UMIT TIROL – Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften und -technologie
Eduard Wallnöfer-Zentrum 1, 6060 Hall in Tirol
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Asynchron und doch gemeinsam lernen: Das vollständig online-gestützte Modul „Evidence-Based Medical Informatics and Evaluation of Information Systems“

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Das vorgestellte Modul ist Teil des vollständig online-gestützten Universitätslehrgangs Health Information Management. Bei der Konzeption des Moduls wurden die folgenden drei Herausforderungen erfolgreich gelöst:

 

Erstens: Das online-Studium ist berufsbegleitend und daher konsequent asynchron organisiert, also ohne verbindliche face-to-face-online-Zeiten. Dadurch ist das Studium für die Studierenden zeitlich sehr flexibel (Lernen 24/7) und es ermöglicht so das Lernen im eigenen Tempo und ortsunabhängig, was die Studierbarkeit gegeben der häufigen Berufstätigkeit der Studierenden wesentlich erleichtert. Gleichzeitig fördert und fordert das Studium das gemeinsame Lernen und den fachlichen Diskurs, also die Interaktion der Studierenden miteinander und mit den Lehrpersonen. Dies sehen wir als Bestandteil erfolgreichen universitären Lernens; wir verstehen Lernen auf Master-Ebene als konstruktiven und sozialen Prozess, welcher am besten in Interaktion mit anderen Personen funktioniert. Die erste Herausforderung des unseres Lern-/Lehrsettings ist daher die Kombination von asynchronem online-Studium im eigenen Tempo mit dem gemeinsamen Lernen und einem intensiven fachlichen Diskurs in der Gruppe.

 

Zweitens: Studierende haben einen sehr unterschiedlichen Hintergrund (z.B. Ärzte, Pflegefachkräfte, Informatiker, etc.), aus verschiedenen Altersstufen (25 – 55 Jahre) und aus verschiedenen Ländern (DACH-Raum). Wir sehen also eine hohe Heterogenität der Studiengruppe. Die zweite Herausforderung ist daher, diese Heterogenität im Lern-/Lehrsetting so zu berücksichtigen, dass sich die verschiedenen Perspektiven der Studierenden im gemeinsamen Diskurs befruchten und ergänzen, Heterogenität also als Chance für eine tiefere gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Stoff aus verschiedenen Perspektiven tatsächlich auch genutzt wird.

 

Drittens: Die Studierenden sind erwachsene Lernende, die grundsätzlich das Interesse haben, an möglichst authentischen Problemstellungen zu lernen und das Erlernte im eigenen beruflichen Umfeld umsetzen können. Die Studierenden sollen dabei Wissen aktiv erarbeiten (konstruieren) und anwenden und nicht nur passiv konsumieren. Die dritte Herausforderung ist es also, ein online-Setting zu bieten, das neben der Vermittlung grundlegender Methoden und Theorien auch eine Lösung praktischer Probleme kooperativ ermöglicht.

 

Zur Bewältigung dieser drei zentralen Herausforderungen und zur Gestaltung eines zielgruppen-optimalen didaktischen Lernsettings haben wir basierend auf Theorien und Methoden der online-Didaktik an Hochschulen das im Folgenden beschriebene stimmiges Konzept entwickelt. Dieses Konzept wird seit 2018 erfolgreich an der UMIT TIROL umgesetzt. Der Erfolg spiegelt sich u.a. in den ausgezeichneten studentischen Rückmeldungen im Rahmen der Lehrevaluation wieder.

 

Das Modul kombiniert dabei also in innovativer Weise unter dem Motto „Gemeinsam Kompetenz entwickeln“ flexibles asynchrones Lernen mit dem gemeinsamen fachlichen Diskurs, also dem gemeinsamen Lernen, in einer heterogenen Studiengruppe.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Modul „„Evidence-Based Medical Informatics and Evaluation of Information Systems“ (6 ECTS-Credis) findet im 4. Semester des Universitätslehrgangs Health Information Management statt. Es findet rein online-gestützt, 100% asynchron und auf Englisch statt.

 

Im Modul erwerben die Studierenden die Kompetenz, Studien zur Evaluation von Informationssystemen (z.B. e-Impfpasses) systematisch zu beschreiben, ihre Qualität zu beurteilen und eigene Evaluationsstudien zu konzipieren. Als überfachliche Kompetenz werden daneben akademisches Schreiben, Präsentation, Kommunikation, Literaturanalyse, Englisch, Problemlösefähigkeit und Selbstmanagement vermittelt.

 

Unser Konzept basiert auf drei sozio-konstruktivistischen Bausteinen: Erstens: Community of Inquiry, ein Rahmenwerk für gemeinsames erfolgreiches online-Lernen. Zweitens: Etivities für eine klare Struktur für kooperative und aktivierende Lernaufgaben. Drittens: Förderung von Selbstregulationsfähigkeit und Reflexionsfähigkeit der Studierenden.

 

Durch diese Bausteine erreichen wir ein flexibles Studiensetting, in dem doch der gemeinsame fachliche Diskurs durchgängig erfolgt, eine klare Anwendungsorientierung die Lernprozesse leitet und die Heterogenität der Studierenden als Chance genutzt wird.

 

Das Modul kombiniert damit unter dem Motto „Gemeinsam Kompetenz entwickeln“ konsequent flexibles asynchrones Lernen mit dem gemeinsamen fachlichen Diskurs in einer heterogenen Studiengruppe.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

The module ""Evidence-Based Medical Informatics and Evaluation of Information Systems" (6 ECTS credits) takes place in the 4th semester of the university course Health Information Management. It is purely online-supported, 100% asynchronous and is in English.

 

In the module, students acquire the competence to systematically describe studies on the evaluation of information systems (e.g. eImpfpass), to assess their quality and to design their own evaluation studies. In addition, academic writing, presentation and communication skills, literature analysis, English, problem-solving skills, and self-management are taught as generic competencies.

 

Our concept is based on three socio-constructivist elements: First: Community of Inquiry, a framework for successful collaborative online learning. Second: Etivities as a clear structure for cooperative and activating learning tasks. Third: Encouraging students' self-regulation and reflection skills.

 

Through these elements we achieve a flexible study setting, in which the common discourse takes place throughout, where a clear problem orientation guides the learning processes and where the heterogeneity of students is seen as an opportunity.

 

Under the motto "Developing competences together", the module thus consistently combines flexible asynchronous learning with joint professional discourse in a heterogeneous study group.

Nähere Beschreibung des Projekts

Im Folgenden werden Lernziele, didaktisches Konzept, Aufbau und Ablauf der Lernaufgaben, Vermittlung überfachlicher Kompetenzen sowie Ergebnisse der Lehrevaluierung vorgestellt.

 

*** Lernziele des Moduls „Evidence-Based Medical Informatics and Evaluation of Information Systems“

Studierende können grundlegenden Begriffe zu Evaluationsstudien erklären und korrekt verwenden.

Studierende können für eine gegebene Evaluationsstudie Forschungsfrage, Studiendesign, Methoden und Ergebnisse korrekt darstellen.

Studierende können die interne Validität einer Evaluationsstudie beurteilen.

Studierende können für eine Stakeholdergruppe ein Evaluationskonzept entwickeln und schriftlich präsentieren.

Studierende können den fachlichen Diskurs auf Englisch führen.

***Didaktische Konzept: Studierendenzentrierte Lehre – asynchron und doch gemeinsam

 

Unsere grundsätzliche Lernphilosophie orientiert sich am sozialen Konstruktivismus und ist in hohem Maße studierendenzentriert. Ausgehend davon basiert unser Konzept auf drei Bausteinen:

+ Community of Inquiry (Garrison): Erfolgreiches Lernen in online-basierten Settings basiert auf drei Bedingungen: Der kognitiven Präsenz, also das Ausmaß, mit dem Studierende Wissen durch Reflektion und Austausch konstruieren können; der sozialen Präsenz, also der Fähigkeit, Mitstudierende als reale Personen wahrzunehmen und mit ihnen zielgerichtet und vertrauensvoll zu kommunizieren; und der Lehrendenpräsenz, also der Ermöglichung und Steuerung individuell bedeutsamer Lernergebnisse. Das Modul adressiert und kombiniert alle drei Aspekte – die unten beschriebenen Lernaufgaben fördern kognitive und soziale Präsenz und beschreiben den Rahmen für die Lehrendenpräsenz.

+ Etivities (nach Gilly Salmon): Beschreiben den strukturierten Aufbau aktivierender, kooperativer Lernaufgaben in online-gestützten Settings. Dadurch geben wir den Studierenden klare Rahmenbedingungen zum Lernen sowohl alleine als auch in der Gruppe. Die Rolle des Lehrenden ist hier Lerncoach und Lernprozessbegleiter und weniger Fachexperte. Ein Beispiel folgt unten.

+ Selbstregulation: Die Ermöglichung und Förderung der Selbstregulationsfähigkeit der Studierenden ist der Schlüssel für erfolgreiches Lernen. Voraussetzung hierfür ist, dass der Studierende Wahlmöglichkeiten bzgl. Ziel, Zeit, Ort des Lernens hat, was durch das asynchrone Setting möglich ist, und bzgl. Inhalt des Lernens, was durch teilweise Wahlmöglichkeiten zwischen oder innerhalb von Etivities möglich ist. Zusätzlich werden die Studierenden motiviert, zu Beginn ihre persönlichen Vorerfahrungen und Lernziele zu formulieren und sich darüber auszutauschen und am Modulende über ihren Lernerfolg zu reflektieren.

***Aufbau der Lernaufgaben (Etivities)

Als virtuelle Lernumgebung wird die Lernplattform Moodle eingesetzt. Jedes Modul des Universitätslehrganges ist nach derselben Struktur aufgebaut. In Moodle werden zunächst Metainformationen (z.B. zu Lernzielen, erwartetem Arbeitsaufwand, didaktischem Ansatz) bereitgestellt. Das Modul ist dann in Wochenblöcke aufgeteilt. Diese klare und einheitliche Modulstruktur hilft bei der Zeitplanung und unterstützt beim "Durchhalten". Jeder Wochenblock begann mit einer kurzen Einführung durch die Lehrenden, z.B. einem Video. In jedem Wochenblock erhalten die Studierenden dann Lernaufgaben, welche zu bearbeitet sind. Die Kommunikation innerhalb der Lernaufgaben erfolgt rein asynchron, meist textbasiert.

Jede Lernaktivität umfasst dabei folgende Elemente in strukturierter Form:

+ Titel, der Neugier weckt

+ Kurze Beschreibung von Hintergrund und Motivation des Themas

+ Kompetenzorientierte Lernziele: Was kann oder weiß der Studierender nach dem Bearbeiten dieser Lernaufgabe?

+ Konkrete Aufgabenstellung, welche die Studierenden bearbeiten müssen

+ Erwartungen zur Kommunikation und Kooperation mit Mitstudierenden bei der Lösung der Lernaufgabe (z.B. Peer-Feedback, Vergleich individueller Lösungen, Entwicklung von Konzepten in Kleingruppen, gemeinsames Erstellen themenspezifischer Wikis oder FAQs)

+ Notwendigen Materialien zur Bearbeitung (Videos, Skripte, Bücher, Artikel, Software etc.)

+ Rolle des Lehrenden: Wie wird der Lehrende die Studierenden unterstützen?

 

Lernaufgaben umfassen dabei anspruchsvolle und anwendungsorientierte praxisnahe Situationsbeschreibungen, Fragen oder Probleme. Typische Lernaufgaben betreffen z.B. den Austausch von Vorerfahrungen, die kritische Analyse einer Situation, der Vergleich von Alternativen, die Erstellung von Konzepten oder die Umsetzung von Lösungsideen. Jede Lernaufgabe beinhaltet auch den Austausch in der Gruppe, insbesondere die Bereitstellung und den kritischen Diskurs der Lösungen.

Die Lernaufgaben sind praxisnah gestaltet, ermöglichen das Entwickeln eigener Gedanken und Lösungen, erlauben die unmittelbare Anwendung theoretischer Konzepte, fördern den interdisziplinären Austausch in der Gruppe und ermöglichen das Anknüpfen und Weiterentwickeln eigener Vorerfahrungen.

Die Lehrpersonen betreuen und begleiten die Lehrpersonen, u.a. indem sie bei Schwierigkeiten helfen, Diskussionsimpulse geben, Ausarbeitungen und Diskussionen zusammenfassen oder Feedback zu Lösungen geben.

** Lernaufgaben im Modul

Das beschriebene Modul besteht aus insgesamt sieben Etivities, vier formativen Lernerfolgstests (Quizzes) und zwei Assignments und dauert insgesamt 6 Wochen. Die Lehrperson ist durchgängig aktiv, gibt jede Woche fachlichen Input (durch Video, Lerntexte, oder Buchkapitel) und unterstützt die fachlichen Diskussion durch Feedback oder vertiefende Anregungen. Die Assignments umfassen die Erstellung eines Evaluationskonzepts „e-Impfpasse“ für eine individuell gewählte Stakeholdergruppe und ein mündliches Prüfungsgespräch zum Evaluationskonzept.

Der vollständige Kurs mit allen Etivities und Unterlagen ist wie folgt abrufbar:

1. moodle.umit-tirol.at/course/view.php aufrufen

2. „Anmelden als Gast“ wählen

3. Shows Case „Evidence-Based Medical Informatics“ anklicken

4. Nach unten scrollen zu Gastzugang – Gastschlüssel, und hier arsdocendi2021 eingeben.

Aus Gründen des Datenschutzes sind keine studentischen Beiträge in den Foren der Etivities mehr sichtbar. Insgesamt werden in diesem Modul im letzten Durchgang bei ca. 15 Studierenden und einer Lehrperson über die 6 Wochen ca. 350 Forenbeiträge geschrieben, was einen Eindruck des intensiven fachlichen Dialogs gibt.

** Ein Beispiel für eine Etivity

“Etivity 4.1: Our case studies: Internal validity

Now you have learned about the internal validity of studies, so let us apply this new knowledge to one evaluation study from week 1.

Goal: To be able to assess the internal validity of evaluation studies.

Task: Read the methods, results, and discussion part of the Schwarzberg study and identify aspects that are related to internal validity. Remember that internal validity means, in general, whether the findings of the evaluation study could be explained by other factors than the intervention. Note you can find relevant aspects by critically thinking about the applied study design and methods, by checking the criteria in Bortz&Döring, and also by looking at the discussion that often contains some critical assessment of the limitations of a study which are often related to internal validity. Write a post where you present at least three strengths and three weaknesses regarding the internal validity of the Schwarzberg study.

Dialogue begins: Compare your results. If you have extracted different information, try to solve the divergence. As a group, make sure everybody gets a proper reaction. Contribute at least one meaningful post to the discussion.

I will follow your discussions and summarize them at the end.

Estimated workload: 5 - 6 hours.”

Hinweis zu diesem Beispiel: Der Aufbau der Etivities und die dabei erforderliche Interaktion erfüllt damit die Anforderungen an Kooperation, kognitiver Präsenz und sozialer Präsenz der Community of Inquiry. Die Lehrenden-Präsenz wird durch den Lehrenden in seiner Rolle als Experte und Lerncoach sichergestellt. Zusätzlich werden die Studierenden ermutigt, voneinander und miteinander zu lernen, also selber auch immer wieder die Rolle eines Lehrenden einzunehmen, entsprechend eigener Vorerfahrungen. Die Kombination aus „Task“ (= Aufgabe im Selbststudium) und „Dialogue begins“ (= Aufgabe im fachlichen Diskurs) garantiert das intendierte Ziele des asynchronen und doch gemeinsamen Lernens.

*** Lernerfolgsüberprüfung

Die Lernerfolgsüberprüfung findet kompetenzorientiert statt. Zentrale Prüfungsleistung ist die Erstellung eines Evaluationskonzepts zur Evaluation der e-Impfpasses in Österreich. Dadurch können die wichtigsten Lernziele im Sinne des Constructive Alignments überprüft werden. Außerdem fließt das Engagement im Kursraum, also die Qualität des fachlichen Diskurses, in die Note ein. Die Beurteilung beider Leistungen erfolgt dabei auf Basis von maßgeschneiderten Bewertungsschemata, so genannter Rubrics.

** Lehrevaluierung

Das Modul wurde im letzten Durchlauf bei einem Rücklauf von 55% mit einer Note von 1.1 (sehr gut) bewertet, die Lehrende wurde mit 1.2 bewertet. In den Freitexten wurden unter anderem positiv angemerkt, was unser didaktische Konzept klar bestätigt:

 

„Sehr gute Diskussionen“

„Herausfordernde Fragestellungen“

„Die Vorgaben zur Erfüllung der Aufgaben waren klar definiert. Die zur Verfügung gestellte zusätzliche Literatur sowie die Tipps für die Kommunikation auf Englisch (Grammarly z.B.) waren hilfreich, die Themen sehr praxisrelevant. Rückmeldungen auf Fragen wurden zeitnah beantwortet“

„Tests zur Selbstüberprüfung“

„Schnelles Feedback“

„Tolle Betreuung durch die Lehrperson“

„Ausführliche und sehr detaillierte Feedbacks durch die Lehrperson“

„Etivity in Englisch war sehr gut. Könnte man in mehr Etivities so machen.“

 

** Fazit: Innovativ, studierendenzentriert, kompetenzorientiert

Unser Konzept stellt ein Beispiel für innovative Hochschuldidaktik dar, da wir ausgehend von einer Analyse der Anforderungen der berufsbegleitenden Studierenden und basierend auf einem sozio-konstruktivistischen Verständnis von Lehre ein konsequentes didaktisches Design basierend auf einschlägigen didaktischen Theorien umgesetzt haben. Das Modul fokussiert explizit sowohl auf fachlichen wie auf überfachliche Kompetenzen und setzt stark auf einen fachlichen Diskurs in einer heterogenen Studierendengruppe in einem asynchronen online Setting. Diese theoretisch fundiert und konsequent umgesetzte didaktische Gestaltung sehen wir als klare Stärke dieses Moduls.

Unser Konzept unterstützt die Studierendenzentrierung unter Berücksichtigung der Heterogenität der Studierenden. Studierendenzentrierung wird dabei zum einen durch die individuelle Offenlegung der Vorerfahrungen und der Definition der persönlichen Lernziele sowie durch die Reflexion am Modulende gefördert. Individuelle Lernprozesse werden durch den fachlichen Diskurs in der heterogenen Gruppe initiiert, gefördert und flankiert. Studierendenzentriert heißt auch das Lernsetting auf die Bedürfnisse der Studierenden auszurichten; dies wird durch das konsequent asynchrone Format des Moduls unterstützt, welches das Lernen 24/7 ermöglicht. Der ULG ermöglicht so zeit- und ortsunabhängige Lernen und unterstützt damit die Studierbarkeit und die Balance von Beruf und Studium wesentlich.

Unser Konzept ist kompetenzorientiert: Die Lernaufgaben fokussieren klar auf fachlichen und überfachlichen Kompetenzen, das Lernen an authentischen Beispiele (hier: die Arbeit an konkreten Evaluationsstudien) und die Ausarbeitung eines eigenen Evaluationskonzepts als Prüfungsleistung fördern Kompetenzen bzw. machen dieses sichtbar. Grundlegendes Fachwissen wird durch geeignete Fachliteratur individuell begleitet erarbeitet und in formativen Quizzes abgeprüft. Die eigentlichen höheren Lernprozesse basieren aber auf der gemeinsamen Arbeit an authentischen Problemen. Theorie und Praxis werden so miteinander verbunden. Wissenschaftliches Arbeiten (Suchen, Lesen, Strukturieren, Bewertung, Konzipieren, Präsentieren von Literatur bzw. von Studien) wird durchgängig begleitend geübt und so der Bezug zwischen wissenschaftlichem Arbeiten und wissenschaftlichen Methoden zur Praxis (hier: Evaluation von Informationssystemen) hergestellt.

Unser Konzept unterstützt die internationale Ausrichtung bzw. „Internationalisation@home“: Die Lehrveranstaltung findet (als einzige Veranstaltung im Universitätslehrgang) durchgängig auf Englisch statt. Dies betrifft den Großteil der Literatur, den kompletten fachlichen Diskurs sowie einen Teil der Prüfungsleistungen. Dadurch wird Englisch als Fachsprache ganz automatisch eingeübt. Durch die Arbeit an internationalen Studien werden auch internationale Besonderheiten sichtbar.

Nutzen und Mehrwert

Mehrwert für Studierende:

+ Modul ermöglicht zeit- und ortsunabhängiges, flexibles Lernen und trotzdem gemeinsames, kooperatives Lernen in einer heterogenen Studiengruppen

+ Die Vereinbarkeit von Beruf und Studium wird durch ggst. Setting wesentlich unterstützt

+ Aktivierende Lernaufgaben und Integration der verschiedenen beruflichen Hintergründe führen zu hoher Motivation und Praxisrelevanz der Inhalte

+ Klare Taktung und Struktur innerhalb der Module unterstützt Zeitmanagement und Arbeitsorganisation und damit das „Durchalten“ und den Studienerfolg

+ Theoriegeleites Konzept bietet eine wissenschaftliche Fundierung des didaktischen Designs

Konstruktivistischer Ansatz unterstützt und fordert die aktive studentische Mitwirkung ein

+ Begleitende wissenschaftliche Evaluierung garantiert regelmäßige Qualitätssicherung

 

Mehrwert für Lehrende:

+ Einüben neuer Kompetenzen für erfolgreiche technologiegestützte Lehre (alle Lehrpersonen werden vor Lehrübernahme hochschuldidaktisch weiterqualifiziert)

+ Unterstützung der kooperativen konstruktivistischen Lehrphilosophie und Weiterentwicklung des persönlichen Lehrzuganges

+ Entwicklung neuer Rollenmodelle: Vom Experten zum Lernprozessbegleiter

+ Möglichkeit der individuellen Begleitung und Unterstützung der Studierenden

+ Strukturiertes Fortbildungsprogramm sichert gemeinsame Perspektive auf das Lehren

+ Kennenlernen vielfältiger Möglichkeiten für kompetenzorientiertes Prüfen

+ Coaching und Workshops bieten vielfältige Möglichkeiten zur Reflexion und Weiterentwicklung

+ Neue Kompetenzen können auch in anderen Studiengänge eingesetzt werden (insb. in Blended-Learning-Formaten)

+ Gelebte Wertschätzung der Leistung der Lehrenden in dieser anspruchsvollen Umgebung

 

Mehrwert für Universitätsleitung:

+ Klar darstellbares und wissenschaftlich begleitetes Konzept für den neuen ULG für die Außendarstellung

+ Sammlung von Erfahrungen mit rein online-gestützter Lehre (der ULG ist das erste 100% online-Angebot dieser Art an der UMIT und auch österreichweit beispielgebend)

+ Anstoßen universitätsweiter Diskussionsprozesse über technologiestützte Lehre an der UMIT

+ Direkter Nutzen für die Ausgestaltung von begleiteten Selbststudiensequenzen in nicht online-gestützten Studiengängen an der UMIT

+ Exploration von Chancen und Herausforderungen online-gestützter Lehre als Basis für die Entscheidung über weitere derartige Studiengänge

+ Ausbau der Lehr- und Forschungskompetenz an der UMIT im Kontext der Begleit- und Evaluierungsforschung (learning analytics) und hinsichtlich der Integration von educational technologies und instructional designs in die Lehre.

Nachhaltigkeit

Das vorgestellte didaktische Konzept mit seinem Schwerpunkt auf dem fachlichen Diskurs in einer Community of Inquiry, dem Arbeiten an authentischen Problemen, der Strukturierung der Lernens durch Etivities, den kompetenzorientierten Prüfungsformen und dem konsequent asynchronen Format ist inzwischen die Basis für den gesamten Universitätslehrgang Health Information Management. Dies bedeutet, dass das gesamte Studium in allen Modulen in gleicher Weise abläuft.

Die Nachhaltigkeit des Konzepts ist somit gegeben, es ist fest implementiert und seit 2017 bewährt.

 

Auch andere Studiengänge haben bereits Anleihen an unserem didaktischen Konzept genommen. So verwenden Module in anderen Studiengängen der UMIT TIROL (z.B. Public Health, Pflegewissenschaft, Psychologie) bereits das Konzept der asynchronen Etivities im Rahmen von blended-learning-Modulen. Auch das ab Herbst 2021 geplante Master-Studium Medizinische Informatik der UMIT TIROL wird durchgängig das Prinzip der Etivities und das asynchrone Format in den online-Phasen im blended–learning-Setting einsetzen. Die Übertragbarkeit des Konzepts auf asynchrone online-Phasen auch in anderen Studiengängen ist damit sichtbar gegeben. Zur Verstärkung des Nachhaltigkeitsaspekts soll an dieser Stelle auch auf die durch die Corona-Pandemie erforderliche Umstellung der Lehre auf distance learning kurz eingegangen werden: das vorhandene Know how und die Erfahrungswerte wurden im Rahmen von Beratungen und wöchentlichen „LehreLunches Spezial“ UMIT-weit Lehrpersonen aller Studiengänge zur Verfügung gestellt.

Aufwand

Das Modul wurde von Beginn an in diesem didaktischen Format aufgesetzt. Es sind daher nur die üblichen Aufwände angefallen, die bei der Neukonzeption eines Moduls in jedem Fall entstehen.

 

In der Durchführung ist der Aufwand für Lehrpersonen durchaus recht hoch, entspricht aber dem vergleichbaren Aufwand in einer Präsenzveranstaltung. Erklärung: Das Modul wird mit 6 Credits beurteilt, was im Präsenzunterricht üblicherweise an der UMIT TIROL 4 SWS, also 60 UE, darstellt. Da das Modul 6 Wochen dauert, würde dies im Präsenzmodus 10 UE pro Woche bedeuten. Tatsächlich entsprechen die Aufwände im vorgestellten Modul genau dieser Lehrleistung von 10 UE pro Woche. Diese Aufwände entstehen durch die Aktualisierung der Videos, Materialien und Quizzes und durch die durchgängige Begleitung der Studierenden (Begleitung von Diskussion, Klärung von Fragen, Geben zusätzlichen Inputs, Geben von Feedback, Benotung etc.).

Positionierung des Lehrangebots

Das beschriebene Modul wird als Teil des berufsbegleitenden Universitätslehrgangs Health Information Management (Abschluss: Master of Arts; Workload: 90 Credits) durchgeführt.

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Digitale Transformation in der Lehre
Ansprechperson
Elske Ammenwerth, Univ.-Prof. Dr.
Department Biomedizinische Informatik & Mechatronik, Institut für Medizinische Informatik
0508648 3809
Nominierte Person(en)
Elske Ammenwerth, Univ.-Prof. Dr.
Department Biomedizinische Informatik & Mechatronik, Institut für Medizinische Informatik
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
  • Kommunikation/Plattform für Lehrende
  • Flexibel Studieren
  • Prozess der Curriculagestaltung
  • Curriculagestaltung
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften