Fachhochschule Campus Wien
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Digitale Beratung und Gesprächsführung in der Klinischen Sozialen Arbeit, Vorlesungsübung

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Was geschieht, wenn sich nicht nur der didaktische Rahmen, sondern auch der fachliche Gegenstand von einem Tag zum anderen in den digitalen Raum verlagert? Was geschieht, wenn erprobte Konzepte der analogen Gesprächsführung keine ausreichend gesicherte Grundlage mehr für das veränderte Setting bieten? Vor diese schwierige Situation gestellt, entschieden sich die Lehrenden Saskia Ehrhardt und Melanie Zeller gemeinsam mit ihren Studierenden an der FH Campus Wien für das Abenteuer Forschendes Lernen.

 

Zunächst schien die fachliche Ausgangslage gesichert zu sein. In der Vorlesungsübung „Angewandte biopsychosoziale Klinische Fallführung“ stehen konkrete Fallbeispiele aus der Praxis im Mittelpunkt. Ziel ist es, dass die Studierenden unter Berücksichtigung des biopsychosozialen Paradigmas und darauf fußender Konzepte und Modelle klinisch-soziale Bedarfslagen identifizieren können. Doch die bisher bewährten Ansätze gehen von einer Gesprächssituation aus, die während der Coronapandemie kaum noch der Realität entsprach: kaum noch Face-to-Face-Kontakt in einer Einrichtung, im geschützten Raum. Es zeigte sich schon bald, dass es bislang keine Konzepte für die Klinische Soziale Arbeit gab, die theoriebasiert eine Methodik für die Online-Beratung und Online-Behandlung zur Verfügung stellen.

 

Die Zielsetzung der Lehrveranstaltung hat sich unter diesen Bedingungen erweitert – und ist sich im Kern doch treu geblieben. Während die Lehrenden ein eigenes Forschungsprojekt zu dem oben beschriebenen Desiderat initiierten, nahmen auch die Studierenden eine aktivere Rolle ein. Als kritische Anwender*innen neu entwickelter Modelle lernten sie im digitalen Gesprächssetting theoriegeleitet und methodisch vorzugehen.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die Vorlesungsübung „Angewandte biopsychosoziale Klinische Fallführung“ hat mit einem Brückenschlag von Forschung und Lehre auf die geänderten Bedingungen von Praktiker*innen in psychosozialen Berufsfeldern unter Covid-19 reagiert. Das an der FH Campus Wien geförderte Forschungsprojekt „ASF DigiBerTh – Digitale Beratung und Therapie in psychosozialen Handlungsfeldern“ entwickelt Trainingsmodelle für ein digitales Lehr-Lern-Format. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts flossen laufend in die Lehrveranstaltung ein. Umgekehrt wurden die nach dem Prinzip des Forschenden Lernens in der Lehrveranstaltung generierten Erkenntnisse in das Forschungsprojekt aufgenommen. Durch diesen Transfer sind die Studierenden auf die Anforderungen des New Work in der Sozialen Arbeit bestens vorbereitet, eine nachhaltige Nutzung der Forschungsergebnisse in der Berufspraxis ist gewährleistet.

Formal wurde ein bisher reines Präsenzformat in ein Digitales Blended Learning Arrangement mit vier synchronen und zwei asynchronen Phasen transformiert. Inhaltliche Schnittstellen waren konkrete Fallbeispiele, mit denen sich die Studierenden theoriegeleitet auseinandersetzten (Aneignung von Fachtexten nach dem Flipped-Classroom-Modell, anschließend Vertiefung). Die Methodik in der Lehrveranstaltung war überwiegend studierendenzentriert, auch in den synchronen Phasen, die dem Kompetenzaufbaumodell nach Sistermann folgten und Selbstgesteuertes Lernen ermöglichten. Darauf abgestimmt war das formative Assessment.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The course "Applied Biosocial Clinical Case Management“ reacted to the repeatedly changing conditions of emergency practitioners in psychosocial occupational fields under Covid-19 by bridging between research and teaching. The research project “ASF DigiBerTh-Digital Counseling and Therapy in psychosocial field of action“ funded by the college was conceptualized for a new digital teaching and learning format. The results of the research project were incorporated into the course. Conversely the findings from the course were included into the research project according to the principle of the research-based learning. This transfer of knowledge takes into account the requirements of New Work in social work and enables a sustainable use in emergency practioners´ field of work.

Formally, a previously pure classroom format was transformed into a digital blended learning arrangement with four synchronous and two asynchronous phases. Content-related interfaces were concrete case studies that the students dealt with in a theory-guided manner (learning of specialist texts according to the flipped classroom model, followed by deepening). The methodology in the course is predominantly student-centered, also in the synchronous phases that follow the Sistermann competence building model and enabled self-directed learning. The formative assessment was coordinated with this.

Nähere Beschreibung des Projekts

In der Übung „Angewandte biopsychosoziale Klinische Fallführung“ wurde in der Vertiefungsrichtung der Klinischen Sozialen Arbeit im berufsbegleitenden Masterstudium Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit der FH Campus Wien ein innovatives Lehrkonzept erfolgreich umgesetzt.

Die Übung ist der Vorlesung „Biopsychosoziale Phänomene und Behandlungsmodelle“ angegliedert. Beide Lehrveranstaltungen finden im ersten Semester des berufsbegleitenden Studiums statt. Sie gehören damit zur Studieneingangsphase. In der Vorlesung werden theoretische Grundlagen vermittelt, die dann in der dazugehörigen Übung anhand von Fallbeispielen reflektiert und praktisch angewendet werden. Besonderes Augenmerk liegt auf der Vermittlung von Kompetenzen zum Aufbau einer tragfähigen Arbeitsbeziehung zwischen klinisch-sozialarbeiterischer Fachkraft und Klient*innen. Dazu sind Gesprächsführungskompetenzen essenziell. Daher bildet die praktische Erprobung von Gesprächsführungssequenzen im Rollenspiel mit anschließender Reflexion eine wichtige Komponente in der Lehrveranstaltung.

Im Curriculum des Masterstudiengangs sind die Lernergebnisse für die Übung wie folgt definiert:

Soziale Bedarfslagen werden von den Studierenden unter Berücksichtigung der in der zugehörigen Vorlesung theoretisch abgehandelten Konzepte identifiziert. Die Studierenden erwerben Gesprächsführungskompetenzen für psychosoziale Problemstellungen. Sie erkennen interdisziplinäre Zugänge und institutionelle Rahmenbedingungen für klinisch-sozialarbeiterische Fallarbeit. Die Lernergebnisse befinden sich auf den Stufen des Wissens, des Verstehens und des Anwendens der Lernzieltaxonomie nach Bloom et al. (1956) .

Durch die Covid-19-Ausnahmesituation war die bisher analog im Präsenzmodus angelegte Lehrveranstaltung nicht mehr im Face-to-Face-Setting durchführbar. Gleichzeitig wurde seitens der Praktiker*innen der Sozialen Arbeit der Ruf nach professionellen Methoden zur Durchführung qualitativ hochwertiger Beratung und Betreuung von Klient*innen in virtuellen Settings laut. In verschiedenen Handlungsfeldern der Klinischen Sozialen Arbeit bestand bis zur Pandemie kein Bedarf an Gesprächsführungs- und Beratungskompetenzen, die sich auf ein virtuelles Setting beziehen. Doch plötzlich mussten Beratungen mit Menschen in psychosozialen Notlagen über virtuelle Kommunikationskanäle durchgeführt werden. Für virtuelle Beratungssettings gab es bislang keinerlei Methoden und Konzepte für die Klinische Soziale Arbeit. Die veränderten Bedingungen im Zuge der Pandemie offenbarten hier also ein konzeptionelles und methodisches Defizit.

Die Lehrgangsleiterinnen reagierten auf die mehrfachen geänderten Bedingungen und beschritten neue Wege.

Im ersten Schritt haben die Lehrenden ein Tandem gebildet und jeweils zwei Gruppen zu je zwölf Studierenden zusammengelegt. Dadurch war anschauliches Modelllernen möglich. Rollenspiele wurden durch die Lehrenden demonstriert und anschließend gemeinsam in der gesamten Gruppe reflektiert. Anschließend haben die Studierenden in Breakout-Rooms des verwendeten Videokonferenzdienstleisters Zoom in einer Gruppengröße von drei bis vier Studierenden selbst Beratungssequenzen im Rollenspiel durchgeführt. Eine starke Studierendenzentrierung zeigte sich darin, dass für jede Rolle nach der Sequenz eine spezielle Reflexion angeleitet und ein persönliches Feedback von den Lehrenden gegeben wurde. Für Reflexion und Feedback wurde die Plattform „Moodle“ verwendet. Die virtuelle Zusammenarbeit der Lehrenden wurde in der Umsetzung des Lehrkonzepts explizit dafür genutzt, kollaborative Herausforderungen zu thematisieren, deren Relevanz für die Praxis der Klinischen Sozialen Arbeit zu unterstreichen und letztlich auch Kommunikationsmöglichkeiten modellhaft abzubilden. Das virtuelle Lehren wurde simultan für den Kompetenzaufbau von Gesprächstechniken im virtuellen Setting genutzt.

Insgesamt entstand ein Digitales Blended Learning Arrangement mit zwei asynchronen Phasen und vier synchronen Phasen. Letztere waren methodisch nach dem Kompetenzaufbaumodell nach Sistermann angeleitet. Die synchronen Phasen fanden als online-Präsenzveranstaltung statt. In der Eingangsphase wurde eine Hinführung zum Schwerpunktthema durch die Lehrenden vorgenommen. Dies wurde beispielsweise durch das Aufgreifen aktueller gesellschaftlicher Anlässe, wie die Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ im November 2020, die zeitgleich zur Lehrveranstaltung lief, realisiert. Die Aktion wurde in Bezug zu entsprechenden Fallbeispielen aus der klinisch-sozialarbeiterischen Praxis gesetzt. Diese Bezugnahme stellte die Lernphase der Problemfokussierung nach dem Sistermann-Modell dar. Anschließend wurde den Studierenden die Gelegenheit zum selbstgesteuerten intuitiven Problemlösen gegeben, etwa, indem zu bearbeitende Schwerpunkte aus den Fallbeispielen in simulierten Beratungssequenzen herausgegriffen wurden. Die Lehrenden versahen zeitnah die Lernerfahrung der Studierenden mit einem individuellen Feedback. Die selbstgesteuerten intuitiven Problemlösungsversuche wurden durch die Lehrenden aufgegriffen und in eine kontrollierte und theoriegeleitete Problemlösungsstrategie integriert. Im Anschluss an diese Lernphase erhielten die Studierenden einen Arbeitsauftrag, der auf die Festigung des erworbenen Wissens und der erprobten Kompetenzen abzielte. Abschließend wurde in jeder online-Präsenzphase nach dem subjektiv empfundenen Lernfortschritt gefragt und dieser mit einem individuellen Feedback durch die Lehrenden versehen. Diese Abschlussreflexion war die Voraussetzung für einen gelingenden Transfer der in der Lehrveranstaltung erworbenen Kompetenzen in die Praxis.

Nach dem Flipped-Classroom-Prinzip hatten die Studierenden vor den online-Präsenzterminen theoretische Inputs durch Fachtexte unter speziellen Aufgabenstellungen bearbeitet. Auf die Ausarbeitungen wurde von den Lehrenden mit einem individuellen Feedback zeitnah reagiert. Relevante Ergebnisse oder offene Fragen wurden von den Lehrenden in Vorbereitung auf den nächsten online-Präsenztermin zusammengefasst und dort weiterbearbeitet.

Besonders ist jedoch hervorzuheben, dass die Lehrenden in der Umsetzung des hier eingereichten Lehrkonzepts nach dem Prinzip der Forschungsbezogenen Lehre vorgegangen sind. Sie haben gemeinsam mit ihren Studierenden neues Wissen im Hinblick auf die fachlichen Grundlagen der Gesprächsführung in virtuellen Settings entwickelt. Ein enger Brückenschlag von Forschung und Lehre wurde hier realisiert. Die Lehrenden haben die Covid-19-Ausnahmesituation dazu genutzt, um aus einer analogen Lehrveranstaltung nicht nur ein neues digitales Lehr-Lern-Format zu entwickeln, sondern aus der neuen Problemstellung heraus ein eigenes (hier an der FH gefördertes) Forschungsprojekt zu kreieren. Die Ergebnisse aus der Übung wurden nach dem Prinzip des Forschungsbezogenen Lehrens in das Forschungsprojekt als empirisches Material aufgenommen. Umgekehrt flossen die aktuellen Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt wieder als neu entwickeltes Gesprächsführungstraining in die Lehrveranstaltung ein. Das Training zur Gesprächsführung in psychosozialen Beratungssituationen für das virtuelle Setting entstand hier in einer ersten Version. Es wird aktuell evaluiert und weiterentwickelt. Damit ist eine nachhaltige Nutzung gegeben. Es ist zu erwarten, dass zukünftig der Bedarf an klinisch-sozialen Fachkräften, die über hohe virtuelle Gesprächsführungskompetenzen in psychosozialen Beratungssituationen verfügen, steigen wird. Virtuelle Beratung und Begleitung von Menschen in psychosozialen Notlagen wird ein Teil neuer Praxis der Klinischen Sozialen Arbeit sein. Mit dem Forschungsprojekt „ASF_DigiBerTh – Digitale Beratung und Therapie in psychosozialen Handlungsfeldern“, das seit Dezember 2020 bis November 2021 an der Fachhochschule läuft, sowie in Kombination mit der Lehrveranstaltung können wertvolle Erkenntnisse für Praktiker*innen gewonnen werden. Es hat sich in ersten Forschungsergebnissen bereits gezeigt, dass virtuelle Beratung Personengruppen Zugang zu Hilfesystemen ermöglicht, die vorher nicht oder nicht so leicht den Zugang zu Hilfsinstitutionen geschafft haben. Daher wird diese Form der Beratung in Zukunft eine größere Rolle in der Berufspraxis spielen als bisher. Das Forschungsprojekt sowie die Lehrveranstaltung tragen mit ihrer Innovation zur nachhaltigen Entwicklung neuer Berufspraktiken bei und trägt den Anforderungen des New Work in der Klinischen Sozialen Arbeit Rechnung.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die teilnehmenden Studierenden in dieser Lehrveranstaltung auf besonders hohem fachlichem Niveau auf die berufliche Praxis vorbereitet werden. Durch das in der Übung erworbene Wissen am neuesten Stand der Forschung und ihre Einbindung in den Forschungsprozess bekommen sie überdies Einblick in den lösungsorientierten Umgang mit konkreten Problemstellungen. Das stärkt die persönliche sowie fachliche Kompetenz der Studierenden und unterstreicht die Berufsrelevanz dieser Lehrveranstaltung. Die Evaluation der Lehrveranstaltung unter den Studierenden zeigte, dass das Lehr-Lern-Konzept erfolgreich umgesetzt werden konnte.

Nutzen und Mehrwert

(1) Für Lehrende / Praktiker*innen / Klient*innen

 

Der Mehrwert für uns als Lehrende war vielfältig: Zum einen konnten wir die Rückmeldungen und Erfahrungen der Studierenden, die wir während der Lehrveranstaltung aufnahmen, laufend in den Forschungsprozess des assoziierten Forschungsprojekts einfließen lassen. Zum anderen konnten wir durch die Gestaltung kompetenzorientierter Lehr-Lern-Formate im Distance Learning eine stärkere mediendidaktische Methodenvielfalt entwickeln. Kurzfristig gesehen war die Umstellung ein Mehraufwand, langfristig gesehen führt sie aber zu mehr Flexibilität in der Lehre. Der gesamtgesellschaftlich wohl wichtigste Mehrwert besteht darin, dass die Umstellung auf Distance Learning Impulsgeber für die Erforschung fachlicher Grundlagen war. Die Ergebnisse daraus werden Praktiker*innen und Klient*innen im Bereich der Klinischen Sozialen Arbeit zugutekommen.

 

(2) Für Studierende

 

Die Studierenden beschrieben einen Mehrwert hinsichtlich fachlicher Kompetenzerweiterung und eines stärkeren Bewusstseins für die hohe Berufs- und Praxisrelevanz theoretischer Lehrinhalte. Auch ist die motivationsfördernde Wirkung des Online-Settings, das mit studierendenzentrierten und aktivierenden Methoden konzeptioniert wurde, ein Thema in den Rückmeldungen. Insgesamt sehen wir einen positiven Effekt, wenn es um die fachlich relevante Medienkompetenz bei den Studierenden geht. Hier einige Zitate:

 

„Es ist immer sehr hilfreich Theorie und Praxis in Verbindung zu setzen, um die Theorie greifbarer zu machen.“

 

„Eine weitere Erkenntnis war auch, dass es doch möglich ist, ein Online-Seminar spannend zu gestalten und dass auch Gruppenarbeiten über Zoom sehr interessant und reizvoll sein können! Danke dafür!“

 

„Die drei kurzen Einstiegsfragen, die über zwei Minuten mit einem zufälligen Partner angeschnitten werden konnten, haben mich für den weiteren Verlauf der Übung sehr gut aktiviert und haben den Einstieg in die interaktiven Runden erleichtert. Die weiteren Gruppenarbeiten waren sehr interessant und gewinnbringend.“

 

„Mir bis dato unbekannte Techniken, wie Ein- bzw. Auszählen, den/die Klient/-in über seine räumliche Gegebenheiten zu fragen, sowie auch die Rolle eines/einer Moderators/-in einzunehmen und auch sicherzustellen, dass die Beratungssituation anschließend in den Alltag des/der Klient/-in gut integriert ist, haben sich definitiv in mein Gedächtnis eingeprägt.“

 

„Die wesentliche Erkenntnis des heutigen Tages ist die Strukturierung im Ablauf des Beratungssettings.“

 

„Die zu Beginn vorgestellten Tipps für Online-Beratungsgespräche stellen einen sehr guten Leitfaden dar.“

 

„Seit dem Sommer sind wir in der Beratungsstelle auch zum Teil auf Online-Beratungen (wegen Corona) umgestiegen. […] Umso mehr kann ich jetzt aus der heutigen Einheit für die kommenden Online-Beratungen mitnehmen. Wirklich toll, dass wir ein so aktuelles und dringendes Thema behandelt haben!“

 

„Für mich war ein wichtiger Teil des Seminars die Einheit der Online-Beratung. […] Da [sie] die nächsten Wochen und Monate, ich denke aber auch für die gesamte Zukunft, ein Teil der Sozialarbeit werden wird.“

Nachhaltigkeit

Übertragbarkeit:

 

(1) Lehr-Lern-Konzept

Das Konzept ist prinzipiell auf alle wissenschaftlichen Fachbereiche anwendbar, in denen theoriegeleitete praktische Arbeit stattfindet – unter Berücksichtigung der fachspezifischen Konzepte, Modelle und Methoden. Zugleich muss der dynamischen Situation während der Covid-19-Pandemie auch eine besondere katalytische Funktion zugesprochen werden: Das Forschungsdesiderat der Online-Beratung und Online-Behandlung war zuvor nicht existent. Plötzlich war die Notwendigkeit, es zu erforschen, neue Ansätze zu finden und diese sofort auszutesten, vollkommen evident. Das begleitende Forschungsprojekt nimmt eine Sonderstellung ein, vor allem in Hinblick auf den laufenden Wissenstransfer. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts, besonders die Methodik zur virtuellen Gesprächsführung, sind sofort auf unterschiedliche Anwendungsfelder übertragbar.

 

(2) Distance Learning

Das Setting des Distance Learning hat sich bei der konkreten Lehrveranstaltung bewährt und ist integraler Bestandteil derselben. Während sich bei anderen Lehrveranstaltungen anbietet, in der Zeit der Post-Pandemie ein klassisches Blended Learning Arrangement mit Präsenzphasen statt der synchronen Phasen anzudenken, würde das in diesem Fall nicht funktionieren. Es braucht das Distance-Learning-Setting, um sich in die Online-Beratungssituation begeben zu können. Punktuell, wenn es sich um Feedback- und Diskussionsprozesse handelt, sind sehr wohl auch Präsenzphasen sinnvoll. Die Schnittstellen müssten aber neu definiert werden.

 

Nachhaltigkeit:

 

(1) Transfer von Kompetenzen im Studiengang

Das Bewusstsein für die enge Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis, die in dieser Lehrveranstaltung fokussiert wurde, bildet eine entscheidende Basis für das weitere Masterstudium „Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit“. Nachdem innerhalb des Studiengangs für jedes Semester eine Vorlesungsübung mit starkem Fallbezug im Curriculum vorgesehen ist, kann unmittelbar im darauffolgenden Semester auf die bereits erworbenen Kompetenzen aufgebaut werden. Im konkreten Fall sind auch mediendidaktische Synergieeffekte für die Vorlesungsübung im zweiten Fachsemester nutzbar, da im Sommersemester ein hoher Anteil der Lehre online stattfindet.

 

(2) Transfer zwischen Lehre und Forschung

Weiters wird der Transfer zwischen Lehre und Forschung fortgesetzt. Das Forschungsprojekt, das bereits im Wintersemester 2020/21 als Forschungsbezogenes Lehren in die Vorlesungsübung einfloss, läuft noch bis November 2021. Das heißt, an das Forschungsbezogene Lehren kann im Sommersemester 2021 direkt in der Vorlesungsübung im zweiten Fachsemester aufbauend angeknüpft werden. Dies ist auch geplant.

 

(3) Transfer zwischen Lehrenden und Studierenden

Der wichtigste Nachhaltigkeitseffekt der Lehrveranstaltung besteht darin, dass die Studierenden als zukünftige Praktiker*innen und Forscher*innen im Bereich der Klinischen Sozialen Arbeit die selbst erprobten Konzepte und Modelle anwenden und weiterentwickeln werden. Wie auch den Rückmeldungen der Studierenden zu entnehmen ist, war die Vermittlung der Relevanz gegenüber dem Transfer zwischen Theorie(bildung) und Praxis ein starker Lerneffekt. Anhand des hochaktuellen Themas der psychosozialen Beratung und Behandlung in virtuellen Settings konnte den Studierenden vermittelt werden, wie sie aus diesem Transfer heraus neue Lösungen entwickeln können.

Aufwand

Zeitlicher Aufwand: Das Projekt war mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden. Die Umsetzung der Lehre im Tandem erforderte eine kontinuierliche und regelmäßige Absprache zwischen den Lehrenden. Dazu wurden systematisch Vor- und Nachbesprechungen zu den Lehrveranstaltungen abgehalten. Zusätzlich erforderte die Studierendenzentrierung einen erhöhten Zeitaufwand. Ein wesentlicher didaktischer Bestandteil war das Realisieren zeitnaher und individueller Feedbacks an die Studierenden. Dies wurde während der gesamten Lehrveranstaltungsdauer über das gesamte Semester umgesetzt. Das Forschungsbezogene Lehren bedingte außerdem Abstimmungs- und Planungstermine für die Lehrenden. Hier wurden Erkenntnisse aus dem Forschungsprozess für die Lehre aufbereitet, z.B. in Form der Konzipierung des Gesprächsführungstrainings oder dem Thematisieren wesentlicher Aspekte, wie z.B. die Rollenerweiterung im Online-Setting.

 

Finanzieller Aufwand: Die FH Campus Wien investierte in Lizenzen zur Nutzung von einem Videokonferenzdienstleister. Zusätzlich wird das Forschungsprojekt „AFS DigiBerTh“ finanziell gefördert.

Positionierung des Lehrangebots

Bei dem Lehrangebot, in dem das innovative Projekt umgesetzt wurde, handelt es sich um die Übung „Angewandte biopsychosoziale Klinische Fallführung“, die der Vorlesung „Biopsychosoziale Phänomene und Behandlungsmodelle“ angegliedert ist. Beide Lehrveranstaltungen liegen im ersten Semester und damit der Studieneingangsphase des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit“. Studierende der Vertiefungsrichtung der Klinischen Sozialen Arbeit nehmen daran teil. Die Übung wird in vier Kleingruppen zu je 12-15 Studierenden organisiert. Im Zuge der Umstellung der Lehrveranstaltung auf Distance Learning haben die Lehrenden Saskia Ehrhardt und Melanie Zeller ihre Ressourcen gebündelt und jeweils zwei Gruppen zusammengelegt. Auf diese Weise konnten sie neue methodische Möglichkeiten ausschöpfen und vor allem in den synchronen Phasen mittels Breakout Rooms in Zoom wieder auf die Kleingruppenarbeit zurückgreifen.

Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Methoden des Distance Learning und deren nachhaltiger Einsatz
Ansprechperson
Mag.a Saskia Ehrhardt, MA
Masterstudium Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit
+43 680 317 1155
Nominierte Person(en)
Mag.a Saskia Ehrhardt, MA
Masterstudium Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit
Mag.a Dr.in Melanie Zeller
Masterstudium Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit
Themenfelder
  • Digitalisierung
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
  • Kommunikation/Plattform für Lehrende
  • Flexibel Studieren
  • Vor dem Studium/Beginn des Studiums
  • Erfahrungslernen
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften