Medizinische Universität Wien
Spitalgasse 23, 1090 Wien
Weitere Beispiele der Hochschule

Seminar Tertial Frauenheilkunde: Ein fachdidaktischer Wandel

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Umstellung des Präsenzunterrichtes in Distant Learning, Umwandlung der Lehrveranstaltung in Kleingruppen-Seminare bei Beibehaltung des immanenten Prüfungscharakters, freie Gestaltungsmöglichkeit durch die Studierenden, vertiefte Wissensvermittlung

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Seminar Tertial Frauenheilkunde wurde aufgrund der Covid-19 Pandemie vom Präsenzunterricht auf Distant Learning schrittweise umgestellt und gestaltete sich ab dem Wintersemester 2020/2021 wie folgt:

Das Seminar, eingebettet in einem Moodlekurs, blieb eine Lehrveranstaltung mit immanentem Prüfungscharakter mit verpflichtenden Seminarelementen. Die Studierenden wurden aufgefordert, Pflichtmodule im Ausmaß von vier akademischen Stunden zu wählen, welche sie im Rahmen des Seminars absolvieren mussten. Jedes Seminar hatte eine begrenzte Pflicht-Teilnehmerzahl, sodass sich Kleingruppen bildeten. Die Module wurden als interaktive Webinare angeboten. Durch die Kleingruppen konnte eine bessere Verzahnung von Fachwissen, Kompetenzförderung und Praxisnähe bzw. Praxisrelevanz erreicht werden. Dieses Seminarelement hat sich bewusst an die Mündigkeit der Studierenden gerichtet durch die weitgehende freie Wahlmöglichkeit. Diese Pflichtmodule sollen auch die Neugier und das Engagement stärken und die Möglichkeit bieten, eigene Erfahrungen und Ideen einzubringen. Das Wertvolle an diesem Seminar ist einerseits die Abdeckung aller prüfungsrelevanter und für die Vorbereitung auf den Berufsalltag erforderlicher Inhalte durch das Studium der zur Verfügung gestellten Lernunterlagen und Videos, andererseits die für jeden Studierenden individuelle vertiefende Förderung in seinen speziellen Interessensbereichen.

Zukünftig ist geplant, dass das Seminar als Hybrid Veranstaltung fortgeführt wird.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Due to the Covid-19 pandemic, the Seminar Tertial Gynecology was gradually converted from classroom teaching to distant learning and was structured as follows starting from the winter semester 2020/2021:

The Seminar, embedded in a Moodle course, remained a course with an immanent examination character with compulsory seminar elements. The students were asked to choose compulsory modules totaling four academic hours, which they had to complete as part of the seminar. Each seminar had a limited number of mandatory participants, so small groups were formed. The modules were offered as interactive webinars. With respect to the small groups, a better interlinking of specialist knowledge, skills development and practical relevance could be achieved. This seminar element was deliberately aimed at the maturity of the students through the extensive freedom of choice. These compulsory modules should also strengthen curiosity and commitment and offer the opportunity to contribute your own experiences and ideas. The valuable part of this seminar is, on the one hand, the coverage of all exam-relevant content and necessary for preparation for daily practical routine by studying the learning documents and videos provided, on the other hand, the individual in-depth support for each student in his special areas of interest.

In the future it is planned that the seminar will be continued as a hybrid event.

Nähere Beschreibung des Projekts

Seminar Tertial Frauenheilkunde: Ein fachdidaktischer Wandel

Hintergrund

Das Tertial Frauenheilkunde dauert fünf Wochen (20 Arbeitstage) und besteht aus einem Seminar mit 45 akademischen Stunden und einem klinischen Praktikum mit 60 akademischen Stunden. Sowohl das Seminar wie auch das klinische Praktikum sind Lehrveranstaltungen mit immanentem Prüfungscharakter, bei denen 100% Anwesenheit vorgesehen ist. Das Seminar wurde als Vorlesung im Frontalunterricht abgehalten und dient der Wissensvermittlung auf hohem Niveau. Unterrichtet werden unter anderem die Diagnostik und Therapie wichtiger gynäkologischer und geburtshilflicher Krankheitsbilder, die Indikationen und der Ablauf der pränatalen Diagnostik sowie die Bedeutung der Schwangerenvorsorge. Im Seminar werden ausschließlich Pathologien behandelt, während im Block 15 „Sexualität, Reproduktion, Schwangerschaft und Geburt“ die anatomischen, histologischen, physiologischen und biochemischen Grundlagen, die für das Fach Frauenheilkunde und Geburtshilfe von Relevanz sind, besprochen werden.

Distant Learning

Das Seminar Tertial Frauenheilkunde wurde aufgrund der Covid-19 Pandemie vom Präsenzunterricht auf Distant Learning schrittweise umgestellt und gestaltete sich ab dem Wintersemester 2020/2021 wie folgt:

Das Seminar blieb eine Lehrveranstaltung mit immanentem Prüfungscharakter. Daraus ableitend gab es Lehrelemente, an denen die Studierenden teilnehmen bzw. die die Studierenden absolvieren mussten. Es wurde dafür zunächst ein Moodle-Kurs eingerichtet.

Folgende Seminarelemente waren für die Studierenden verpflichtend:

a) Einführungsseminar

b) Studium der Video-Präsentationen

c) Wissensüberprüfung Teil 1 und Teil 2

d) Module im Ausmaß von 4 akademischen Stunden

e) One Minute Paper

Beschreibung der einzelnen Elemente:

Ad a) Das Einführungsseminar ist zweigeteilt. Der erste Teil beinhaltet Organisatorisches zum Ablauf des Seminars und des folgenden klinischen Praktikums, der zweite Teil ist eine Wiederholung des Lehrinhaltes des Block 15 als interaktive Selbstüberprüfung.

Ad b) Im Moodle-Kurs wurden die Lernunterlagen (Vortragsfolien), die bereits im StudyGuide verfügbar sind, nochmals hochgeladen. Zu diesen Lernunterlagen wurden Audio- bzw. Videopräsentationen von den einzelnen Lehrenden erstellt. Auf mehrfachen Wunsch der Studierenden wurde die Möglichkeit des „Vor- und Zurückspulens“ freigeschaltet, um ein vertieftes Lernen zu erreichen. Dadurch konnte erreicht werden, dass die Komplexität bestimmter Themen von den Studierenden in ihrer Gesamtheit besser verstanden wird. Das Studium aller Audio-/Videopräsentation muss innerhalb des 2-wöchigen Seminars erfolgen.

Ad c) Die interaktive Wissensüberprüfungen Teil 1 und Teil 2 sind eine Selbstüberprüfung, die aufgrund der Themenbereiche und gestellten Fragen als eine Vorbereitung zur die SIP5a verstanden werden darf. Die Implementierung dieser Prüfungen, wie es auch das interaktive Quiz „SIP SIP HURA“ darstellt, sollen als Anreiz dienen, sich intensiv mit Lehrinhalten auseinanderzusetzen, um am Ende nicht „auswendig gelernt“, sondern „verstanden“ zu haben. Diese Seminarelemente müssen innerhalb des 2-wöchigen Seminars absolviert werden.

Ad d) Die Studierenden werden aufgefordert, Pflichtmodule zu wählen, welche sie im Rahmen des Seminars absolvieren müssen. Ein Modul entspricht einer Unterrichtseinheit des Seminars (z.B. Uterusmyome). Die Studierenden müssen maximal vier Module zu insgesamt mindestens vier akademischen Stunden aus dem Seminarangebot wählen. Die Stundenanzahl von vier akademischen Stunden darf bei der Anmeldung überschritten werden, nicht jedoch die Anzahl an Modulen. Dies bedeutet, dass jedes Modul von jedem Studierenden freiwillig besucht werden kann (ohne Anmeldung) als passiver Zuhörer.

Beispiele möglicher Kombinationen:

1) 4 Module à 1 akademischen Stunde: Endometriose (1akademische Stunde) + PCOS (1akademische Stunde) + Kindergynäkologie (1akademische Stunde) + Cardiotokogramm (1akademische Stunde)

2) 2 Module à 2 akademischen Stunden: Pathologische Blutungen (2 akademische Stunden) + Geburtshilfliche Notfälle (2akademische Stunden)

3) 1 Modul à 3 akademischen Stunden und 1 Modul à 1 akademischen Stunde: Maligne Brustdrüsenerkrankungen (3 akademische Stunde) + Cardiotokogramm (1akademische Stunde) Ein mehrstündiges Modul (z.B. maligne Brustdrüsen-erkrankungen) muss durchgehend besucht werden, kann nicht gesplittet werden.

Die Module werden entsprechend der Zeitvorgabe des Stundenplans im StudyGuide abgehalten. Für diese Module gilt 100 % Anwesenheitspflicht entsprechend den Richtlinien für Lehrveranstaltungen mit immanentem Prüfungscharakter. Zwecks Überprüfung wurde eine elektronische Kontrolle implementiert. Die Module werden als interaktive Webex-Webinare angeboten. Die Lehrenden sind angewiesen, Idealerweise bitte 15 Minuten vor Seminarbeginn ins Webex über Moodle moodle.meduniwien.ac.at einzusteigen. Dies dient zur Sicherheit, dass der Lehrende anwesend ist und es technisch keine Probleme gibt. Auch ein uns zugeteilter Tutor ist ebenfalls 15 Minuten vor Unterrichtsbeginn bereit, erkennbar durch den Zusatz „Host". Jedes Modul hat eine begrenzte Pflicht-Teilnehmerzahl, sodass sich Kleingruppen bildeten. Die Module werden als interaktive Webinare in Form von Questions & Answers, Flipped Classroom, Fallpräsentationen oder Quiz angeboten. Somit kann erreicht werden, dass persönliche Interessen der Studierenden in vertiefender Weise unterstützt wird.

Ad e) Das Seminarelement „One Minute Paper“ dient dazu, schnell und effizient ein Feedback der Studierenden einzuholen zu den Elementen des Seminars (z.B. Audio-/Videopräsentationen oder Webinare). Es handelt sich dabei um eine anonyme schriftliche Rückmeldung zum Lernzuwachs, zu Verständnisschwierigkeiten oder zur Gestaltung der Lehrveranstaltung.

Als zusätzliches Element wurde die sogenannte „Greenbox“ zu den einzelnen Unterrichtseinheiten erstellt, die kurz zusammengefasst die prüfungsrelevanten Inhalte für die SIP5a beinhaltet.

 

 

Zusammenfassung

In diesem Projekt konnten mehrere Wünsche und Forderungen realisiert werden. Das Seminar Tertial Frauenheilkunde konnte nun seinem Namen gerecht werden. Durch die Pflichtmodule wurden Kleingruppen geschaffen, in denen ein intensivierter Austausch zwischen Studierende und Vortragende ermöglicht wurde. Es konnte eine bessere Verzahnung von Fachwissen, Kompetenzförderung und Praxisnähe bzw. Praxisrelevanz für das weitere Berufsleben erreicht werden.

Dieses Seminarelement hat sich bewusst an die Mündigkeit der Studierenden gerichtet und soll die Selbstbestimmung trotz inhaltlicher Vorgaben fördern. Mit der weitgehenden freien Wahlmöglichkeit der Module wurde der Wunsch der Studierenden nach Flexibilität berücksichtigt. Da die Studierenden sich die Lehrunterlagen vorab ansehen mussten, war ein Diskurs auf hohem Niveau gegeben. Das Echo auf die Audio-/Videopräsentationen war sehr groß, da sie eine sehr gute Lernhilfe darstellten. Vor allem wenn es um das Verständnis komplexerer Zusammenhänge ging, war das Vor- und Zurückspulen sehr hilfreich. Diese Pflichtmodule sollen auch die Neugier und das Engagement stärken und die Möglichkeit bieten, eigene Erfahrungen und Ideen im einzubringen. Das Wertvolle an diesem Seminar ist einerseits die Abdeckung aller prüfungsrelevanter und für die Vorbereitung auf den Berufsalltag erforderlicher Inhalte durch das Studium der zur Verfügung gestellten Lernunterlagen und Videos, andererseits die für jeden Studierenden individuelle vertiefende Förderung in seinen speziellen Interessensbereichen.

Zukünftig ist geplant, dass das Seminar als Hybrid Veranstaltung fortgeführt wird.

Nutzen und Mehrwert

siehe Projektbesprechung

Nachhaltigkeit

x

Positionierung des Lehrangebots

Humanmedizinstudierende 5. Studienjahr

Links zum Projekt
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Methoden des Distance Learning und deren nachhaltiger Einsatz
Ansprechperson
Zeisler Harald, Univ.-Prof. Dr.
Universitätsklinik für Frauenheilkunde
+43 1 40400 27700
Nominierte Person(en)
Zeisler Harald, Univ.-Prof. Dr.
Universitätsklinik für Frauenheilkunde
Themenfelder
  • Prozess der Curriculagestaltung
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften