Das Inklusive Kunstprojekt mit beeinträchtigten Menschen

Würdigung der Jury

Das prämierte Lehrkonzept wurde für die Ausbildung von Lehrkräften der Primarstufe entwickelt und zählt zu den wichtigen Projekten, die Inklusionspädagogik mit fachlichen Inhalten und Praktiken verbinden. Besonders überzeugend war für die Jury, dass die gesteckten Ziele in Kooperation mit unterschiedlichen Kunstinitiativen außerhalb der Hochschule avisiert werden und dass es den Studierenden in solchen kollaborativen und ästhetisch stets variierten Projekten ermöglicht wird, Erfahrungen im dichten Austausch expressiver und performativer Handlungen mit beeinträchtigen Personen zu machen. Wie die Dokumentationen und die studentischen Feedbacks zu den Projekten eindrücklich zeigen, werden in dieser Kombination Praxis erforschender Lehre und künstlerischer Projektrealisierung tatsächlich Ergebnisse generiert, die einen nachhaltigen Einfluss auf die pädagogischen Kompetenzen der angehenden Kunstlehrkräfte haben dürften. Lässt sich auf dem Papier leicht dekretieren, dass allen Menschen, mit und ohne Beeinträchtigung, kreative Potenziale eigen sind, werden hier, weit couragierter, in gemeinsamer künstlerischer Aktivität die Grenzen eines wertenden Zwei-Gruppen-Denkens transzendiert und die gemeinsame Arbeit zwischen den Studierenden und den beeinträchtigten Menschen auf Augenhöhe in den Vordergrund gerückt.

Univ.-Prof. Dr. Michael Kämper-van den Boogaart
Humboldt-Universität zu Berlin

Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung

Wenn wir es schaffen, die inklusive Haltung der künftigen Pädagoginnen und Pädagogen zu fördern, steigt die Chance, dass Heterogenität von Lerngruppen nicht als Hindernis, sondern als Katalysator für inklusive Lernprozesse betrachtet und inklusive Pädagogik auch an den Pflichtschulen möglichst in allen Fachbereichen praktiziert wird.

Ausgehend von diesem Denkansatz schafft das „Inklusive Kunstprojekt“ außerhalb der gewohnten Strukturen der Hochschule einen Begegnungsraum zwischen Studierenden und beeinträchtigten Menschen, mit dem Ziel, die inklusive Haltung der Studierenden durch initiierte künstlerische Interaktionen zu fördern.

Mittels Bild- und Körpersprache können alle Teilnehmer/innen ihre Gefühle und Phantasien abseits sprachlicher Barrieren ausdrücken und den Prozess des Projekts mitgestalten.

Die Auseinandersetzung mit neuen Rollenbildern aus verschiedenen Perspektiven und das Reflektieren der eigenen und kollektiven Beurteilungskriterien gegenüber beeinträchtigten Menschen soll die Studierenden zu einem inklusiven Denken und Handeln anregen.

Durch die gemeinsame Arbeit an einem gemeinsamen Ziel (Ausstellung und Performance) steht die Anerkennung von individuellen Potentialen in Hinblick auf ein wechselseitiges Lernen in der heterogenen Gemeinschaft im Vordergrund. Die neuen Lernerfahrungen im Umgang mit beeinträchtigten Menschen lassen sich auf alle anderen Bereiche der Vielfalt und Diversität unserer Gesellschaft übertragen und weiterentwickeln. Sie sind prägend für notwendige didaktische Entscheidungen sowohl im Bereich der Inklusiven Pädagogik als auch in der künstlerischen Bildung. Neben dem Erwerb erweiterter sozialpädagogischer, inklusiver Kompetenzen sammeln die Studierenden im Rahmen des Projekts wertvolle Erfahrungen in Hinblick auf Ausstellungsgestaltung bzw. performative Präsentationstechniken.

Kurzzusammenfassung des Projekts

Das Wissen um die verschiedenen Diskurse und Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der inklusiven Kunstpädagogik reicht nicht aus, um inklusiv zu denken bzw. zu handeln. Ein inklusiver Bildungsweg ist vor allem ein Weg des Reflektierens über die eigene Einstellung zum Anderssein, vorausgesetzt, dass wir uns selber wahrnehmen, erkennen und annehmen können und bereit sind, manche unserer Einstellungen bei Bedarf zu korrigieren.

Mit dem „Inklusiven Kunstprojekt mit beeinträchtigten Menschen“ soll zusätzlich zur regulären Ausbildung ein lebensnahes, inklusives Lernfeld geschaffen werden, das neue Denkräume zwischen Inklusion und künstlerischer Bildung öffnet.

Neben dem künstlerischen Prozess stehen die gemeinsame Arbeit an dem gemeinsamen Ziel (Performance und Ausstellung) und die damit verbundenen Lernerfahrungen im Fokus. Durch unterschiedliche Ausdrucksformen aus Theater, Bildender Kunst und Tanz können alle Mitwirkenden ihre Ideen abseits von sprachlichen Barrieren individuell ausdrücken und sich mit neuen Rollenbildern auseinandersetzen.

Besondere Lernereignisse werden in Hinblick auf neue pädagogisch-didaktische Erkenntnisse und forschungsrelevante Denkansätze diskutiert. Die neuen Lernerfahrungen lassen sich auf alle anderen Bereiche der Vielfalt und Diversität unserer Gesellschaft übertragen und weiterentwickeln. Damit ist das Projekt ein wichtiger Baustein für die inklusive Bildung unserer künftigen Pädagogen und Pädagoginnen und ein Beitrag für weitere Forschungen.

Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache

Knowledge of the various discourses about diversity as well as knowledge of research findings in the field of inclusion and art education are not sufficient to think or act in an inclusive way. In the first place, an inclusive education is a way of reflecting on our own attitudes towards otherness. The prerequisite for this is that we are able to perceive, recognize and accept ourselves and are open to our thoughts and feelings, with the willingness to correct them if necessary.

The "Inclusive Art Project with People with Special Needs ", shall, in addition to the regular educational programme, create an inclusive learning field close to daily life, and open up new spaces for thinking between inclusion and artistic education.

In addition to the artistic process, the focus is on working together towards the common goal (performance and exhibition) and the associated learning experiences. Through different forms of expression from theatre, visual arts and dance, all participants can express their ideas individually, away from language barriers, and deal with new role models.

Special learning events will be discussed with regard to new pedagogical-didactic insights and research-relevant approaches. These new learning experiences be transferred and further developed to apply to all other areas of plurality and diversity of our society. They are thus an important building block for an inclusive education of our future educators and a contribution to further research.

Nähere Beschreibung des Projekts

Detaillierte Projektbeschreibung:

 

Herausforderung Inklusion und Kunst:

Eine aktuelle Herausforderung für die Kunstpädagogik an einer Pädagogischen Hochschule ist die Frage, wie wir im Bereich der Kunstpädagogik künftige Pädagoginnen und Pädagogen auf ihre Arbeit in einer inklusiven Schule vorbereiten können.

Das Wissen um die verschiedenen Diskurse zur Diversität und die Kenntnis der Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Inklusion und Kunstpädagogik reichen nicht aus, um inklusiv zu denken bzw. zu handeln. Inklusion lässt sich nicht rein theoretisch vermitteln.

Die Basis für ein inklusives Selbstverständnis ist eine sensibilisierte Wahrnehmung von sich selbst und ein angstfreier Umgang mit dem Fremden, sowie die Bereitschaft, ausgrenzende Wertmaßstäbe und Glaubenssätze in Hinblick auf die Vielfalt der Welt in Frage zu stellen.

 

Inklusive Anknüpfungspunkte in der künstlerischen Bildung der Primarstufenpädagogik:

Die inklusive künstlerische Bildung der Primarstufenbildung an der PH OÖ ist hauptsächlich auf die Sensibilisierung der Wahrnehmung durch Wahrnehmungsübungen und Methoden der ästhetischen Feldforschung am Schnittpunkt zwischen Kunst, Wahrnehmung und Forschung ausgerichtet.

Die inklusiven Inhalte und Lehrziele der künstlerischen Bildung an der PH OÖ im Rahmen der Primarstufenpädagogik sind in folgenden Artikeln genauer beschrieben:

Altmann, R.: Inklusion und Kunstpädagogik in der neuen PädagogInnen-Ausbildung. – In: BÖKWE (2016) 01, S. 02 – 07.

49d2e0b2-b86d-47e9-83c1-10877e019ba1.filesusr.com/ugd/482305_7d06d851ff744c8abee9c3572aa84d2e.pdf

 

Altmann, R.: Kunstprojekte und Feldforschung als Beitrag zur Inklusion. –

In: BÖKWE (2017) 2/2017, S.12-19.

49d2e0b2-b86d-47e9-83c1-10877e019ba1.filesusr.com/ugd/482305_72f566cf7a834346ab0ab7743d80f283.pdf

 

Ergänzend zur künstlerischen Bildung wurde im Rahmen der Primarstufenpädagogik an der PH OÖ der künstlerische Schwerpunkt „KUNST.SCHAFFEN“ installiert. Dieser bietet den Studierenden Möglichkeiten, sich mittels Bildender Kunst und Theaterpädagogik mit inklusiven Themen auseinanderzusetzen.

 

Der Blick auf beeinträchtigte Menschen:

Auch wenn sich Inklusion aktuell von der Sonderpädagogik abhebt, spielen sonderpädagogische Themen aus pädagogischer, philosophischer und gesellschaftspolitischer Sicht weiterhin eine wichtige Rolle. Unsere Gesellschaft wird auch in Zukunft aus Menschen mit besonderen Bedarfen bestehen, denen wir nur dann gerecht werden können, wenn wir entsprechend auf deren Bedürfnisse und auf Möglichkeiten und Grenzen ihrer Förderung vorbereitet werden.

Ziele der Inklusion sind auch die Teilhabe von allen Menschen am kulturellen Leben durch die Abschaffung von Barrieren sowie die Akzeptanz und Anerkennung von Kulturproduktionen beeinträchtigter Menschen bzw. Kunst, die sich mit dem Anderssein beschäftigt.

 

Grundvoraussetzung für eine inklusive Schule ist ein inklusives Selbstverständnis der Lehrenden und ihre Bereitschaft, sich den neuen Herausforderungen auch bei schwierigen Rahmenbedingungen zu stellen.

Mit dem „Inklusiven Kunstprojekt mit beeinträchtigten Menschen“ soll ergänzend zur regulären Ausbildung und zum künstlerischen Schwerpunkt „KUNST.SCHAFFEN“ ein lebensnahes inklusives Lernfeld geschaffen werden, das neue Denkräume zwischen Inklusion und künstlerischer Bildung öffnet. Die neuen Lernerfahrungen im Umgang mit beeinträchtigten Menschen lassen sich auf alle anderen Bereiche der Vielfalt und Diversität unserer Gesellschaft übertragen und weiterentwickeln. Sie sind somit wichtige Bausteine für eine inklusive Bildung unserer künftigen Pädagoginnen und Pädagogen.

 

Welche grundlegenden Bildungsaspekte zeichnen das Projekt aus?

- Kooperationen:

Kooperationen mit verschiedenen Institutionen in Oberösterreich, die sich der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung verschrieben haben:

1) Das „Theater Malaria“, Gallneukirchen - entstanden aus Eigeninitiative von künstlerisch tätigen Menschen mit Beeinträchtigung im Diakoniewerk - setzt sich heute aus einem elfköpfigen Ensemble, externen Gastschauspielern und Gastschauspielerinnen sowie einem künstlerischen Team aus der Tanz-, Theater- und Behindertenpädagogik zusammen.

2) „Sicht:wechsel“: Eine Institution, die das „Internationale Inklusive Kulturfestival“ in Linz organisiert; „Sicht:wechsel“ schafft Möglichkeiten der aktiven Teilhabe an kulturellen Veranstaltungen für Menschen mit Beeinträchtigung und vernetzt Künstler/innen unterschiedlicher Kunstsparten und Institutionen.

3) „Malatelier Hartheim“ und 4) „Malatelier St. Pius“: Beide Malateliers fördern Menschen mit kognitiver und mehrfacher Beeinträchtigung durch kreative Beschäftigung in ihren kognitiven, psycho-sozialen und motorischen Fähigkeiten.

 

- Einzigartigkeit jedes Projekts:

Jedes der Projekte widmet sich jährlich einem anderen Thema. Innerhalb der vorgegebenen Grundstruktur setzen sich die Studierenden gemeinsam mit den beeinträchtigten Menschen in einem künstlerischen Prozess mit dem jeweiligen Thema auseinander. Dadurch bleibt jedes Projekt einmalig.

 

- Grundstruktur:

1. Vorbesprechung mit der Gruppe der Studierenden:

Besprechen des Themas und der Struktur des Projekts;

Das Thema ist so gewählt, dass es gesellschaftspolitisch herausfordert

und im Rahmen eines inklusiven Kunstprojekts mit beeinträchtigten Menschen

umsetzbar ist.

Austausch von ersten Ideen für die Umsetzung des Themas in Hinblick auf eine künstlerische

Interaktion mit beeinträchtigten Menschen

2. Erstes Zusammentreffen mit den beeinträchtigten Projektpartner/innen:

Spielerische Übungen zum gegenseitigen Kennenlernen,

Übungen zu Körperwahrnehmung und Körpersprache

3. Gemeinsames Entwickeln von Ideen zwischen Studierenden und den

beeinträchtigten Menschen in Partner- bzw. Gruppenarbeit

4. Projektbegleitend:

Selbstreflexion und Reflexionen über bedeutende Lernereignisse,

Diskussionen neuer Denkansätze für die weitere Forschung,

Austausch von Fotos und Texten über Sharepoint

5. Künstlerische Interaktionen in der Kombination von Bildender Kunst, Darstellender Kunst und Tanz

6. Abschließende Performance und/oder Ausstellung

7. Feedback (Evaluation)

 

- Der intermediale Aspekt:

Die Teilnehmer/innen werden durch Expertinnen aus den Bereichen Bildende Kunst, Tanz, Theaterpädagogik und Inklusive Pädagogik betreut.

Je nach den Erfordernissen, die sich durch das Thema und die Grundidee der Gruppe im Prozess ergeben, werden verschiedene künstlerische Ausdrucksformen aus Darstellendem Spiel, Tanz und Bildender Kunst eingesetzt:

1. Darstellendes Spiel:

“Lebende Bilder“, Tableau, inszenierte Rollenbilder, Selbstinszenierungen:

Das Schlüpfen in verschiedene Rollen ermöglicht den Akteurinnen und Akteuren ein Spiel mit der eigenen Identität abseits der gewohnten Rollenerwartungen.

Die Inszenierungen werden in Form von künstlerischer inszenierter Fotografie festgehalten und in einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert.

2. Tanz/Bewegung zu Musik: Zur Sensibilisierung des eigenen Körpergefühls und als Vorübung für Performances

3. Gemeinsames bildnerisches Gestalten von Masken, einem Bühnenbild,.. in Abhängigkeit vom Konzept;

Durch den Einsatz von Bild- und Körpersprache können sprachliche Barrieren überwunden werden.

 

- Der inklusive Aspekt:

Es geht nicht darum, zu zeigen, dass auch beeinträchtigte Menschen kreativ sind. Ein künstlerisches Projekt ist nicht aus sich heraus inklusiv, wenn sowohl Menschen mit als auch ohne Behinderung daran teilhaben. Vielmehr geht es darum, dass die künstlerischen Vorstellungen jeder einzelnen mitwirkenden Person ernstgenommen und im Prozess berücksichtigt werden, abseits eines wertenden Zwei-Gruppen-Denkens. Die gemeinsame Arbeit zwischen den Studierenden und den beeinträchtigten Menschen auf Augenhöhe steht im Vordergrund der Projektarbeit.

 

- Ausstellung/Performance als Präsentationsstrategie:

Das Ende des Projekts bilden eine Ausstellung (inszenierte Fotografie) und eine künstlerisch-ästhetische (Tanz)Performance.

Die Fotoausstellung macht die Rezeption einer breiten Öffentlichkeit über den ephemeren zeitlichen Rahmen des Hier und Jetzt hinaus möglich.

Die Ausstellungsgestaltung und -umsetzung erfolgt in Kooperation der Studierenden mit Regina Altmann.

Durch den performativen Abschluss wird das gemeinsame Projekt „auf die Bühne gebracht“. Dabei werden neben der gemeinschaftlichen Arbeit auch individuelle Gestaltungselemente sichtbar.

 

- Der Forschungsaspekt:

Besondere Lernereignisse (Beobachtungen, Erfahrungen und Reflexionen) werden von den Studierenden schriftlich festgehalten. Der Prozess wird fotografisch (mit Handykamera) dokumentiert und auf der Online-Plattform Sharepoint geteilt und diskutiert. Reflexionen über neue Lernerfahrungen und Diskussionen zu Diskursen über Inklusion und Kunst sind wichtige Elemente des Konzepts.

Der Austausch von neuen inklusions- und kunstdidaktischen Erkenntnissen kann über die Frage, wie diese miteinander verknüpft werden können, zu neuen forschungsrelevanten Denkansätzen führen.

 

- Der inklusionsdidaktische und der kunstdidaktische Aspekt:

Das Projekt ermöglicht den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Selbststeuerung im Rahmen der Kooperation. Durch ein gemeinsames Arbeiten an einem gemeinsamen Ziel steht die Anerkennung von individuellen Potentialen in Hinblick auf ein wechselseitiges Lernen in der heterogenen Gemeinschaft im Vordergrund. Diese Erfahrungen sind prägend für notwendige didaktische Entscheidungen sowohl im Bereich der Inklusiven Pädagogik als auch in der künstlerischen Bildung.

 

Da dieses Projekt auf Bild- und Körpersprache aufbaut, ist die Dokumentation des Projekts durch Fotos unerlässlich. Hier finden Sie die einzelnen Projektbeschreibungen, Fotos und Videos zu den Projekten:

www.reginaaltmann.com/projektbeschreibung

 

Ziele:

Wenn wir es schaffen, die inklusive Haltung der künftigen Pädagoginnen und Pädagogen zu fördern, steigt die Chance, dass Heterogenität von Lerngruppen künftig nicht als Hindernis, sondern als Katalysator für inklusive Lernprozesse betrachtet und inklusive Pädagogik auch an den Pflichtschulen möglichst in allen Fachbereichen praktiziert wird.

Ausgehend von diesem Denkansatz schafft das „Inklusive Kunstprojekt“ außerhalb der gewohnten Strukturen der Hochschule einen Begegnungsraum zwischen Studierenden und beeinträchtigten Menschen, mit dem Ziel, die inklusive Haltung der Studierenden durch initiierte künstlerische Interaktionen zu fördern.

Mittels Bild- und Körpersprache können alle Teilnehmer/innen ihre Gefühle und Phantasien abseits sprachlicher Barrieren ausdrücken und den Prozess des Projekts mitgestalten.

Die Auseinandersetzung mit neuen Rollenbildern aus verschiedenen Perspektiven und das Reflektieren der eigenen und kollektiven Beurteilungskriterien gegenüber beeinträchtigten Menschen soll die Studierenden zu einem inklusiven Denken und Handeln anregen.

Durch die gemeinsame Arbeit an einem gemeinsamen Ziel (Ausstellung und Performance) steht die Anerkennung von individuellen Potentialen in Hinblick auf ein wechselseitiges Lernen in der heterogenen Gemeinschaft im Vordergrund. Die neuen Lernerfahrungen im Umgang mit beeinträchtigten Menschen lassen sich auf alle anderen Bereiche der Vielfalt und Diversität unserer Gesellschaft übertragen und weiterentwickeln. Sie sind prägend für notwendige didaktische Entscheidungen sowohl im Bereich der Inklusiven Pädagogik als auch in der künstlerischen Bildung. Neben dem Erwerb erweiterter sozialpädagogischer, inklusiver Kompetenzen sammeln die Studierenden im Rahmen des Projekts wertvolle Erfahrungen in Hinblick auf Ausstellungsgestaltung bzw. performative Präsentationstechniken.

 

Verankerung im Curriculum des Bachelorstudiums Primarstufe:

Die beiden ersten Projekte wurden von Regina Altmann 2014 und 2015 in einer ersten Entwicklungsphase mit dem Malatelier St. Pius umgesetzt.

Das Konzept wurde von Regina Altmann modifiziert und zum „Inklusiven Kunstprojekt mit beeinträchtigten Menschen“ weiterentwickelt.

Es wird seit 2016/17 jeweils im Wintersemester im Ausmaß von 2 SWStd.

in Form eines Wahlfaches für alle Studierenden (im Vollzeitstudium als auch im berufsbegleitenden Studium) der Primarstufenpädagogik der PH OÖ angeboten. Das Projekt findet immer geblockt in der lehrveranstaltungsfreien Zeit im Februar statt, damit möglichst alle interessierten Studierenden daran teilnehmen können.

 

Feedback/Evaluierung:

Am Ende des Projekts geben die Studierenden ein schriftliches Feedback über das Projekt. Das Feedback durch die Studierenden war bei allen durchgeführten Projekten ausnahmslos sehr positiv. Dies bestärkt die ständige Weiterentwicklung und die dauerhafte Etablierung des Lehrkonzepts.

Das Feedback vom Jahr 2020 finden Sie hier:

www.reginaaltmann.com/feedback

Nutzen und Mehrwert

Ausgehend von den neuen Lernerfahrungen können die Studierenden kunstpädagogische Aufgabenstellungen und Konzepte auf der Basis von inklusiver Pädagogik entwickeln und umsetzen. Die neuen Erfahrungen im Zusammenhang mit Ausstellungsgestaltung und performativen Präsentationstechniken können in Hinblick auf die schulische Öffentlichkeitsarbeit genützt werden. Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Kooperationspartnern ist die Basis für weitere Vernetzungen mit diesen und anderen Institutionen. Die Förderung der inklusiven Haltung unserer künftigen Pädagoginnen und Pädagogen erhöht die Chance, dass inklusive Pädagogik in Hinkunft auch in der Pflichtschule möglichst in allen Fachbereichen praktiziert wird.
Die Reflexion der neuen Lernerfahrungen ermöglicht neue Denkansätze in Bezug auf Forschungsfragen im Bereich der inklusiven Kunstpädagogik.

Nachhaltigkeit

Das Konzept ist in Ergänzung zu der inklusiven "Künstlerischen Bildung" entwickelt worden und erweitert das kunstpädagogische Lernfeld durch eine lebensnahe Auseinandersetzung mit inklusiven Themen.

Die ersten Projekte wurden 2014 und 2015 im Rahmen der Sonderpädagogischen Ausbildung in Kooperation mit dem Malatelier St. Pius umgesetzt.

Aus diesen Projekten wurde das aktuelle Konzept des "Inklusiven Kunstprojekts mit beeinträchtigten Menschen" von Regina Altmann weiter entwickelt. Es wird seit 2016 erfolgreich umgesetzt.

Die neuen Lernerfahrungen im Zusammenhang mit dem Projekt sind prägend für die inklusive Einstellung der Studierenden. Sie fördern ihre Fähigkeit zu inklusivem Denken und Handeln.

Die Fähigkeit zu inklusivem pädagogischen Handeln wird als Querschnittsqualifikation in allen Fächern angestrebt, daher sind die neuen Lernerfahrungen auf alle weiteren Fächer im Sinne der Inklusiven Pädagogik übertragbar.

Es besteht seitens der Studierenden, des Rektorats und der Institute "Primarstufenpädagogik" und "Inklusive Pädagogik" der Wunsch auf die Weiterführung dieses Projekts.

Akzeptanz

Projektbegleitend wird über den Verlauf des Projekts reflektiert und am Ende des Projekts geben die Studierenden ein schriftliches Feedback über die Lehrveranstaltung ab.

Alle Rückmeldungen zu den umgesetzten Projekten waren ausnahmslos sehr positiv. Die Studierenden sehen in dem Projekt einen hohen persönlichen Lernzuwachs, sowohl im Sinne ihrer Persönlichkeitsentwicklung, als auch in Bezug auf ihre schulische Arbeit. "Meiner Meinung nach ist dieses tolle und lehrreiche Wahlangebot ein MUSS für alle Studierende, die den Kunst- oder Inklusionsschwerpunkt haben, Stress abbauen, aus ihren „Mauern“ befreit werden oder eine andere Perspektive unserer gemeinsamen Welt und Gesellschaft erleben möchten." Zitat Studentin A.

"Niemand muss perfekt sein, sondern es soll ein Miteinander sein, das ist für mich seit diesen Tagen gelebte Inklusion." Zitat Studentin B. Das Wahlfach wird von den Studierenden gerne gewählt. Da die Zahl der Teilnehmer/innen auf 12 beschränkt ist, bekamen bei vergangenen Projekten einige Studierende nur einen Platz auf der Warteliste. Manche der Studierenden nahmen an zwei Inklusiven Kunstprojekten hintereinander teil, was zeigt, dass sie von der Sinnhaftigkeit des Projekts überzeugt sind und entsprechend bereit sind, dafür ihre Zeit zu investieren.

www.reginaaltmann.com/feedback

Aufwand

Durchschnittliche Kosten für Materialien, Ausstellungsfotos,...ca. € 350,--
Jedes "Inklusive Kunstprojekt mit beeinträchtigten Menschen" erfordert viel Vorbereitungszeit bei der Planung.

Positionierung des Lehrangebots

Bachelorstudium, Primarstufenpädagogik ab dem 1. Studienjahr als Wahlfach angeboten, 2SWStd jeweils im Wintersemester, Teilnehmerzahl: 12,

Links zu der/den Projektmitarbeiter/innen
Das Beispiel wurde für den Ars Docendi Staatspreis für exzellente Lehre 2020 nominiert.
Ars Docendi
Nominiert 2020
Kategorie: Forschungsbezogene bzw. kunstgeleitete Lehre
Ansprechperson
Altmann Regina, Mag.a, BEd
Institut für Primarstufenpädagogik
0043 664 4687072
Nominierte Person(en)
Regina Altmann, Mag.a, BEd
Institut für Primarstufenpädagogik
Themenfelder
  • Flexibel Studieren
  • Curriculagestaltung
  • Lehr- und Lernkonzepte
  • Erfahrungslernen
  • Sonstiges
Fachbereiche
  • Kunst, Musik und Gestaltung