Medizinische Universität Wien
Spitalgasse 23, 1090 Wien
Weitere Beispiele der Hochschule

Fall-basiertes, interaktives Distance Learning mit Schwerpunkt auf bösartige Krebserkrankungen

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Ziele: Optimierung der Berufsrelevanz und Realitätsnähe (Employability)
Motive: Praxisnahe, interaktive Lehre trotz Distance Learning
Ausgangslage: physischer Frontalvortrag

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die Herausforderung, vor die die Covid-19-Pandemie Universitäten stellte, bewegte das Team der klinischen Abteilung für Onkologie der Medizinischen Universität Wien dazu, die Lehre nicht nur zu digitalisieren, sondern auch das inhaltliche Lehrkonzept anzupassen.

Die onkologischen Lehrinhalte der Seminare des Curriculums „Block 27 - Innere Medizin“ im 7. Semester des Humanmedizinstudiums wurden von physischen Frontalvorträgen zu interaktiven, fall-basierten Online-Seminaren umstrukturiert. Durch das gegliederte Durchbesprechen der konkreten Patientenfälle konnte die Praxisnähe, die durch das Distance Learning besonders schwierig zu vermitteln war, optimal transportiert werden.

Die interaktive Struktur ermöglichte den Studierenden einerseits persönliche Erfolgserlebnisse beim selbstständigen Erstellen von Behandlungskonzepten, andererseits kam es für die Teilnehmer durch die interaktive Diskussion mit den Lehrenden zu einem Wissensgewinn in weniger bekannten Bereichen der Patientenversorgung. Durch diesen Aufbau des Seminars kam es trotz (oder gerade wegen) des Distance Learnings zu einem ausgezeichneten Austausch und einer hohen aktiven Beteiligung der Studierenden. In den kommenden Jahren wollen die Verantwortlichen weitere Patientenfälle sammeln, um hier das Lehrspektrum zu erweitern. Bei großem Interesse und positivem Feedback seitens der Studierenden sowie der Lehrenden kann ein Ausbau der interaktiven online Lehrstrategie auf andere Curriculumelemente diskutiert werden.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The challenges for Universities, posed by the global Covid-19 pandemic, inspired the team of the Division of Oncology of the Medical University of Vienna not only to digitize but also to improve the paradigm of their medical education. The lessons of the „Block 27 — Innere Medizin“ curriculum in the 7th semester were changed from classroom lectures to case-based, interactive online learning sessions. Although the lessons were held online due to the pandemic, they were very much practically oriented due to the discussion of these real-life cases. On the one hand the interactive structure of the sessions granted the students the feeling of success when generating a treatment plan on their own. On the other hand the interactive discussion with the physicians helped them to comprehend more complex aspects of the cases. Due to this structure of the seminars there was plenty of active exchange between students and teachers, even though the sessions were held online. For future semesters the physicians want to further collect real-life cases to widen the scope of lectures and topics. As these interactive, case-based online seminars found general approval with students as well as teachers the structure of this lectures might be adapted for several other curricula.

Nähere Beschreibung des Projekts

Krebserkrankungen zählen zu den häufigsten und tödlichsten Krankheiten in Österreich sowie weltweit. Durch die hohe Prävalenz und die Komplexität dieser Krankheiten stellen deren Diagnostik und Behandlung essentielle Lernziele im Studium der Humanmedizin dar.

Die Vielfältigkeit dieser Erkrankungen erfordert stetige Erforschung, welche in den letzten Jahrzehnten zahlreiche rasante Fortschritte in der Therapie und damit verbundenen Verlängerung der Lebenserwartung der Patienten erzielte. Diese Innovativität der letzten Jahre spiegelte sich jedoch nur unzureichend in der Lehre dieser Erkrankungen im Rahmen des Curriculums „Block 27 — Innere Medizin“ im 7. Semester des Humanmedizinstudiums an der Medizinischen Universität Wien wieder. Im Rahmen der Herausforderung des Distance Learnings, vor die die Covid-19-Pandemie alle Universitäten im Jahr 2020 stellte, beschloss die klinische Abteilung für Onkologie an der Medizinischen Universität als junges, dynamisches ärztliches Team die Lehre nicht nur zu digitalisieren, sondern auch inhaltlich zu verbessern und zu aktualisieren. Die bisher durchgeführten physischen Frontalvorträge wurden zu interaktiven, fall-basierten Online-Seminaren umstrukturiert. Dr.med.univ. Hannah Christina Puhr, Dr.med.univ. Georg Jeryczynski und Dr.med.univ. Christoph Minichsdorfer, PhD sammelten über Monate hinweg spannende Patientengeschichten und entwickelten diese unter Anleitung von Univ.-Prof. Dr.med.univ. Matthias Preusser zu interaktiven Fallbesprechungen. Im Rahmen der Online-Seminare wurden diese Fälle dann im Dezember 2020 in 4 Einheiten zu je 1,5 Stunden gemeinsam mit den Studierenden von Erstdiagnose bis hin zur weiterführende Therapie durchbesprochen. Hierbei wurden die Studierenden aufgefordert die nächsten ärztlichen Handlungen, die sie bei diesem konkreten Patienten durchführen würden, per Chatfunktion in der Gruppe zu diskutieren. Die Ideen der Studierenden wurden dann in Echtzeit besprochen und so die weiteren Schritte der Patientenbetreuung erarbeitet.

Durch das strukturierte Durchbesprechen der konkreten Fälle konnte so die Praxisnähe, die durch fehlende klinische Praktika im Rahmen der Covid-19-Pandemie besonders schwierig zu vermitteln war, optimal transportiert werden. Zudem erlaubte die interaktive Struktur der Seminare den Studierenden selbstständige Überlegungen anzustellen und diese in Echtzeit mit erfahrenen Ärzten/Ärztinnen zu diskutieren. Diese Form der Seminargestaltung ermöglichte den Studierenden einerseits persönliche Erfolgserlebnisse, wenn sie hier den richtigen diagnostischen und therapeutischen Plan für den Patienten selbstständig erarbeiteten. Andererseits kam es für die Teilnehmer durch die interaktive Diskussion zu einem großen Wissensgewinn in weniger bekannten Bereichen der Patientenversorgung.

Diese Vorgehensweise zeichnete sich als didaktisch besonders wertvoll aus, da die Studierenden dadurch zur weiteren aktiven Mitarbeit motiviert wurden. Die Aktualität sowie die Relevanz der Fälle für den beruflichen Alltag förderte ebenso das Engagement der Studierenden und soll zudem ihre Employability verstärken. Es konnte durch diesen Aufbau des Seminars ein ausgezeichneter Austausch und eine hohe aktive Beteiligung der Studierenden erzielt werden.

Am Rande soll noch erwähnt werden, dass ein solches Lehrkonzept aufgrund der hohen Teilnehmeranzahl in physisch-abgehaltenen Lehrveranstaltungen oft in dieser Form organisatorisch nicht umsetzbar wäre und zeigte damit einen klaren Vorteil der Distance Learning Tools auf. Das Feedback der Studierenden zu dieser neu gestalteten Lehrveranstaltung war durchwegs positiv und in folgenden Seminaren baten auch Studierende aus anderen Jahrgängen und anderen Gruppen an diesem Distance Learning teilnehmen zu dürfen. Als Ausblick für die weitere Optimierung der interaktiven, praxis-nahen Lehre möchte das Team der klinischen Abteilung für Onkologie in den kommenden Jahren weitere Patientenfälle sammeln, um das onkologische Lehrspektrum zu erweitern. Bei weiterhin so großem Interesse und positivem Feedback seitens der Studierenden sowie der Lehrenden kann ein Ausbau dieser interaktiven, fall-basierten, online Lehrstrategie auf andere Curriculumelemente diskutiert werden.

Positionierung des Lehrangebots

150 Studierende (15 Kleingruppen zu je 10 Studierenden) im 7. Semester des

Diplomstudiums Humanmedizin

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Methoden des Distance Learning und deren nachhaltiger Einsatz
Ansprechperson
Hannah Christina PUHR, Dr.med.univ.
Innere Medizin I – Klinische Abteilung für Onkologie
43 1 40 400 44450
Nominierte Person(en)
Hannah Christina PUHR, Dr.med.univ.
Innere Medizin I – Klinische Abteilung für Onkologie
Themenfelder
  • Digitalisierung
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
Fachbereiche
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften