Fachhochschule Campus Wien
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Legal Tech Hackathon

Würdigung der Jury

In der Kategorie „Kooperative Lehr- und Arbeitsformen“ wird der Ars Docendi – Staatspreis für exzellente Lehre in diesem Jahr an eine beeindruckende hochschulübergreifende und interdisziplinäre Lehrveranstaltung für Studierende der Informatik des FH Campus Wien und Studierende der Rechtswissenschaften der Universität Wien vergeben. Die 2018 als Lehrprojekt ins Leben gerufene Kooperation zwischen beiden Hochschulen ermöglicht es Studierenden auf großartige Weise, bereits im Studium in fachübergreifenden Teams an realen Herausforderungen aus ihrer späteren beruflichen Praxis zu arbeiten, und reagiert damit auf die Tatsache, dass juristische Handlungen heute zunehmend automatisiert erfolgen (sog. legal tech). Um dies bereits im Studium zu thematisieren, wurde das inzwischen fest in den Lehrplan integrierte Lehrkonzept des „Legal Tech Hackathon“ entwickelt.

Im Rahmen eines Hackathons – einem Event, in dem kollaborativ und in kurzer Zeit innovative Softwarelösungen für reale Problemstellungen entstehen – finden Studierende beider Fächer sich in interdisziplinären Teams zusammen, um digitale Lösungen für (zukünftige) juristische Fragen zu entwickeln. Hierbei werden sie nicht nur von Lehrenden der Fächer, sondern auch von Expertinnen und Experten aus der Wirtschaft begleitet. Letztere ermöglichen, dass an realistischen Problemen gearbeitet werden kann, und sichern dadurch nicht nur die Relevanz der Inhalte der Veranstaltung ab, sondern verstärken auch die Übertragbarkeit des Gelernten auf die spätere Berufspraxis. So verwundert es nicht, dass die hier bearbeiteten Ideen bereits in erste Start-Ups gemündet sind – eine Chance, die strukturell durch Fördermöglichkeiten beider beteiligten Hochschulen unterstützt wird und die den Stellenwert der Lehrveranstaltung für beide Institutionen unterstreicht.

Das hier ausgezeichnete Beispiel kooperativer Lehre besticht insbesondere durch sein wohlreflektiertes und ausgereiftes didaktisches Design, das es dem Team der Lehrenden auch ermöglichte, die Veranstaltung in Zeiten der Pandemie problemlos auf ein Online-Lehr-Setting zu übertragen. Die Jury ist überzeugt, dass das hier ausgezeichnete Lehrkonzept auch in Zukunft maßgeblich dazu beitragen wird, das Lernen der Studierende beider Fächer nachhaltig zu bereichern.

Dr.in Angelika Thielsch
Georg-August-Universität Göttingen

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Die Hochschulausbildung im Allgemeinen und insbesondere im Bereich der Informatik entwickelt sich kontinuierlich weiter, da sich Erwartungen an das Qualifikationsprofil von Absolvent*innen ändern. Grundsätzlich setzt sich das Qualifikationsprofil aus Fachkenntnissen und sozialen Kompetenzen zusammen. Die Lehrplanrichtlinien der Association for Computer Machinery (ACM) und des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) zielen darauf ab, die Fachkenntnisse im Informatik-Bereich auf die hinter den Trends stehenden Veränderungen abzustimmen. Beispielhaft sind der zunehmende interdisziplinäre Charakter der Informatik sowie die wachsende Rolle von Big Data und Künstlicher Intelligenz in den Informatik-Lehrplänen zu nennen. Bei den sozialen Kompetenzen liegt der Schwerpunkt auf Teamarbeit, dem Bewusstsein der Bedürfnisse von Endbenutzer*innen und dem Verständnis der Domäne einer Softwarelösung.

In den Rechtswissenschaften gibt es parallele Entwicklungen. Auch dort werden zunehmend die Fähigkeit, in interdisziplinären Teams zu arbeiten und das Verständnis von Methoden, Zielen und Bedürfnissen von Vertreter*innen anderer Fachgruppen gelehrt und erwartet. Studierende müssen immer öfter schnell auf fachfremde Herausforderungen methodisch korrekt und überzeugend reagieren können. Dabei werden Informatikkenntnisse und digitale Kompetenzen immer relevanter.

In einer kooperativen, kollaborativen und interdisziplinären Lernumgebung können Studierende durch die Zusammenarbeit mit Studierenden aus einer anderen Domäne neue Denkansätze erfahren und unterschiedliche Perspektiven zu einem Thema erhalten. Teambasierte, interdisziplinäre Ansätze helfen den Studierenden, den Wert eines breiten Spektrums an Fähigkeiten, unterschiedlichen Persönlichkeiten und verschiedenen Studien-/Empiriehintergründen zu erleben. Ein Format für eine kooperative Lernumgebung sind Hackathons. Ein Hackathon ist ein innovationsförderndes, problemorientiertes Brainstorming-Event im Bereich der Softwareentwicklung, bei dem sich Menschen zusammenfinden, um prototypische Anwendungen zu entwickeln und intensiv zusammenzuarbeiten. Viele Unternehmen nutzen Hackathons, um neue Produkte und Dienstleistungen zu testen und neue Ideen zu generieren.

In Kooperation zwischen der Universität Wien und der FH Campus Wien wird seit dem Sommersemester 2018 jährlich der „Legal Tech Hackathon“ veranstaltet, an dem Jus-Studierende der Universität Wien und Informatik-Studierende der FH Campus Wien an digitalen Lösungen für juristische Problemstellungen arbeiten. Bei diesem Lehr-Lernkonzept verfolgen wir folgende Ziele: Förderung von interdisziplinärem und projektbasiertem Lernen, die praktische Anwendung und Vertiefung von erworbenen theoretischen Kenntnissen und technologischen Kompetenzen, unternehmerisches Denken bei Studierenden, die Verbindung grundlagenwissenschaftlicher mit anwendungsnahen Kompetenzen, und Verständnis des österreichischen und europäischen Rechtsinformationsmarkts.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Interdisziplinarität und das Verständnis von Methoden, Zielen und Bedürfnissen von Vertreter*innen anderer Domänen werden sowohl in Informatik als auch rechtswissenschaftlichen Berufsfeldern zunehmend von Absolvent*innen eines Studiums erwartet. Um diese Fähigkeiten zu fördern, wurde an der Universität Wien und der FH Campus Wien ein hochschulübergreifendes Lehrveranstaltungskonzept im Bereich Legal Tech entwickelt. Im Rahmen des „Legal Tech Hackathons“ arbeiten Jus-Studierende der Universität Wien und Informatik-Studierende der FH Campus Wien in fachübergreifenden Teams an interdisziplinären Fragestellungen, unter Betreuung von wissenschaftlichen Expert*innen und Expert*innen aus der Privatwirtschaft. Dabei werden für juristische Probleme digitale Lösungen kollaborativ erarbeitet. Die Ergebnisse und Evaluierungen dieser Lehrveranstaltung zeigen ein hohes Engagement und hohe Zufriedenheit bei den Studierenden beiden Hochschulen. Es wurden auch bereits mehrere Start-Ups durch diese Lehrveranstaltung gegründet. Das Lehrveranstaltungskonzept wurde bereits in weiteren Lehrveranstaltungen repliziert.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Interdisciplinarity and the understanding of methods, goals and needs of representatives of other domains are increasingly expected from graduates in both computer science and law-related professional fields. In order to promote these skills, a cross-university course concept in the field of legal tech was developed at the University of Vienna and the FH Campus Wien. Within the framework of a Legal Tech Hackathon, law students of the University of Vienna and computer science students of the FH Campus Wien work in interdisciplinary teams on interdisciplinary issues, under the supervision of scientific experts and experts from the private sector. Digital solutions for legal problems are developed collaboratively. The results and evaluations of this course show a high level of commitment and satisfaction among the students of both universities. Several start-ups have already been founded as a result of this course. The course concept has been replicated in several other courses.

Nähere Beschreibung des Projekts

Seit etwa 1999 hat sich der Begriff „Hackathon”, eine Wortschöpfung aus „Hacken” und „Marathon” etabliert. Dabei entwickeln Teilnehmer*innen aus der Soft- und Hardware-Branche Projekte und erstellen funktionierende Prototypen. In den genannten Branchen kommt die Methode „Hackathon” sowohl zur Weiterentwicklung kommerzieller Produkte als auch für das Auffinden neuer, kreativer Lösungsansätze für bestehende Problemstellungen zum Einsatz. Für Jurist*innen ist diese Art der Zusammenkunft bis vor wenigen Jahren unüblich gewesen. Doch seit Legal Tech, die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung von juristischen Tätigkeiten, in die rechtswissenschaftliche Arbeit vordringt, nimmt die Anzahl solcher kollaborativer Veranstaltungen auch im juristischen Kontext zu. Dabei geht es einerseits um die Entwicklung von Ideen im Rechtsinformationsmarkt, andererseits um eine rasche Vorabklärung von rechtlichen Chancen und Risiken einer Entwicklungsidee im Feld.

Der gemeinsame „Legal Tech Hackathon“ der FH Campus Wien und der Universität Wien zielt in diese Richtung und soll die Wahrnehmung von Legal Tech bei Informatik-Studierenden stärken, sowie ein Bewusstsein für das einhergehende Potenzial der Zusammenarbeit von angehenden Jurist*innen und Informatiker*innen schaffen. Die Erstellung der Lernziele erfolgte unter Berücksichtigung der Lehrplanrichtlinien der Association for Computer Machinery (ACM) und des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) [1].

Der Kompetenzerwerb für unsere Lehrveranstaltung „Legal Tech Hackathon“ fokussiert auf die folgenden Lernergebnisse:

Nach Abschluss der Lehrveranstaltung sind die Studierenden in der Lage,

  • zielorientiert und kooperativ in interdisziplinären Teams zu arbeiten, einschließlich organisierter Planung, Zeitmanagement, Kommunikation zwischen den Teammitgliedern und domänenübergreifendem Wissenstransfer, um gemeinsam ein verwertbares Produkt zu erschaffen.
  • Eine rechtliche Erstbewertung im Hinblick auf juristische Chancen und Risiken der Produktidee vorzunehmen.
  • interdisziplinäre Anforderungen zu erfassen, zu dokumentieren, und zu analysieren.
  • eine Anforderungsspezifikation in ein implementierbares Design im Rahmen eines strukturierten Prozesses zu übersetzen.
  • einen Applikationsprototypen gemäß Spezifikation zu implementieren.
  • grundlagenwissenschaftliche mit anwendungsnahen Kompetenzen zu verbinden.
  • den österreichischen und europäischen Rechtsinformationsmarkts zu analysieren und zu erklären.
  • die domänenübergreifenden Implikationen der Implementierung zu verstehen und zu erläutern.
  • die finalen Projekte in das multiprofessionelle Branchenumfeld einzuordnen und vor einer interdisziplinären Jury zu präsentieren.

Um diese fachlichen und fachübergreifenden Lernziele zu erreichen, entwickelten wir das vorliegende domänenübergreifende, kooperative Lehrveranstaltungskonzept. Der Hackathon bietet Jurist*innen und Informatiker*innen die Möglichkeit zusammenzuarbeiten, um sich komplexen juristischen Herausforderungen zu stellen. Die Studierenden beider Hochschulen lernen von den unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen der jeweils anderen und können so ihre eigenen Fähigkeiten erweitern. Das Konzept fordert Studierende auf, kreativ zu denken und innovative Lösungen zu entwickeln. Die Studierenden können dabei ihre Fähigkeiten im Bereich der Problemlösung und des kreativen Denkens verbessern und neue Ansätze und Methoden kennenlernen. Die theoretischen und methodischen Kenntnisse, die im Rahmen des jeweiligen Studiums erworben wurden, werden in die Praxis umgesetzt. Dies dient sowohl zur Festigung und Vertiefung der vorhandenen Kompetenzen als auch zur Verbindung erworbener grundwissenschaftlicher mit anwendungsnahen Kompetenzen.

Der Aufbau der Lehrveranstaltung ist in vier Phasen gegliedert:

  • Kick-off (Auftaktveranstaltung, Dauer 2 Lehreinheiten (LE))
  • Online-Kollaboration (Ideenfindung und Teambildung, typischerweise 5-8 Wochen)
  • Hackathon (2 Tage, jeweils von 9h00 bis 21h00, bzw. Open End)
  • Abschlusspräsentationen (Pitching) (4 LE)

Beim Kick-off sind, neben den teilnehmenden Studierenden der beiden Fachrichtungen, auch immer zahlreiche interessierte Vertreter*innen von Firmen, Start-up Initiativen und Institutionen mit Fokus Legal Tech eingeladen und anwesend. In den Jahren 2020 und 2021 wurde der Kick-off aufgrund der Covid-19 Regulierungen nur im Online-Modus abgehalten. Um auch weiterhin einen möglichst niederschwelligen Zugang von externen Expert*innen zu ermöglichen, wird die Kick-off Veranstaltung seither in hybrider Form durchgeführt. Dadurch haben sowohl externe Expert*innen als auch Studierende, die aus terminlichen oder anderen Gründen nicht vor Ort an der Startveranstaltung teilnehmen können, die Möglichkeit, am Hackathon teilzunehmen. Die externen Firmenvertreter*innen stellen beim Kick-off kurz bereits umgesetzte Legal Tech Projekte vor und liefern auch Projektideen für den Hackathon. Damit wird der, für die Studierende oftmals noch diffuse, Begriff „Legal Tech” konkretisiert und die Aufgabenstellung greifbarer. Im Anschluss ist Zeit für Diskussionen der Studierenden mit den Firmenvertreter*innen, den Lehrenden und den Studierendengruppen untereinander eingeplant. Dabei werden stets bereits konkrete Projektideen besprochen und die ersten Projektteams gebildet.

Die Aufgabenstellung für die Studierenden ist bewusst offen gestaltet:

  • Wie lässt sich juristische Arbeit besser als bisher unterstützen?
  • Wie/wo kann Technologie den Zugang zum Recht verbessern?
  • Welche Start-up-Idee lässt sich realisieren?

Nach dem Kick-off startet die Phase der Online-Kollaboration. Dafür wird allen Teilnehmer*innen des „Legal Tech Hackathons“ eine gemeinsame Online-Plattform zum Austausch von Projektideen und zur Gruppenbildung zur Verfügung gestellt. Diese Online-Phase erstreckt sich über eine Dauer von typischerweise 5 bis 8 Wochen (abhängig von den Stundenplänen der Universität Wien und der FH Campus Wien). Über diese Online-Plattform sind sowohl die externen Expert*innen, als auch die Lehrenden beider Hochschulen für die Studierenden erreichbar.

Die Studierenden müssen bis zum Beginn des eigentlichen Hackathons gemischte Teams aus Jurist*innen und Informatiker*innen, mit maximal 3 Informatiker*innen pro Team und mit gleichmäßiger Verteilung der Jurist*innen über die Teams. Die finale Einteilung erfolgt zu Beginn des Hackathons. Aktuell ist die Anzahl der Teilnehmenden auf jeweils 20 Studierende der Rechtswissenschaften und 20 Informatik-Studierende beschränkt. Aufgrund der steigenden Nachfrage planen wir die Teilnehmendenzahl in den nächsten Jahren zu erhöhen. Jedes Team agiert als Start-up. Dementsprechend sind auch Business-Cases für die Projektideen auszuarbeiten, Markforschung hinsichtlich bereits bestehender, vergleichbarer Umsetzungen am Markt durchzuführen und rechtliche Einschätzungen des Vorhabens vorzunehmen.

Der eigentliche Hackathon ist für 2 volle Tage angesetzt und startet mit einer gemeinsamen Brainstorming Session, die ebenfalls in hybrider Form (vor Ort und Online-Teilnahmemöglichkeit) durchgeführt wird. Hier werden Projektideen von den Studierenden vorgestellt, und bei Bedarf auch weitere Ideen von den Lehrenden und externen Expert*innen eingebracht. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die meisten Teams erfahrungsgemäß bereits um konkrete Projektideen gruppiert. Die Vorstellung und kurze Diskussion der Projektideen stellt sicher, dass alle Teams an unterschiedlichen Projekten mit ausreichendem Innovationsfaktor arbeiten.

Für die Ausarbeitung der Projektidee und des dazugehörigen funktionsfähigen Prototyps bestehen darüber hinaus keine Einschränkungen, auch nicht hinsichtlich zu verwendender Technologien. Neben eventuellem Mitbewerb, durch bereits bestehende Produkte am Markt, müssen auch alle rechtlichen Implikationen der Lösung, wie beispielsweise hinsichtlich Markenschutzrecht und Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), mitberücksichtigt und ausgearbeitet werden. Der aktuelle Status aller Projekte wird an beiden Tagen von den Studierenden mehrfach präsentiert und verteidigt. Das Lernziel des domänenübergreifenden Wissenstransfers wird durch vertauschte Rollen zu einem Präsentationstermin adressiert. Dabei erklären die Studierenden einer Domäne den jeweils anderen Projektanteil, d.h. Jus-Studierende den technischen und Informatik-Studierende den juristischen Aspekt. Die externen Expert*innen und Lehrenden begleiten den Hackathon sowohl vor Ort als auch online.

Nach den beiden Hackathon-Tagen haben die Studierenden ein bis zwei Wochen (abhängig von den Stundenplänen der beiden Hochschulen) Zeit, ihre Projekte und Präsentationen zu konsolidieren.

Die Lehrveranstaltung endet mit den Abschlusspräsentationen (Pitching) und Verteidigungen der Projektteams vor einer domänenübergreifenden Jury, zusammengesetzt aus Lehrenden beider Hochschulen und ausgewählten externen Expert*innen. Die Studierenden stellen dabei in einer vorgegebenen Dauer ihre Projekte vor. Mitberücksichtigt müssen dabei sein:

  • das Geschäftsmodell,
  • alle relevanten juristischen Implikationen,
  • die technologische Umsetzung inklusive Demonstration des Prototyps und
  • Ausblick auf eine mögliche reale Implementierung im Markt (geschäftlich, juristisch und technologisch).

Die Bewertung der Projekte erfolgt nach folgenden Kriterien:

  • Innovation,
  • Geschäftsmodell,
  • Darstellung aller relevanten rechtlichen Aspekte,
  • Technologischer Schwierigkeitsgrad und
  • Niveau der Ausarbeitung des Prototyps.

Die Lernergebnisse werden getrennt für jede Domäne bzw. Hochschule beurteilt.

Das Siegerteam bekommt die Möglichkeit, das Projekt im Rahmen von Fachkonferenzen und/oder Interviews auf Social Media Kanälen (Ars Boni, siehe Linkliste) zu präsentieren. Darüber hinaus wird für eventuell geplante Umsetzungen Start-up Hilfe von der Universität Wien und der FH Campus Wien angeboten. Drei Projekte (2018: „RIS+”, 2020: „Hate Free Net”, 2022: „myLegalMatch”) wurden bisher nach dem Abschluss des „Legal Tech Hackathons“ als Start-ups weitergeführt (siehe Linkliste).

Durch die Einbindung von Firmenvertreter*innen und externen Expert*innen aus der „Legal Tech”-Branche dient die Lehrveranstaltung auch als direkte Schnittstelle zum Arbeitsmarkt.

Das Konzept des Hackathons als Lehrveranstaltung ist sowohl vor Ort, hybrid, als auch online durchführbar. In den Sommersemestern 2020 und 2021 wurde der „Legal Tech Hackathon“ aufgrund bestehender Lockdowns ausschließlich online durchgeführt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse flossen 2022 in die Durchführung in hybrider Form ein. Ein hybrider Modus ermöglicht mehr Flexibilität für Studierende, Lehrende und externe Expert*innen, und hat uns dazu veranlasst, diese Form auch weiter beizubehalten. Die Bereitstellung kollaborativer Online-Werkzeuge ermöglicht den interdisziplinären Austausch der Studierenden untereinander, mit den Lehrenden und mit externen Expert*innen, ortsunabhängig und zeitlich flexibel.

[1] Computing Curricula 2020 “Paradigms for Global Computing Education”, Association for Computing Machinery, New York NY, United States, dl.acm.org/citation.cfm

Nutzen und Mehrwert

Der Mehrwert für die Studierenden ist die Gelegenheit, im Rahmen einer Lehrveranstaltung über den Tellerrand ihrer eigenen Studiendomäne hinauszublicken und sich mit anderen Fachgebieten zu beschäftigen. Durch den interdisziplinären Ansatz können Studierende unterschiedlichste Denkweisen und Techniken kennenlernen sowie Ideen und Lösungen entwickeln, die sie in ihrem eigenen Studienfach nicht in Betracht gezogen hätten. Ein Hackathon bietet dazu eine einzigartige Gelegenheit, neue Ideen auszutauschen, die manchmal sogar unerwartete Lösungen hervorbringen können. Darüber hinaus testen und festigen die Teilnehmer*innen beim Hackathon ihre eigenen Fähigkeiten zur Zusammenarbeit und Kommunikation und erweitern ihre Netzwerke und Kontakte, die sie später für die Umsetzung ihrer Ideen nutzen können.

Die Studierenden bekommen Unterstützung für die Weiterführung ihrer Projekte durch das Start-up Service der FH Campus Wien und das Digital Entrepreneurship Innovation Lab der Universität Wien.

Nach der Ausarbeitung und Implementierung des Konzepts beschränkt sich der Aufwand für die Vorbereitung der Lehrveranstaltung für Lehrende im Wesentlichen auf die Organisation der Termine, Räumlichkeiten und Einladung der externen Expert*innen. Die Beurteilung der einzelnen Projekte und Projektabgaben erfolgt während der Abschlussveranstaltung. Die Betreuung während der Ausarbeitungsphase ist aufwändig und zeitintensiv, gibt den Lehrenden aber auch Einblick in die eingesetzten Strategien und Prioritätensetzung der Studierenden bei der Aufgabenlösung. Mit diesen Erkenntnissen können zukünftige Lehrveranstaltungskonzepte an die sich stätig verändernden Bedürfnisse von Studierenden angepasst werden.

Nachhaltigkeit

Die Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht der Universität Wien und dem Studiengang Computer Science and Digital Communications (CSDC) der FH Campus Wien wurde im Rahmen der Curriculums-Weiterentwicklung von CSDC, durch die Einführung des Faches IT-Recht, gestartet. Aus dieser Kooperation ergab sich die Idee einer gemeinsamen innovativen Lehrveranstaltung für die Studierenden der Rechtswissenschaften und der Informatik. Der „Legal Tech Hackathon“ wurde 2018 erstmals durchgeführt. Die durchwegs positiven Resonanzen der Studierenden und der Firmenvertreter*innen gaben den Ausschlag, die Lehrveranstaltung dauerhaft im Lehrbetrieb zu verankern. Die Kooperation der beiden Institute wurde mit dem Fach Legal IT Aspects auf den Masterstudiengang Software Design and Engineering an der FH Campus Wien ausgeweitet.

Dissemination/Transfer

Das Konzept des Hackathons wurde nach der erstmaligen Durchführung des „Legal Tech Hackathons“ auch bereits in weiteren Lehrveranstaltungen an der FH Campus Wien verankert.

Im Fach Mobile App Development im 4. Semester des Bachelorstudiengangs Computer Science and Digital Communications (CSDC) wird zu Beginn der Übungen ein Hackathon-Event durchgeführt, mit den Zielen der Unterstützung der Teambildung, der Entwicklung und Bewertung von kreativen Software-Projektideen über persönliche Interaktion und Steigerung der Motivation der Studierenden, ihre Ideen zu verwirklichen.

Die Lehrveranstaltung Advanced Software Development im 1. Semester des Masterstudiengangs Software Design and Engineering an der FH Campus Wien wird mit einem Hackathon abgeschlossen. Studierende haben hier die Möglichkeit, das erworbene Wissen und die Kompetenzen praktisch einzusetzen und zu festigen.

Ein weiterer domänenübergreifender Hackathon ist an der FH Campus Wien ab dem Wintersemester 2023/24 mit Studierenden des Masterstudiengangs Tax Management des Departments Verwaltung, Wirtschaft, Sicherheit, Politik und den Informatikstudierenden des Bachelorstudiengangs Computer Science and Digital Communications geplant. Auch für diesen interdisziplinären Hackathon haben bereits externe Firmenvertreter*innen Interesse und Teilnahmebereitschaft bekundet.

Für die anstehende Curriculumsüberarbeitung des Bachelorstudiengangs CSDC ist eine Implementierung des Lehrkonzepts „Interdisziplinärer Hackathon” als reguläre Pflichtlehrveranstaltung geplant. Studierenden soll die Wahl zwischen unterschiedlichen domänenübergreifenden Hackathons geboten werden. Geplant sind, neben den bestehenden Hackathons Legal Tech und Tax Management, Kooperationen mit den Departments Gesundheit, Angewandte Pflegewissenschaft und Soziale Arbeit der FH Campus Wien.

Institutionelle Unterstützung

Die Umsetzung des „Legal Tech Hackathons“ wurde durch die Bereitstellung von Lehrenden und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, Räumlichkeiten und finanzieller Unterstützung bei der Versorgung der Studierenden während des Hackathons, sowohl vom Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht der Universität Wien als auch vom Studiengang Computer Science and Digital Communications der FH Campus Wien, von Beginn an unterstützt.

Unterstützung bei der Evaluierung des Konzepts und bei der Studierendenbefragung erhielten wir vom Teaching Support Center der FH Campus Wien.

Das Rektorat der FH Campus Wien hat den „Legal Tech Hackathon“ von Beginn an aktiv, durch Teilnahmen an den Abschlussfeiern und Jurybeteiligungen, begleitet.

Das Start-up Service der FH Campus Wien und das Digital Entrepreneurship Innovation Lab der Universität Wien unterstützen Studierende bei der weiterführenden Umsetzung ihrer Projektideen.

Positionierung des Lehrangebots

Der „Legal Tech Hackathon“ findet seit 2018 jährlich im Sommersemester in Kooperation des Studiengangs Computer Science and Digital Communications der FH Campus Wien mit dem Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht der Universität Wien statt. Die Lehrveranstaltung hat jeweils einen Umfang von 3ECTS (2SWS). An der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien steht die Lehrveranstaltung im Diplomstudium Rechtswissenschaften in den Wahlfachmodulen „Computer und Recht”, und „Technologierecht (Technik und Wissenschaft)” zur Auswahl. An der FH Campus Wien ist der „Legal Tech Hackathon“ als Freifach im 4. oder 6. Semester der Bachelorstudiengänge Computer Science and Digital Communications (CSDC), Vollzeit und berufsbegleitend, wählbar. Das Lehrangebot richtet sich an der Universität Wien prinzipiell an alle Studierenden der Rechtswissenschaften (>10.000), an der FH Campus Wien an alle Studierenden im 4. und 6. Semester des Studiengangs CSDC (aktuell 245).

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
Gewinner 2023
Kategorie: Kooperative Lehr- und Arbeitsformen
Ansprechperson
FH-Prof. Dipl.-Ing. Heimo Hirner
FH Campus Wien, Computer Science and Digital Communications
+43 1 606 68 77-2140
Nominierte Person(en)
FH-Prof. Dipl.-Ing. Heimo Hirner
FH Campus Wien, Computer Science and Digital Communications
Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Forgó
Universität Wien, Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht
FH-Prof.in Mag.a Dr.in Sigrid Schefer-Wenzl, MSc BSc
FH Campus Wien, Computer Science and Digital Communications
FH-Prof. DI Dr. Igor Miladinovic
FH Campus Wien, Computer Science and Digital Communications
Bernhard Taufner, BSc, MSc
FH Campus Wien, Computer Science and Digital Communications
Leon Freudenthaler, BSc MSc
FH Campus Wien, Computer Science and Digital Communications
Themenfelder
  • Digitalisierung
  • Erfahrungslernen
  • Kooperationen in der Lehre
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften
  • Wirtschaft und Recht