Medizinische Universität Wien
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“Star Wars Technologies - Bow and Arrow Diagnosis“ - Das facettenreiche Manisch-Depressive Krankheitsbild in den letzten 2000 Jahren

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Das Ziel dieser Wahllehrveranstaltung ist die Vermittlung des Verständnisses über das seit der Antike bekannte und in der Literatur zahlreich beschriebene facettenreiche manisch-depressive Krankheitsbild (MDK), das schon von Hippokrates von Kos und Aretaeus von Kappadokien erfasst wurde und derzeit als bipolar-affektive Störung diagnostiziert wird.

Für diese Wahllehrveranstaltung ist kein fachliches Vorwissen notwendig, so dass Studierende mehrerer Fachrichtungen wie etwa Medizin und Psychologie und aller Studienabschnitte inklusive anschließender Doktorat-Studien teilnehmen können.

 

Das anfänglich unterschiedliche Wissensniveau stellt keineswegs ein Hindernis dar, da die Reihe von 6 Vorlesungen inhaltlich aufbauend konzipiert ist und als eine Diskussion zwischen dem Vorlesungsleiter (Prof. Kenneth Thau), der Vorlesungsleiterin (DDr. Lucie Bartova) und den Studierenden gehalten wird.

 

Durch den Dialog zwischen der enthusiastischen, im sowohl stationären als auch niedergelassenen Bereich klinisch tätigen und im Bereich der biologischen Psychiatrie forschenden Oberärztin, die sich eher am Anfang ihrer beruflichen Karriere befindet und ihrem sehr erfahrenen und kritisch denkenden Kollegen, dem emeritierten und weiterhin klinisch tätigen Professor für Psychiatrie und am Gebiet der bipolaren Störungen international anerkanntem Experten, ergibt sich eine lebendige Atmosphäre, die zur Diskussion anregt. Die Studierenden werden stets darauf aufmerksam gemacht, uns bei Fragen bzw. besonderem Interesse für ein bestimmtes Gebiet zu unterbrechen, sowie ihre Wahrnehmungen, ihre Erfahrungen und auch ihre Kritik mit uns zu teilen.

 

Die besprochenen Inhalte werden auch an zahlreichen und immer unterschiedlichen Beispielen (berühmte Persönlichkeiten mit einer bipolar affektiven Störung aus der Geschichte sowie der Gegenwart) wiederholt, um das Verständnis für dieses sehr interessante, jedoch komplexe Themengebiet zu festigen und zu vertiefen.

 

 

Nach Absolvierung der 6 Wahlfachvorlesungen sollten Studierende in der Lage sein,

 

1. das klinische Erscheinungsbild des MDK zu erkennen und zu beschreiben.

2. die wichtigsten Symptome sowohl depressiver als auch manischer und gemischter Phasen zu benennen.

3. die Symptome sowohl depressiver als auch manischer und gemischter Phasen zu explorieren.

4. diagnostische Schritte bei Verdacht auf das Vorliegen eines MDK einzusetzen (Anamnese, Fremdanamnese, Durchführung eines psychopathologischen Status, Einsatz weiterführender Untersuchungen: physikalischer Status inklusive EKG, Laboruntersuchungen, Drogenscreening, bildgebende Verfahren wie EEG und cMRT).

5. Therapievorschläge bei sowohl depressiver als auch manischer und gemischter Phasen und auch im Rahmen einer phasenprophylaktischen Therapie zu tätigen.

die verschiedenen Therapiemöglichkeiten zu beschreiben und deren Einsatz zu bergründen.

6. zu unterschieden, wann eine stationäre Therapie notwendig ist (z. B. bei vorliegender Suizidalität).

Kurzzusammenfassung des Projekts

Im Rahmen der o.g. Wahlfach-Vorlesungen (insgesamt 6 je 2,5 h) wird das Wissen über das sog. manisch-depressive Krankheitsbild (MDK) anhand einer Darstellung betroffener berühmter Persönlichkeiten aus verschiedener Zeitepochen vermittelt (z.B. Karl der Große, Vincent van Gogh, W. Churchill .... ).

 

Zusätzlich zum theoretischen Hintergrund, der die derzeitige Diagnostik und moderne Fachtermini beinhaltet, wird den Studierenden hist. Literatur und Bildmaterial präsentiert, um das Verständnis über die vielfältigen psychopathologischen Phänomene und phasenhaften Verlauf des MDK auf einer lebendigen Art und Weise zu vermitteln, die eine zusätzliche Bereicherung zu den derzeit im Studienplan angebotenen Vorlesungen und Seminaren darstellen soll.

 

Das Ziel ist hierbei die Vermittlung des Verständnisses über das seit der Antike bekannte und in der Literatur beschriebene facettenreiche MDK, das derzeit als bipolar-Störung diagnostiziert wird. Ein besonderer Fokus wird hierbei auf die Psychopathologie und deren Beschreibung aus sowohl ärztlicher- als auch Patientinnen- und Patientenperspektive gelegt.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

In the course of the above-mentioned elective lecture (a total of 6 lectures lasting 2.5 hours each per semester), knowledge and general understanding about the so-called manic-depressive illness, which is also known as bipolar disorder according to the current medical terminology, is conveyed by presenting affected famous personalities from different eras (e. g. Charles the Great, Vincent van Gogh, W. Churchill ...).

 

Starting with the theoretical background, which covers current diagnostics and treatment strategies, we go back to the earliest descriptions of the disease about 2000 years ago. We use the current psychiatric terminology and present historical literature (going back to Hippocrates) and image and music material (like van Gogh and Schumann). We aim to enable a better and enduring understanding of the diverse psychopathological phenomena and the episodic course of manic-depressive illness in a lively way. Our talks represent an additional enrichment to the lectures and seminars currently offered in the curriculum.

 

The aim here is to introduce and explain the multifaceted clinical manifestations of manic-depressive illness, which have been numerously described since ancient times in various ways. A particular focus is placed on the perception and description of the individual psychopathology and the different symptom severities from both doctors' and patients' perspectives.

Nähere Beschreibung des Projekts

Ein besonderer Fokus dieser Wahllehrveranstaltung wird auf die Psychopathologie und deren Beschreibung aus sowohl ärztlicher- als auch Patientinnen- und Patientenperspektive gelegt, sowie auf die Entwicklung der derzeitigen Diagnostik und Therapiemöglichkeiten.

 

Zusätzlich zum theoretischen Hintergrund, der die derzeitige diagnostische sowie therapeutische Klassifikation und moderne Fachtermini beinhaltet, werden den Studierenden historische Literatur, Musik-, Bild- und Filmmaterial präsentiert, um das Verständnis über die vielfältigen psychopathologischen Phänomene und den phasenhaften Verlauf des MDK auf einer lebendigen Art und Weise zu vermitteln. Dies sollte eine zusätzliche Bereicherung zu den derzeit im Studienplan angebotenen Vorlesungen und Seminaren darstellen.

 

Im Detail wird das Wissen über das MDK anhand von zahlreichen Darstellungen betroffener berühmter Persönlichkeiten aus verschiedener Zeitepochen ermittelt,

 

z.B. Karl der Große, Vincent van Gogh, Winston Churchill, Richard Gerstl, Robert Schumann, Ludwig van Beethoven, Ernest Hemingway, Familie des Präsidenten J.F. Kennedy, Ted Turner, Andy Behrman, Catherine Zeta Jones….

 

Außerdem wird die Lebensgeschichte einer sehr geschätzten Kollegin, Key Redfield Jamison, dargestellt, die Professorin für Klinische Psychologie in den USA und eine international anerkannte Expertin am Gebiet der bipolaren Störung ist und gleichzeitig von dieser auch selbst betroffen ist. Nachdem sie auf eine einzigartige Art und Weise ihre fachliche Expertise und ihre eigenen persönlichen Erfahrungen mit dieser phasenhaften Erkrankung bereits in zahlreichen Büchern und Dokumentationen festhielt, und Hinweise auf das Bestehen dieser Erkrankung bei vielen berühmten Persönlichkeiten identifizierte und an zahlreichen Beispielen sehr schön beschrieb, werden ausgesuchte Ausschnitte ihrer Werke sowie einiger Dokumentationen/Interviews mit ihr unseren Studierenden präsentiert.

 

 

Beispielhafter Verlauf unserer 6 Vorlesungen:

 

Einstieg: Die Studierenden werden von dem Vorlesungsleiter und der Vorlesungsleiterin begrüßt und es folgt als „Appetizer“ eine kurze Einführung in die Inhalte der aktuellen Vorlesung und ggf. ein kurzer Refresher der bereits besprochenen Inhalte.

 

Aktivieren: Die Studierenden werden gefragt, wie sie sich das MDK vorstellen bzw. ob es Fragen zu zuletzt besprochenen Themen gibt und in der anschließenden Diskussion dazu eingeladen, uns immer unterbrechen zu dürfen und alle Fragen, die Ihnen einfallen, zu stellen.

 

Impuls: Die Vorlesungsleiterin und der Vorlesungsleiter erklären abwechselnd das Thema der aktuellen Wahlfach-Vorlesung und verwenden dabei z.B. Ausschnitte aus Filmen, Dokumentationen, Büchern, Musikstücken, bzw. zeigen Bilder berühmter Künstler und Künstlerinnen.

 

Anwenden:

Die insgesamt 2,5 h dauernde Vorlesung wird als anregende Diskussion zwischen der Vorlesungsleiterin, dem Vorlesungsleiter und den in etwa 32 Studierenden gehalten.

 

Speichern:

Durch die lebendige Präsentation der Inhalte und den steten Austausch von Informationen und Erfahrungen wird den Studierenden ermöglicht, das MDK sowohl aus der ärztlichen als auch aus der Patientinnen- und Patientenperspektive besser zu verstehen und sich die Kernthemen (Symptome, Diagnostik, Therapie) intensiver zu merken.

 

Ausstieg:

Nachdem alle Inhalte präsentiert und lebendig besprochen wurden, wird den Studierenden am Ende noch Raum zur Diskussion (Fragen, besonderes Interesse, Kritik) gegeben und als „Appetizer“ die Inhalte der kommenden Vorlesung kurz angekündigt bzw. bei besonderem Interesse zusammen bestimmt (dies war z.B. der Fall bei Suizidalität).

 

Formatives Assessment:

Die Studierenden werden von der Vorlesungsleiterin und dem Vorlesungsleiter während der Vorlesung regelmäßig nach ihrem Verständnis gefragt. Bei Unklarheiten, besonderem Interesse für ein spez. Thema erfolgt eine klärende/weiterführende Diskussion. Bei manchen Verständnisfragen von Studierenden wird anderen Studierenden, die sich melden, die Möglichkeit gegeben, die Fragen zu beantworten. Die Vorlesungsleiterin und der Vorlesungsleiter korrigieren ev. Falschinformationen oder wirken ergänzend.

 

Nutzen und Mehrwert

Durch den nicht-konventionellen Unterrichtscharakter (Darstellung typischer Symptome und Krankheitsverläufe sowie Therapiemöglichkeiten an berühmten betroffenen Persönlichkeiten aus der Geschichte und Gegenwart z. B. mittels Bild-, Film-, Video-, Musik-, Buch-, Literatur-, Dokumentationsmaterial) können in relativ kurzer Zeit tiefere Assoziationen entstehen, die ein tieferes und auch länger anhaltendes Verständnis ermöglichen, welches im Rahmen eines üblichen Lernprozesses mehr zeitliche Ressourcen in Anspruch nehmen würde.

 

Durch die visuelle und akustische Präsentation des Lernstoffes sollte das Lernen den Studierenden wesentlich leichter fallen. Uns Lehrenden ist hierbei aufgefallen, dass besonders komplexere Themengebiete auf diese Art und Weise schneller von den Studierenden verstanden wurden, als es in unserer Erfahrung bei dem üblichen Lernprozess der Fall war.

 

Uns Lehrenden haben sowohl die Vorbereitung der Vorlesungen als auch die Vorlesungen an sich große Freude bereitet. Durch eine lebendige Präsentation bestimmter Themengebiete (z. B. Suizidalität im Film, Suizidalität am Selbstportrait eines berühmten Malers, oder Größenwahn und Affizierbarkeit ausschließlich im positiven Skalenbereich im Film, oder Schilderung der eigenen Erfahrung mit einer Therapiemethode eines Patienten, der ein gegenwärtig bekannter Schauspieler ist) werden Lehrende tlw. auch entlastet, da das „Symptom“ den Studierenden nicht nur von den Lehrenden umfangreich „beschrieben wird“, sondern direkt präsentiert wird.

Nachhaltigkeit

Das Konzept einer lebendigen Diskussion, wobei unseren Studierenden an Beispielen berühmter Persönlichkeiten aus verschiedenen Zeitepochen der letzten 2022 Jahre die Psychopathologie, die Diagnostik und die Therapiemöglichkeiten näher gebracht werden, und durch zahlreiche und immer auf unterschiedliche Art und Weise erfolgte Wiederholungen im Verständnis gefestigt werden, hat sich im Wintersemester 2021/2022 sehr bewährt und wird mit Freude jedes weitere Semester angeboten.

 

Hierbei werden die eigenen Erfahrungen und das wertvolle Feedback der Studierenden sowie des Tandempartners zur weiteren Verbesserung herangezogen, um die Wahllehrveranstaltung noch inspirierender und interessanter zu gestalten.

 

Im Sommersemester 2022 wird im Rahmen einer Vorlesung auch ein Live Interview mit einer betroffenen Journalistin mit ihrem Einverständnis erfolgen, wobei die Studierenden die Möglichkeit bekommen, alle ihre Fragen direkt an eine Betroffene zu stellen, wodurch die Patientinnenperspektive am realistischsten reflektiert werden kann.

 

Dieses Konzept lässt sich auch auf jeden Fall sehr gut auf weitere Lehrveranstaltungen und Lehrsituationen übertragen, da viele Erkrankungen sowohl in der Psychiatrie als auch sonstigen medizinischen Fachdisziplinen bereits zahlreich an berühmten Persönlichkeiten beschrieben wurden. Außerdem stellt dieser eher nicht-konventionelle Unterrichtscharakter eine Abwechslung zu den Pflichtlehrveranstaltungen dar, was in Kombination zu einem besseren und länger anhaltenden Verständnis sehr positiv beitragen kann.

Aufwand

Zeitlicher Aufwand:

Regelmäßige Treffen zwischen der Vorlesungsleiterin und dem Vorlesungsleiter zur Materialauswahl und Erstellung der Präsentationen sowie der Vorlesungsunterlagen für die Studierenden.

Teilnahmen an Kongressen und Fortbildungen sowie an Fachgruppentreffen

 

Kostenaufwand:

Anschaffung von Büchern, Filmen, Abonnements

Teilnahmen an Kongressen und Fortbildungen

Positionierung des Lehrangebots

Bei der o.g. Wahllehrveranstaltung handelt es sich um eine Vorlesungsreihe, die Studierenden der Humanmedizin und Zahnmedizin an der MUW (Diplomstudium, alle 3 Studienabschnitte), sowie Studierenden der Psychologie an der Universität Wien (Bachelor und Master), und Studierenden des Doktorstudiums der angewandten medizinischen Wissenschaft an der MUW einmal pro Semester angeboten wird.

 

Da die o. g. Wahllehrveranstaltung (Nummer: 763.005) derzeit im Rahmen der Covid-19 Einschränkungen virtuell mittels WebEx der MUW stattfindet, ist die Anzahl der Studierenden unbegrenzt.

 

Im letzten Semester (unserem Pilot Semester) haben sich 32 Studierende angemeldet und auch aktiv teilgenommen.

Links zu Social Media-Kanälen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2022 nominiert.
Ars Docendi
2022
Kategorie: Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre
Ansprechperson
Lucie Bartova, Dr.med.univ. Dr.scient.med.
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Universität Wien (MUW)
+43 699 198 503 17
Nominierte Person(en)
Lucie Bartova, Dr.med.univ. Dr.scient.med.
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Universität Wien (MUW)
Kenneth Thau, Univ. Prof.Dr.
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Medizinische Universität Wien
Themenfelder
  • Digitalisierung
  • Forschung/EEK geleitete Lehre
  • Lehr- und Lernkonzepte
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften