

Ausbildungs-Supervision lässt sich festhalten als kollegialer Reflexionsaustausch zur Stärkung reflexiver Aspekte bei Studierenden. Studierende erfahren eine qualifizierte Begleitung hin zur Professionalität. Die Supervision soll bei den Studierenden den Theorie-Praxis-Transfer erleichtern, Hilfestellung bei der Bewältigung von herausfordernden Situationen liefern, zur Weiterentwicklung der eigenen Lehrer/innenpersönlichkeit beitragen, wichtige ethische und pädagogische Grundhaltungen reflektieren, an der Arbeitserhaltungsfähigkeit/Wirksamkeit arbeiten und Fallbeispiele bearbeiten.

Im Konzept wurden die Rahmenbedingungen, wie Gruppengröße, Dauer, die terminliche Ausgestaltung und die Verschwiegenheitspflicht über die Inhalte der Supervisionsgruppe festgehalten. Zudem wurde der organisatorische Ablauf festgelegt und ein Abschlussgespräch am Ende des Semesters vereinbart. Dieses hat gezeigt, dass die Supervision für alle Beteiligten sehr gewinnbringend war, die Studierenden das Angebot stark angenommen haben (19 von 34 Studierenden) und dieses auch in Zukunft gerne wahrnehmen möchten. Die Themenfelder in den Supervisionsgruppen umspannten nahezu alle Ebenen. Diese Kooperation mit externen Supervisor/innen soll, nachdem die Frage der Finanzierung geklärt ist, in jedem Fall fortgesetzt werden.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass im Rahmen der Lehrveranstaltung „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“ kooperative Lehr- und Arbeitsformen eingesetzt werden, um

• Rahmenkonzepte mit den Inhalten der Lehrveranstaltung zu erstellen und gemeinsame Arbeitsformen festzulegen, diese umzusetzen und zu reflektieren (Kooperation zwischen den beteiligen Hochschulen)

• Verbindung zur Schulpraxis herzustellen, Rückmeldung der Praxispädagog/inn/en zu ermöglichen (Kooperation LVA-Leiter/innen und Praxispädagog/inn/en an den Schulen)

• eine Verzahnung mit der Fachdidaktik zu erreichen und gemeinsame Arbeitsaufträge zu formulieren (Kooperation der Bildungswissenschaften mit Fachdidaktiker/innen)

• die Idee des Flipped-Classrooms zu forcieren und ein geeignetes Lernarrangement innerhalb der LVA „Weiterentwicklung der Professionskompetenz“ einzusetzen (Kooperation mit dem Zentrum für Lernende Schulen)

• bei der Begleitung des persönlichen Entwicklungsziels zu unterstützen, den Reflexionsprozess anzuregen und in Kleingruppen an diesen zu arbeiten (Kooperation der JKU-LVA-Leiter/innen mit Supervisor/innen)

 

Positionierung des Lehrangebots

Bachelorstudium Lehramt Sekundarstufe Allgemeinbildung im Verbund Mitte am Standort Oberösterreich

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Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2019 nominiert.
Ars Docendi
2019
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
Di Dr Mag Michael Himmelsbach, MA
Linz School of Education, Abteilung für Bildungsforschung
+4324687258
Nominierte Person(en)
Michael Himmelsbach
Linz School of Education, Abteilung für Bildungsforschung
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Kommunikation/Plattform für Lehrende
  • Digitalisierung
  • Sonstiges
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften