Medizinische Universität Wien
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Wahlfach Onkologie - Fall-basiertes Erlernen von Diagnostik, Therapie und klinischem Management onkologischer Erkrankungen

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Krebserkrankungen zählen zu den häufigsten und tödlichsten Krankheiten in Österreich sowie weltweit. Durch die hohe Prävalenz und die Komplexität onkologischer Krankheiten stellen deren Diagnostik und Behandlung essentielle Lernziele im Studium der Humanmedizin dar. Die Vielfältigkeit dieser Erkrankungen erfordert stetige Erforschung, welche in den letzten Jahrzehnten zahlreiche rasante Fortschritte in der Therapie und damit verbundenen Verlängerung der Lebenserwartung der Patienten erzielte. Diese Innovationen der letzten Jahre spiegeln sich jedoch nur bedingt in der Lehre der Onkologie im Rahmen des Humanmedizinstudiums an der Medizinischen Universität Wien wider. Trotz Aktualisierung und Verbesserung des „Block 27 – Innere Medizin“ ist die onkologische Lehre nach wie vor im Studium unterrepräsentiert.

Es erreichen uns deshalb jedes Semester dutzende Anfragen von Studierenden mit der Bitte die onkologische Lehre weiter auszubauen und Klinik-bezogene Praktika zu etablieren. Aus diesem Grund haben wir ein „Wahlfach Onkologie“ mit Fall-basierten Lehreinheiten als interaktives Seminar aufgebaut, welches sowohl physisch als auch online abgehalten werden kann und damit auch im Rahmen der Covid-19 Pandemie ein praxisnahes Unterrichten über Webex ermöglicht.

Das Lehrveranstaltungsziel ist der Erwerb vertieften Wissens über die moderne Onkologie mit speziellem Schwerpunkt auf das Komplikationsmanagement sowie Therapie-assoziierte Nebenwirkungen im

Rahmen von Tumorerkrankungen. Weiters sollen die Studierenden die wichtigsten diagnostischen Verfahren und deren Indikationsstellung kennenlernen. Ein besonderer Fokus wird hierbei auf die Klinik- und Patient:Innen-bezogene Lehre gelegt, um die „Employability“ der Studierenden zu fördern.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Krebserkrankungen zählen zu den häufigsten und tödlichsten Krankheiten in Österreich sowie weltweit. Die akkurate Diagnostik sowie die Behandlung onkologischer PatientInnen stellen das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen. Neue Therapeutika unterscheiden sich sowohl in ihrer Wirkungsweise als auch in ihrem Nebenwirkungsspektrum von klassischen Chemotherapien, welche weiterhin das Rückgrat der Tumortherapie darstellen. Während Guidelines und Leitlinien vielfach die Wahl der Therapeutika im jeweiligen Tumorstadium klar festlegen, ist das Management von Nebenwirkungen aber auch von Tumor-assoziierten Komplikationen weiterhin eine Herausforderung. Die Vielzahl der PatientInnen sowie deren komplexes Management führen dazu, dass auch nicht-onkologisch tätige ÄrztInnen vielfach mit TumorpatientInnen konfrontiert sind, weshalb ein Basiswissen über die internistische Onkologie in allen medizinischen Bereichen immer essentieller wird.

Das neu etablierte „Wahlfach Onkologie“ ist aus 10 Einheiten zu je 2 akademischen Stunden (90min) aufgebaut, welche ein Klinik- und PatientInnen-bezogenes Lernen in den Fokus stellen. In den Einheiten wird onkologisches Basis-Wissen vermittelt, welches die TeilnehmerInnen zur aktiven Beteiligung an der Erarbeitung konkreter, klinischer Patientenfälle anregt. Die interaktiven Seminare dienen dazu den Studierenden praxisrelevantes, onkologisches Wissen zu vermitteln und sie so optimal für den klinischen Alltag vorzubereiten.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Malignant diseases are a major contributor to global disease burden and the second leading cause of death in Austria. Precise diagnostic and therapeutic options are a challenge for modern-day health care. Novel agents differ in both, their mechanism of action as well their toxicity spectrum from cytotoxic chemotherapies. However, cytotoxic agents still remain a backbone in the treatment of malignant diseases. While guidelines often provide specific treatment directions according to tumor stage, the management of both toxicities arising from those treatments as well as tumor-associated complications are challenges that quite often require an individualized approach. The management of these toxicities plays a major role in the daily work of clinical oncologists. At the same time, basic knowledge about medical oncology becomes an increasing necessity for physicians in every medical field due to rising patient numbers.

This elective course includes 10 lectures (90 minutes each) that focus on patient-care and clinical teaching. The objective of the course is to pass on basic oncological knowledge and skills, so students can participate in interactive case-discussions within the scope of these lectures. This interactive teaching enables students to gain clinically relevant knowledge and, thus, prepare them for their every-day clinical work as physicians.

Nähere Beschreibung des Projekts

Aufgrund der großen Nachfrage von Studierenden und der hohen klinischen Relevanz möchten wir als junges, dynamisches ärztliches Team die onkologische Lehre an der Medizinischen Universität Wien ausbauen und verbessern. Hierfür haben wir ein Wahlfach mit dem Titel „Wahlfach Onkologie – Fall-basiertes Erlernen von Diagnostik, Therapie und klinischem Management onkologischer Erkrankungen“ im Wintersemester2021/22 etabliert.

Das Wahlfach setzt den Schwerpunkt auf die Optimierung der Patient:Innenbetreuung, indem nicht nur unterschiedliche Primärtumore (=die Krebserkrankung) sondern auch Nebenwirkungs-Management, supportive Therapie und das subjektive Wohlbefinden der Patient:Innen in den Mittelpunkt gestellt werden.

Im Rahmen des Wahlfaches werden folgende Themenschwerpunkt anhand praktischer Fallbeispiele erläutert:

• Krebsfrüherkennung

• Zytostatische Chemotherapie

• Immuntherapie

• Zielgerichtete Therapie

• Multimodale Therapie

• Neutropenes Fieber

• Nausea, Diarrhoe und Haarausfall

• Müdigkeit und Schmerzen – „quality of life“

• Atemnot (Aszitespunktion, Pleurapunktion, Pulmonalembolie)

Pro Einheit wird je mind. 1 Patient:Innenfall mit den Studierenden durchbesprochen, wobei die Studierenden gemeinsam mit den Lehrenden die nächsten diagnostischen sowie therapeutischen Schritte erarbeiten.

Dadurch wird praxis-bezogenes Denken und „Employability“ der Studierenden gefördert.

Im Rahmen der Fallbesprechungen werden zudem häufige onkologische Krankheitsbilder erörtert, jedoch auch seltene Tumorerkrankungen angesprochen.

Häufige Tumorerkrankungen:

• Darm-Krebs

• Brust-Krebs

• Lungen-Krebs

• Bauchspeicheldrüsen-Krebs

Seltenere Tumorerkrankungen:

• Anal-Karzinom

• Sarkom

• HNO-Tumor

So liefert das Wahlfach den Studierenden einen umfassenden Einblick in die moderne Onkologie.

Wodurch sich das Wahlfach besonders auszeichnet, ist die Erarbeitung der einzelnen Themen. Um die Spannung und das Interesse am Wahlfach möglichst groß zu halten, wird den Studierenden am Anfang des Semesters nur ein grober Überblick über den Lehrplan des Wahlfachs mitgeteilt. Die einzelnen Themen der Einheit werden jedoch erst im Seminar gemeinsam mit den Studierenden erarbeitet. Zusätzlich erhalten die Studierenden vor jeder Einheit ein Zitat und ein bekanntes Lied als Vorgeschmack für die kommende Einheit.

Beispiel: „zytostatische Chemotherapie“ à Song: „Britney Spears – Toxic“;

Zitat: "Gift in den Händen eines Weisen ist ein Heilmittel, ein Heilmittel in den Händen des Toren ist Gift." - Giacomo Casanova.

So wird die Nahbarkeit der Thematik verbessert und bereits im Vorfeld zum aktiven Nachdenken über den Themenschwerpunkt angeregt.

Das Ziel am Ende des Wahlfachs ist, dass die Studierenden mit häufigen Krebserkrankungen, deren groben Therapieformen sowie die damit assoziierten Nebenwirkungen und ihrem Management vertraut sind.

Konkrete Lehr-Ziele mit Taxonomiestufen nach Bloom:

• Diagnostischer Algorithmus onkologischer Erkrankungen

• -> Taxonomiestufe nach Bloom: Analyse (K 4)

• Therapieziele onkologischer Erkrankungen

• -> Taxonomiestufe nach Bloom: Anwendung (K 3)

• Therapeutische Strategien onkologischer Erkrankungen

• -> Taxonomiestufe nach Bloom: Verständnis (K 2)

• Management häufiger Komplikationen onkologischer Erkrankungen

• -> Taxonomiestufe nach Bloom: Anwendung (K 3)

Nutzen und Mehrwert

Praxis-bezogene Unterrichtsgestaltung fördert die Selbstständigkeit der Studierenden und erleichtert den Einstieg in die Arbeitswelt. Durch onkologisch gut geschulte Studierende profitieren sowohl AusbildungsÄrztInnen wie auch PatientInnen.

Nachhaltigkeit

Das Projekt ist auf sämtliche klinische Fächer im Bereich Humanmedizin übertragbar. Derzeit ist ein Nachfolgeprojekt im Sinn eines weiter vertiefenden Wahlfachs, in dem weitere Patient:Innenfälle erörtert werden und so erweitertes onkologisches Wissen an die Studierenden weitergegeben werden kann, in Planung.

Aufwand

Es wurden keinerlei Kosten versucht. Der Vorbereitungsaufwand pro Unterrichtseinheit war jedoch beträchtlich mit ca. 7-8 Stunden Vorbereitungszeit pro Einheit. Dieser Aufwand wird nun in kommenden

Semestern nach bereits erfolgter Etablierung des Wahlfaches deutlich geringer sein.

Positionierung des Lehrangebots

20 Studierende pro Semester

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2022 nominiert.
Ars Docendi
2022
Kategorie: Qualitätsverbesserung von Lehre und Studierbarkeit
Ansprechperson
PUHR Hannah, Dr.med.univ.
Universitätsklinik für Innere Medizin I – Klinische Abteilung für Onkologie
01 40 400 44450
Nominierte Person(en)
PUHR Hannah, Dr.med.univ.
Universitätsklinik für Innere Medizin I – Klinische Abteilung für Onkologie
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Erfahrungslernen
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften