Lebendige Feedbackkultur am FH-Masterstudiengang Militärische Führung

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Gem. Fachhochschulgesetz §2 Absatz 3 sind hochschulische Bildungseinrichtungen verpflichtet, eine Qualitätssicherung in der Lehre zu implementieren. Dadurch nimmt die Bildungseinrichtung ihre Verantwortung gegenüber ihren Studierenden wahr, welche Bildung und Ausbildung erwarten, die dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechen und ihnen gute Startchancen für ihre berufliche Zukunft bieten. Auch erwarten die Studierenden, dass sie ihr Studium in angemessener Zeit abschließen können. In diesem Zusammenhang bedeuten Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung in der Lehre, die inhaltlichen Ausbildungsstandards aber auch die Organisation von Lehre und Studium ständig zu überprüfen und zu verbessern. Dabei müssen Studierende wie auch Lehrende gleichermaßen miteinbezogen werden.

Die Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften im Allgemeinen sowie der FH-Masterstudiengang Militärische Führung im Speziellen haben sich zum Ziel gesetzt, eine Sicherung sowie Verbesserung der Qualität der Lehre durch eine lebendige Feedbackkultur auf breiter Basis zu gewährleisten. Es werden dazu alle Studierenden sowie das gesamte Lehr- und Forschungspersonal eingebunden. Dieser strukturierte Austausch steht im Dienste der Qualitätskultur, die sich dadurch auszeichnet, dass die Angehörigen des Studienganges sich gemeinsam über Ziele und Zielerreichung in einem offenen, von Partizipation und Vertrauen geprägten Kommunikationsprozess, verständigen.

Durch einen zielgerichteten Einsatz verschiedenster Methoden und Instrumente sollen festgelegte Betrachtungskriterien analysiert werden. Die Ergebnisse dieser Evaluierung werden transparent kommuniziert, damit im Wege eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses die betroffenen Abläufe optimiert werden können. Ziel ist jedenfalls die Sicherstellung einer kompetenzorientierten, hochschulischen Lehre.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Eine lebendige Feedbackkultur am FH-Masterstudiengang Militärische Führung gewährleistet eine Sicherung sowie Verbesserung der Qualität der Lehre. Durch eine breite Einbindung aller relevanten Akteure sowie durch einen zielgerichteten Einsatz verschiedenster Methoden und Instrumente werden Erkenntnisse generiert, welche wiederum in eine Weiterentwicklung der Lehre einfließen.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

A lively feedback culture at the University of Applied Military Sciences Master's degree programme in Military Leadership ensures that the quality of teaching is secured and improved. Through the broad involvement of all relevant stakeholders and the targeted use of a wide range of methods and instruments, findings are generated which in turn flow into the further development of teaching.

Nähere Beschreibung des Projekts

Die gelebte Feedbackkultur im Rahmen des FH-Masterstudienganges Militärische Führung wird durch institutionalisierte, lehrveranstaltungsinterne und informelle Maßnahmen sichergestellt.

Institutionalisierte Maßnahmen:

Langfristige Änderungs- bzw. Adaptierungsmöglichkeiten erfolgen durch institutionalisierte Qualitätssicherungsmaßnahmen. Diese sind: (1) Studentische Evaluierung, (2) Rückmeldungen des Lehr- und Forschungspersonals, (3) Shadowing, (4) Qualitätszirkel, (5) Abschlussreflexion.

Die studentische Evaluierung wird bezogen auf die jeweilige Lehrveranstaltung durchgeführt. Durch diese haben die Studierenden die Möglichkeit anonym sowie automationsunterstützt eine qualifizierte Rückmeldung beispielsweise über die vermittelten Inhalte oder die didaktische Herangehensweise zu geben. Bemerkenswert ist die relativ hohe Rücklaufquote von fast 90 Prozent. Die Auswertung der Evaluierung erfolgt durch die Studiendirektion und fließt in den semesterweise durchgeführten Qualitätszirkel ein.

Analog zu den studentischen Rückmeldungen wird auch das Lehr- und Forschungspersonal eingebunden. So werden die jeweiligen Lehrenden mit Ende ihres Lehrauftrittes der Lehrveranstaltung über inhaltliche und organisatorische Verbesserungsmöglichkeiten befragt. Auch diese Ergebnisse fließen quasi als Spiegelung der studentischen Evaluierung in den Qualitätszirkel ein.

Jede bzw. jeder Leitende einer Lehrveranstaltung ist verpflichtet, einmal pro Studienjahr nachweislich eine Fachkollegin bzw. einen Fachkollegen (critical friend) in einer Lehreinheit im Sinne des shadowing zu begleiten und ihr bzw. ihm eine entsprechende Rückmeldung zu geben.

Der Qualitätszirkel mit den Studierenden das zentrale Instrument zur Schaffung von Transparenz durch eine aktive Einbindung der Studierenden. Dieser wird mindestens einmal pro Semester bzw. anlassbezogen durchgeführt, um mögliche Problemfelder mit direktem oder auch mit indirektem Bezug zur Lehrveranstaltungen offenzulegen. Durch diese kumulative Ergänzung der studentischen Lehrveranstaltungsbewertung entsteht ein präziseres Gesamtbild, welches solidere und konkretere Maßnahmen ermöglicht. In einem ersten Schritt werden durch die Studiendirektion die studentischen Evaluierungen präsentiert. Daran anschließend haben die Lehrenden die Möglichkeit dazu Stellung zu nehmen. In weitere Folge werden mögliche Maßnahmen zur Qualitätssteigerung im Wege des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses gemeinsam beurteilt. Diese können z.B. sein: Schulungsbedarf für Lehrende, Anpassung des Semesterablaufs, Adaptierung der Lehrveranstaltung. Gegebenenfalls werden auch durch den Studiengangsleiter Ausschüsse eingesetzt, wenn die Problemstellung vielschichtiger ist. Alle diesbezüglichen Maßnahmen werden im Protokoll des Qualitätszirkels bzw. im Semesterabschlussbericht dokumentiert, um in weiterer Folge die Zielerreichung überprüfen zu können.

Die abschließende Reflexion findet am Ende des -Masterstudienganges Militärische Führung statt. Durch die Einbindung von Studierenden, dem Lehr- und Forschungspersonal sowie der Studiengangsdirektion ist eine breite und umfassende Sicht gewährleistet. Die Durchführung erfolgt nach dem Wesen des Lessons Identified/Lessons Learned Prozesses, welcher in Streitkräften etabliert ist. Ziel ist es Verbesserungsvorschläge für die Weiterentwicklung des Studienganges zu erarbeiten.

Lehrveranstaltungsinterne Maßnahmen:

Kurzfristige lehrveranstaltungsinterne Qualitätssicherungsmaßnahmen werden durch die bzw. den Lehrenden in Form des One-Minute-Paper oder der Teaching Analysis Poll gesetzt. Voraussetzung für diese Maßnahmen ist, dass die Lehrveranstaltung nicht zu stark geblockt ist, denn die Ergebnisse der Zwischenauswertung sollen in der zweiten Hälfte der Lehrveranstaltung noch umsetzbar sein.

Das One-Minute-Paper ist eine Methode, die es einerseits Studierenden ermöglicht, den Unterrichtsstoff zu reflektieren und die andererseits von Lehrenden genutzt werden kann, um ihren Unterricht zu evaluieren. Am Ende einer Unterrichtsstunde werden die Studierenden gebeten, für sich selbst vier Fragen zu beantworten:

  1. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie bisher gewonnen haben?
  2. Welche Fragen sind offen geblieben?
  3. Was hat mir gefallen?
  4. Was würde ich ändern?

Die Fragen sind innerhalb sehr kurzer Zeit schriftlich zu beantworten, wobei drei bis fünf Minuten dafür eingeräumt werden sollten. Die bzw. der Lehrende sammelt die Kurztexte ein, wertet sie aus und geht zu Beginn der nächsten Unterrichtseinheit auf die offenen Fragen ein. Die Kommentare der Studierenden ermöglichen einen genauen Einblick in Lernprozesse und Verständnisschwierigkeiten.

Ungefähr in der Mitte der Lehrveranstaltung wird ein Termin für die Durchführung der Teaching Analysis Poll festgesetzt. An diesem Termin verlässt die bzw. der Lehrende die Lehrveranstaltung 30 min vor Ende. Die Studierenden beantworten in Kleingruppen drei Fragen:

  1. Wodurch lernen Sie in dieser Lehrveranstaltung am meisten?
  2. Was erschwert Ihr Lernen in dieser Lehrveranstaltung?
  3. Was kann dazu beitragen, Ihr Lernen in dieser Lehrveranstaltung zu verbessern?

Die Ergebnisse werden gesammelt, besprochen und die mehrheitsfähigen extrahiert. Es folgt ein Treffen mit der bzw. dem Lehrenden, um sie bzw. ihn über die Rückmeldungen der Studierenden zu informieren. Gemeinsam wird geklärt, wie auf die Rückmeldungen der Studierenden eingegangen wird. Wichtig ist, in der darauffolgenden Lehrveranstaltungseinheit mit den Studierenden über die Rückmeldungen zu sprechen und bei Bedarf gemeinsam Veränderungen zu beschließen.

Informelle Maßnahmen:

Ein wesentlicher Baustein sind aber auch informelle Treffen bzw. Gespräche zwischen den Studierenden und Lehrenden. Hier können in ungezwungener Atmosphäre Herausforderungen angesprochen werden, um diese einer Lösung zuzuführen.

Nutzen und Mehrwert

Die Durchführung aller Methoden führt nachweislich zu einer Qualitätsverbesserung der Lehre. So können kurzfristige, im Zuge einer Lehrveranstaltung, aber auch langfristige, beispielsweise die Adaptierung des Studienplanes, Maßnahmen eingeleitet werden, um Herausforderungen oder Probleme einer entsprechenden Lösung zuzuführen.

Besonders der Qualitätszirkel hat sich bewährt. Hier erfolgt eine gemeinsame, offene und ehrliche Präsentation und Diskussion von Problemfeldern. Die Einbindung der Studierenden erfolgt partnerschaftlich und auf Augenhöhe mit der Studiengangsleitung bzw. den Lehrenden. Dadurch kann ein Mehrwert für alle Personengruppen erzielt werden.

Der wesentliche Mehrwert für Studierende:

  • Einbringen der Sichtweise der Studierenden
  • Einbringen von Vorschlägen zu Qualitätssicherung bzw. -steigerung
  • Mitarbeit bei gesetzten Maßnahmen

Der wesentliche Mehrwert für Lehrende:

  • Weiterentwicklung der individuellen Lehrfähigkeit

Der wesentliche Mehrwert für die Studiengangsleitung:

  • Differenzierte Sichtweisen fließen in den Prozess der Qualitätssicherung ein

Nachhaltigkeit

Durch die aktive Mitwirkung von Studierenden an der Qualitätssicherung der Lehre konnten wertvolle und fruchtbringende Erkenntnisse gewonnen werden, welche wiederum in die Weiterentwicklung der Lehre Einzug gefunden haben.

Dieses Projekt wird bei den folgenden Masterstudiengängen fortgesetzt.

Dissemination/Transfer

Studierende am FH-Masterstudiengang werden im 1. Semester über die Möglichkeit der Mitwirkung an bestimmten institutionalisierten Qualitätssicherungsmaßnahmen informiert. Weiters wird aus dem Kreis der Studierenden eine Kontaktperson für den Qualitätsbeauftragten des FH-Masterstudiengang Militärische Führung namhaft gemacht. Diese steuert in weiterer Folge die studentische Evaluierung.

Auch neu hinzukommende Lehrende werden in die Qualitätssicherungsmaßnahmen eingewiesen und geschult sowie angehalten an diesen aktiv mitzuwirken.

Institutionelle Unterstützung

Die Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften hat sich selbst in einem ihrer Strategieleitsätze folgendes zum Ziel gesetzt: „Wir zielen auf hohe Qualität der Lehre; im Zentrum steht ihre permanente Verbesserung.“ Dieses Ziel wird durch die dargestellten und auch praktisch angewendeten Maßnahmen erfüllt. Seitens der Hochschulleitung werden auch die erforderliche Ressourcen für die Weiterentwicklung der Lehrenden bereitgestellt.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2023 nominiert.
Ars Docendi
2023
Kategorie: Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Ansprechperson
Andreas Alexa, Prof.(FH) Mag.
Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften
+43 50202 10 28230
Nominierte Person(en)
Andreas Alexa, Prof.(FH) Mag.
Fachhochschule für angewandte Militärwissenschaften
Themenfelder
  • Rund ums Evaluieren der Lehre
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften