Fachhochschule St. Pölten GmbH
Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten
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Forschungslabor PC3 – Primary Care in the Center of the Community I GeSo Orth

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Das zweijährige Lehrforschungsprojekt widmet sich der Entwicklung eines Konzepts zur Primärversorgung aus und in der Mitte des Gemeinwesens.

 

Ausgangslage

Die zunehmende Zahl älterer Menschen verbunden mit einer Reduktion von AllgemeinmedizinerInnen fu?hren zu einem Anstieg an nicht indizierten Hospitalisationen. Als Gegenmaßnahme werden in der Zielsteuerung Gesundheit Primärversorgungszentren (PVZ) geplant, die regional fu?r die Filterung von PatientInnen zuständig sind und ärztliche, pflegerische und sozialarbeiterische Betreuung niedrigschwellig anbieten bzw. koordinieren sollen.

 

Ziele und Anliegen

 

Das Forschungslabor mit Masterstudierenden der Sozialen Arbeit geht den Fragen nach, ob und in welcher Form ein geplantes Primärversorgungszentrum auch u?ber unmittelbare Aspekte der Reaktion auf gesundheitlicher Anliegen hinaus, eine Rolle in Bereich der Prävention darstellen kann.

• In wie weit und auf welche Weise kann ein solches Zentrum Teil eines Gemeinwesenzentrums mit einer größeren Breite an Aufgaben und Aktivitäten sein bzw. werden?

• Welche sozialen, kommunikativen und soziale Netzwerke fördernden Ansätze können kombiniert werden?

• Wie kann vermieden werden das ein solches Zentrum neu auf die „gru?ne“ Wiese gebaut wird, sondern statt dessen zB durch Verwendung von zentral gelegenen Leerstandsobjekten räumlich und sozial im Herzen des Gemeinwesens / der lokalen Community bleibt?

• Mit welchen Methoden können lokale Interessenspartner*innen und regionale Kostenträger zur Kooperation gewonnen werden?

 

Auf Basis der Beantwortung dieser und weiterer Fragen sollen

a) ein konkret Konzept für ein Gesundheits- und Gemeinwesenzentrum in Orth an der Donau

b) ein Handbuch zur Entwicklung von Konzepten für Gesundheits- und Gemeinwesenzentrum

erstellt werden.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Im Rahmen eines 4-semestriges Forschungslabors im Masterstudiengang Soziale Arbeit an der FHStP wird ein Konzept für ein Gesundheits- u. Gemeinwesenzentrum in der Gemeinde Orth/Donau entwickelt. Zusätzlich wird ein Handbuch zur Entwicklung von Konzepten für Gesundheits- u. Gemeinwesenzentren erstellt, das als Unterstützung und Leitfaden für ähnliche Projekte in anderen Orten dienen u. somit Nutzen über die konkreten Planungen für Orth/Donau erzielen soll.

Das Projekt wird im Auftrag u. in Kooperation mit Gemeindevertreter*innen u. unter Einbeziehung aller Stakeholder umgesetzt. Die Studierenden lernen neben der Vertiefung v. Fachkenntnissen rund um Gemeinwesenarbeit, Primärversorgung u. verwandten Themengebieten, die Umsetzung eines Auftragsprojekts angewandter Forschung in einer realen Situation.

Ausgehend von einem Briefing durch Gemeindevertreter*innen u. der Erhebung eigener Vorerfahrungen und Kompetenzen wurden mittels der Projektentwicklungsmethode „Dragon Dreaming“ wichtige Eckpunkte und Meilensteine des Entwicklungsprojekts definiert. Im Laufe der Lehrforschung kamen eine Vielzahl an Erhebungs-, sowie Bürger*innen-Beteiligungsmethoden zum Einsatz, die sich die Studierenden für u. im Rahmen des Projekts aneigneten.

Literaturrecherche u. die Analyse von Best-Practice-Beispielen aus dem In- und Ausland, inkl. zweier Exkursionen nach Finnland u. UK, ergänzen das Material, aus dem schließlich ein Konzeptvorschlag für das geplante Zentrum in Orth/Donau erarbeitet wird.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The course is part of the Masters programme in Social Work and encompasses 4 semesters of intense research training involving a concrete research and development project that is designed to develop a concept for a health and community centre for the Austrian town Orth an der Donau.

In addition, a handbook on „how to develop“ such a concept will be published in order to serve as a guideline for the development of similar projects elsewhere.

The project has been commissioned by and will be developed in cooperation with the local council of Orth an der Donau and will also involve relevant stakeholders and interested citizens.

The students involved will broaden their specialist knowledge in community development, primary healthcare and related topics and learn how to implement a concrete research project.

In a briefing session with members of the local council using existing experiences and competencies in the group, a project plan was developed, which follows the steps of the “Dragon Dreaming” project-development method.

During the course of the project, a range of diverse research and participation methods will be applied, which will make it possible for the students to become familiar with the relevant methods.

Nähere Beschreibung des Projekts

Das zweijährige Lehrforschungsprojekt widmet sich der Entwicklung eines Konzepts zur Primärversorgung aus und in der Mitte des Gemeinwesens.

 

Ausgangslage

Die zunehmende Zahl älterer Menschen verbunden mit einer Reduktion von AllgemeinmedizinerInnen fu?hren zu einem Anstieg an nicht indizierten Hospitalisationen. Als Gegenmaßnahme werden in der Zielsteuerung Gesundheit Primärversorgungszentren (PVZ) geplant, die regional fu?r die Filterung von PatientInnen zuständig sind und ärztliche, pflegerische und sozialarbeiterische Betreuung niedrigschwellig anbieten bzw. koordinieren sollen.

 

Ziele und Anliegen

Das Forschungslabor mit Masterstudierenden der Sozialen Arbeit geht den Fragen nach, ob und in welcher Form ein geplantes Primärversorgungszentren auch u?ber unmittelbare Aspekte der Reaktion auf gesundheitliche Anliegen hinaus, eine Rolle im Bereich der Prävention spielen kann.

• In wie weit und auf welche Weise kann ein solches Zentrum Teil eines Gemeinwesenzentrums mit einer größeren Breite an Aufgaben und Aktivitäten sein bzw. werden?

• Welche sozialen, kommunikativen und soziale Netzwerke fördernden Ansätze können kombiniert werden?

• Wie kann vermieden werden, dass ein solches Zentrum neu auf die „gru?ne“ Wiese gebaut wird, sondern stattdessen zB durch Verwendung von zentral gelegenen Leerstandsobjekten räumlich und sozial im Herzen des Gemeinwesens / der lokalen Community bleibt?

• Mit welchen Methoden können lokale InteressenspartnerInnen und regionale Kostenträger zur Kooperation gewonnen werden?

 

Auf Basis der Beantwortung dieser und weiterer Fragen sollen

c) ein konkret Konzept für ein Gesundheits- und Gemeinwesenzentrum in Orth an der Donau

d) ein Handbuch zur Entwicklung von Konzepten für Gesundheits- und Gemeinwesenzentren

erstellt werden.

 

 

Umsetzung in der Lehrveranstaltung

In der Lehrveranstaltung wird ein vielfältiges didaktisches Design mit folgenden Elementen umgesetzt:

 

Projektauftakt und -management

 

Erhebung von Vorkenntnissen, Erfahrungen, Skills und Motivation:

Bereits im Vorfeld, sowie im Rahmen der ersten Präsenzphase des Projekts wurden Vorkenntnisse, Erfahrungen und nützliche Skills, sowie die jeweilige konkrete Motivation der beteiligten Studierenden anhand von Forenbeiträgen, Postern erhoben.

Von den Studierenden vorbereitete Kurzinputs zu zentralen thematischen Aspekten sorgten für erste inhaltliche Einblicke ins Thema.

 

Mittels der Methode „Dragon Dreaming“ (Bosch 2017; www.dragondreaming.org) wurden sowohl individuelle als auch die gemeinsame Vision für das Projekt, sowie konkrete Ziele und Unterziele, und die zur Umsetzung notwendigen Handlungsschritte eruiert und in der Folge ein Projektplan erarbeitet. Die von Einsichten der Chaos- und Komplexitätstheorie, der Systemtheorie und uralten Weisheiten der Aborigines inspirierte Projektentwicklungsmethode Dragon Dreaming zeichnet sich dabei vor allem durch die das Planen und Umsetzen ergänzenden Projektelemente „Träumen“ und „Feiern“ aus, die auch als zentrale Motivatoren der Projektplanung und -umsetzung dienen.

 

 

Feldforschung und Bürger*innen-Beteiligung in Orth an der Donau

Im Rahmen mehrerer Vor-Ort-Präsenzphasen in Orth an der Donau wurden die für die Erhebungen wesentlichen Elemente der Feldforschung umgesetzt, darunter u.a. eine Sozialraumbegehung, Erhebung sozio-demographischer Daten, Gespräche mit dem zuständigen Arbeitskreis des Gemeinderats; Identifikation von und Expert*innen-Interviews mit relevanten Stakeholdern; teilnehmende Beobachtung an Gemeindeveranstaltungen;

All dies in enger Abstimmung mit Mitgliedern des Orther Gemeinderats und unter Anwendung einer Vielfalt von Methoden, sowohl der qualitativen Forschung als auch der Bürger*innen-Beteiligung.

Das in Form eines Bürger*innen-Rats und des darauffolgenden Bürger*innen-Cafés umgesetzte Bürger*innen-Beteiligungsverfahren sorgte für die direkte Involvierung interessierter Orther*innen und die Verankerung des Projekts in der Bevölkerung und stellte dabei sicher, dass die Ideen der potentiellen Nutzer*innen des geplanten Zentrums gleichberechtigt mit Fachexpertise und Praxiserfahrungen aus dem In- und Ausland in dessen Entwicklung einfließen.

 

Laufende Information aller Beteiligten und Interaktionen mit der interessierten Öffentlichkeit werden über einen eigenen Blog und eine Facebook-Seite zugänglich gemacht und ermöglicht.

 

 

Literatur- und Best-Practice-Recherchen im In- und Ausland, vielfältige Stakeholder-Kontakte

Das Projekt zeichnet sich auch durch umfassend Best-Practice-Recherchen im In- und Ausland und vielfältige Kontakte zu allen relevanten Stakeholdern im Feld aus.

Diese wurden von Studierenden und Lehrenden gemeinsam identifiziert; im Rahmen von zwei Auslandsexkursionen wurden wegweisende Praxis-Beispiele in Finnland und UK besucht und untersucht. Das in UK besuchte Vorbildprojekt „Bromley-by-Bow“ wurde zugleich Ort einer Expert*innen-Konferenz mit relevanten Stakeholdern und Fachexpert*innen aus Österreich und Großbritannien.

Wie im gesamten Projekt lern(t)en die Studierenden auch die für die Umsetzung eines derartigen Innovationsprojekts notwendigen Stakeholderkontakte und -diskussionen ganz konkret „by doing“.

Dies gilt auch für die Beteiligung an Konferenzen, wo ein Teil der Studierenden zum Projekt referierte, und Termine mit relevanten Entscheidungsträgern auf lokaler und nationaler Ebene, die von Studierenden und Lehrenden gemeinsam vorbereitet und absolviert wurden.

 

 

Resümee & Ausblick

 

Das Projekt zeichnet sich insbesondere durch die folgenden positiven Aspekte aus:

 

Innovation, Praxisnähe, paradigmatischer Charakter, Ergebnisorientierung

Gemeinsam wird im Rahmen des Projektes eine konkrete und reale Innovation verfolgt.

Erstmals wird dabei ein Gemeinwesen- und Gesundheitszentrum in einem partizipativen Forschungsprozess entwickelt, der als paradigmatisch für Nachfolgeprojekte gelten soll.

Insofern als es sich um ein real gewünschtes – und beauftragtes – Projekt handelt, steht auch die Ergebnis-Orientierung außer Streit.

Die Studierenden stehen dabei den Projektauftraggeber*innen, darüber hinaus aber auch den durch die Beteiligungsverfahren involvierten Bürger*innen „im Wort“, sie „produzieren“ für deren Bedürfnisse, nicht für die Schublade.

 

Methodenvielfalt

Im Rahmen der Lehrforschung wurde und wird eine große Vielfalt nicht nur an Methoden qualitativer Sozialforschung, sondern auch an Bürgerbeteiligungs-Verfahren und Zugängen zu Verhandlungen mit Entscheidungsträgern vermittelt, wie sie zur Realität derartiger Entwicklungsprojekte gehören.

 

Studierendenzentrierung

Von Beginn an wurden spezifische Erfahrungen und Kenntnisse, sowie Skills und Talente der Studierenden bestmöglich in die gemeinsame Forschung einbezogen.

Rücksicht wurde dabei auch auf die jeweilige Lebenssituation der Studierenden (z.B. berufliche Anforderungen, geographische Nähe und Distanz zum Forschungsort) und individuelle Interessenslagen genommen.

 

Kompetenzorientierung und Service Learning

Die Verbindung von Theorie und Praxis ist in diesem Projekt evident. Zugänge der Sozialarbeitsforschung, aber auch Theorien zu Primärversorgung und Gesundheitsfragen im weitesten Sinne werden im Hinblick auf die praktische Relevanz für die Umsetzung eines Gemeinwesen- und Gesundheitszentrums überprüft und angewandt.

Mit Blick auf den konkreten Beitrag zu einer besseren gesundheitlichen und sozialen Versorgung eines Gemeinwesens handelt es sich dabei auch um ein Projekt des Service Learnings.

 

Weiterführende Links (maximal 3 Links)

Das Projekt wird von den Studierenden im Rahmen eines Blogs sowie einer Facebook-Seite laufend dokumentiert:

Blog: orth.gemeinwesenzentrum.at

FB: www.facebook.com/GeSoOrth/

 

Optional, wenn es sich um ein bereits umgesetztes Projekt handelt:

Welcher Mehrwert hat sich aus dem Projekt/der Maßnahme ergeben?

• Förderung von Schlüsselkompetenzen der Lernenden wie kreative Planungs- und Kooperationsfähigkeit, partizipatives Arbeiten, Eigenständigkeit

• Sehr praxisorientiertes Lernen im Rahmen eines innovativen Projekts und dabei die Möglichkeit zu wegweisenden Entwicklungen im sowohl Sozial- als auch Gesundheitssektor beizutragen.

• Förderung der Fähigkeit zu Meta-Reflexion und Verallgemeinerungen im Hinblick auf das über das konkrete Konzept hinausgehende Handbuch, das den Prozess des eigenen Arbeitens und Lernens nachvollziehbar und in adaptierter Form „wiederholbar“ macht.

• Projektergebnisse, die auch für weitere Lehrforschungsprojekte Vorbildwirkung haben und die Umsetzbarkeit von Auftragsforschung im Rahmen der Lehre belegen.

Positionierung des Lehrangebots

Durchgängige Lehrforschung vom 1. bis 4. Semester im Masterstudiengang Soziale Arbeit

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2018 nominiert.
Ars Docendi
2018
Kategorie: Forschungs- und kunstgeleitete Lehre, insbesondere die Förderung von kritischem Denken, Dialogorientierung, Methodenkompetenz
Ansprechperson
FH-Prof. DSA Mag. (FH) Dr.PhDr. Christoph Redelsteiner, MSc
Department Soziales
+43 676 847 228 556
Nominierte Person(en)
FH-Prof. Mag. Dr. Michaela Moser
Department Soziales
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften