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- Fit for reality: Instrumental(Gesangs)pädagogik 02 - Interdisziplinäre Vorlesung und Übung mit Fokus auf Projektarbeit zwischen Theorie und Praxis
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- Lehrpraxis Projektunterricht 1 (Komposition / Musiktheorie)
- Junge Musiker*innen im Spannungsfeld zwischen Kompetenzerwerb, Corona-Beschränkungen und sozialer Einbindung im Sinne ihres gesellschaftlichen Auftrags
- Interdisziplinäres Projekt als künstlerische Abschlussprüfung
- PROJEKTARBEIT HAMBURG – GRAZ
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Lehrpraxis Projektunterricht 1 (Komposition / Musiktheorie)
Ziele/Motive/Ausgangslage/Problemstellung
Ziel dieser Lehrveranstaltung ist es, Studierende der Kompositions- und Musiktheoriepädagogik und Studierende im Lehramtsstudium Musik auf das Unterrichtformat des produktionsorientierten Projektunterrichts vorzubereiten. Begründet liegt dieses Ziel unter anderem in den Lehrplänen der allgemein bildenden Schulen, in denen das Einbeziehen externer Expert*innen – in unserem Fall Komponist*innen – explizit verankert ist. Die Lehrveranstaltung schafft vor allem durch den regelmäßigen Wechsel von Unterrichtsstunden, die die Studierenden selbst an der Schule halten, und der Reflexion bzw. Vor- und Nachbereitung im Rahmen des universitären Seminars die Möglichkeit, erste Erfahrungen mit dieser Form des Teamteachings zu sammeln. Damit erhalten die Studierenden die Gelegenheit, Handlungsoptionen für die spätere Berufspraxis zu erproben und die Chancen und Potenziale der Arbeit im Team selbst praktisch zu erfahren. Nicht zuletzt ergeben sich durch die intensive Erfahrung Kontakte zwischen Studierenden ganz unterschiedlicher Studiengänge und sie bilden Netzwerke, auf die sie nach Ende des Studiums wieder zurückgreifen können. Als Besonderheit spiegelt auch das Leitungsteam genau diese interdisziplinäre Zusammensetzung aus einem Komponisten bzw. Kompositionspädagogen und einer Musikpädagogin bzw. Schulmusikerin. Vorläufer bzw. auch Vorbild dieses nun im universitären Kontext der Kunstuniversität Graz fix etablierten Lehrveranstaltungsformates ist das Projekt „Klangnetze“, welches diese Form der Teamarbeit zwischen Komponierenden, Musizierenden und Lehrenden maßgeblich geprägt hat. Für die Lehramtsstudierenden liegt in dem Projekt zum einen die Chance, anders als es in den üblichen fachdidaktischen Lehrveranstaltungen zumeist die Regel ist, Verantwortung für eine langfristige Unterrichtsreihe und ein öffentliches Unterrichtsprodukt zu übernehmen. Zum anderen erhalten sie durch die Lehrveranstaltung die Gelegenheit, Kontakt zu Studierenden aus künstlerisch-pädagogischen Studiengängen aufzubauen. Dies ist gerade im Lehramtsstudium mit seinen vielen Verpflichtungen an bis zu drei Institutionen eher die Ausnahme und wird von den ihnen besonders positiv wahrgenommen. Für die Lehramtsstudierenden ist eine vielseitige und praktische Ausbildung im Rahmen des Studiums selbstverständlich, und doch ist die Zusammenarbeit mit Künstler*innen nicht zu ersetzen, die mit ihrer ganz eigenen musikalischen Sprache, ihren künstlerischen Vorstellungen und zuweilen unkonventionelleren Sichtweisen auf die Schüler*innen einen unverzichtbaren Beitrag für künstlerische Projekte in der Schule liefern.
Kurzzusammenfassung des Projekts
Die Lehrveranstaltung „Lehrpraxis Projektunterricht 1 (Komposition / Musiktheorie)“ bietet jedes WS die Gelegenheit für Studierende aus der Kompositions- und Musiktheoriepädagogik und Studierende aus dem Lehramtsstudium, gemeinsam im interdisziplinären Team mit Schüler*innen einer Partnerschule eine eigene Komposition zu einem selbst gewählten Thema zu entwickeln, sie zu üben und öffentlich auf der Bühne zu präsentieren. Die Studierenden unterrichten in regelmäßigen Abständen über das Semester hinweg ihre Lerngruppe, sie werden dabei unterstützt durch die Musiklehrkräfte der Klassen und das Leitungsteam der Lehrveranstaltung hospitiert im Unterricht. Die individuelle Reflexion des Unterrichts wird unter Nutzung des Moodle-Journals gemeinsam mit jedem*r Studierenden im Dialog mit dem Leitungsteam schriftlich durchgeführt. In den LV zwischen den Schulbesuchen wird der gehaltene Unterricht mit der Gruppe reflektiert, es werden je nach Bedarf pädagogische Themen besprochen und die Studierenden präsentieren und diskutieren ihre Planungen und Ideen für den weiteren Verlauf. In den letzten Jahren konnte eine Zusammenarbeit mit fünf Grazer Schulen (MS, BWRG, AHS) aufgebaut werden. Zusätzlich wurde eine Kooperation mit der Grazer Oper eingerichtet, sodass die Kompositionen der Schüler*innen im Rahmen der Schülerkonzertreihe im Opernhaus zur Aufführung gelangten. Weitere öff. Aufführungen an der KUG ließen Schüler*innen und Studierende erleben, wie ihre Arbeit große Würdigung erfährt.
Kurzzusammenfassung des Projekts in englischer Sprache
The course „practicum composition – project teaching 1“ teams up students of composition and music theory pedagogy, and students in music teacher training in order for them to co-teach school students from a partnering school. The interdisciplinary student teams facilitate the music classes and help them decide on a relevant topic, develop their own group composition, practice them and at last present them in a public concert. The students teach their music class regularly during the semester, they are supported in their endeavor by the school music teachers and the lessons are observed by the lecturer team. Individual feedback and reflection on the lessons are organized in form of written dialogues through the moodle function “journal” between each student and the lecturers. In the weeks in between their classroom teaching, the group of students comes together for the university course in order to reflect on their lessons and to prepare and discuss the next steps. Collaboration was established with five schools in Graz (lower and upper secondary). A collaboration with the Graz Opera was also established, which allowed for the compositions to be included in the student concert series of the Opera House. A public final concert at the KUG is an important and necessary part of the university course, since it allows for students and student teachers to experience the atmosphere and surroundings of performing the products of their project, a musical composition, live on-stage.
Nähere Beschreibung des Projekts
Die Lehrveranstaltung „Lehrpraxis Projektunterricht 1 (Komposition / Musiktheorie)“ ist Teil des umfangreichen Lehrpraxisangebotes im Rahmen des Studiums der Kompositions- und Musiktheoriepädagogik an der KUG. Da das Curriculum der Kompositions- und Musiktheoriepädagogik institutsübergreifend konzipiert ist, ist es in diesem innovativen hochschuldidaktischen Lehrveranstaltungsformat möglich, den Gedanken des Teamteachings, der für das Komponieren im Klassenkontext charakteristisch ist, auf mehreren Ebenen umzusetzen: auf der Ebene des Leitungsteams als auch auf derjenigen der Studierendengruppen. Die Lehrveranstaltung ist eine Pflichtlehrveranstaltung für Studierende der Kompositions- und Musiktheoriepädagogik und zugleich als freies Wahlfach für Studierende im Lehramtsstudium geöffnet. Sie ist damit eine gemeinsame Lehrveranstaltung zweier Institute, des Instituts für Komposition und des Instituts für Musikpädagogik. Im Studienjahr 2017/18 war diese Lehrveranstaltung das erste Mal für Studierenden aus dem Lehramtsstudium anwählbar, allerdings fand in diesem Pilotdurchlauf noch keine gemeinsame Abhaltung durch zwei Lehrende statt, was mit ein Grund dafür gewesen sein dürfte, dass das Angebot von den Lehramtsstudierenden zunächst nicht angenommen wurde. Im Studienjahr 2018/19 wurde die Lehrveranstaltung dann das erste Mal im Teamteaching abgehalten und infolgedessen konnten auch Lehramtsstudierende für die interdisziplinäre Projektlehrveranstaltung geworben werden. Sie wird aktuell von einem Team geleitet, das sich aus einem Komponisten bzw. Kompositionspädagogen und einer Musikpädagogin zusammensetzt. Die Studierenden bilden ebenfalls Teams aus jeweils einer bzw. einem Kompositionspädagog*in und einer bzw. einem Musikpädagog*in.
Weil so ein Projektunterricht in der beruflichen Praxis sowohl für Komponist*innen als auch für Pädagog*innen eine ungewohnte Situation darstellt, kann diese Form der Teamarbeit bereits während der universitären Ausbildung Verständnis für die Bedürfnisse und Zugänge der jeweils anderen Seite schaffen und ermöglicht somit Bezüge zwischen wissenschaftlichen Theorien und Methoden und der Berufs- und Lebenspraxis. Eines der Ziele ist es, Künstler*innen die notwendigen pädagogischen Kompetenzen zu vermitteln, z. B. einen Workshop an einer Schule leiten zu können und Lehrer*innen das Verständnis für die Rahmenbedingung künstlerischer Prozesse zu vermitteln, damit sie diese bestmöglich begleiten und unterstützen können.
Aktuell ist die Lehrveranstaltung so konzipiert, dass im Wintersemester (Lehrpraxis Projektunterricht 1) ein Projekt in Zusammenarbeit mit einer externen Partnerschule aus dem Bereich der Sekundarstufe, im darauf folgenden Sommersemester (Lehrpraxis Projektunterricht 2) mit einer Schule aus dem Bereich der Primarstufe durchgeführt wird. Die Lehrveranstaltung im Bereich der Sekundarstufe bietet sich für die Öffnung in Richtung des Instituts für Musikpädagogik an, da die Studierenden im Lehramtsstudium ebenfalls für die Sekundarstufe ausgebildet werden. Bei der Auswahl der Partnerschulen wird im Sinne der Sensibilisierung für gesellschaftliche Ungleichheiten von Seiten der Lehrveranstaltungsleitung darauf geachtet, ein die schulische Realität abbildendes Verhältnis von Schulen ohne bzw. mit musikalischem Schwerpunkt auszuwählen, was bedeutet, dass die überwiegende Arbeit mit Schüler*innen ohne musikalische Vorbildung stattfindet.
Das Grundkonzept der Lehrveranstaltung ist, dass sich Schulbesuche und Teamsitzungen an der Universität abwechseln, damit zwischen den Schulbesuchen Räume für Reflexion und neue, situationsbedingte Inputs geschaffen werden. Voraussetzung zur Teilnahme für die Studierenden der Kompositions- und Musiktheoriepädagogik ist der Abschluss der entsprechenden Didaktik-Lehrveranstaltungen, die inhaltlich auf die Lehrpraxis vorbereiten.
Die Inhalte der Seminarsitzungen lassen sich in drei große Themenkomplexe unterteilen:
1) Vor- bzw. Nachbesprechung der jeweils gehaltenen Unterrichtsstunden. Diese Phase erfordert den mit Abstand größten Zeitanteil.
2) Ergänzende didaktische Inputs, wie z. B. Praxistipps für das Classroom-Management, die Organisation von Gruppenarbeiten oder das Formulieren guter Arbeitsaufträge.
3) Behandlung von Themen, die situationsbedingt während des Unterrichtens aufgetreten sind, wie z. B. der Umgang mit Konfliktsituationen in der Gruppenarbeit von Schüler*innen einer Lerngruppe.
Der Unterricht der Studierenden wird vom Leitungsteam jeweils wechselnd hospitiert, sodass eine engmaschige Begleitung und Beratung der Studierenden gewährleistet werden kann. Parallel zur Unterrichtspraxis und den Seminarsitzungen wird von den Studierenden zur Reflexion der eigenen Unterrichtstätigkeit bzw. der gesamten Lehrveranstaltung ein Lerntagebuch auf der E-Learning-Plattform der KUG geführt. Die Lernplattform dient auch der Sammlung sämtlicher Stundenverlaufspläne sowie deren Weiterentwicklung nach der Diskussion im Team, sowie dem Informationsaustausch in Bezug auf die Organisation der Aufführungen, weitere Materialien etc. Die konsequente Einbindung der Lernplattform in die Konzeption der Lehrveranstaltung hat es uns auch ermöglicht, das Format in Zeiten von Corona an die geänderten Rahmenbedingungen anzupassen und die Lehrveranstaltung auch in Kombination mit dem Homeschooling unserer Partnerschulen weiterzuführen.
Am Ende des Semesters findet jeweils eine Aufführung statt, die im Rahmen eines großen, öffentlichen Konzertes „außer Haus“ stattfinden kann. Dadurch wird das Selbstwertgefühl der Schüler*innen und der Wertigkeit des Projektes im schulischen Kontext gestärkt. Aktuell wird die Präsentation der Ergebnisse aus dem Komponieren im Klassenkontext in einem gemeinsamen Konzert mit den Arbeiten der Kompositionsklasse für Kinder und Jugendliche vorgestellt. Diese Kinder und Jugendlichen werden ebenfalls von Studierenden, allerdings im Rahmen der „Lehrpraxis Komposition (Einzelunterricht)“, betreut. Das gemeinsame Konzert verfolgt zwei Ziele. Auf der einen Seite bietet es den Komponist*innen aus den Schulklassenprojekten die Chance, individuelle Kompositionen von Gleichaltrigen zu erleben und damit vielleicht das Selbstvertrauen zu gewinnen, eigene musikalische Gedanken, die während des Projektunterrichts entstanden sind, eigenständig weiterzuentwickeln. Auf diese Weise wird der Aspekt der Nachhaltigkeit des Komponierens im Klassenkontext in den Blick genommen, da das Komponieren in Schulklassen ja in der Regel in kleineren oder größeren Gruppenprozessen stattfindet, hier aber ein möglicher Weg in Richtung des individuellen Komponierens eröffnet wird. Auf der anderen Seite trägt dieses „kombinierte Präsentationsmodell“ auch dem Umstand Rechnung, dass die Praxisfelder der Kompositionspädagogik im Kontext allgemein bildender Schulen und das Praxisfeld der Kompositionspädagogik in der Musikschule im Zuge der Entwicklung ganztägiger Schulformen zunehmend verschwimmen und mittelfristig zu einem gemeinsamen Praxisfeld zusammenwachsen werden. Die Lehrveranstaltung leistet damit einen wesentlichen Beitrag, die Studierenden auf diese Entwicklung der beruflichen und gesellschaftlichen Praxis vorzubereiten.
Die schriftlichen Rückmeldungen der Studierenden über den Wert und die Besonderheit des Projektunterrichts zeigen, inwiefern sie die avisierten Ziele der Lehrveranstaltung mit ihren verschiedenen Bausteinen wahrgenommen haben. So nahmen sie die Freiheit in der Gestaltung der Unterrichtsstunden, aber umgekehrt auch die Betreuung durch das Leitungsteam positiv wahr: „In der Schule hatten wir Studierenden, was meiner Meinung nach sehr gut war, unseren ‚Freiraum‘ und durften wir die SchülerInnen in ihren Ideen unterstützten und anleiten. Wobei der Mentor / Beobachter in der Stunde eine gute Idee und auch eine gute Unterstützung darstellte.“ Auch die persönliche Weiterentwicklung durch die praktische Erfahrung wurde dementsprechend vermerkt: „Dieses Projekt hatte sehr viel mit Praxis zu tun. Alles was wir geplant haben, jeden Satz aus unserem Plan mussten wir in der Praxis ausprobieren. Auch das, was nicht sich so gut geeignet hat, haben wir erleben müssen. Das ist eine wertvolle Erfahrung und dafür bin ich sehr dankbar.“ Andererseits wurde die gemeinsame Zeit für die Reflexion der Stundenentwürfe und Berichte aus dem Unterricht sehr dankbar angenommen und als ein wichtiges Angebot identifiziert: „Ich finde die gemeinsamen Besprechung und das anschließende Hinterfragen der Ideen in der Stundenplanung sehr gut. Man hinterfragt sich anschließend selber immer wieder, ob man alles verständlich formuliert hat oder ob man sogar einen Plan B hat wenn Plan A nicht in der Klasse funktioniert.“ Insgesamt ist den Studierenden besonders deutlich geworden, welchen Stellenwert eine gute Planung und Vorbereitung hat, und inwiefern dies in stressigen und hektischen Unterrichtssituationen zur Entlastung beitragen kann: „Für die nächste Planung: je fester und klarer, desto besser für uns und die SuS. Improvisieren wenn nötig, kann man inzwischen immer.“ Gerade für die Kompositions- und Musiktheoriepädagogikstudierenden waren die Praxiserfahrungen in der Schule auch mit für sie ungewohnten Situationen verbunden, auf die dann entsprechend in der Nachbereitung eingegangen werden konnte: „Die Raumsituation hat sich auch teilweise erst während des Stundenverlaufs geklärt. Ich gebe zu, das war stressig, noch eine zusätzliche Stresssituation am Stresshaufen. Mir war auch nicht klar, warum spazieren Kinder anderer Klasse während unserer Stunde auf einmal durch das Zimmer. Hä? Sowas kann man natürlich nicht beeinflussen. Wäre ich sonst unter weniger Stress, würde ich auch die Situation leichter beherrschen. Das war aber nicht der Fall. Deswegen ist die Stressmilderung mit der Vorbereitung verbunden.“ Für die Studierenden ist die Arbeit in den interdisziplinären Teams besonders wichtig und sie bemerken die Stärke, die darin liegt: „Wenn es noch ähnliche Projekte geben wird, bitte behalten Sie die Idee bei, die verschiedenen Institute miteinander arbeiten zu lassen. Das fand ich äußerst angenehm, weil sich dadurch der Blickwinkel unbewusst viel mehr verbreitert, man kriegt einen Einblick in die gewonnenen Kompetenzen verbunden mit dem anderen Institut, und was ich auch noch wichtig finde, man lernt neuen Personen kennen. Einfach die Diversität.“
Ab dem Studienjahr 21/22 werden die Kompositionen der Schüler*innen, die im Rahmen dieser Lehrveranstaltungen entstehen, in der Forschungsstelle für Kinder- und Jugendkompositionsforschung an der Kunstuniversität Graz gesammelt. Sie stehen somit für weitere Forschungen zur Verfügung und bieten auch Ansatzpunkte studentischer Qualifizierungsarbeiten. Die Ergebnisse dieser Forschungen fließen wieder direkt in die Lehre zurück und ermöglichen somit einen nahezu idealen Kreislauf aus Kunst, Forschung und Lehre.
Nutzen und Mehrwert
Durch die gemeinsame Planung, Durchführung und Reflexion der Lehrveranstaltung sind zwar eine intensivere Vorbereitung und mehr Absprachen notwendig, allerdings ergeben sich ebenso Entlastungen für die Lehrenden. Insbesondere durch die Aufteilung in der Hospitation können in der Betreuung der Studierenden mehr Informationen gesammelt werden und die Beratung zwischen den Lehrenden aufgeteilt werden. In der Lehrveranstaltung selbst kann das Leitungsteam von den jeweiligen Kompetenzen des*r Anderen profitieren, sodass jede*r entsprechende Schwerpunkte und Fähigkeiten bestmöglich einbringen kann. So übernimmt z.B. Helmut Schmidinger mit seinen Erfahrungen als Konzertveranstalter die Organisation des Abschlusskonzerts, während Julia Wieneke als Pädagogin einen Großteil des Feedbacks für die Studierenden auf ihre Unterrichtsstunden übernimmt. Trotzdem gibt es keine starre Aufgabenverteilung, sondern die Durchlässigkeit der Teamarbeit resultiert immer wieder in gegenseitiger Unterstützung und Weiterentwicklung der Lehre zu „next practice“. Durch die verschiedenen Perspektiven des Leitungsteams auf die Arbeit in pädagogisch-künstlerischen Projekten ist es möglich, die Studierenden intensiver zu betreuen und breitere Sichtweisen auf Kunst und Pädagogik zu diskutieren. Dazu gehört auch, dass ein neues Selbstverständnis von Lehrpersonen als Teamplayer sowohl innerhalb des Leitungsteams, als auch direkt auf die Studierenden wirkt, wie Abschnitte aus den Lerntagebüchern der Studierenden zeigen. Durch die flexible Nutzung von verschiedenen Medien wird die Lehre nicht erst seit Corona interaktiv gestaltet, z.B. durch die Nutzung des Journals bei Moodle als Lerntagebuch, durch das Hochladen von Unterrichtsplanungen der Studierenden und gegenseitiges Feedback. Gerade in der Corona-Zeit haben die Studierenden allerdings durch die Lehrveranstaltung viel zusätzliches (Medien-) Wissen erwerben können (beispielsweise in Form von Apps wie wonder.me, BandLab, Microsoft Teams etc.). Auf die veränderten Bedingungen im „Corona-Jahr“ 2020-21 wurde mit großem Einsatz aller Beteiligten adaptiv reagiert: Der Unterricht fand online, teils über von Studierenden erstellte Lernvideos oder Live-Videokonferenzen statt, auch die Termine und Unterrichtsstunden wurden an die neuen Gegebenheiten angepasst. Die Schüler*innen erhielten von den Studierenden maßgeschneiderte Aufgaben, wie sie mit digitalen Medien eigene Klänge und Kompositionen erstellen, aufnehmen und bearbeiten konnten. Diese wurden dann hochgeladen und von den Studierenden kommentiert, aufgegriffen und für die Weiterarbeit im Unterricht herangezogen. Insbesondere in dieser schwierigen Situation hat sich die Teamarbeit zwischen den Studierenden, aber auch den Lehrkräften der Schule und dem Leitungsteam als besonders fruchtbarer und wichtiger Faktor herauskristallisiert. In teils wöchentlichen gemeinsamen Online-Meetings erarbeitete das Leitungsteam mit Studierenden und Lehrkräften angepasste Modelle für die einzelnen Lerngruppen, die sich an den oft lange Zeit unklaren oder spontan veränderten Rahmenbedingungen orientierten. Auf diese Weise konnten die Studierenden selbst im Distanzunterricht vielfältige Erfahrungen im zumeist (virtuellen) Umgang mit Schüler*innen machen, konnten ihre Medienkompetenzen erweitern, lernten die Relevanz von wertschätzendem Feedback für Unterrichtserfolge kennen und die Wichtigkeit von gut funktionierender, offener und effektiver Teamarbeit erfahren. Trotz der widrigen Umstände haben die Studierenden viel aus dem diesjährigen Projekt mitgenommen, und obwohl die Lehrveranstaltung formal gesehen bereits beendet wurde, werden alle Studierenden im späten Frühjahr noch einmal gemeinsam mit den Schüler*innen arbeiten, um auch ihnen einen Abschluss auf der Bühne zu ermöglichen.
Die Darstellung des Projektes auf internationalen Konferenzen (EAS 2019 in Malmö, ISME 2019 in Kathmandu) und die Publikation eines Buchkapitels mit double blind peer-review (Wieneke & Schmidinger 2020) ergaben einen zusätzlichen Mehrwert und internationale Sichtbarkeit einerseits für die KUG, andererseits auch für den wissenschaftlichen Output der Lehrveranstaltungsleiter*innen. Das die Wirkung des Projektes aber bis hin zu den teilnehmenden Schüler*innen reicht, kann ein Blick auf das oben verlinkte Video aus dem Projekt „Klang der Stadt“ von 2019 zeigen. Hier hat eine Gruppe von Schüler*innen selbst den Vorschlag aufgegriffen, für das Abschlusskonzert und für das Internet zwei filmische Beiträge selbst zu entwerfen, zu produzieren und zu schneiden. Das Making of-Video ist ein eindrucksvoller Beleg für die kreativen Potenziale, die die Schüler*innen nicht zuletzt durch das Projekt selbst entfalten konnten.
Nachhaltigkeit
Seit der ersten Durchführung im Teamteaching im WS 2018 wurde die Lehrveranstaltung „Lehrpraxis Projektunterricht 1 (Komposition / Musiktheorie)“ in jedem WS in ähnlicher Weise durchgeführt, jeweils an die aktuellen Bedingungen angepasst und weiterentwickelt. Bereits im ersten Jahr ergab sich eine Zusammenarbeit mit dem Opernhaus, es wurden mit Bedacht verschiedene Schulen und Schulformen für die Kooperation hinzugenommen.
Die pädagogisch-künstlerischen Grundgedanken der Lehrveranstaltung wirken bei beiden Lehrveranstaltungsleiter*innen darüber hinaus bis in andere Kontexte hinein. So initiierte Julia Wieneke im WS 2019/20 eine gemeinsame Lehrveranstaltung mit einer amerikanischen Gastforscherin, in deren Rahmen sie eine Kooperation mit einer städtischen Volksschule einrichteten und dort mit den Studierenden Unterricht gestalteten. Helmut Schmidinger hat im WS 2019/2020 ebenfalls im Teamteaching mit VR Constanze Wimmer eine gemeinsame Lehrveranstaltung für Studierende aus den künstlerischen Studien mit dem Schwerpunkt Musikvermittlung zum Thema „Programmgestaltung und begleitende Texte“ initiiert. Die Etablierung der gemeinsamen Lehrveranstaltungskultur wirkt ausgehend von der hier beschriebenen Initiative der beiden Lehrenden demnach bereits in andere Kontexte und Zusammenhänge und ermöglicht eine Adaption auf andere Lehrsituationen. Die angestrebte Organisationsentwicklung hat bereits zu sichtbaren Veränderungen und Weiterentwicklungen geführt. Mittelfristig ist auch die projektweise Einbeziehung von Instrumentalist*innen aus den Reihen der Studierenden der IGP im Sinne der sich auflösenden Grenzen der Praxisfelder Regelschule und Musikschule angedacht, um kompositorische, interpretatorische und didaktische Kompetenzen im Team abzubilden.
Aufwand
Der Aufwand der Projektarbeit besteht vor allem in der gemeinsamen Planung, Durchführung und Reflexion der Lehrveranstaltung, die jeweils mit einer SWS angerechnet wird. Da die Schulstunden und die universitäre Veranstaltung jeweils abwechselnd zur gleichen Zeit stattfinden, ist kein zeitlicher Mehraufwand für die Beteiligten notwendig. Die Organisation der Abschlusskonzerte ist mit einigem zusätzlichen Aufwand verbunden (z.B. Kommunikation mit allen Beteiligten, Begehung), allerdings wird ein Großteil im Rahmen der institutionellen Möglichkeiten durch das Team der Veranstaltungsabteilung übernommen und muss nicht von den Lehrveranstaltungsleiter*innen geleistet werden. Da das Abschlusskonzert gemeinsam mit dem Konzert des Universitätslehrgangs „Komposition für Kinder und Jugendliche“ durchgeführt wird, können auf diese Weise Ressourcen gebündelt werden.
Positionierung des Lehrangebots
Die Lehrveranstaltung „Lehrpraxis Projektunterricht 1 (Komposition / Musiktheorie)“ wird im Rahmen des Bachelorstudiums der Kompositions- und Musiktheoriepädagogik als Pflichtlehrveranstaltung im 7. Semester angeboten. Für Studierende der Schulmusik wird der Besuch dieser Lehrveranstaltung als freies Wahlfach im Bachelorstudium empfohlen, aber auch im Masterstudium sind Anrechnungen möglich.
- Lehr- und Lernkonzepte
- Organisatorische Studierendenunterstützung
- Schnittstelle zum Arbeitsmarkt
- Kommunikation/Plattform für Lehrende
- Curriculagestaltung
- Erfahrungslernen
- Kunst, Musik und Gestaltung