Fachhochschule Salzburg GmbH
Urstein Süd 1, 5412 Puch

Gynäkologische Zytologie goes digital

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Die gynäkologische Zytologie ist sogar für gesundheitswissenschaftliche Begriffe ein Thema das viel Fingerspitzengefühl braucht. Die PAP-Abstriche die Aussagen liefern über das Vorhandensein von Krebserkrankungen und deren Vorstufen im weiblichen Genitalbereich müssen sehr gewissenhaft durchgeführt werden. Dabei ist sowohl die theoretische Kenntnis wie auch die praktische Fähigkeit diese veränderten Zellen zu erkennen, eine wichtige Grundlage in dieser Lehrveranstaltung. Die Herausforderung liegt einerseits in der Vermittlung eines Themas welches nicht für jede*n zugänglich ist, da nur die weiblichen Geschlechtsorgane betroffen sind, und anderseits in der großen Komplexität dieses Themas. Um beide Faktoren mit einander zu vereinen und alle Studierenden mitzunehmen braucht es ein hervorragendes Konzept mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Das Ziel dieses Projektes war es klassische Unterrichtsansätze mit digitalen Lösungen zu ergänzen um das selbstständige, individuelle Lernen zu ermöglichen. Solche Tools stehen im Moment, abhängig vom Fachbereich, nicht oder kaum zur Verfügung. Deswegen war die Entwicklung einer eigenständigen App durch die Lehrende dieser Lehrveranstaltung die einzige Möglichkeit eine maßgeschneiderte Lernmethode zu verwirklichen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die Vortragende hat durch ein sehr offenes Lernklima in ihrem Unterricht das Fach der Gynäkologischen Zytologie zu einem der Lieblingsfächer am Studiengang Biomedizinische Analytik der FH Salzburg gemacht. Die Verwendung von klassischen Lernmethoden mit interaktiven Elementen im Labor und am Diskussionsmikroskop werden mit einer selbst-entwickelten App ergänzt, um die zytologischen Bilder auch zu Hause anzuschauen und bewerten zu können. Diese App wurde von der Lehrenden geschaffen um direkt aus dem klinischen Laboralltag auffällige oder diskussionswürdige Fälle aufzugreifen und als praktische Beispiele den Studierenden als Lernmaterial zur Verfügung zu stellen. Die einzelnen Bilder wurden in der App von den Studierenden bewertet und jeweils der Krankheitsgrad definiert. Danach wurdejeder Fall aufgelöst und die richtige Bewertung gezeigt. So entstand ein direkter Feed-backmechanismus, welcher das Lernergebnis und die Lernmotivation stark positiv beeinflusst hat.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The instructor created a learning environment in the field of gynecological cytology that strongly motivated the students and made this subject to one of their favorite subjects at the degree course for Biomedical Sciences at the Salzburg University of Applied Sciences. Classical learning methods with interactive elements in the lab and at the teaching microscope were combined with a self-designed learning app that allowed the students to evaluate the microscopic images at home in self-study. This app was created by Mrs. Panholzer to directly use the daily observed clinical cases that showed unusual and interesting results. These cases were digitally presented to the students who could evaluate the microscopic slides and define the level of disease. Afterwards the correct evaluation of the slides was shown. This resulted in a direct feedback loop and strongly improved the learning outcome and the motivation of the students.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die für die gynäkologische Zytologie verwendete Lernmethoden gliedern sich in mehrere Teile. Nur das Zusammenspiel der unterschiedlichen Teile, macht den Unterricht so effektiv und attraktiv. Neu ist, dass dieses Fach eine digitale Komponente bekommen hat, welche unter Punkt 4 beschrieben wird.

  1. Theoretischer Input: die Basisinformationen werden in einem eher klassischen Setting mittels Vorträgen vermittelt. Während dieser Vorträge besteht, schon rein auf Grund des Themas der gynäkologischen Zytologie (sexuell übertragbare Krankheiten, Krebsfrüherkennung), ein großer Bedarf an Diskussion und die Studierenden haben eine Vielzahl an Fragen. Solche Fragen können immer gerne gestellt werden und werden von der Lehrenden fachkundig beantwortet.
  2. Praktische Durchführung im Labor: Die Vortragende macht mit den Studierenden Abstriche im Labor und übt mit ihnen die Färbung nach Papanicolaou (PAP). Diese praktische Durchführung ist für jene Stu-dierende, die vom „learning by doing“ am meisten profitieren, von großem Vorteil.
  3. Mikroskopische Begutachtung der Präparate: Dieser Teil nimmt einen großen Anteil in der Lehrver-anstaltung ein. Die Studierenden sollen lernen die normalen Zellen von den veränderten Zellen zu un-terscheiden. Dieser Unterschied ist manchmal sehr gering und nicht einfach zu detektieren. Neben dem individuellen Mikroskopieren, wird auch ausführlich am Diskussionsmikroskop, mit 10 Personen gleichzeitig, das gleiche Präparat bewertet. Dadurch entsteht ein Austausch, welcher sowohl den theoretischen wie auch den praktischen Inhalten zu Gute kommt. Neben den von den Studierenden eigens gefärbten Präparaten, nimmt die Vortragende auch anonyme Präparate direkt aus ihrer Praxis mit. Diese zeigen das gesamte Spektrum an zellulären Veränderungen und die unterschiedlichen Ergebnisse werden dadurch gleichzeitig behandelt. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass gerade die Inklusion von Fallbeispiele mit realen Krankheitsbildern die Studierenden sehr interessiert und somit den Lernerfolg eindeutig steigert.
  4. Neben diesen 2 eher klassischen Herangehensweisen, hat die Vortragende zusammen mit der Abteilung für eLearning von der FH Salzburg GmbH vergangenes Jahr eine Lern-App mit zytologischen Fallbeispielen bestückt, wobei zytologische Bilder mit Fragen kombiniert wurden. Dieses Tool wird verwendet um die gewonnenen Informationen im Selbststudium zu vertiefen, da Laborarbeit durch die Notwendigkeit der Ausstattung (in diesem Fall die Mikroskope) per se nicht viel Möglichkeit zum Selbststudium gibt. Die App greift tagesaktuelle auffällige oder diskussionswürdige Fallbeispiele aus dem Laboralltag auf und stellt sie den Studierenden als Lernmaterial zur Verfügung. Die Fälle können von den Studierenden bewertet und die Krankheitsgrade definiert werden. Jeder Fall wird im Anschluss gelöst und die richtige Bewertung gezeigt. So entsteht ein direkter Feedbackmechanismus, welcher das Lernergebnis und die Lernmotivation stark positiv beeinflusst. Mittels dieser App wird eine wichtige Brücke zwischen praktischer Arbeit und theoretischem Lernen geschlagen. Diese Initiative sowie die positiven Rückmeldungen der Studierenden haben dazu geführt, dass nun auch in anderen Bereichen eine Digitalisierung der mikroskopischen Präparate geplant ist, um diese in den Unterricht zu integrieren (z.B. im Bereich der Hämatologie und Histologie).

Nutzen und Mehrwert

Dieses Projekt hat zu einer Lernerleichterung geführt. Erfahrungsgemäß besteht ein Unterschied innerhalb der Studierendengruppe in der Lerngeschwindigkeit in diesem Bereich, sowie auch beim Mikroskopieren im Allgemeinen. Die Verwendung der App ermöglicht es Studierenden die mehr und regelmäßige Wiederholungen brauchen, diese auch zu bekommen. Außerdem hat das gesamte sehr abwechslungsreiche Lernangebot dazu geführt, dass die Studierenden ein eindeutig besseres Verständnis für dieses Spezialgebiet der biomedizinischen Analytik entwickelt haben.

Nachhaltigkeit

Diese Methoden werden nachhaltig am Studiengang Biomedizinische Analytik der FH Salzburg eingesetzt und sogar erweitert. Ein Nachfolgeprojekt, finanziert durch den FH-Salzburg internen Zukunftsfonds wurde genehmigt. Damit wird das digitale Lernangebot in der Zytologie erweitert und steht auch anderen Fachbereichen (z.B. Histologie, Hämatologie) zur Verfügung.

Dissemination/Transfer

Dieses Konzept wird sicher auch für andere Studiengänge von Interesse sein. Wir stehen in regelmäßigem Austausch mit anderen gesundheitswissenschaftlichen Fachhochschulen und werden es dort auch präsentieren. Außerdem kooperieren wir mit der deutschen Firma PreciPoint, die eine Plattform für digitalisierte medizinische Bilddateien zur Verfügung stellt. Auch in diesem Rahmen ist eine erweiterte Kooperation angedacht, die dann auch über die Österreichische Grenzen hinaus gehen würde.

Institutionelle Unterstützung

Das Projekt würde mittels einer App, deren Grundlagen von der eLearning Abteilung der FH Salzburg GmbH zur Verfügung gestellt wurde, initiert und durchgeführt. Die eLearning Abteilung der FH Salzburg hat das Projekt auch mitbetreut. Dieser Erfolg hat jetzt in ein Lehrprojekt im Rahmen des Zukunftsfonds geführt, welches eine Weiterführung garantiert.

Positionierung des Lehrangebots

Bachelor

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Lernergebnisorientierte Lehr- und Prüfungskultur
Ansprechperson
FH-Prof. Priv.-Doz. Dr. Geja Oostingh
Studiengang Biomedizinische Analytik
050 2211-1410
Nominierte Person(en)
Silvia Panholzer
Studiengang Biomedizinische Analytik, Fachhochschule Salzburg GmbH
Themenfelder
  • Erfahrungslernen
  • Infrastruktur/Lehrmaterialien
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Digitalisierung
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften