Paris-Lodron-Universität Salzburg
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Geometrie-Software: Mache die Zukunft bereits jetzt sichtbar (UV)

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Aufgrund des kurzfristigen Lockdowns vom März 2020 mussten sämtliche Lehrveranstaltungen des Sommersemesters 2020 auf Online-Lernen umgestellt werden. Die Art und Weise der konkreten Umstellung kann sehr unterschiedlich efolgen. Bei der Lehrveranstaltung Geometrie-Software war die Entscheidung aus einer großen inneren Motivation heraus schnell getroffen, diese in jeglichen ihrer Facetten neu zu konzeptionieren und selbst mit der Perspektive eines sehr großen Aufwands diese grundlegend zu modernisieren und diese Erneuerung als Projekt „Geometrie-Software: Mache die Zukunft bereits jetzt sichtbar“ anzupacken. Erleichtert hat mir diese Entscheidung, dass seit Ende der 1990er Jahre einer meiner Forschungsschwerpunkte Blended Learning ist und hier auf unterschiedlichsten Ebenen (siehe Rubrik „Besonderes Engagement in der Lehre“) Erfahrungen gesammelt werden konnten. Im Nachhinein betrachtet hat sich der enorme Aufwand unter anderem gelohnt, da (1) zahlreiche moderne Lernmaterialien entstanden sind, die weit über die LV hinaus verfügbar sind und zum Einsatz kommen, da (2) die Lehrveranstaltung nun nachhaltig für mehr Individualisierung und Berücksichtigung der Heterogenität der Studierenden dauerhaft organisiert ist und da (3) die durchgeführte Evaluierung der Universität gezeigt hat, dass die Studierenden im Sommersemester 2020 die Qualität der LV sehr geschätzt haben (siehe Rubrik Übertragbarkeit/Nachhaltigkeit).

Kurzzusammenfassung des Projekts

In der Lehrveranstaltung (LV) lernen Studierende geometrische Software zu bedienen. Die LV fokussiert speziell auf den Einsatz von professioneller CAD-Software (Computer Aided Design), die einen sehr großen Leistungsumfang aufweist und sich daher ideal für Individualisierung des Lernens eignet. Erfolgreiche Distanzlehre erfordert einen grundlegend anderen Zugang als Präsenzlehre, zB. steigt die Notwendigkeit extrinsischer Motivation der Studierenden, einer passend geregelten Kommunikationskultur und das Anbieten von vielen asynchronen und synchronen Lernsituationen. Die folgenden zehn Bereiche wurden daher neu konzipiert und implementiert:

1. Kommunikationszentrum der LV: Vielschichtiger Blackboard-Kurs

2. Individuelles Feedback auf jede einzelne eingereichte Arbeit von Studierenden (insgesamt mehr als 4.000 Feedbacks)

3. Interaktive 3D-pdfs, d.h. pdfs, in denen 3D-Objekte interaktiv bewegt werden können

4. Individuelles Training des räumlichen Denkens über die (selbst mit einer Arbeitsgruppe programmierte) Lernplattform Raumintelligenzförderung 2.0

5. Selbst produzierte Lernvideos

6. Webex-Meetings

7. Verstärkung des Einsatzes der Mailkommunikation

8. Einrichten eines Blogs

9. Mehr offene Aufgaben zur Unterstützung der Individualisierung

10. Erstellung von inhaltlich passenden Ersatzaufgaben für all jene Studierenden, die keinen Zugang zu entsprechend notwendiger Technologie haben und somit die gestellten Aufgaben nicht durchführen hätten können.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

In this course, students learn how to use geometric software. The course focuses especially on the use of professional CAD software (Computer Aided Design), which has a large range of features and is therefore very well suited to support individualized learning. Successful distance learning requires a fundamentally different approach than face-to-face teaching, e.g. the need for extrinsic motivation of students, a suitably regulated communication and the need of many asynchronous and synchronous learning situations increases. The following ten areas were therefore redesigned and implemented in the course:

1. communication center of the course: blackboard course including many different features

2. individual feedback on every single submitted work of students (more than 4.000 feedbacks in total)

3. interactive 3D-pdfs (pdfs in which 3D-objects can be moved interactively)

4. individual training of spatial thinking via the learning platform ‘Raumintelligenzförderung 2.0’ (programmed with the help of a specific working group)

5. self-produced learning videos

6. webex meetings

7. strengthening the use of mail communication

8. setting up a blog

9. more open tasks to support individualization

10. creation of substitute tasks suitable for all those students who do not have access to required technology and therefore would not have been able to complete the tasks.

Nähere Beschreibung des Projekts

Allgemeine Beschreibung der Lehrveranstaltung

Im Rahmen dieser Lehrveranstaltung (LV) erfahren vorrangig Lehramt-Mathematik-Studierende, wie sie geometrische Software bedienen und später im Unterricht einsetzen können. Die LV fokussiert speziell auf den Einsatz von professioneller CAD-Software (Computer Aided Design), die einen sehr großen Leistungsumfang aufweist, sich daher für individuelle Vertiefungen und Schwerpunktsetzungen anbietet und Studierenden einen sehr realistischen Einblick über die international in Industrie und Forschung verwendete CAD-Software und deren Möglichkeiten bietet. Im Rahmen der Arbeit mit der CAD-Software erhalten Studierende in der LV zusätzlich eine Auffrischung und Vertiefung zu diversen geometrischen Themenfeldern. Durch die Arbeit mit einer professionellen und für den Bildungsbereich freien CAD-Software ist es Studierenden in der Lehrveranstaltung möglich, durch mathematisch korrektes, geometrisch sinnvolles und oftmals kreatives Arbeiten zukünftige geometrische Objekte (wie Häuser, Brücken, Werkstücke, Möbel uvm) bereits im Jetzt am Computer sichtbar zu machen. Die modernen 3D-Ansichten und Exportmöglichkeiten zu 3D-Druckern erlauben ein sehr realistisches und motivierendes Erleben virtuell geplanter Objekte bereits im Jetzt, also die Zukunft auf diesem Wege bereits jetzt sichtbar zu machen.

 

Kompetenzorientierung und Ablauf der Lehrveranstaltung

Neben kürzeren theoretischen Inputs liegt der Fokus der Tätigkeiten im Rahmen dieser LV auf dem gemeinsamen Lösen von geometrischen Aufgaben und damit inkludiert dem Besprechen der theoretischen Fundierung. Im Sommersemester 2020 wurden die bisherigen Aufgaben als Grundlage für die Neukonzeption herangezogen und es wurden zu jeder Aufgabengruppe zusätzlich interaktive 3D-pdf-Dateien erstellt, Lernvideos zur exakten Nachvollziehbarkeit sämtlicher Teilschritte der Konstruktionen erstellt und ausführliche Lernpfade textlich beschrieben, sodass Studierende klar erkennen konnten, welche Lernmaterialien die Pflichtaufgaben der LV darstellen und welche Dokumente als zusätzliche Unterstützungsmaterialien im Bedarfsfall abrufbar sind. Mit diesen Maßnahmen sollte möglichst sichergestellt werden, dass Studierende die gleichen Anforderungen und den gleichen Outcome bei der LV haben wie in den Jahren zuvor, dass Studierende aber nun zusätzlich auf zahlreiche asynchrone Unterstützungsmaterialien zugreifen konnten, die sicherstellen sollten, dass alle Aufgaben Schritt für Schritt nachvollziehbar und somit bewältigbar sind. Die zu erreichenden Kompetenzen der LV sind in der Kursbeschreibung, in PLUS-Online und im Curriculum aufgelistet. Die Studierenden mussten zusätzlich zu den gemeinsam besprochenen Aufgaben im Rhythmus von zwei Wochen 9-12 (teils gebundene und überwiegend offene) Aufgaben eigenständig konstruieren und nach erfolgter Konstruktion in Blackboard hochladen. Zu jeder dieser insgesamt 4.389 Aufgaben, die während dieses Semesters in dieser LV von Studierenden eingereicht wurden, wurde ein individuelles Feedback kumuliert verfasst und den Studierenden via Blackboard zur Verfügung gestellt.

 

Innovative Hochschuldidaktik: Welche Elemente wurden dazu aufgrund der Umstellung auf reines Online-Lernen in die Lehrveranstaltung neu aufgenommen?

Erfolgreiche Online-Lehre erfordert einen grundlegend anderen Zugang zur Lehre als Präsenzlehre (siehe etwa Baumgartner, 2007; Niegemann et al., 2004, Salmon, 2004; Scheffer & Hesse, 2003). Z.B. steigt die Notwendigkeit extrinsischer Motivation der Studierenden durch den Lehrenden, einer klar und transparent geregelten Kommunikationskultur und das Anbieten von möglichst vielen asynchronen Lernsituationen, um individuelle Lernfortschritte durch Lernen mit selbstgesteuertem Tempo zu ermöglichen. Diese und weitere grundlegenden Facetten für erfolgreiche Distanzlehre wurden bei der Konzeption der Lehrveranstaltung speziell berücksichtigt. Somit wurde die LV in zumindest den folgenden 10 Bereichen grundlegend neu aufgebaut und strukturiert.

1. Umfassendes Kommunikationszentrum der LV: Vielschichtiger Blackboard-Kurs (uA inkl. Blog, Ankündigungen, Kursmaterialien, Mail, Verwaltung der Aufgaben der Studierenden und Benotung (asynchron))

2. Individuelles Feedback auf jede einzelne eingereichte Arbeit von Studierenden (asynchron)

3. Interaktive 3D-pdfs, d.h. pdf-Dateien, in denen interaktiv 3D-Objekte bewegt (gedreht, gezoomt, verschoben, geschnitten, …) werden können (asynchron)

4. Individuelles Training des räumlichen Denkens über die (selbst mit einer AG konzipierte und programmierte) Lernplattform Raumintelligenzförderung 2.0 (RIF2.0)

5. Webex-Meetings (synchron)

6. Verstärkung des Einsatzes der Mailkommunikation (asynchron)

7. Selbst gestaltete Lernvideos (asynchron)

8. Einrichten eines Blogs mit allen Informationen zur LV (asynchron)

9. Anbieten zahlreicher offener Aufgaben, um die Individualisierung auch auf Aufgabenebene zu fördern

10. Erstellung von inhaltlich passenden Ersatzaufgaben für all jene Studierenden, die keinen Zugang zu entsprechend notwendiger Technologie hatten und somit die gestellten Konstruktionen, die computergestützt mit der 3D-CAD-Software gelöst hätten werden müssen, nicht durchführen hätten können und somit schließlich am Ende des Semesters keinen für eine positive Note ausreichenden Erfolg gehabt hätten.

 

Studierendenzentrierung und Heterogenität: Durch welche Maßnahmen wurde auf unterschiedlichen Ebenen eine individuelle Betreuung der Studierenden implementiert?

Die kontinuierliche Kommunikation mit Studierenden und individuelle Betreuung ist bei onlinegestütztem Lernen in besonderm Maße ausschlaggebend für den Lernerfolg. Je mehr Online-Lernanteil bei einer Lehrveranstaltung geplant ist, umso mehr ist extrinsische Motivation und zeitnahes Feedback entscheidend für erfolgreiches Lernen. Es wurden daher folgende Bereiche neu in die Lehrveranstaltung integriert bzw. in besonderem Maße verstärkt:

- Offene Aufgaben (anstatt gebundener)

- Erstellen und Anbieten von Lernmaterialien zu gleichem Thema in unterschiedlichen Formaten (Erklärvideos, pdf und 3D-pdf)

- Verstärkte, kontinuierliche Mailkommunikation

- Webex-Online-Besprechungen

- Verstärktes, differenziertes, individuelles Feedback auf abgegebene Aufgaben

- Individuelles Training des Raumvorstellungsvermögens mit der Plattform Raumintelligenzförderung 2.0 (RIF 2.0)

- Erstellung von inhaltlich passenden Ersatzaufgaben für all jene Studierenden, die keinen Zugang zu entsprechend notwendiger Technologie hatten und somit die gestellten Konstruktionen nicht durchführen hätten können.

 

Erörterungen zu den nicht selbsterklärenden Individualisierungs- und Heterogenitätsmaßnahmen:

 

Offene Aufgaben: Es wurden in dieser LV im Rhythmus von zwei Wochen jeweils ca. 11 offene Konstruktionsaufgaben via Blackboard aufgegeben, die die Studierenden nach erfolgreicher Bearbeitung wiederum in Blackboard hochluden. In Blackboard wurden im Allgemeinen innerhalb von 48 Stunden sämtliche eingereichten Aufgaben bewertet. Zusätzlich wurde zum Zweck der extrinsischen Motivation für jede eingereichte Aufgabe ein individuelles Feedback verfasst und den Studierenden zu jeder Aufgabe zur Verfügung gestellt. Bei den Feedbacks wurde im Besonderen darauf geachtet, dass möglichst der Anteil der positiven Rückmeldungen gegenüber den Kritikpunkten zu den Aufgaben überwiegt, um die Motivation der Studierenden hoch zu halten.

 

Lernmaterialien zum gleichen Thema in unterschiedlichen Formaten: Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Lernmaterialien dieser LV wurden zahlreiche interaktive 3D-pdf-Dateien und Erklärvideos erstellt. Die 3D-pdf-Dokumente haben den Vorteil, dass diese auf jeder Plattform und in jedem Betriebssystem zu öffnen sind, sehr kleine Dateigröße haben (sich daher ideal für die online-Arbeit eignen) und die Möglichkeit besitzen, dass 3D-Objekte innerhalb des pdfs frei bewegt (gedreht, gezoomt, geschnitten, …) werden können. Die Erstellung dieser 3D-pdf-Dokumente ist durchaus aufwändig, ermöglicht es aber den Studierenden, die räumlichen geometrischen Objekte, an denen gearbeitet werden musste, tatsächlich als 3D-Objekte zu erfassen und mithilfe der interaktiven Funktionen des 3D-pdf-Dateiformats in vollem Umfang erkennen und analysieren zu können. Die selbst gestalteten Lernvideos waren in vielerlei Hinsicht wichtig für die Kommunikation mit den Studierenden. Studierende konnten bei auftretenden Fragen möglichst direkt mithilfe von einem passenden Lernvideo diese beantwortet bekommen. Siehe einige der erstellten Lernvideos unter www.youtube.com/channel/UC4fgTj8ufWIc6wGt9DuBb0Q/videos. Die Lernvideos wurden auch oftmals aufgrund von gehäuften Anfragen von Studierenden zu einem Thema der LV erstellt. Wenn mehrere Studierende eine Herausforderung mit einem speziellen Themenfeld der LV hatten, dann wurde dazu ein Lernvideo erstellt, um klärende Lösungen für alle Teilnehmer/innen der LV zur Verfügung zu stellen. Ein ca. 3-minütiges Lernvideo benötigt für die Herstellung etwa 3-4 Stunden Arbeitszeit (Inhalte, Drehbuch, Aufnahmen, Nachbearbeitung, Upload).

 

Neu in diese LV wurde zudem die Verwendung der eigenständig mit einer Gruppe von Geometrie-Expert/innen aus Österreich im Jahre 2019 (unter meiner Leitung) programmierten online-Lernplattform „Raumintelligenzförderung 2.0“ (RIF 2.0) integriert. Diese Lernplattform (https://adi3d.at/rif20/) ermöglicht reines online-Lernen, da Lehrpersonen für ihre Gruppen bzw. Klassen individuell für einen bestimmten Zeitraum die auf der Plattform online zur Verfügung stehenden Aufgabengruppen zur Bearbeitung freischalten können. Lernende können im jeweiligen Zeitfenster die freigeschalteten Aufgabengruppen, die jeweils zwischen 30 und 60 unterschiedliche Raumvorstellungsaufgaben enthalten, bearbeiten. Den Studierenden wurden im Rahmen der LV regelmäßig die Ergebnisse der Leistungen zurückgemeldet und darauf aufbauend Empfehlungen für individuelle Fördermaßnahmen vorgeschlagen.

 

Des Weiteren wurden auf freiwilliger Basis Konferenzbesprechungen via webex angeboten. Diese Möglichkeit wurde von den Studierenden kaum genutzt, da die Vorteile des asynchronen Lernens und der individuellen Betreuung seitens der Studierenden in breitem Umfang angenommen wurden.

 

Studierende hatten zudem die Möglichkeit, individuelle Fragen via Mail zu stellen. Die Studierenden formulierten Ihre Fragen im Mailtext und hängten dem Mail das entsprechende pdf der Aufgabe bzw. die entsprechende CAD-Datei an, wo es galt, Fragen zu klären. Zumeist wurde innerhalb von vier Stunden, zumindest aber innerhalb von 24 Stunden auf die Mails der Studierenden reagiert, sodass der Arbeitsfluss der Studierenden nicht durch zu lange Wartezeiten auf die Antwort unterbrochen wurde. Im Allgemeinen wurden im pdf digital Anmerkungen verfasst oder Konstruktionen durchgeführt, die für die Studierenden Lösungsvorschläge darstellten bzw. wurde in den CAD-Dateien Konstruktionen und Korrekturen durchgeführt, sodass die offenen Fragen der Studierenden geklärt wurden und die Studierenden an den Konstruktionen weiterarbeiten konnten.

 

Europäische und internationale Ausrichtung

Die Inhalte der LV Geometrie-Software werden mit einer international verbreiteten CAD-Software vermittelt. Dies ermöglicht das Arbeiten in unterschiedlichen Sprachversionen, wodurch neben der deutschsprachigen vor allem die englische Version der Software die Studierenden gut auf das Arbeiten im internationalen Kontext vorbreitet. Durch das Halten von Kursen zu diesem Thema in einigen Ländern Europas und z.B. Südafrika war es möglich, die Erfahrungen aus diesen internationalen Kursen in die LV einzubinden und auf diesem Wege internationale Konnexe (z.B. Standards, Normen und Wettbewerbe) herzustellen. Die Studierenden der LV hatten dadurch unter anderem die Möglichkeit (freiwillig) am internationalen Wettbewerb Digital Infrastructure Student Idea Challenge 2020 (https://communities.bentley.com/communities/other_communities/be_careers_network_for_academia/w/academic_wiki/43819/digital-infrastructure-student-idea-challenge-2020) teilzunehmen.

 

Den einzelnen Anteilen der LV (3 ECTS) wurden konkrete Stundenkontingente zugewiesen. Diese Übersicht war durchgehend im Blackboard-Kurs für die Studierenden einsehbar. Studierende bekamen dadurch vor allem die Möglichkeiten, zu sehen, welcher Detailgrad des Aufwands pro Lehrveranstaltungselement erwartet wird. Konkret wurden für die sieben Aufgabenblöcke des Semesters pro Projekt 4 Stunden Arbeitszeit kalkuliert, was einen Gesamtaufwand von 28 Stunden für die Erstellung der Projekte bedeutete. Studierende konnten somit die offen gestellten Aufgaben zeitlich passend rahmen und den entsprechenden Detailgrad der Ausarbeitung erkennen.

Nutzen und Mehrwert

Der Mehrwert kann zumindest auf drei Ebenen festgestellt werden:

1.) Ein Mehrwert des Projekts wird sich bei den kommenden Durchgängen dieser LV zeigen. Studierende der kommenden Jahre werden von den zahlreichen zusätzlichen Materialien profitieren, deren Erstellung und Strukturierung maßgeblich die Ziele verfolgten, das Lernen der Inhalte zu digitalisieren, das Absolvieren mittels reinem synchronen und asynchronen online-Lernen zu ermöglichen und Individualisierung des Lernens und damit Berücksichtigung der Heterogenität der Lernenden in den Mittelpunkt zu rücken

2.) Ein Mehrwert des Projekts zeigt sich durch die Vielzahl der unterschiedlichsten Lernmaterialien, die zu allen mathematisch-geometrischen Themenfeldern der LV entstanden sind. Studierende können die Lehrinhalte nun nicht nur via (klassischem) Skriptum erfahren, sondern können bei Bedarf zu allen Themenfeldern Erklärvideos, 3D-pdfs und auf weiteren Ebenen Unterstützungselemente abrufen und auf diesem Weg die Inhalte der LV nachhaltiger und individueller aneignen als in den Jahren zuvor.

3.) Überraschenderweise hat sich auch ein unerwarteter Mehrwert des Projekts gezeigt. Ich habe zahlreiche Mails von aktiven Lehrer/innen bekommen, die mir berichtet haben, dass sie die erstellten und öffentlich (via youtube) zugänglichen Erklärvideos in den eigenen Unterricht integrieren. Selbst Schüler/innen melden über unterschiedliche Kanäle und signalisieren, dass sie die Videos als wertvolle Unterstützung erachten und daher regelmäßig verwenden, wie zB. ein Kommentar eines Schülers: „Vielen Dank für die Videos! Ich bin Schüler und wir arbeiten mit diesem Programm, Ihre Videos sind Gold wert!“

Nachhaltigkeit

Übertragbarkeit: Das Projekt führt grundlegende Facetten von Distance Learning (asynchrones/synchrones Lernen, Individualisierung des Lernens, Verschiedenartigkeit der Lernmaterialien, …) zusammen und bündelt diese innerhalb einer Lehrveranstaltung. Die Lehrveranstaltung umfasst Inhalte aus dem MINT-Bereich (Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften-Technologie). Daher ist es sicherlich realistisch zu vermuten, dass die Struktur der Lehrveranstaltung im gesamten Themenfeld der Lehre im MINT-Bereich aufgrund der vergleichbaren Strukturen der Inhalte übertragbar ist.

Nachhaltigkeit: Die Studierenden haben diesen Mix von didaktischen, methodischen und technischen Elementen als sehr positiv erachtet: Bei der Evaluierung der Studierenden erhielt die LV einen Mittelwert von 6,93 Punkten auf einer Skala von 1-7 (wobei 1 sehr schlecht und 7 sehr gut bedeutet). Die zusätzlichen frei formulierten Feedbacks der Studierenden lassen zudem erahnen, dass die Lehrveranstaltung die Studierenden interessiert hat und auch für die weitere Beschäftigung mit den Inhalten motiviert hat. Da die Lehrveranstaltung eine Pflichtlehrveranstaltung im Curriculum Mathematik-Lehramt darstellt, wird diese Lehrveranstaltung auch in Zukunft alljährlich angeboten werden. Das Wissen, dass der doch große Aufwand für die Umstellung der LV in dieser Art und Weise auf Distance Learning nicht nur in einer einmaligen Durchführung der LV mündet, sondern viele der neu entwickelten Elemente und Materialien der LV auch noch einige Jahre genützt werden können, war sicherlich eine zusätzliche Motivation. Nachhaltig wurde somit die Möglichkeit geschaffen, dass Studierende deutlich individueller betreut werden können als zuvor, dass sie aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Lernmaterialien pro Themenfeld wählen können und daher über unterschiedliche Sinne die Inhalte erfahren können, dass nun die Inhalte asynchron abrufbar sind und sich Studierenden somit zeitlich flexibel die Inhalte aneignen können und dass die zur Verfügung stehenden Materialien die Individualisierung des Lernens fördern und damit die Heterogenität der Studierenden maßgeblich berücksichtigt wird.

Aufwand

Das Projekt, also die Umstellung der Lehrveranstaltung auf Distance Learning, bedurfte der (privaten) Anschaffung von folgender Software bzw. Hardware: Adobe Creative Suite (ca. 370 Euro pro Jahr), Camtasia (183 Euro), Headset (~130 Euro), gutauflösender Bildschirm (~370 Euro). Ein leistungsstarker Laptop/Computer (Preisklasse ab ca. 1.500 Euro) ist notwendig.

Der zeitliche Aufwand bei der erstmaligen Umstellung war durchaus hoch. Beispielsweise wurden für die Lernvideos mindestens 100 Arbeitsstunden, für die Erstellung von Arbeitsblättern weitere 100 Stunden und für die Erstellung der 3D-pdfs nochmals weitere 100 Stunden benötigt. Hinzu kam die Phase der Konzeption, der Gestaltung des Blackboardkurses und schließlich im Rahmen der konkreten Lehre die Formulierung der Feedbacks zu den etwas mehr als 4.000 Konstruktionen während des Semesters, der Beantwortung der Mails, des Freischaltens der Raumvorstellungsübungen und der Auswertung der entsprechenden Daten und der Verwaltung des Blogs. Die Arbeitsstunden dafür sind kaum realistisch zu schätzen (mind. 300). Insgesamt kann somit ziemlich gut ein Gesamtaufwand von zumindest 600 Stunden für das Projekt im Sommersemester 2020 festgestellt werden. Einige der zeitlich aufwändigen Facetten der Umstellung der Lehrveranstaltung auf Distance Learning werden ab der zweiten Durchführung nicht mehr anfallen.

Positionierung des Lehrangebots

Die UV ist eine 2-stündige Pflichtlehrveranstaltung im Bachelorstudium Lehramt Mathematik an der Universität Salzburg (8. Semester). Die Lehrveranstaltung (LV) findet mit maßgeblicher Unterstützung der Lernplattform Blackboard statt.

Links zu Social Media-Kanälen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2021 nominiert.
Ars Docendi
2021
Kategorie: Methoden des Distance Learning und deren nachhaltiger Einsatz
Ansprechperson
Rita Schrattenecker-Travnitzky, Dr.
Qualitätsmanagement
+43 (0)662 8044 2331
Nominierte Person(en)
Günter Maresch, Univ.Prof. Dr.
Fachbereich Mathematik und School of Education
Themenfelder
  • Digitalisierung
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Kommunikation/Plattform für Lehrende
Fachbereiche
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik/Ingenieurwissenschaften