Paris-Lodron-Universität Salzburg
Kapitelgasse 4-6, 5020 Salzburg
Weitere Beispiele der Hochschule

VO Normen, Werte, Gesellschaft (STEOP)

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Ausgangslage

Die VO „Normen, Werte, Gesellschaft“ bildet – gemeinsam mit der VO „Ethik“ – eine Einführung in die Praktische Philosophie. Sie ist Teil der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) der BA-Studiengänge „Philosophie“ und „Philosophie, Politik, Ökonomie“ (PPÖ). Studierende des MSc „Wirtschaftswissenschaften“ absolvieren die Veranstaltung im ersten Semester im Rahmen eines Wahlpflichtmoduls. Die VO wird von einem Tutorat begleitet. Im WS 2019/20 waren 177 Studierende für die Veranstaltung angemeldet und hatten sehr unterschiedliche Hintergründe (direkt von der Schule, Zweitstudium, BA-Abschluss, Berufserfahrung). Die regelmäßig Anwesenden einte jedoch, dass sie wenig Vorkenntnisse und zugleich großes Interesse an philosophischen Themen hatten.

Laut Rahmencurriculum herrscht bei einer VO keine Anwesenheitspflicht, sie ist nicht prüfungsimmanent (die Note ergibt sich also ausschließlich aufgrund der Leistung in einer Abschlussprüfung) und sie „gibt einen Überblick über ein Fach oder eines seiner Teilgebiete [...]. Die Inhalte werden überwiegend im Vortragsstil vermittelt“.

 

Ziele

Die Praktische Philosophie zeichnet insbesondere eine normative Perspektive aus. Sie fragt, grob gesprochen, nicht, was tatsächlich ist (deskriptive Perspektive), sondern was sein soll. Im Alltag haben wir oft unbewusste und nicht immer ganz klare Vorstellungen davon, was wir selbst, was andere tun sollen und wie unsere Gesellschaft sein soll. Viele Menschen haben außerdem die Vorstellung, dass über grundlegende normative Fragen nicht vernünftig diskutiert werden kann, sondern dass sie in gewisser Weise Geschmacksfragen oder auch gesellschaftlichen Konventionen ähneln. Ausgehend von dieser Sachlage strebt die VO „Normen, Werte, Gesellschaft“ zwei Hauptlernziele an:

(1) Die Studierenden können bewusst und kritisch eine normative Perspektive auf ausgewählte Probleme einnehmen und sie aus dieser Perspektive analysieren (im Curriculum PPÖ findet sich dieses Ziel z. B. unter der Überschrift „Methodenkompetenz“ wieder).

(2) Sie sind in der Lage, bewusst und kritisch für normative Positionen zu argumentieren (in den Curricula findet sich dieses Ziel unter der Überschrift Urteils- und Meinungskompetenz wieder).

Diese Kompetenzen sind nicht nur für die Fachphilosophie relevant, sondern sowohl gesellschaftlich als auch individuell von großer Bedeutung. Sie ermöglichen es, Gegebenheiten kritisch zu hinterfragen sowie kreativ und eigenständig Antworten zu entwickeln.

 

Motive

Ausgangslage und Ziele der Veranstaltung stehen in einer gewissen Spannung zueinander. Das Einnehmen der normativen Perspektive, Analysieren und kritisches Argumentieren für normative Positionen sind Handlungen. Diese Handlungen bestehen darin, bestimmte Fragen zu stellen und auf eine bestimmte Weise über diese Fragen nachzudenken. Meist erfordern sie es auch, sich mit anderen über die Fragen auszutauschen. Wie jede andere Handlung können wir diese nur erlenen und (langfristig) Expertise in ihr entwickeln, indem wir sie tatsächlich ausführen und immer wieder, idealerweise unter Anleitung, üben. Zum Erwerb der entsprechenden Fähigkeiten reicht es nicht aus, anderen dabei zuzuschauen, wie sie diese ausführen. So wie niemand Skifahren lernt, der bloß anderen beim Skifahren zuschaut, wird auch niemand Expertise darin entwickeln, normative Probleme zu analysieren und für normative Positionen zu argumentieren, der bloß Dozierenden dabei zuschaut, wie sie es tun, oder Texte liest, in denen analysiert und argumentiert wird. Wie aber sollen Studierende angeregt werden, diese Fähigkeiten auszubilden in einer Veranstaltung, in der „Inhalte [...] überwiegend im Vortragsstil vermittelt“ werden, zu der nur die Studierenden kommen, die Lust und Zeit haben, und an deren Einde eine Abschlussprüfung steht, die auch bis zu 170 andere Studierende ablegen?

Diese Frage zu beantworten war das Hauptmotiv für die Konzeption der VO „Normen, Werte, Gesellschaft“. Es sollte eine Veranstaltung konzipiert werden, die in den relativ starren Rahmen einer VO passt, die für die Dozierenden umsetzbar ist (man denke an die Zahl der Prüfungen) und zugleich motivierende Anreize setzt, die entscheidenden Kompetenzen auszubilden.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Die Vorlesung bietet eine Einführung in die Praktische Philosophie – insbesondere in die Sozialphilosophie, die Politische Philosophie, die Normative Ethik und die Handlungstheorie. Vier Themenbereiche werden intensiv und aus verschiedenen Perspektiven untersucht:

1. Migration

2. Rechte und Gerechtigkeit

3. Das gute Leben

4. Freiheit und Verantwortung.

 

Die Veranstaltung verfolgt zwei Hauptziele:

1. Die Studierenden können bewusst und kritisch eine normative Perspektive auf ausgewählte Probleme einnehmen und sie aus dieser Perspektive analysieren.

 

2. Sie sind in der Lage, bewusst und kritisch für normative Positionen zu argumentieren. Weitere Ziele sind, dass die Studierenden die Herangehensweise der Praktischen Philosophie sowie ausgewählte Fragen, Positionen und Argumente der Sozialphilosophie, der Politischen Philosophie, der Normativen Ethik und der Handlungstheorie kennen.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

This lecture is an introduction to practical philosophy – especially to social and political philosophy, normative ethics, and philosophy of action. The following four topics will be examined in detail and from different perspectives:

1. Migration

2. Rights and justice

3. The good life

4. Freedom and responsibility.

 

The lecture has two main goals.

1. The students have the ability to critically and deliberately adopt a normative perspective and to analyze selected problems from this perspective.

2. They are able to critically and deliberately argue for normative claims.

Further aims are that students know the approach of practical philosophy, selected questions, theses, and arguments of social and political philosophy, normative ethics, and the philosophy of action.

Nähere Beschreibung des Projekts

I. PRÜFUNGEN

Mit den Prüfungen verfolge ich das Ziel, den Studierenden eine sinnvolle Gelegenheit zu geben, zu zeigen, dass sie die zwei Hauptlernziele erreicht haben. Diese Gelegenheit bieten drei inhaltlich aufeinander aufbauende Kurzaufsätze, die sie innerhalb von 90 Minuten schreiben. Im ersten stellen sie einen aus der Veranstaltung bekannten Lösungsansatz für ein normatives Problem dar, z. B. ob Staaten das Recht haben, ihre Grenzen zu schließen (siehe unten für weitere Beispiele); in einem zweiten rekonstruieren sie Argumente für diesen Ansatz; in einem dritten nehmen sie kritisch zu diesem Ansatz Stellung. Das Verfassen der Kurzaufsätze erfordert, in eigenen Worten ein normatives Problem zu analysieren und eine Lösung zu bewerten. So kann ich überprüfen, ob die Lernziele erreicht wurden.

Zugleich lässt die Aufsatzform Raum für die in der Philosophie so wichtige Freiheit. Insbesondere im dritten Aufsatz können die Studierenden eigenständig argumentativ Stellung nehmen und ihr Wissen aus anderen Veranstaltungen und aus dem Alltag integrieren. Sie können sich aber auch an der Bewertung orientieren, die in der Veranstaltung entwickelt wurde. Damit wird der Heterogenität der Studierenden Rechnung getragen. Wer sich sicher fühlt, kann einen relativ freien philosophischen Aufsatz schreiben, wer eher Führung braucht, kann sich an den in der Veranstaltung diskutierten Gesichtspunkten orientieren.

Diesen Prüfungsmodus stelle ich früh im Semester vor. Wir besprechen ein Informationsblatt zur Klausur, ich biete eine Probeklausur an und stelle Aufgaben, Erwartungshorizont und Musterlösung (mit Aufschlüsselung der Punkte- und Notenvergabe) online zur Verfügung (siehe Link „Anhang zur Projekteinreichung"). In der anschließenden Sitzung werden allgemeine Fragen geklärt, im Tutorat werden die Ergebnisse im Detail besprochen. Außerdem endet jede Sitzung mit einem Abschnitt „Eigenstudium“. Hier präsentiere ich beispielhafte Klausurfragen und Tipps zur Herangehensweise.

Wichtig ist mir, dass die Studierenden auf Ihre Klausurbögen nur die Matrikelnummer und keinen Namen schreiben, damit implizite Vorurteile meinerseits keinen Einfluss auf die Benotung haben.

 

II. INHALTE

Die in der VO diskutierten Inhalte sollen (1.) an die normativen Alltagsvorstellungen und -fragen der Teilnehmenden anknüpfen, (2.) repräsentativ für die internationale Praktische Philosophie mit ihrer langen Tradition sein und (3.) auf unterschiedlichen Abstraktions- und Komplexitätsgraden angesiedelt sein, sodass ein Anstieg vom Einfachen zum Komplizierten mit den entsprechenden Erfolgserlebnissen möglich ist. Anhand dieser Kriterien habe ich folgende Themen ausgewählt, die in je drei bis vier Sitzungen diskutiert werden:

- Haben Staaten das Recht, ihre Grenzen zu schließen (Sozialphilosophie)?

- Was ist eine gerechte Gesellschaft (Politische Philosophie)?

- Was ist ein gutes Leben (Allgemeine Ethik)?

- Können Menschen für ihr Tun verantwortlich sein (Handlungstheorie)?

Insbesondere mit dem letzten Thema beschäftige ich mich in meiner Forschung, sodass ich hier Ausblicke auf aktuelle Diskussionen geben kann.

 

III. PROBLEMORIENTIERUNG

Das zentrale Ziel jeder Sitzung ist, die Studierenden anzuregen, bewusst und kritisch die normative Perspektive einzunehmen, Probleme zu analysieren und für normative Positionen zu argumentieren. Zunächst können die Studierenden diese Handlungen am Beispiel lernen: Texte, Vortrag und Folien zeigen, wie man normative Probleme analysiert und für normative Positionen argumentiert. Am besten lernen die Studierenden das eigenständige Analysieren und Argumentieren jedoch, indem sie mit anderen Teilnehmenden und mir diskutieren. Daher ist der Ablauf jeder Sitzung inspiriert von den Phasen des Problemorientierten Lernens (nach Hawelka, B., 2007, „Problemorientiertes Lehren und Lernen“ in B. Hawelka, M. Hammerl, H. Gruber (Hg.), Förderung von Kompetenzen in der Hochschullehre. Theoretische Konzepte und ihre Implementation in der Praxis, Kröning: Asanger, S. 45-58).

 

1. Vorbereitung: Vor der Sitzung stelle ich den Studierenden einen Primärtext zur Verfügung, der die Grundlage für die Sitzung bildet. Bei der Auswahl lege ich auf inhaltliche, historische, nationale und Gender-Diversität wert, wobei ein Schwerpunkt die aktuelle internationale Forschung ist (siehe Link zum Semesterplan).

 

2. Aktivierung: Die Studierenden werden zu Beginn der Sitzung mit einem konkreten Problem konfrontiert, das im Zentrum der Sitzung steht. Im Themenkomplex Gerechtigkeit

sind Beispiele das Gender-Pay-Gap oder häusliche Gewalt. Beim Thema „Das gute Leben“ wird die Frage aufgeworfen, ob eine körperliche Behinderung notwendigerweise die Lebensqualität verschlechtert. Den Einstieg zum Thema, ob Menschen für ihr Tun verantwortlich sein können, bildet eine Skizze des Lebens von Robert Harris, der 1978 in Kalifornien zwei Jugendliche ermordete und zuvor selbst jahrelang physisch und psychisch misshandelt wurde. Für die Aktivierung verwende ich kurze Filme, Bilder, Zeitungsberichte, Kommentare oder fiktive Szenarien. Die Studierenden diskutieren das Problem in Kleingruppen und nehmen dann im Plenum Stellung (siehe Link „Anhang zur Projekteinreichung“).

Mit dem Einstieg verfolge ich drei Ziele. (1.) Es soll von Beginn an deutlich werden, dass die abstrakten philosophischen Überlegungen, die im Anschluss angestellt werden, für lebensnahe und wichtige Fragen relevant sind. (2.) Es wird Vorwissen aktiviert und die Aufmerksamkeit erhöht. (3.) Es entsteht eine offene, diskussionsfreudige Atmosphäre: Die Vorgespräche in Kleingruppen sollen dabei helfen, Hemmungen davor abzubauen, Gedanken im Plenum zu äußern. Außerdem versuche ich eine offene Diskussionskultur zu schaffen, indem ich betone, dass der Vorlesungssaal ein (zumindest halbwegs) geschützter Raum ist, in dem man sich argumentativ ausprobieren und „Fehler“ machen darf und soll. Außerdem achte ich darauf, dass bevorzugt diejenigen zu Wort kommen, die sich sonst weniger beteiligen.

 

3. Erster Vortrag: Ich präsentiere die Problemstellung, beschreibe die Lernziele, zeige, inwiefern der Grundlagentext für das Problem relevant ist und erläutere zentrale Begriffe und Lösungsansätze. Dabei betone ich, wodurch sich eine normative Perspektive auszeichnet und grenze sie von einer deskriptiven Perspektive ab. Beispielsweise geht es aus normativer Perspektive nicht um die Frage, welche Kosten auf eine Gesellschaft zukommen, die ihre Grenzen öffnet, sondern darum, ob es gerechtfertigt ist, Grenzen aufgrund bestimmter Kosten zu schließen.

Jüngere empirische Studien legen nahe, dass der Lernerfolg insbesondere von Studentinnen dadurch gefördert wird, dass die zentralen Autorinnen und Autoren auch „als Menschen“ vorgestellt werden, mit denen man sich identifizieren kann (Demarest, H. et al., 2017, „Similarity and enjoyment: Predicting continuation for women in philosophy“, Analysis 77, 525-541). Daher werden auch persönliche Aspekte jeder Autorin und jedes Autors kurz vorgestellt – etwa die Finanzprobleme von Karl Marx in London oder Elizabeth Barnes‘ Erfahrung mit körperlicher Behinderung (siehe Link „Anhang zur Projekteinreichung“).

Ein elementarer Bestandteil jedes Vortrags ist ein Abschnitt zur Frage „Wo stehen wir und wie sind wir dorthin gekommen?“ Hier bette ich den jeweiligen Gedankengang in die gesamte Vorlesung ein, zeige welche Überlegungen uns zu diesem Gedankengang geführt haben und warum diese Überlegungen sowohl philosophisch als auch für den Alltag relevant sind.

 

4. Erste Diskussion: Nach ca. 20 Minuten bearbeiten die Studierenden in Kleingruppen eine Aufgabe. Abhängig von der Komplexität des Stoffes kann die Aufgabe lauten, sich gegenseitig die Grundgedanken der Theorie zu erklären und Verständnisfragen zu formulieren (Einnehmen der normativen Perspektive), vorgestellte Lösungswege kritisch zu diskutieren oder eigene Lösungsvorschläge zu entwickeln (normative Probleme analysieren und für normative Positionen argumentieren). Anschließend werden die Fragen und Ergebnisse im Plenum diskutiert.

Die Hauptfunktion der Diskussionen ist, die Teilnehmenden anzuregen, die Handlungen auszuführen, die das Erreichen der Lernziele ermöglichen. Außerdem eignen sich die Plenumsdiskussionen zur Kontrolle des Lernerfolgs. Die Studierenden entwickeln im Laufe der Wochen immer sicherer eigene Beispiele, wenden die normative Perspektive auf neue Themen der Tagespolitik oder ihrer eigenen Biographie an und argumentieren gekonnter für oder gegen bestimmte Ansichten. Auf diese Weise drücken sie ihren Fortschritt im Erwerb der normativen und argumentativen Kompetenzen aus.

 

5. Zweiter Vortrag: Ich vervollständige den Lösungsansatz.

 

6. Zweite Diskussion: Die Studierenden bewerten den Lösungsansatz kritisch in ihren Gruppen und diskutieren ihre Ergebnisse im Plenum.

 

7. Bewertung: Die Reflexion der Studierenden greife ich in einer eigenen Bewertungsphase auf und ergänze sie gegebenenfalls um weitere Aspekte.

 

8. Abschluss: Ich fasse die Ergebnisse zusammen, liefere einen Ausblick und gebe Tipps zum Eigenstudium.

 

IV. BEGEISTERUNG IM VORTRAG

Besonders wichtig ist mir, dass die Studierenden verstehen, dass die argumentative Diskussion normativer Fragen möglich und wichtig ist – für persönliche Entscheidungen und politisch. Dies versuche ich durch die Art meines Vortrags zu verdeutlichen: Ich zeige, dass ich mich für die Themen und die normative Perspektive begeistere, ich mache deutlich, welche Fragen und Aspekte uns im Alltag betreffen und gebe alltägliche Beispiele.

 

V. FEEDBACK IN ALLE RICHTUNGEN

Die Vorlesung zeichnet eine Feedbackkultur in alle Richtungen aus. Während der Diskussionen wird den Studierenden Feedback von anderen Teilnehmenden und mir gegeben. Die Probeklausur bietet die Gelgenheit, den Lernfortschritt selbst einzuschätzen und sich gegenseitig Rückmeldung zu geben. Für die Abschlussklausur erhalten die Studierenden ein individuelles Kurzgutachten auf Grundlage des Erwartungshorizonts.

Wichtig ist aber auch das Feedback von den Studierenden zu mir. Früh weise ich auf die zentralen Lernziele hin und frage regelmäßig, was den Studierenden dabei helfen würde, sie zu erreichen. Bei den anschließenden Diskussionen wird auch über das weitere Vorgehen gesprochen. Je nach Semesterlänge können die Studierenden über inhaltliche Schwerpunkte mitentscheiden. Zuletzt wurde angeregt, mehr Raum für die individuelle Lektüreerfahrung zu schaffen. Zunächst haben wir mit „Sternminuten“ experimentiert und sie schließlich fest implementiert: In jeder Sitzung haben die Studierenden die Chance, kurz vorzustellen, welchen Gedanken aus der Eigenlektüre sie besonders spannend und diskussionswürdig finden.

 

VI. MATERIAL

Die Grundlagentexte werden online zur Verfügung gestellt, im Semesterapparat steht ausgewählte Sekundärliteratur. Die Vorlesung wird begleitet von einer ausführlichen Präsentation, die online zur Verfügung gestellt wird. Auf den Folien werden Argumente in ihrer Struktur dargestellt und teilweise visualisiert. Viele Studierende melden zurück, dass ihnen besonders die Symbole helfen, mit denen wichtige Folien gekennzeichnet sind: Glühbirne für zentrale Argumente, Rufzeichen für Thesen, Warnzeichen für „Wo stehen wir und wie sind wir dorthin gekommen?“, Bücher für Literaturtipps und Stern für „Sternminuten“. Wer nicht an den Sitzungen teilnehmen kann, findet auch die Diskussionsaufgaben auf den Folien und kann sie alleine, im Tutorat oder in Arbeitsgruppen bearbeiten. Die Kombination aus Vortrag, Diskussionen, Folien, Literatur und Tutorat soll möglichst vielen unterschiedlichen Lerntypen die Chance geben, die Lernziele zu erreichen.

 

VII. STEOP

Veranstaltungen in der Studieneingangs- und Orientierungsphase sollen den Grundstein für ein erfolgreiche Studium legen. Auf zwei Aspekte lege ich in dieser VO besonders wert.

 

1. Berufsaussichten: Viele Studierende der Philosophie haben Sorge, nach ihrem Studium keinen interessanten und auskömmlichen Beruf zu finden. Daher stelle ich ehemalige Philosophiestudierende vor, die anhand eines kurzen Fragebogens ihren Weg in den Beruf beschreiben und Tipps geben. Den Studierenden soll verdeutlicht werden, dass das Philosophiestudium den Erwerb von Kompetenzen ermöglicht, die sie auch auf einen sich stetig wandelnden Arbeitsmarkt vorbereiten. Außerdem sollen sie motiviert werden, Berufserfahrungen außerhalb der Universität zu sammeln.

 

2. Unterstützungs- und Vernetzungsangebote: Die Nutzung solcher Angebote halte ich für wesentlich für Studienerfolg und Wohlergehen. Daher werbe ich bei passenden Vorlesungsthemen für sie. Beim Thema Migration stelle ich z. B. das Erasmusprogramm vor. Im Rahmen der Einheit Gerechtigkeit präsentiert sich die StV und ich stelle in der Sitzung zur feministischen Sicht auf Gerechtigkeit das Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung der Uni Salzburg und die verschiedenen Societies for Women in Philosophy vor. Beim Thema „Was ist das gute Leben?“ präsentiere ich das Büro diversity & disability.

Nutzen und Mehrwert

Der wichtigste Mehrwert, der sich aus dem Projekt ergeben hat, ist, dass die Studierenden schon früh im Studium wichtige philosophische und fachübergreifende Kompetenzen erwerben. Dies zeigt sich vor allem daran, dass sie in den Folgeveranstaltungen (wie auch Kolleginnen und Kollegen berichten) mit großer Sicherheit die normative Perspektive einnehmen, normative Probleme analysieren und für normative Thesen argumentieren können. Ebenfalls wichtig ist, dass vielen Studierenden die Veranstaltung gut gefällt, dass sie Freude am Philosophieren und Argumentieren haben und für die Veranstaltung und die Praktische Philosophie werben. Schließlich geht der große Arbeitsaufwand, den ich zu Beginn in die Konzeption und Umsetzung gesteckt habe, mit einer Zeitersparnis heute einher. Das Konzept der VO steht – zumindest mittelfristig – fest, und ich kann nun an den Feinheiten arbeiten oder neue Themen ausprobieren. Demnächst werde ich zum Beispiel Sitzungen zum Thema „Klimaethik“ vorbereiten und dann die Studierenden abstimmen lassen, welche vier der fünf Themen sie diskutieren wollen.

Nachhaltigkeit

Das Grundkonzept eignet sich für viele Vorlesungen, insbesondere aber für solche mit einem normativen Schwerpunkt. Ich habe das Konzept bereits in der VO „Ethik“ und der VO „Politische Philosophie“ mit ähnlichem Erfolg angewendet. Im Rahmen des Didaktischen Salons, den Kollegin Bettina Bussmann in unserem Fachbereich eingeführt hat, werde ich demnächst das Konzept genauer vorstellen.

Akzeptanz

Im Sommer 2019 habe ich für die VO „Normen, Werte, Gesellschaft“ den Excellence in Teaching Award der Universität Salzburg erhalten (siehe Link oben). Von Studierenden wurde diese und die VO „Ethik“ auch im Wintersemester 2019-20 wieder für den Preis vorgeschlagen (alle Preisträgerinnen und Preisträger sind jedoch für drei Jahre gesperrt). Im WS18 und im WS19 haben die meisten Studierenden die Veranstaltung als insgesamt sehr gut evaluiert (Median bei 6,9 von 7 möglichen Punkten). Besonders gut bewerten sie unter anderem die Wertschätzung gegenüber den Studierenden durch den Lehrenden, die Förderung der Auseinandersetzung mit dem Stoff und die eigenen Beteiligungsmöglichkeiten. Dies sind auch die Aspekte, die mir am wichtigsten sind. Die Ergebnisse sind unter dem Link oben abrufbar.

Aufwand

Die Erstkonzeption hat mehrere Monate in Anspruch genommen. Die Themen mussten festgelegt, die Leitfragen formuliert und passende Primärtexte ausgewählt werden. Besonders anspruchsvoll war die problemorientierte Aufbereitung des Stoffs und die Formulierung von Prüfungsaufgaben, die das Erreichen der Lernziele tatsächlich überprüfen, ohne Studierende und Benotende zu überfordern.

Positionierung des Lehrangebots

- STEOP (1. Semester) in den BA-Studiengängen „Philosophie“ und „Philosophie, Politik, Ökonomie“

- Pflicht im Wahlmodul A „Management and Digital Transformation“ im MSc „Wirtschaftswissenschaften“

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2020 nominiert.
Ars Docendi
2020
Kategorie: Lernergebnisorientierte Prüfungskultur und deren Verankerung in der Lehrveranstaltung
Ansprechperson
Ass.-Prof. Dr. Leonhard Menges
Universität Salzburg, Fachbereich Philosophie (KGW)
+4366280444062
Nominierte Person(en)
Ass.-Prof. Dr. Leonhard Menges
Universität Salzburg, Fachbereich Philosophie (KGW)
Themenfelder
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Rund ums Prüfen
  • Vor dem Studium/Beginn des Studiums
Fachbereiche
  • Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften