Paul-Ehrlich-Contest Vorbereitung

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Der Paul-Ehrlich-Contest ist ein jährlicher Diagnostikwettbewerb, der in Berlin veranstaltet wird.

Im Contest werden 5 verschiedene Disziplinen behandelt:

Blickdiagnostik: Die Teams haben 30 Sekunden Zeit die korrekte Diagnose aus einem einzelnen Bild/Video/Audioaufnahme zu erkennen.

Differentialdiagnostik: 3-4 verschiedene Befunde eines Patienten werden vorgezeigt, anhand derer die Teams plausible Differentialdiagnosen erkennen und beschreiben sollten, sowie weiterführende diagnostische Optionen und Therapiemöglichkeiten auflisten.

Diagnostik: Eine Fallvignette wird vorgezeigt. Die Teams haben nacheinander die Möglichkeit eine spezifische Diagnostik anzufordern. Nach Präsentation des Untersuchungsbefunds darf das anfordernde Team auflösen oder an das nächst Team weitergeben.

Multiple Choice Fragen: Die Teams müssen MC-Fragen aus unterschiedlichsten Studienjahren beantworten.

Praktische Aufgaben: Die Teams müssen eine praktische Aufgabe vor einem Jurymitglied durchführen. Diese können aus allen medizinischen Bereichen kommen. Von Herzdruckmassage bis zur Laparoskopie am Simulator oder Ultraschalluntersuchung ist alles möglich.

 

Seit 2016 nimmt das TeamInnsbruck der Medizinischen Universität Innsbruck auch an diesem Contest teil und bereitet sich regelmäßig darauf vor. Dazu haben wir bereits in meiner Studienzeit ein Wahlfach begonnen, das Peer-to-Peer basiert spielerisch die Grundlage für die Vorbereitung auf diesen Contest bietet.

Ziel dieses Wahlfachs ist es die TeilnehmerInnen bestmöglich auf den Contest vorbereitet werden, indem sie ihr Wissen erweitern und ihr klinisches Verständnis schärfen, während sie gleichzeitig ihre Fähigkeiten zur Moderation und Präsentation verbessern und dabei den Spaß und die Freude am Lernen und Lehren in der Medizin entdecken.

Hierbei versuchen wir eine offene und unterstützende Kurskultur zu etablieren, die gleichzeitig den kompetitiven Charakter fördert, indem sie den Fokus auf Teamwork und positives Feedback legt.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Der Paul-Ehrlich-Contest ist ein jährlicher Diagnostikwettbewerb, der in Berlin veranstaltet wird.

Alle Universitäten dürfen ein deutschsprachiges Team aus 5 Studierenden + 1 Betreuer zum Contest schicken wo sie sich verschiedenen Herausforderungen in einer 3-stündigen Vorrunde und einem 5-stündigen Finale anderen Teams stellen.

5 Disziplinen testen Wiedererkennungsfähigkeit, Wissen, Transferfähigkeit, Differentialdiagnostik und praktische Fähigkeiten.

In unserem Kurs benutzen wir eine standardisierte Strukturen und Abläufe um Inhalte zu besprechen, die für Contest und Alltag relevant sind. Wir laden auch Spezialisten unterschiedlicher Fachgebiete zur Supervision ein.

Dieser Kurs ist eine studentisch geführte Veranstaltung, die nicht nur ein peer-to-peer Lernen/Lehren ermöglicht, sondern auch aufgrund der spielerischen Gestaltung Spaß macht und Teamwork belohnt.

Ich glaube, dass großes medizinisches Wissen und brilliantes Teamwork an den Tag gelegt werden muss um im Contest zu bestehen. Daher ist eines unserer Ziele für diesen Kurs die TeilnehmerInnen darauf vorzubereiten das bestmögliche Team für den Contest zu formen, indem eine Plattform zur Verfügung gestellt wird, die zur Wissenserweiterung, klinischen Denkfähigkeit und zur Verbesserung von Präsentationsfähigkeiten genutzt werden kann während sie ein offenes, unterstützendes Umfeld bietet um freien Ideenaustausch unter sich und mit anderen Universitäten zu ermöglichen.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The Paul-Ehrlich-Contest (PEC) is an international, diagnostic contest of the Charité Berlin for medical students.

All universities can send a German speaking team of 5 students + 1 trainer to the contest, where they will encounter different challenges in a 3h preliminary round and a 5h final against other teams.

There are 5 different disciplines in this contest that test recognition speeds, disease knowledge, differential diagnostics, transfer skills and practical skills

We use a standardized structure and course of action for most sessions using content, that is relevant to the contest and to real life. We invite specialists from different medical fields to supervise. But most importantly this course is led by students allowing for a supervised peer-to-peer learning/teaching experience that not only is fun, due to gamification of the content, but also rewards teamwork.

I believe that to excel in the contest a team must display 2 things: great general knowledge in medicine and brilliant teamwork.

One of the main goals of this course is to prepare its participants to form the best possible team to compete in the Paul-Ehrlich Contest by giving the students a platform to expand their knowledge, improve clinical reasoning, work on presentation skills, promote an open and empowering environment, freely exchange ideas and approaches through networking with other universities, incentivize competitive students and explore the fun side of medicine and studying.

Nähere Beschreibung des Projekts

Kursstruktur

Mindestens 15 Kurstage/Semester à 1,5h/Woche sind geplant. Die Tage sind thematisch strukturiert, aber es besteht immer die Möglichkeit nach bedarf zu Tauschen oder Themen zu ändern, sodass immer auf die aktuellen Bedürfnisse und Wünsche der TeilnehmerInnen eingegangen werden kann.

Eine Hälfte einer Session ist geplant und thematisch strukturiert, die andere jedoch ist variabel und frei adaptierbar.

Jede Hälfte enthält mindestens einen Fall und eine Blickdiagnosereihe mit ca. 10-15 Blickdiagnosen.

 

Kursinhalte

Der geplante Teil ist einem spezifischen Thema gewidmet, das nach Wunsch und bedarf einige Wochen zuvor ausgewählt wird, sodass sich die TeilnehmerInnen auf das grobe Fachgebiet vorbereiten können.

Im Contest kommen viele Fälle und Bilder aus Endokrinologie, Toxikologie, Autoimmunkrankheiten, sowie Radiologie und Dermatologie vor. Daher konzentrieren wir uns auch auf diese Inhalte, um die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen zu steigern.

Der variable Teil fokussiert mehr auf das Üben erlernter Diagnosealgorithmen, Methoden, praktische Aufgaben und auf die Wiederholung bekannter oder oft vorkommender Diagnosen, meist aus anderen Blickwinkeln (andere Symptomatik, klinische Ausprägung oder Labor-/Bildbefunde).

Studierende aus allen Jahren nehmen am Wahlfach teil, sodass wir im Wintersemester viel Wert auf edukative Inhalte legen, die diagnostische Prinzipien lehren oder bewährte klinische Denkalgorithmen aufzeigen.

Im Sommersemester hingegen wird der Schwerpunkt auf kompetitive, spielerisch gestaltete Sessions gelegt, die die Studenten auf Erkennungsgeschwindigkeit und Genauigkeit drillt.

 

Kursablauf

Am Anfang jeder Session werden die TeilnehmerInnen in 3-5 Gruppen mit Studierenden aus allen Semestern geteilt. Jede Gruppe erhält einen Spiele-Buzzer, den sie für schnelle Antworten nutzen kann.

Normalerweise wird zur Einstimmung mit einer Blickdiagnostikreihe begonnen. Die Studierenden haben bis zu 30 Sekunden Zeit die auf dem Bild gezeigte Diagnose zu nennen. Im Anschluss wird der Befund auf dem Bild erklärt oder in der Gruppe besprochen.

Danach folgt meist ein Fall zur Diagnostik. Hierbei stellt der Vortragende eine Fallvignette vor. Die Teams können sich kurz besprechen, bevor das erste Team eine beliebige Diagnostik anfordern muss. Wenn das Team eine Diagnose stellt, erhalten sie eine beträchtliche Anzahl Punkte. Sollte das Team nicht antworten wollen ist das nächste Team dran. Wenn der Fall nach 3-4 Runden nicht gelöst wurde wird er aufgelöst.

Nach Diagnosestellung oder Auflösung wird der Fall ausführlich in der Gruppe besprochen. Hierbei wird versucht die bestmöglichen Vorgehensweisen zu erläutern und Lösungsstrategien für ähnliche Fälle gemeinsam in einer Diskussion zu erarbeiten.

Bei klinischer Relevanz werden gelegentlich auch Therapieoptionen besprochen, aber der allgemeine Fokus liegt eher auf Diagnostik.

 

Gelegentlich (ca. 1x/Monat) wird eine praktische Aufgabe organisiert um klinische Fertigkeiten wie Advanced Life Support, Katheteranlage, Ultraschall etc. zu üben.

 

Kursphilosophie

Der Glaube, dass der Schlüssel zu guter Motivation und damit zu guten Ergebnissen schlicht der Spaß an der Medizin ist eine Grundlage für diesen Kurs. Daher versuchen wir das Lernen auch der schwierigsten Themen spielerisch anzugehen.

Hierfür nutzen wir typische Elemente aus Gesellschafts- und Videospielen:

 

Aufgabenstellung

Klare Aufgabenstellungen, die in einer bestimmten Zeit absolviert werden müssen und welche aufeinander aufbauen trainieren die Qualifikationen und Problemlösungsfertigkeiten bei Transferaufgaben. Die Lerninhalte werden dadurch gleichzeitig mit einem positiven Erlebnis verknüpft was die Motivation aufrecht erhält.

 

Teamwork

Manche Fragestellungen sind so komplex, dass eine gemeinsame Problembearbeitung unvermeidbar ist. Das bringt die Gruppenmitglieder näher zusammen. Durch die Betonung von positivem Feedback, Spaß und respektvollem Verhalten im Kurs etabliert sich eine überwiegend positive Gruppendynamik

 

Kompetitivität

Ein sichtbarer Punktestatus und transparente Resultate aller TeilnehmerInnen verleiten zu kompetitivem Verhalten. Dieses Verhalten wird bewusst in Teamwork und Konstruktivität kanalisiert. Hierbei bleibt immer zu bedenken, dass dieses Konkurrenzdenken für manche Studierende eher als Hürde empfunden wird. Diese Studierenden können sich hier in einer sicheren und positiven Umgebung damit auseinandersetzen, um auch davon zu profitieren.

 

Vortragende und Vorbereitung

Über die Jahre hat sich die Konvention etabliert, dass die Teammitglieder des Vorjahres bei der Organisation im Folgejahr mithelfen.

Jedem/r KursteilnehmerIn wird die Möglichkeit geboten Fälle vorzubereiten und vorzutragen. Wenn kein Studierender Inhalte vorbereitet hat, schreite ich ein und präsentiere selbst. Aufgrund der hochqualitativen Beiträge und dem außerordentlichen Engagement ist das in den letzten 3 Jahren kaum vorgekommen.

Das Peer-to-Peer Konzept wird als Werkzeug genutzt, um die Studierenden vom Teilnehmer/in zum/r Mitgestalter/in zu erheben und damit das Engagement zu steigern.

 

Supervision

Ich supervidiere selbst jede Session, aber aufgrund der weiten Fachabdeckung und der resultierenden notwendigen Expertise ist das allein nicht zu bewältigen. Daher sitzen an den meisten Tagen andere, ehemalige Teammitglieder in der Session, die mittlerweile fertige Ärzte sind und helfen bei der Supervision.

Gelegentlich laden wir auch Gastvortragende aus allen Gebieten der Medizin, um Tipps zu geben wie bestimmte Krankheiten früh im diagnostischen Prozess erkannt werden können.

 

Teilnehmer

Aktuell nehmen 30-60 TeilnehmerInnen aus allen Semestern an jeder Session teil.

 

Klinikbegleitung

Jedem/r Teilnehmer/in wird die Möglichkeit gegeben mir oder einem der anderen ehemaligen Teammitglieder/innen im klinischen Alltag zu folgen und mitzuarbeiten. Diese Studenten erhalten eine Einführung in das Team und erhalten eigene Patienten, die sie supervidiert betreuen. Ein Debriefing erfolgt am Ende jeden Tages, um die Unterschiede zwischen Realität und dem Spiel im Contest zu diskutieren.

 

Herausforderung

Der Vortragende muss auf alle Situationen und Fragen gefasst sein. Dadurch wird viel Zeit in Recherche investiert und der Lerneffekt dadurch deutlich verstärkt. Viel fachübergreifendes Wissen notwendig, da sich viele Transferaufgaben in den Fragestellungen ergeben.

Nutzen und Mehrwert

Der größte Mehrwert ergibt sich für die Studierenden, die präsentieren. Die intensive Vorbereitung auf ein von ihnen gewähltes Thema, die selbstständige Lehrtätigkeit regt jeden Vortragenden an sich mit dem Themengebiet in größter breite auseinanderzusetzen und viel mitzunehmen.

Der Spaß sorgt dafür, dass die TeilnehmerInnen motiviert bleiben sich in ihrer Freizeit weiterzubilden.

Es wird eine freie Diskussionskultur zwischen Vortragenden, Kursteilnehmern und Betreuern etabliert, die nicht nur zu regem Wissensaustausch über die eigenen Fachgebiete hinaus führt, sondern auch die Hemmschwelle senkt Fragen zu stellen, die man in einer Vorlesung nicht stellen würde.

Die Herausforderung sorgt dafür, dass die Studierenden immer weiter danach streben besser zu werden.

Die Belastung ein so tiefgehendes interdisziplinäres Wahlfach zu halten wird auf viele Parteien verteilt, sodass sich eine Gemeinschaft dieser Herausforderung stellt und nicht ein einzelner Lehrender.

Die Organisatoren können hierbei sehr viel über Prozessoptimierung und Kommunikation lernen, denn es gilt immer viele einzelne Vortragende und Themengebiete zu koordinieren.

Nachhaltigkeit

Prinzipiell ist diese Veranstaltung auf jede offene Lehrveranstaltung übertragbar. Viele Universitäten bieten jetzt schon "Problemorientiertes Lernen" an. Wir haben eben dieses Konzept genommen und es mit spielerischem Charakter und freier Gestaltbarkeit verfeinert.

Es ist geplant dieses Projekt so lange anzubieten wie es Interessenten dafür gibt. Jedes Semester werden Vorschläge der TeilnehmerInnen umgesetzt und neue Ansätze ausprobiert.

Aufwand

Der größte Aufwand ist der zeitliche, denn die Vorbereitung von Fällen, die Suche von Blickdiagnosen und die Organisation der praktischen Aufgaben kann viel Zeit erfordern.

Die Kosten halten sich in grenzen, denn die Vortragenden sind entweder selbst Studierende oder Angestellte der medizinischen Universität. Wir nutzen die Infrastruktur der Universität.

Lediglich die Kosten für Teambuilding, wie T-Shirts, kleine Snacks oder eine kleine Weihnachtsfeier, sowie die Fahrt zum Veranstaltungsort für das Buzzer-Team wird von Seiten der Uni und ÖH getragen und belaufen sich auf ca 2000€, doch diese Kosten fallen nur an, wenn auch wirklich am Contest teilgenommen wird.

Positionierung des Lehrangebots

Das Lehrangebot steht richtet sich an alle Studierenden der Medizin. Die Teilnahme am Contest ist zwar eher semesterälteren Studierenden vorbehalten, aber jeder ist herzlich zur Vorbereitung eingeladen. Die Inhalte orientieren sich sowohl am Contest, als auch an gewünschten Lerninhalten.

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
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Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2022 nominiert.
Ars Docendi
2022
Kategorie: Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Ansprechperson
Dr. med. univ. Miar Ouaret
Universitätsklinik für Radiologie
0043 676 3717820
Nominierte Person(en)
Dr. med. univ. Miar Ouaret
Universitätsklinik für Radiologie
Dr. med. univ. Sebastian Sallaberger
Universitätsklinik für Innere Medizin IV
Lukas Gatterer
Medizinische Universität Innsbruck
Felix Öttl
Medizinische Universität Innsbruck
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  • Curriculagestaltung
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